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E-Book

Die berühmtesten Freibeuter und Piraten

Von Blackbeard bis Störtebeker.

AutorHelmut Neuhold
Verlagmarixverlag
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl256 Seiten
ISBN9783843803212
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,99 EUR
Seit dem Beginn der Seefahrt gibt es Piraterie und Freibeuterei auf allen Meeren dieses Planeten. Sie kamen im Mittelmeer während der letzten drei Jahrtausende niemals vollkommen zum Erliegen, sie verunsicherten die Nord- und Ostsee, den Atlantik, die Karibik, den endlosen Pazifik und ganz besonders die asiatischen Gewässer. Schiffe wurden aufgebracht und Küstengebiete angegriffen, es wurde gekämpft, geraubt, geplündert, gebrandschatzt - und getötet. Bedeutende Männer der Geschichte, wie Julius Caesar und Miguel de Cervantes wurden Opfer der Piraterie. Die Abenteuer der Piraten und Freibeuter haben immer wieder die Fantasie der Menschen stimuliert. Mit diesem Buch möchte der Autor einen kompakten, aber fundierten und dennoch unterhaltsamen Überblick über die Geschichte der Seeräuberei von den Anfängen bis in unsere Tage bieten. Es werden bekannte und weniger bekannte Piraten und Freibeuter in kurzen biographischen Skizzen vorgestellt und über die wichtigsten Ereignisse und Schwerpunkte des Seeraubs berichtet. dabei dürfen auch die historischen Zusammenhänge und die sozialen Hintergründe nicht fehlen, da nur dadurch gewisse Entwicklungen verständlich werden. Die wichtigsten Schiffstypen, die Ausrüstung, die Bewaffnung, die Herkunft der Mannschaften und deren Organisation stellen weitere behandelte Bereiche dar.

Dr. phil. Helmut Neuhold, Jahrgang 1959, studierte an der Universität Wien Geschichte und Politikwissenschaft. Er verfasste verschiedene wissenschaftliche Arbeiten mit dem Schwerpunkt Militärgeschichte und biografische Arbeiten. Publikationen bei marixwissen: Die großen Eroberer; Der Dreißigjährige Krieg; Die großen Herrscher Österreichs; Die Staufer.

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Leseprobe

RUND UMS ANTIKE MITTELMEER: HEUTE HÄNDLER, MORGEN SEERÄUBER


„Schweift ihr wohl gar, dem Gewerb der Piraten zu frönen? Kühnlich wagen das Haupt sie und bereiten den anderen Kummer.“

(Homer)

Eine griechische Sage handelt davon, dass eine Gruppe einfältiger Piraten den Gott des Weines, Dionysos, gefangen nahm und ein Lösegeld für ihn erpressen wollte. Der Gott nahm daraufhin die Gestalt eines Löwen an und die erschreckten Piraten sprangen ins Meer, Dionysos verwandelte sie zur Strafe in Delfine. In Homers Ilias und Odyssee finden sich einige interessante Passagen zum Thema Seeraub, dabei schien der Erwerb von Sklaven durch Raub ein allgemein anerkanntes Vorgehen zu sein. Auch hat angeblich die winkelige Anlage von Siedlungen jener Zeit mit ihren sehr engen Gassen damit zu tun, dass man bei Angriffen von See her die Eindringlinge leichter zersplittern und niedermachen konnte.

Niemand kann genau sagen, wann es den ersten Akt von Piraterie in der Geschichte der Menschen gab, doch tauchen in den ersten Berichten über die Seefahrt auch schon solche über den Raub zur See oder von See aus auf. Dieser konnte schon früh große Ausmaße annehmen, wenn man an den Kampf der Ägypter gegen den Angriff der „Seevölker“ denkt. Auch der Raub des „Goldenen Vlieses“ durch Jason und die Argonauten stellt eigentlich einen Akt der Piraterie dar, wenn man annimmt, dass es ihn wirklich gegeben hat.

