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Die Bildung der Menschlichkeit für Erwachsene

Schritte zur Gesellschaft von morgen

VerlagBraumüller Verlag
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl264 Seiten
ISBN9783991002857
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis16,99 EUR
Jeder Mensch beeinflusst die Welt, in der wir leben, ganz wesentlich mit. Wie wir mit uns selbst und miteinander umgehen entscheidet, wie mitmenschlich oder wie unmenschlich die Gesellschaft ist. Mitmenschlichkeit bedeutet, nicht nur auf sich selbst, die engste Familie oder auf seine Freunde zu achten, sondern einen prinzipiellen, grundlegenden Sinn für Gerechtigkeit und Gleichbehandlung allen Menschen gegenüber zu entwickeln. 'Die Bildung der Menschlichkeit' liefert Antworten auf die Grundfrage: Wie können wir in allen Lebenslagen Mitmenschlichkeit konkret lehren, lernen und im Alltag zur Anwendung bringen? Die Inhalte bieten eine Vielzahl an praktischen Übungen, Lehr- und Lernmaterial für alle Altersstufen: Teil I 'Die Bildung der Menschlichkeit für junge Menschen' beleuchtet die 'Menschwerdung' und mit ihr die Lebensabschnitte von der Kindheit über die Jugendzeit bis zum beginnenden Erwachsenenalter. Teil II 'Die Bildung der Menschlichkeit für Erwachsene' befasst sich mit dem 'Mensch-Sein' und dem Aufrechterhalten einer guten Verbundenheit in allen Lebenslagen im Erwachsenenalter. Das vorgestellte Material eignet sich sowohl für das Selbststudium als auch für die Begleitung anderer und nicht zuletzt zur systematischen Weiterentwicklung bestehender Bildungsangebote.

Mag. Dr. Nana Walzer ist promovierte Kommunikationswissenschaftlerin und wirkt als selbstständige Trainerin, Lektorin, Autorin, Vortragende und Moderatorin. Ihre Schwerpunkte liegen in der Persönlichkeitsentwicklung, Beziehungsführung, Identitätsbildung, Leadership und Europa. Bei Braumüller erschienen: Die Kunst der Begegnung (2016) und Die Evolution der Menschlichkeit (Hrsg., 2017)

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Leseprobe

Es ist nie zu spät für mehr Menschlichkeit


Noch besser mit sich selbst und miteinander leben

Der Mensch, als körperliches Wesen betrachtet, hat wie jedes Lebewesen bestimmte Grundbedürfnisse (Essen, Schlafen, Regeneration, Schutz, Gemeinschaft, Anerkennung etc). Es sind vor allem die sogenannten soft skills, also die Fähigkeiten des Geistes und des Gefühlslebens, die es uns ermöglichen, anders als in rein lebenserhaltenden Bahnen zu handeln. Sie befähigen uns Menschen zu mehr als zum reinen Überleben. Sie machen uns menschlich und mitmenschlich. Unsere geistigen und emotionalen Kompetenzen erlauben uns, über uns selbst hinauszudenken und nicht nur in unserem eigenen Sinne zu handeln. Aus Sicht der Evolution betrachtet, begründet die Fähigkeit zum Miteinander den Erfolg des Überlebens der Menschheit. Aber genau diese Entwicklung führte uns an die heikle Stelle in der Evolution der Gesellschaft, an der wir heute stehen.

Menschlichkeit als Problem und Lösung zugleich

In unserer hoch arbeitsteiligen, stark verflochtenen und zunehmend komplexer werdenden Welt kann das Überleben des Einzelnen nur mehr durch das Zusammenwirken vieler gesichert werden. Das gemeinsame Funktionieren bedarf der Abstimmung und Aufteilung von für das Überleben aller notwendigen Tätigkeiten und Ressourcen ebenso wie des Teilens von Informationen, die dafür nötig sind. Zugleich erleben sich immer mehr Menschen als isoliert und abgekoppelt. Mit zunehmender Individualisierung und Fragmentierung der Gesellschaft stehen wir von dem Problem gnadenloser Überforderung durch ein „Zuviel“ an Lebenswelten. Die Welt ist ein Dorf geworden, aber das Dorf ist so groß, dass uns das Leid überwältigt, Zusammenhänge zu komplex und Lösungen kaum sichtbar sind. Es sind aber genau hier an dieser Stelle des gelingenden Miteinanders oder der sich weiter spaltenden Gesellschaft die Menschlichkeit und die Mitmenschlichkeit, die uns durch die unauslotbaren Tiefen und gefährlichen Untiefen des Lebens leiten können.

