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Die Bilanzierung des Goodwill aus der Kapitalkonsolidierung nach IFRS und US-GAAP

Eine empirische Untersuchung der Bilanzierungspraxis anhand ausgewählter Geschäftsberichte von Unternehmen der Aktienindices Dow Jones und DAX 30

AutorChristoph Lersmacher
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl136 Seiten
ISBN9783638833738
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis27,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich BWL - Rechnungswesen, Bilanzierung, Steuern, Note: 1,0, Universität Paderborn, 81 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Ziel dieser Arbeit ist es, die bestehenden Regelungen des IASB und FASB zur Bilanzierung des Goodwill darzustellen und anschließend anhand einer empirischen Studie zu untersuchen, wie diese Bilanzierungsregeln in der Praxis umgesetzt werden. Dazu werden die Geschäftsberichte des Jahres 2004 der im Dow Jones Industrial Average und im DAX 30 notierten Unternehmen auf ihre veröffentlichten Angaben bezüglich der Goodwill-Bilanzierung unter-sucht und bewertet. Um das angestrebte Ziel zu erreichen, liegt der Arbeit der nachfolgend skizzierte Aufbau zugrunde: Im zweiten Kapitel 'Regelungen zur Goodwill-Bilanzierung nach IFRS und US-GAAP' werden zunächst der Begriff des Goodwill abgegrenzt und seine möglichen Erscheinungsformen dargestellt. Ferner wird erläutert, auf welche Bestandteile der Goodwill zurückgeführt werden kann. Im Anschluss daran werden die Konzeption und der Anwendungsbereich der relevanten Standards des IASB und FASB bezüglich des Goodwill erläutert. Schwerpunkt des zweiten Kapitels ist nachfolgend die Darstellung der Regelungen zur Zugangs- und Folgebewertung des Goodwill nach IFRS und US-GAAP. Die dargestellten Regelungen bilden die Grundlage für die empirische Untersuchung der Bilanzierungspraxis von Unternehmen der Aktienindices Dow Jones und DAX 30, die Gegenstand des dritten Kapitels ist. Im Zuge des dritten Kapitels 'Empirische Untersuchung der Bilanzierung des Goodwill' wird zunächst verdeutlicht, welche bilanzielle Bedeutung der Goodwill bei den notierten Unternehmen des Dow Jones und des DAX 30 in den vergangenen Jahren besaß. Anschließend werden Checklisten entwickelt, mit denen das Publizitätsverhalten der Unternehmen bezüglich der Bilanzierung des Goodwill untersucht wird. Aus den Ergebnissen der Untersuchung werden Publizitätsindices für die im Dow Jones und die im DAX 30 notierten Unternehmen anhand ihrer veröffentlichten Anhangangaben zur Goodwill-Bilanzierung ermittelt und miteinander verglichen. Die im Zuge des Publizitätsverhaltens analysierten Anhangangaben sind für den externen Abschlussleser die einzige Informationsquelle, um Rückschlüsse auf die Bilanzierungspraxis zum Goodwill zu ziehen. Abschließend erfolgt eine kritische Beurteilung der bestehenden Regelungen der IFRS und US-GAAP zur Goodwill-Bilanzierung im Lichte der empirischen Untersuchung. Die Arbeit schließt mit einer Zusammenfassung der gewonnenen Ergebnisse.

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Leseprobe

3 Empirische Untersuchung der Bilanzierung des Goodwill


 

3.1 Vorbemerkung


 

Die empirische Untersuchung basiert auf den veröffentlichten Konzernabschlüssen des Geschäftsjahres 2004 der im Dow Jones und DAX 30 notierten Unternehmen. Der Abschlussleser kann nur auf der Grundlage der publizierten Anhangangaben Rückschlüsse auf die Bilanzierungspraxis zum Goodwill ziehen. Die Grundgesamtheit besteht aus den 60 Unternehmen, die in den beiden Aktienindices am 31.12.2004 notiert waren.

 

Die 30 Unternehmen des Dow Jones stellten ihre Konzernabschlüsse alle nach US-GAAP auf. Im DAX 30 bilanzierten im Geschäftsjahr 2004 19 Unternehmen nach IFRS, neun nach US-GAAP und zwei nach HGB (mit Überleitung auf die US-GAAP).[145]

 

Im Rahmen der empirischen Untersuchung wird zunächst die bilanzielle Bedeutung des Goodwill bei den im Dow Jones und im DAX 30 notierten Unternehmen dargestellt. Danach wird eine Checkliste entwickelt, mit der das Publizitätsverhalten der Unternehmen untersucht und ein Publizitätsindex erstellt wird. Abschließend erfolgt eine kritische Würdigung der Regelungen der IFRS und der US-GAAP zur Bilanzierung des Goodwill im Lichte der empirischen Untersuchung.

