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Die Beteiligung der schwarzen Bevölkerungsmehrheit am Südafrikanischen Krieg 1899-1902

AutorAndreas von Bezold
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl84 Seiten
ISBN9783640217595
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis10,99 EUR
Bachelorarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Geschichte - Afrika, Note: 2.0, FernUniversität Hagen, 23 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Südafrikanische Krieg von 1899-1902 ist ein einschneidendes Ereignis in der jüngeren Geschichte Südafrikas und hat wesentlichen Anteil an den Entwicklungen, die die weitere Geschichte des Landes genommen hat. Als Folge des Krieges verschwanden die selbständigen Burenrepubliken, das gesamte spätere Südafrika kam unter die uneingeschränkte Kontrolle Großbritanniens, was letztendlich den Weg freimachte für die Gründung der Südafrikanischen Union 1910. Dieser Krieg wird häufig auch als Burenkrieg, englisch Boer War -Arthur Conan Doyle spricht vom 'Great Boer War'-, oder Anglo-Boer War bezeichnet, mithin als ein Krieg zwischen Weißen, ein 'white man's war'. Diese Terminologie gibt bereits einen Hinweis auf die Frage, die im Mittelpunkt dieser Arbeit stehen soll: War es tatsächlich ein Krieg ausschließlich zwischen Engländern und Buren, zwischen der Kolonialmacht, die 1795 die Macht am Kap übernahm und nach kurzer Unterbrechung dann ab 1806 nicht mehr aus der Hand gab auf der einen, und den Nachkommen der ersten weißen Einwanderer, überwiegend Niederländer, zum kleineren Teil auch Deutsche und französische Hugenotten, auf der anderen Seite? Welche Rolle spielten die Schwarzen, die große Mehrheit der Bewohner Südafrikas? In dieser Arbeit stehen nach einem kurzen Überblick über die Vorgeschichte sowie die Ursachen und den Verlauf des Krieges die Schilderungen Sol Plaatjes über die Belagerung von Mafeking im Zentrum der Untersuchung, gefolgt von einem Blick auf andere Beispiele der Verwicklung der schwarzen Bevölkerung in die Auseinandersetzungen, sowie die Art wie diese Beteiligung in der Geschichtsschreibung gewürdigt wurde. Abschließend werden die Auswirkungen des Südafrikanischen Krieges auf die Schwarze Bevölkerungsmehrheit und deren weitere Rolle innerhalb Südafrikas dargestellt.

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Leseprobe

3. Die Schwarze Bevölkerungsmehrheit und der Krieg

 

3.1 Die Rolle der Schwarzen in früheren bewaffneten Konflikten

 

War bis zum Eintreffen der Briten am Kap das Verhältnis zwischen der schwarzen Bevölkerung und den Buren die Ursache von Konflikten gewesen, so traten daneben seit Anfang des 19. Jahrhunderts die Spannungen zwischen Buren und Briten. Die Buren trafen beim Vordringen nach Norden und Osten während des „Großen Trecks“ ab Ende 1835[93] auf Widerstand der Schwarzen, den sie aber überwinden und ihre beiden Republiken gründen konnten.[94]

 

Farbige Truppen wurden am Kap von der britischen Verwaltung in eigenen Regimentern aufgestellt,[95] in den Grenzkriegen gegen die Xhosa, insbesondere 1846/47 sowie 1850-1853, kämpften Schwarze vom Stamm der Mfengu auf Seiten der Kolonialmacht.[96] Ab 1853 wurde eine permanente Truppe aus 240 Mfengus zur Kontrolle der Grenzregion aufgestellt.[97] 

 

Auf Seiten der Buren kämpfte zum Beispiel eine große Zahl von Swazi 1876 gegen die Pedi.[98] 

 

Im Jahr 1879 schlug die britische Armee die Zulus vernichtend, die zuvor von Großbritannien unterstützt worden waren, gegen den gemeinsamen Feind, die Buren. Nun waren es im Gegenteil die Briten, die den Buren damit Erleichterung vor der Bedrohung durch die Zulus verschafften.[99]  Ebenso besiegten die Briten 1878/79 im von ihnen annektierten Transvaal die Pedi, auch davon profitierten die Buren, die Interessen der Weißen waren in diesem Punkt die selben, nämlich die Schwarzen zu unterwerfen und deren Widerstand zu brechen.[100]