Der Mensch zwischen gestern und morgen

Die Digitalisierung hat quasi als Speerspitze der ihr zivilisationstechnisch vorangegangenen Wellen von Industrialisierung und konsumorientierter Marktwirtschaft der Wohlstands-, Erlebnis- und Informationsgesellschaft den Weg geebnet. Wir leben heute in einer Umwelt, die zugleich analog und digital geformt und erfahren wird. Für das analoge Zusammenleben gab es noch ein, zwei Generationen zuvor klarere Regeln. Mit Kriegsende entfaltete sich in Westeuropa das friedliche Miteinander entlang der internationalen wirtschaftlichen Verflechtungen, die wiederum durch den wirtschaftlichen Aufschwung des Wiederaufbaus genährt wurden. Was lange Zeit gut lief und eine Erwartung des „immer besser“ hervorrief, kippte in den 2000er-Jahren, spätestens mit der Finanzkrise 2007/2008 in eine Rat- und Hilflosigkeit, die bis heute die Bevölkerung – auf allen Altersstufen anders – verunsichert. Die Jungen sehen keine klaren Lebenswege mehr vor sich, die mittlere Generation hat das Prekariat erreicht, sie kann sich zunehmend weder des fixen Einkommens noch der Pension sicher sein und die Älteren fühlen sich mitunter fremd, unbedeutend und unbeweglich in dieser neuen Welt. Was vor einigen Jahrzehnten noch für alle Generationen zumindest generell vorhersehbar schien, nämlich ihr Lebensweg und die äußeren Umstände, was einst planbar, überschaubar und erklärbar war, wurde mittlerweile zu einer unkontrollierbaren Umwelt, die völlig andere Lösungsfindungskompetenzen, Denk- und Verhaltensweisen braucht, als es früher der Fall war. Gewalt ist keine Lösung. Guter Wille reicht schon lange nicht. Entertainment, Image und Werbung mobilisieren zum Konsum, befähigen aber nicht zur Innovation. Die Selbst- und Mitverantwortung muss neu gelernt und in einem sich verändernden Umfeld angewandt werden. In wechselnden Herausforderungen schleudert es mittlerweile die stabilsten Systeme, egal ob es politische, soziale oder wirtschaftliche sind.

Überleben zwischen realer und virtueller Welt

Während manche Menschen durch ein hohes Maß an Bildung bei gleichzeitiger Prägung durch ein wertebasiertes soziales Umfeld den Spagat zwischen Derealisierung und mitmenschlichem Verhalten meistern, reiten andere Menschen auf der digitalen Welle und schöpfen dort durch Manipulationen aller Art (im Finanzwesen, durch Informationssteuerung, Manipulation von Meinungen, Big Data, Datenhandel etc.) ungleich mehr Wert ab, als es durch analoge Tätigkeit möglich wäre, ohne sich für die Mitmenschen, die dies nicht tun/können, (mit) verantwortlich zu fühlen. Wieder andere existieren relativ abgekoppelt vom Zugang zur und dem Verständnis für die virtuelle Welt. Sie werden passiv durch sie manipuliert, ohne die Zusammenhänge zu verstehen, fühlen sich abgehängt oder verweigern sich dem Wandel. Diese verschiedenen Spaltungen in der Gesellschaft führen dazu, dass das generelle „Miteinander“ derzeit wieder massiv durch radikal die Gesellschaft teilende Bewegungen bedroht wird.