 

3.2 Bilanzielle Bedeutung des Goodwill


 

3.2.1 Abschreibungen auf den Goodwill


 

3.2.1.1 Abschreibungen auf den Goodwill im DAX 30

 

Im Geschäftsjahr 2004 nahmen 18 der im DAX 30 notierten Unternehmen Abschreibungen auf den Goodwill vor. Dabei wurde der Goodwill sowohl durch planmäßige als auch durch außerplanmäßige Abschreibungen gemindert. Sieben von den zwölf Unternehmen, die keine Goodwill-Abschreibungen vornahmen, bilanzierten nach US-GAAP. Die fünf übrigen Unternehmen (Altana, Metro, Schering, TUI und Volkswagen), die keine Goodwill-Abschreibungen durchführten, bilanzierten nach IFRS. Da diese fünf Unternehmen in ihrem Konzernabschluss einen Goodwill ausweisen, haben sie von dem Wahlrecht Gebrauch gemacht, die neuen Vorschriften des IASB zur Goodwill-Bilanzierung bereits 2004 anzuwenden. Bemerkenswert ist dabei, dass Altana, Schering und Volkswagen von der retrospektiven Anwendung des IFRS 3 Gebrauch machen, obwohl sie nur einen relativ niedrigen Goodwill ausweisen. Planmäßige Abschreibungen auf den Goodwill hätten folglich nur geringe Wirkungen auf das Jahresergebnis gehabt. Im Gegensatz dazu weisen Metro und TUI ein relativ hohes Verhältnis des Goodwill zum Eigenkapital aus. Bei beiden Unternehmen hätten planmäßige Goodwill-Abschreibungen den Jahresüberschuss erheblich reduzieren können. MAN und RWE haben ebenfalls die neuen Vorschriften des IASB zur Goodwill-Bilanzierung bereits im Geschäftsjahr 2004 appliziert. Im Konzernergebnis der Unternehmen macht sich die Anwendung von IFRS 3 im Saldo nicht bemerkbar, da bei beiden außerplanmäßige Abschreibungen auf den Goodwill anfielen (18 Mio € bei MAN; 492 Mio € bei RWE).[146]

 

Die Auswirkungen von Goodwill-Abschreibungen auf das Jahresergebnis der DAX 30-Unternehmen werden in der nachfolgenden Tabelle 1 verdeutlicht. Beachtlich ist dabei, dass sich der Jahresüberschuss von den nach IFRS bzw. HGB bilanzierenden Unternehmen Allianz, Linde und der Deutschen Telekom ohne Goodwill-Abschreibungen mehr als verdoppelt hätte. Von den neun DAX 30-Unternehmen, die nach US-GAAP bilanzierten, nahmen 2004 nur Infineon und Siemens Goodwill-Abschreibungen vor. Bei Infineon betrugen die außerplanmäßigen Abschreibungen auf den Goodwill 71 Mio €, was einem Anteil am Jahresüberschuss von 116% entspricht. Siemens nahm außerplanmäßige Abschreibungen auf den Goodwill in Höhe von 433 Mio € vor, was einen Anteil von fast 13% am Jahresüberschuss bedeutet.

 

Tab. 1: Auswirkung der Goodwill-Abschreibungen auf das Jahresergebnis bei den DAX 30-Unternehmen im Jahr 2004 (in Mio € bzw. %)[147]

 

 

Auffällig ist, dass mit TUI, Metro und RWE die Unternehmen von dem Wahlrecht der vorzeitigen Anwendung von IFRS 3 Gebrauch gemacht haben, deren Jahresergebnis 2003 durch Goodwill-Abschreibungen sehr hoch belastet wurde (235%, 55% bzw. 103%). Vor allem TUI profitiert vom vorzeitigen Aussetzen der planmäßigen Goodwill-Abschreibungen, da das Unternehmen im Jahr 2003 noch Goodwill-Abschreibungen in Höhe von 648 Mio € (davon 369 Mio € außerplanmäßig) vornahm. Wenn die Goodwill-Abschreibungen aus dem Jahr 2003 auch 2004 angefallen wären, hätte TUI anstatt eines Konzernjahresüberschusses von 532 Mio € ein negatives Ergebnis von -116 Mio € ausweisen müssen. Auch ohne die Berücksichtigung von außerplanmäßigen Abschreibungen hätte sich das Jahresergebnis von TUI von 532 Mio € auf 253 Mio € mehr als halbiert.[148]

 