 

Mitte der 1890er Jahre war ganz Südafrika unter weißer Herrschaft, entweder durch Großbritannien oder die Burenrepubliken. Das war erreicht worden, indem die Britische Armee zwischen 1811 und 1879 nach und nach ein Afrikanisches Volk nach dem anderen bekämpfte und besiegte.[101]

 

1880/81 kam es dann zum Krieg zwischen Buren und Briten um den Transvaal, wobei Großbritannien schließlich den Buren wieder einen eigenständigen Staat zugestand.[102] 1880/81 waren unter anderem die Rapulana-Barolong auf Seiten der Buren gestanden, wie später im Krieg 1899-1902 auch.[103]

 

Während in der Phase der Besiedlung durch Weiße und der Expansion der weißen Herrschaft Farbige und Schwarze eine wichtige Rolle spielten und in vielfacher Weise militärisch eingesetzt wurden, wuchs in den späteren Jahren des 19. Jahrhunderts die Ablehnung von Schwarzen bzw. Farbigen als Soldaten durch die weißen Siedler. So wurde das Corps der Farbigen am Kap 1870 aufgelöst.[104]

 

In der Phase der Geschichte Südafrikas, als weder die weiße Herrschaft gesichert war noch die beiden weitgehend unabhängigen Republiken der Buren existierten, sondern noch selbständige schwarze Staatswesen existierten und die Buren im Prozess der Suche nach von Großbritannien unabhängigen Gebieten waren, wurden Schwarze auf beiden Seiten eingesetzt, auch bewaffnet, auch im Kampf gegen andere eingeborene Gruppen. Als sich jedoch die weiße Herrschaft etabliert hatte und kein Schwarzer mehr in einem Gebiet lebte, dass nicht entweder von Großbritannien oder von einer Burenrepublik beherrscht wurde, wurde die Bewaffnung von Schwarzen zunehmend abgelehnt und als potentielle Bedrohung empfunden. Diese Grundhaltung herrschte auch zu Beginn des Südafrikanischen Krieges 1899 vor. 

 

3.2 Die Belagerung von Mafeking: Ein durch das Tagebuch Sol Plaatjes dokumentiertes Beispiel für die Beteiligung der Schwarzen am Südafrikanischen Krieg

 

3.2.1 Die Belagerung von Mafeking

 

Die Befreiung Mafekings nach einer 217 Tage dauernden Belagerung durch die Buren, von Oktober 1899 bis Mai 1900, erregte in Großbritannien großes Aufsehen und wurde überschwänglich gefeiert, die Erleichterung, dass der Großmacht eine weitere Demütigung durch die kleinen Burenrepubliken erspart geblieben war, war enorm.[105] Mafeking wurde zu einem Symbol, eine Art Gegenpol zu den aus Sicht der Briten niederschmetternden Fehlern ihrer Truppen während der sogenannten „Black Week“ im Dezember 1899.[106]

 

Eine solche Welle der patriotischen Begeisterung, ja Hysterie, war in der Britischen Geschichte ohne Beispiel und wurde auch später von den Feiern zum Ende des Ersten oder des Zweiten Weltkrieges an Ausmaß und Intensität nicht wieder erreicht.[107]

 

Der Anteil der Schwarzen jedoch an der letztlich erfolgreichen Verteidigung der Stadt wurde wie deren ganze Beteiligung am Südafrikanischen Krieg so gut wie totgeschwiegen, auch vom Kommandanten Lord Baden-Powell,[108] der gar behauptete, die Schwarzen wären gleich beim ersten Angriff weggelaufen, so dass er sich danach nicht mehr auf sie verlassen hätte können.[109]

 