Die Leitunterscheidungen unserer Gesellschaft

Digital/analog, urban/ländlich, bildungsnah/bildungsfern, mobil/statisch, global/regional, mental und emotional offen/verschlossen, geistig/handwerklich arbeitend, an der Gesellschaft teilnehmend/sich von ihr ausgeschlossen fühlend, älter („pre-digital Natives“)/jünger („digital Natives“), patriarchal geprägt/mit dem Anspruch der Gleichberechtigung aufgewachsen, reflektiv/instinktiv, leistungsorientiert/lebensqualitativ ausgerichtet, schnell/langsam, anpassungsfähig/unflexibel, traditionalistisch/fortschrittlich, monokulturell/multi- oder transkulturell – solche und ähnliche Leitunterscheidungen lassen Menschen heute in ihrem Selbstverständnis, in ihrer Weltsicht, in ihren Verhaltensweisen und in ihren Erwartungen an die Einstellungen und Verhaltensweisen anderer massiv auseinanderdriften. Mit der einhergehenden Diversifizierung der Gesellschaft(en) und der zunehmenden Individualisierung drängt sich die große Frage nach der eigenen Identität auf. Zu wissen, wer man ist und wo man dazugehört, ist eines der Grundbedürfnisse des Menschen. Aber: Wer bin ich, wenn alle anders sind? Wenn jeder einzigartig ist? Die Antwort darauf wäre eigentlich höchst logisch und ganz einfach. Sie bedürfte keinerlei aggressiver Methoden der gegenseitigen Ab- und Ausgrenzung – ganz im Gegenteil. Wenn Menschen bereit dazu wären, sie zu hören, wäre ein gutes Zusammenleben in der Tat trotz und in aller Unterschiedlichkeit einfach und machbar: Wir sind alle Menschen. Mit denselben Grundbedürfnissen. Diese gilt es zu befriedigen. Wie wir dies tun und welche Rolle wir dabei in unserer arbeitsteiligen Gesellschaft einnehmen, bleibt dabei den Individuen überlassen. Aber genau an diesem „Wie“ scheinen sich die Geister zu scheiden. Mittlerweile geht es nicht mehr darum, welche Arbeit jeder Mensch ausübt, um seinen Dienst an der Gemeinschaft zu leisten und sein Überleben zu sichern. Es geht vielmehr darum, wie das Gemeinsame aussieht, nämlich als kleiner Kreis (exkludierend) oder größer gedacht, bis hinauf zur Globalgesellschaft (inklusiv). Mit den unterschiedlichen Identifikationsformen ändert sich auch das mitmenschliche und mitverantwortliche Verhalten.

„Jeder gegen jeden“ oder „wir miteinander“, das ist hier und jetzt die große Frage.

Würden wir anerkennen, dass alle Menschen als Individuen einzigartig sind und dass zugleich jeder Mensch ein Recht auf die Befriedigung seiner Bedürfnisse auf seine individuelle Art hat, bräuchten wir uns nur mehr der gerechten Verwaltung der individuellen Zugänge zur Bedürfnisbefriedigung zu widmen. Dann ginge es nur mehr darum, einen funktionellen transkulturellen Rahmen zu schaffen, in dem die Menschen frei und gleich, sicher und solidarisch jede/r für sich und miteinander existieren können. Betrachten wir etwa die Europäische Grundrechtecharta, so steht vieles davon bereits geschrieben. Und dennoch sind so viele Menschen offenbar (noch?) nicht dazu bereit das friedliche Zusammenleben in aller Vielfalt konstruktiv und kooperativ zu sehen und zu leben.

Warum die Unmenschlichkeit um sich greift

Eigentlich steht jeder Mensch heute vor einer Wahl. Leider ist diese Wahl vielen gar nicht bewusst und sie reagieren auf die unausgesprochene Frage mit Abwehr, Ignoranz, Festhalten am Alten und Gewohnten oder Aggression. Die Frage lautet: Wie positionieren wir Menschen uns – und zwar jede/r Einzelne – entlang der zunehmend unser Leben und unser Zusammenleben bestimmenden Veränderungen? Nennen wir diese Veränderungen technologische Entwicklungen (die Technologie steht hier stellvertretend für all die anderen Leitunterscheidungen, die weiter oben angesprochen wurden). Um diese Frage zu beantworten, ist es zunächst notwendig, die jede/n Einzelne/n...

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