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E-Book

Die böse Mutter

Warum viele Frauen dick werden und bleiben

AutorCatherine Herriger
VerlagEdel Elements - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl224 Seiten
ISBN9783955307943
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis2,99 EUR
Wie falsch verstandene mütterliche Liebe zu Ess-Sucht führen kann Frauen mit massivem Übergewicht leiden nicht nur unter ihren Pfunden, und den Reaktionen ihrer Umwelt, sondern auch unter mangelndem Selbstvertrauen und sexuellen Schwierigkeiten. Eine ganz spezifische und fatale Mutter-Tochter-Bindung - so die erfahrene Psychotherapeutin Catherine Herriger - bildet meistens die Ursache für das Entstehen der Ess-Sucht. Endlich ein Buch, das diese verheerenden Zusammenhänge aufschlüsselt! Mit zahlreichen Fallbeispielen.

Catherine Herriger ist Diplompsychologin, Coach und Beziehungstherapeutin. Sie ist Autorin zahlreicher Sachbücher, darunter Wandervögler - Warum Männer unbedachter fremdgehen, Die Böse Mutter und Bis dass der Tod euch endlich scheidet. Catherine Herriger ist verheiratet, Mutter zweier Söhne und lebt in Bern, wo sie auch in eigener Praxis tätig ist.

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Leseprobe

ZUM GELEIT


Als mich Catherine Herriger fragte, ob ich nicht eine Einleitung für die Neuauflage ihres Buchs über weibliche Esssucht schreiben möchte, war ich zunächst skeptisch bis abwehrend. Ich bin ein Mann und kenne Binge-Eating-Disorder lediglich aus einer knapp vierjährigen, gescheiterten Beziehung mit Dora, einer esssüchtigen Frau.

»Gerade deswegen« überzeugte mich die Autorin schließlich. »Sie haben eine Erlebnisdistanz, die einen zusätzlich erläuternden Aspekt in diese schwierige Thematik einbringen könnte«, sagte sie.

Fast hätte ich selbst ein Buch geschrieben, so viele Notizen begann ich mir für eine eigentlich nur kurz gedachte Einleitung zu machen. Ich telefonierte einige Male mit Dora und tauschte E-Mails mit ihr aus, um mich zu erkundigen: »Wie genau war das eigentlich damals?« Viele vergessen geglaubte Erinnerungen tauchten wieder auf, darunter auch etliche schöne. Schließlich wurde die Arbeit an dieser Einleitung so etwas wie eine letzte Aufarbeitung einer für mich extrem schwierigen Lebensphase.

Kennengelernt hatten Dora und ich uns auf einer Tagung ihrer Firma, beim Mittagessen. Sie saß oben am Tisch und fiel mir mit ihrer Fröhlichkeit und ihrem extravaganten Kleiderstil auf. Sie hatte deutlich Rubensche Formen und alles an ihr war beim Reden in Bewegung. Sie schien mir vor Leben und Farben nur so zu strotzen. Lebhaft plauderte sie auf einen Tischnachbarn ein und hatte dazwischen ein lautes und ansteckendes Lachen. Während des ganzen Essens paffte sie ununterbrochen Zigarillos. Ich fand sie ungeheuer sexy.

Als ihr Nachbar aufstand, setzte ich mich auf den freien Platz. Da ich Gastreferent war, wusste sie natürlich, wer ich war, und wir begannen, über unser gemeinsames Arbeitsgebiet zu fachsimpeln. Sie gefiel mir immer besser und ich ihr offensichtlich auch. Am selben Abend noch, am Ende der Tagung, verabredeten wir uns fürs kommende Wochenende.

Dann ging das Ganze sehr schnell und wir wurden ein Paar. Ich hatte die größere Wohnung und ganz selbstverständlich zog Dora bei mir ein, nach nicht mal zwei Monaten Bekanntschaft. Wir mussten allerdings gewisse Kompromisse schließen, denn ich bin Nichtraucher. Auch die Tatsache, dass sie sich ständig um ihr Gewicht sorgte, war kein Problem. Ich gewöhnte mich daran, dass sie immer gerade eine neue Diät aus einer Frauenzeitschrift oder einem Fernsehprogramm ausprobieren musste, um sie früher oder später resigniert abzubrechen. Ich fand es sogar amüsant.