Schon mehr als 1.000 Jahre vor Christus musste sich ein ägyptischer Einkäufer von Bauholz namens Wen-Amun gegen Seeräuber verteidigen, die an der Levanteküste tätig waren, wie einem Papyrus zu entnehmen ist. Da die Schiffe des Altertums das offene Meer mieden und fast immer in Küstennähe segelten, hatten die Piraten meistens leichtes Spiel. Besonders die Ägäis mit ihren vielen kleinen Inseln, den zerklüfteten Küsten, den vielen Buchten und Grotten war eine ideale Gegend für die Form der küstennahen Piraterie. Bot sich doch dort eine Vielzahl von Verstecken an, von denen aus man leicht und überraschend zuschlagen, aber schwer gefunden werden konnte.

Aber nicht nur in der Ägäis gab es in der Antike Piraterie in größerem Maßstab. So führte der assyrische König Sanherib im Jahre 694 v. Chr. einen groß angelegten Seekrieg gegen chaldäische Seeräuber, die in sein Königreich an der Küste von Elam eingedrungen waren. Dieser Seekrieg im nördlichen Teil des Persischen Golfes scheint die Bedrohung durch die Piraten für einige Zeit beendet zu haben und wurde von den Assyrern groß gefeiert.

Über die Seeräuberei bei den alten Griechen gibt es nur wenige und bruchstückhafte Aufzeichnungen. Die lange Zeit auf dem Meer dominierenden Phönizier betätigten sich sowohl als Händler als auch als Piraten, besonders wenn es gegen fremde Völker ging. Bereits der sagenhafte König Minos von Kreta soll die phönizischen Piraten bekämpft und zahlreiche von ihnen vernichtet haben, berichtete zumindest der Geschichtsschreiber Thukydides. Dass die Griechen selbst niemals der Seeräuberei ganz abgeneigt waren, geht aus anderen Berichten hervor.

So schrieb Thukydides: „Nachdem die früheren Griechen und diejenigen Nichtgriechen, die an der Festlandsküste oder auf den Inseln wohnten, damit begonnen hatten, häufiger zu Schiff miteinander Kontakt aufzunehmen, wandten sie sich der Piraterie zu, und dabei wurden sie von ihren jeweiligen Eliten angeführt, die die Sache um des Gewinnes willen und für den Lebensunterhalt ärmerer Schichten betrieben; daraus, dass sie unbefestigte Städte und dörfliche Siedlungen überfielen und diese ausplünderten, zogen sie den größten Teil ihres Lebensunterhalts; dieser Beruf war noch nicht stigmatisiert, sondern verschaffte im Gegenteil nicht geringes Ansehen.“ (Grieb 2012, S. 26)

Spätestens mit der griechischen Kolonisation weiter Teile des gesamten Mittelmeerraumes ab etwa 750 v. Chr. nahm die Seeräuberei wohl allgemein zu. Im westlichen Mittelmeer trafen die Griechen auf die Karthager und Etrusker, die auch seefahrerisch aktiv waren. Man mochte sich nicht besonders und es gab immer wieder räuberische Aktivitäten gegen Schiffe oder Küstenorte der anderen Völker. Doch kam es auch immer wieder vor, dass griechische Schiffe von Griechen überfallen wurden, wenn sie aus einem anderen Stadtstaat kamen. Herodot berichtete ziemlich beiläufig über die seeräuberischen Aktivitäten der Griechen aus Phokaia. War schon im Frieden das Befahren der Gewässer des Mittelmeeres ein großes Risiko, so war Freibeuterei bei militärischen Konflikten natürlich ein wesentliches Mittel der Seekriegsführung. Und Kriege gab es zur Zeit der griechischen Stadtstaaten sehr viele.

Es gibt einige wenige Darstellungen von Piratenangriffen auf Handelsschiffe auf griechischen Keramiken. Man sieht, dass so manches Piratenschiff eigentlich wie eine griechische Kriegsgaleere gebaut war, inklusive Rammsporn. Schnellen und gut bewaffneten Räubern dieser Art hatten die schwerfälligen antiken Handelsschiffe nichts entgegenzusetzen. Sehr oft wurden aber nur kleinere Ruderboote eingesetzt, die schnell auftauchen und rasch wieder verschwinden konnten.