Tatsächlich jedoch waren Ende Januar 1900, in der Mitte der Belagerungszeit, annähernd 500 Schwarze unter Waffen an der Verteidigung der belagerten Stadt beteiligt.[110] Während des Krieges starben über 2000 unter dem Kommando Baden-Powells stehende Schwarze in Mafeking, entweder von den Buren erschossen oder von Baden-Powell dem Hungertod preisgegeben.[111]

 

In der Nachricht an die Buren vom 10. Dezember, in der Baden-Powell diese zur Aufgabe zu bewegen versucht, macht er die Buren bzw. deren Anführer dafür verantwortlich dass Schwarze zu den Waffen griffen, dazu wären sie provoziert worden durch die Invasion der Buren in das Territorium der Schwarzen, sowie durch den Diebstahl von Vieh.[112]

 

Ohne die Unterstützung durch die Schwarzen, überwiegend Tswana vom Stamm der Tshidi-Barolong,[113] hätte die Belagerung vermutlich nach wenigen Tagen zum Fall Mafekings geführt.[114]

 

Mafeking liegt im äußersten Norden der Kapkolonie, fünfzehn Meilen von der Grenze zum britischen Protektorat Betschuanaland, dem heutigen Botswana, und nur acht Meilen von der Grenze zum Transvaal, der damaligen Südafrikanischen Republik, entfernt.[115]

 

Das Gebiet der Tswana war umstritten zwischen Briten und Buren. In den 1880er Jahren gelang es britischen Truppen die kurzlebigen Burenrepubliken Stellaland und Goschen einzunehmen und das Land der Tswana als Bechuanaland Protectorate, das heutige Botswana, und als Kronkolonie British Bechuanaland zu annektieren, wobei die Kronkolonie 1895 der Kapkolonie zugeschlagen wurde.[116]

 

Mafikeng wurde 1847 von einer Gruppe der Barolong als Vorposten gegen die Buren gegründet.[117]

 

Die Barolong waren im frühen 19. Jahrhundert im Zuge der Mfecane, Kämpfen zwischen schwarzen Stämmen mit enormen Folgen in Form von Macht- und Bevölkerungsverschiebungen, aus dem Norden in die Gegend des späteren Mafikeng bzw. Mafeking gekommen.[118] In den 1870er Jahren ließ sich eine größere Anzahl von Barolong dort nieder.

 

Ihre Siedlung Mafikeng verteidigten die Barolong in der Zeit nach deren Gründung und noch Anfang der 1880er Jahre erfolgreich gegen mehrere Angriffe und Belagerungen der Buren, die das Land rund um Mafikeng für sich beanspruchten.[119]

 

Dass die Briten die Gegend 1885 zum Britischen Protektorat erklärten lag auch an den Bemühungen der Barolong, sich die Unterstützung der Briten gegen die Buren zu sichern.[120]

 

Angesichts der permanenten Bedrohung durch die Buren hatten sich die Tshidi-Barolong wiederholt an die Briten gewandt, und deren Eingreifen und Schutz vor den Buren gesucht. Zu spät mussten sie erkennen, dass die Briten sie nicht als gleichberechtigte Verbündete gegen einen gemeinsamen Gegner ansahen, und dass sie nicht deshalb in den Konflikt eingriffen, um die Souveränität des schwarzen Stammes gegenüber den Buren zu verteidigen, sondern um nun ihrerseits die Herrschaft über die Barolong und deren Territorium zu übernehmen. Denn Briten und Buren standen sich näher als es für die Schwarzen den Anschein hatte, und sie waren sich bei allen Konflikten und Differenzen zumindest in einem Punkt immer absolut einig, nämlich darüber, dass die schwarzen Gesellschaften die sie in Südafrika vorgefunden hatten Teil einer fremder und der ihren unterlegenen Kultur seien.[121]

 

Die Gründung der Siedlung der Weißen, Mafeking, folgte der Erklärung des Britischen Protektorats.[122]

 

Mafeking verdankte seiner Entstehung der Eisenbahnstrecke. Es war bis wenige Jahre vor dem Krieg von 1899-1902 Endstation der Eisenbahnstrecke, aber auch nach...

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