Die Probleme begannen ganz woanders. Als langjähriges Mitglied einer Faschingsgesellschaft hatte ich schon immer recht viele Kollegen und Kolleginnen, die es gewohnt waren, bei mir ein und aus zu gehen, ob wir nun probten oder nicht. Ich bin schon immer ein recht geselliger Mensch gewesen – aber das schien Dora zu stören.

Sie fand meine Freunde laut und besitzergreifend und behauptete, ich würde von ihnen ausgenützt, ich sei ja der Gratis-Vorratsschrank für alle. Wenn wir aber bei ihnen eingeladen waren, wollte sie meistens nicht mitkommen und fand tausend Gründe dafür. Auch behauptete sie, sie sei nicht beliebt in meinen Kreisen, man würde sie ablehnen – die Singlefrauen sowieso. Die seien eifersüchtig auf sie und hätten eigentlich ein Auge auf mich geworfen. All meine gegenteiligen mündlichen Versicherungen nützten da nichts. Also ließ ich Dora meine SMS und meine privaten E-Mails lesen, in der Meinung, dass sie sich vergewissern und so endlich Vertrauen fassen könnte.

Meine Eltern mochte sie auch nicht sehr, doch das beruhte auf Gegenseitigkeit. Meine Mutter fand Dora nun mal »bemüht« und »aufgesetzt«, meinem Vater war sie zu laut. Er mag Frauen nicht, die rauchen und gerne im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen. Aber das kratzte mich nicht groß, ich dachte, mit dem Einander-besser-Kennen würde sich dies schon geben.

Am Anfang unserer Beziehung war Dora noch eine feurige Liebhaberin. Mit der Zeit aber kühlte unsere Intimität ab, denn häufig war Dora nicht in der Lage, mit mir zu schlafen, weil sie wegen mir traurig oder sonst wie verstimmt war. Wir führten dann lange Gespräche über meine mangelnde Sensibilität ihr gegenüber und ich gelobte jeweils Besserung, wusste aber gar nicht, was meinerseits überhaupt noch möglich war. Ab und zu hörte ich auch, wie Dora in einem Telefongespräch mit ihrer Mutter wegen mir weinte. Überhaupt ihre Mutter, diese allgegenwärtige Mutter!

Mit dem Vater verstand ich mich gut, er war ein eher distanzierter Mensch. Die Mutter aber kreuzte zu allen möglichen und unmöglichen Zeitpunkten bei uns auf, um Dora irgendetwas Dringendes zu bringen oder zu sagen. Wenn nicht, dann telefonierte sie endlos mit ihr. Wenn ich mal protestierte, meinte Dora nur bissig, dass es ihr mit meinem Freundeskreis ebenso ergehen würde, nie seien wir wirklich für uns.

Ich spürte, wie sich allmählich etwas in mir verhärtete. Ihre Tränen und Aggressionen rührten mich längst nicht mehr so, wie noch am Anfang unserer Beziehung. Ich wurde gereizt, kurz angebunden und »vergaß« immer häufiger, rechtzeitig anzurufen, wenn ich mich verspätete. Meistens hatte Dora dann schon gegessen, wenn ich nach Hause kam. Ich lernte, ihre Wutanfälle etwas einzudämmen, indem ich mich scheinbar zerknirscht bei ihr entschuldigte.

Einen engeren Freundeskreis wie ich besaß sie nicht, sie hatte einfach ihre Leute aus der Firma und von diversen Veranstaltungen her. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass ihr kaum jemand gut genug war, sie konnte sehr hämisch und abschätzig über Menschen sprechen. Hingegen konnte sie kurzfristig total von jemandem begeistert sein, der ihren Rat suchte oder sie für etwas lobte.

Als ich ihr gegenüber kritischer wurde, merkte ich, wie schnell sie sich von harmlosen Bemerkungen verletzt und vor den Kopf gestoßen fühlte. Es war, als würde Dora das Gefühl haben, ständig auf einem großen Präsentierteller zu sitzen, und dass alle rundum sich ein Vergnügen machen, sie anzugreifen. Ein Freund von mir sagte ihr einmal, sie sei ja paranoid. Dora hatte von ihm eine ausdrückliche Entschuldigung verlangt, weil er sie angeblich bei mir »schlechtgemacht« habe mit einer Bemerkung über ihre üppigen Formen.