Viele nutzten die Piraterie und die großen damit verbundenen Gewinne auch für einen raschen Aufstieg. Wie heute wurde in Regionen ohne fest gefügte Territorialität und Staatlichkeit wenig nach der Herkunft des Vermögens gefragt und oft waren Nachkommen in der von Großkriminellen in der zweiten Generation schon regelrecht „nobilitiert“. Wichtig bei Piratengruppen war jedoch immer, dass es eine Hierarchie gab und der Anführer gewisse Privilegien hatte, während allgemein jedoch bei der Aufteilung der Beute ein gewisses Prinzip von Gleichrangigkeit vorherrschte.

Um 530 v. Chr. gab es den räuberischen Flottenkommandanten Polykrates, der als einfacher Seeräuber begann und sich unter Ausschaltung des örtlichen Adels zum Herrn von Samos aufschwang. Er wird als raublustig, kühn, listig und grausam beschrieben. Polykrates eroberte Lesbos und Milet und bedrohte die Schifffahrt in der Ägäis so sehr, dass die meisten ihm freiwillig Tribut zahlten. Die ehemaligen „Kollegen“ vom Beginn seiner Laufbahn als Pirat waren ihm bald unangenehm und er rottete sie alle mit großer Brutalität aus. Schließlich wurde der erfolgsverwöhnte Polykrates immer übermütiger und stieg in die große Politik zwischen Ägypten und Persien ein. Das führte dazu, dass er ein schlimmes, aber für ihn vielleicht angemessenes Ende fand: „Polykrates aber wurde wie ein Pirat ans Kreuz genagelt, und so denn verreckte der wilde Wogenfürst nackt und arm, vom Regen gewaschen, von der Sonne gefleckt…“ (Leip 1969, S. 25)

Herodot berichtete von einem gewissen Dionysios aus der für ihre Seefahrer bekannten kleinasiatischen Stadt Phokaia, der durch Seeraub zu großer Macht, Reichtum und Ansehen gelangte. Dionysios hatte während des Ionischen Aufstandes gegen die Perser im Jahre 495 v. Chr. das Kommando in einer Seeschlacht, die allerdings für die Griechen recht erfolglos verlief. Doch Dionysios konnte drei persische Schiffe kapern und entschloss sich, nicht in seine Heimat zurück zu segeln, sondern weiter einen Kaperkrieg auf hoher See zu führen. Seine Hauptopfer waren phönizische Schiffe, die ihm nach und nach großen Gewinn einbrachten. Mit diesem Kapital begann er dann, sich in größerem Maßstab auf Sizilien als Seeräuber festzusetzen. Von hier aus griff er allerdings nur die Karthager und Etrusker an, während er griechische Schiffe verschonte. Dionysios erlangte große Macht und Reichtum und wurde in seiner Region gefürchtet.

Auch im Peloponnesischen Krieg spielten das Kaperwesen und die Piraterie eine große Rolle, wobei Athen lange Zeit versuchte, sie zu bekämpfen und unter Kontrolle zu bringen. Besonders Sparta setzte während der großen innergriechischen Auseinandersetzung auf angeheuerte Seeräuber, um das wirtschaftlich mächtigere Athen zu bekämpfen. Auch in der spätklassischen Zeit war die Seeräuberei ein bedeutender Faktor der griechischen Lebenswelt und auch die Hauptquelle des Menschenraubs für die Sklaverei. Nun wurde ganz besonders die kilikische Küste zum Schwerpunktgebiet der Piraterie, was sich bis in die Zeit des römischen ersten Jahrhunderts v. Chr. halten sollte. Aber auch Illyrien, einige ägäische Inseln und besonders Kreta wiesen zahlreiche Piratenstützpunkte auf, wobei letzteres darin schon eine lange Tradition hatte.

Der antike griechische Autor Heliodorus von Emesa beschrieb, wie sich so ein Überfall abgespielt haben könnte, als ein phönizisches Handelsschiff von einem Piratenschiff aus Kreta verfolgt wurde: „Als eine Windstille eintrat, mussten wir zu den Riemen greifen, aber die Barke kam immer näher. Dort legten sich alle in die Riemen, und es war ein leichtes Schiff. Auf unserem Fahrzeug herrschte ein fürchterlicher Tumult. Die Leute jammerten und liefen durcheinander… Als einer der Piraten an Bord sprang, ein paar unserer Leute niederschlug, und weitere ihm...

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