Die Entwicklung der durchschnittlichen Belastungen der Jahresergebnisse durch Goodwill-Abschreibungen bei den DAX 30-Unternehmen veranschaulicht die folgende Abbildung 12. 2001 betrug der Anteil der Goodwill-Abschreibungen am Jahresergebnis bei den nach US-GAAP bilanzierenden Unternehmen durchschnittlich knapp 94%, d. h. ohne Goodwill-Abschreibungen hätte sich das Jahresergebnis bei den US-GAAP-Bilanzierern um 94% verbessert. Bei den nach IFRS bilanzierenden Unternehmen waren es immerhin noch über 39%. Durch die Einführung des Impairment-Only-Approach sinkt die durchschnittliche Belastung des Jahresergebnisses durch Goodwill-Abschreibungen bei den nach US-GAAP bilanzierenden Unternehmen im Jahr 2002 auf knapp 33%. Demgegenüber wurden die Jahresergebnisse der nach IFRS bilanzierenden Unternehmen mit über 87% belastet, da bei ihnen der Goodwill weiterhin planmäßig abgeschrieben wurde. Auch 2003 haben die nach US-GAAP bilanzierenden Unternehmen wesentlich geringere Belastungen durch Goodwill-Abschreibungen als die IFRS-Bilanzierer (2,7% zu 55,9%). Im Jahr 2004 sind die Belastungen des Jahresergebnisses durch Goodwill-Abschreibungen bei den nach US-GAAP bilanzierenden Unternehmen nur noch unwesentlich geringer als die der nach IFRS bilanzierenden. Diese Tatsache kann zum Teil darauf zurückgeführt werden, dass einige nach IFRS bilanzierende Unternehmen durch die retrospektive Anwendung von IFRS 3 die planmäßigen Goodwill-Abschreibungen vorzeitig aussetzten.[149]

 

 

Abb. 12: Anteil der Goodwill-Abschreibungen am Jahresergebnis (d. h. Verbesserung des Jahresüberschusses ohne Goodwill-Abschreibungen) der DAX 30-Unternehmen in den Geschäftsjahren 2001-2004 (ohne die nach HGB bilanzierenden Unternehmen)

 

3.2.1.2 Abschreibungen auf den Goodwill im Dow Jones

 

Im Geschäftsjahr 2001 betrugen die Abschreibungen auf den Goodwill der im Dow Jones notierten Unternehmen zusammen 9.064 Mio $. Dieser Betrag entspricht einem Anteil von über 31% an der Summe der Jahresergebnisse aller Dow Jones-Unternehmen. Besonders hervorzuheben sind die Konzernabschlüsse des Jahres 2001 von Honeywell und Walt Disney. Ohne Goodwill-Abschreibungen hätte sich ihr Jahresergebnis um 176% bzw. 382% verbessert, mit der Folge, dass beide Unternehmen anstelle eines Jahresfehlbetrages einen Jahresüberschuss ausgewiesen hätten.

 

Trotz der Einführung von SFAS No. 141 und SFAS No. 142 und der damit verbundenen Abschaffung der planmäßigen Goodwill-Abschreibungen wurden 2002 von den im Dow Jones notierten Unternehmen insgesamt Wertminderungen auf den Goodwill in Höhe 9.982 Mio $ vorgenommen.

 

Dieser Umstand kann möglicherweise darauf zurückgeführt werden, dass für die nach US-GAAP bilanzierenden Unternehmen 2002 die einmalige Gelegenheit bestand, große Teile des Goodwill „quasi erfolgsneutral“ abzuschreiben, um so künftig erfolgswirksame Wertminderungen zu vermeiden. Ein im Jahr der erstmaligen Anwendung von SFAS No. 142 ermittelter Wertberichtigungsbedarf ging nicht als laufender Periodenaufwand in das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit ein, sondern wurde stattdessen in der Gewinn- und Verlustrechnung im „Ergebnis aus Änderungen von Bilanzierungsgrundsätzen“ (Cumulative effects of changes in accounting principles) ausgewiesen.[150] Im Geschäftsjahr 2003 zeigen sich erstmals die Auswirkungen des Impairment-Only-Approach, da von den im Dow Jones notierten Unternehmen insgesamt Goodwill-Abschreibungen in Höhe von „nur“ 1.825 Mio $ vorgenommen wurden. 2004 fielen insgesamt lediglich noch Goodwill-Abschreibungen in Höhe 3 Mio $ an.

 

Die Entwicklung der durchschnittlichen Belastungen der Jahresergebnisse durch Goodwill-Abschreibungen bei den Dow Jones-Unternehmen veranschaulicht Abbildung 13. Zum Vergleich wurden die Belastungen der DAX 30-Unternehmen gegenübergestellt. Dabei zeigt sich, dass der Anteil der Goodwill-Abschreibungen am Jahresüberschuss bei den Unternehmen beider Aktienindices rückläufig ist. Es wird deutlich, dass Abschreibungen auf den Goodwill erhebliche Auswirkungen auf die Ertragslage der Unternehmen haben. Die Jahresergebnisse haben sich vor allem bei den nach...

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