Dora war nie schlank, wurde aber während unserer Beziehung richtiggehend dick. Sie beschuldigte mich deswegen und bezeichnete meine Gefühle für sie als »flau«. Deswegen sei sie ständig frustriert und suche Trost beim Essen. Dies gab mir sehr zu denken – ich wollte mich wieder mal bessern und Dora all das geben, was sie derart offensichtlich bei mir vermisste. Ich suchte diesbezüglich sogar Rat bei ihrer Mutter, die sich entzückt zeigte, mich gleichermaßen mit Tipps und Schuldzuweisungen zu überschütten. Als Dora davon erfuhr, fühlte sie sich hintergangen. Sie schäumte vor Wut und warf mir vor, mich mit ihrer Mutter gegen sie zu verbandeln.

Es wurde immer schlimmer. Eines Tages sagte mir ein Freund, dass mich Dora wahrscheinlich beschatten ließe, er kenne den Privatdetektiv. Dies wurde der Anlass zum ersten von mir losgetretenen Streit. Ich war schlicht fassungslos und wollte die sofortige Trennung. Doras Reaktion war derart heftig, ihre Liebesbeteuerungen und Entschuldigungen so berührend, dass ich mich wieder mit ihr versöhnte. Sie versprach mir, etwas gegen ihre grundlose Eifersucht und ihre Wutanfälle zu unternehmen, eventuell sogar eine Therapie.

Der Rest unserer gemeinsamen Geschichte ist blanker Beziehungshorror. Wir gingen unendlich vorsichtig miteinander um, feilten an jedem Wort herum, geizten nicht mit Liebesbeweisen, lasen Ratgeber, erwogen eine Paartherapie − und Dora fraß und fraß, offensichtlich ohne jegliches Sättigungsgefühl. Eine lange Weile war sie derart diskret gewesen, dass ich ihre Fressorgien gar nicht bemerkt hatte, nur ihre rabiate Gewichtszunahme. Dies änderte sich nun, sie aß ständig irgendwelches Junkfood, auch in meiner Gegenwart, dazwischen rauchte sie wie ein Fabrikschlot.

Ich hielt es nicht mehr aus, ich wurde immer nervöser und angespannter, schlief schlecht und produzierte eine schmerzhafte Gürtelrose. Meine Ärztin, meine Eltern und mein gesamter Freundeskreis rieten mir dringend zu einer Trennung, aber ich hatte Angst um Dora, auch fürchtete ich mich vor ihren möglichen, allzu impulsiven Reaktionen. Meine Beziehung, mein Leben – alles war ein einziges Schlamassel geworden.

Es war dann Dora, die sich aufraffte und die Trennung durchzog, obwohl ich mich plötzlich doch wieder dagegen sperrte. Aber sie hatte inzwischen eine Therapie begonnen und ihr gestörtes Essverhalten als Krankheit erkannt, als Sucht.

»Weißt du«, erklärte sie mir später, »du hättest mich gar nie genug lieben können, das kann niemand. Ich bin emotional nun mal ein Fass ohne Boden, da kann reingestopft werden, so viel man will, es bleibt nichts drin. Darum fresse ich ja auch wie wild. Dort, wo andere Menschen Selbstsicherheit und Selbstvertrauen besitzen, ist in mir drin nur ein tiefer, gieriger Schlund. Ich werde vorerst mal alleine bleiben und an diesem Loch arbeiten müssen. Aber wir zwei dürfen uns deswegen nicht mehr länger kaputtmachen. Dafür habe ich dich einfach zu lieb.«

Ich war es dann, der laut weinte, als Dora definitiv auszog. Es brauchte Zeit, aber inzwischen sind wir gute Freunde geworden, die sich recht offen miteinander austauschen können. Auch weiß ich nun eine Menge über Esssucht und konnte so einiges an aufgestauten Wut- und Schuldgefühlen gegenüber Dora abbauen, also auch mich wiederfinden.

»Es waren und sind nach wie vor nur klitzekleine Schritte, aber ich spüre mich täglich mehr. Es ist ein gutes Gefühl«, mailte mir Dora...

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