Sie sind hier
E-Book

Die Darstellung und Vermittlung von präsentischen, präteritalen und futurischen Verbalformen des Portugiesischen, Spanischen, Französischen und Italienischen für deutschsprachige Lernende

AutorKarin Weise
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl97 Seiten
ISBN9783668310155
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Fachbuch aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Romanistik - Didaktik allgemein, Note: keine, Universität Rostock (Institut für Romanistik), Veranstaltung: Studium Optimum, Sprache: Deutsch, Abstract: Mit der Veröffentlichung soll ein 'Handbuch zum Erlernen portugiesischer, spanischer, französischer und italienischer Verbalformen im Präsens. Perfekt und Imperfekt sowie im Einfachen Futur für deutschsprachige Lehrende und Lernende' zur Vereinheitlichung des Lehr- und Lernprozesses - auf der Grundlage der Einheit von grammatischen Formen und ihren grammatisch-semantischen Funktionen - führen. Die Themenwahl resultiert aus den Erfahrungen unserer Lehrkräfte bei der Vermittlung und Aneignung von Grammatik im Anfangsunterricht des Portugiesischen, Spanischen, Französischen und Italienischen für deutschsprachige Lernende. Diese Erfahrungen besagen, dass die Fehlerquote bei der kommunikativen Verwendung der Verbaltempora zum Ausdruck gegenwärtiger, vergangener und zukünftiger Handlungen, Prozesse und Zustände in den oben genannten romanischen Sprachen mit ca. 13-16 Prozent als hoch zu bezeichnen ist. Die Notwendigkeit der Bearbeitung des von uns gewählten Themas ergibt sich einerseits aus der gemeinsamen lateinischen Wurzel der von uns gelehrten Sprachen sowie andererseits aus der gemeinsamen Zielstellung des Unterrichts für deutschsprachige Lernende in den Niveaustufen A 1 und A 2 (Basic User), die als Grundlagen für die weiteren Ausbildungs-etappen dienen.

Dr. phil. Karin Weise Studium der Hispanistik/Slawistik an der Universität Rostock sowie Studium der Portugiesischen Sprache und Kultur an der Universität Rostock und am CIAL in Lissabon. Promotion auf dem Gebiet der Portugiesischen Sprachwissenschaft. Zur Zeit tätig als Lehrbeauftragte der Portugiesischen Sprache und Kultur an der Universität Rostock. Häufige Lehraufenthalte / Dozentenmobilität (Deutsche Sprache und Kultur) an den Universitäten UTAD in Vila Real/Portugal, der Universität Genua/Italien und Barcelona/ Spanien.

Kaufen Sie hier:

Horizontale Tabs

Leseprobe

4. Die Vergangenheitstempora Perfectum und Imperfectum des Portugiesischen, Spanischen, Französischen und Italienischen


 

Perfekt/Imperfekt

 

4.1. Theoretische Ausgangspositionen


 

 

Die Beschäftigung mit den Vergangenheitstempora der oben genannten romanischen Sprachen und ihrer Wiedergabe im Deutschen resultiert vor allem aus der Tatsache, dass der Fremdsprachenaneignungsprozess durch das Wissen und Können in der Muttersprache beeinflusst wird, dass die jeweils zu erlernende Fremdsprache zur praktisch beherrschten und schon stark fixierten Muttersprache hinzugelernt wird, wobei in unserem Fall die deutschsprachige Umgebung existent bleibt und demzufolge überwiegt. Zum anderen resultiert die Beschäftigung mit diesem Thema konkret daraus, dass wir uns als Lehrkräfte häufig mit dem Problem konfrontiert gesehen haben, dass das Verständnis der Struktur (Form und Bedeutung) und der kommunikativen Funktion einiger Verbaltempora der romanischen Sprachen (insbesondere im präteritalen Bereich) durch die deutschsprachige Vorprägung erschwert wurde. Daraus erwächst unserem Fremdsprachenunterricht im Allgemeinen und der Grammatikvermittlung im Besonderen die Aufgabe, eine vergleichende Auseinandersetzung mit Erscheinungen der deutschen und den romanischen Sprachen anzustreben, wobei zu beachten ist, „dass sich das objektiv zwischen der Muttersprache Deutsch und der zu erlernenden Fremdsprache bestehende Verhältnis als Äquivalenz, Similarität oder Kontrastivität äußern kann.“ (Rose 1990).[11] Es ist zusätzlich zu beachten, dass es sich bei den Vergangenheitstempora der romanischen Sprachen und des Deutschen um sprachliche Erscheinungen handelt, die in ihren grammatischen Bedeutungen und Funktionen stark voneinander abweichen. Daher gebührt ihrer Kontrastivität mehr Beachtung als den Übereinstimmungen. Eine besondere Aufmerksamkeit gilt daher in unserem Unterricht dem Funktionieren der Vergangenheitstempora in dem System der jeweiligen Fremdsprachen selbst, wobei diese Funktionsvarianten im deutlichen Kontrast zur grammatischen Bedeutung und Funktion des deutschen Perfekts und Präteritums zu vermitteln und anzueignen sind.

 

4.2. Die grammatische Bedeutung und Funktion des lateinischen Perfectum und Imperfectum als Ausgangsbasis für das Verständnis der grammatisch-semantischen Funktionen der präteritalen Verbalformen in den romanischen Sprachen


 

Im Lateinischen funktioniert das Perfekt folgendermaßen:

 

Das Perfekt wird verwendet, um einmalige, vollendete Handlungen in der Vergangenheit zu beschreiben (…). Die Dauer der Handlung ist dabei unwichtig.

 

Romulus et Remus Romam conciderunt. – Romulus und Remus gründeten Rom (…). (Söllner 2010:209)

 

Bene fecistis. – Das habt ihr gut gemacht.

 

Das (…) resultative Perfekt bezeichnet einen Zustand, der in der Vergangenheit begonnen hat und noch in der Gegenwart andauert (…).

 

Neminem Romae novimos, qui hoc sciat. Wir kennen niemanden in Rom, der das weiß (wörtlich: Wir haben niemanden kennen gelernt…).

 

Das Imperfekt wird für Ereignisse der Vergangenheit verwendet, um dauerhafte Zustände oder den Hintergrund einer Handlung zu beschreiben. (Vgl. Söllner 2010:208)

 

Verdeutlicht wird die grammatische Bedeutung und Funktion des lateinischen Imperfectum im Begleitbuch zum Lehrwerk FELIX:

 

„Das lateinische Imperfekt bezeichnet vor allem

 

- Zustände oder den Hintergrund zu einer Handlung in der Vergangenheit: Coloni agros latos non possidebant./Die Pächter besaßen keine großen Äcker.

 

- Wiederholte Handlungen in der Vergangenheit: Populus romanus saepe bella gerebat./Das römische Volk führte häufig Kriege.“

 

(FELIX - Das Begleitbuch 2011:50)

 

Zur Verwendung dieses Verbaltempus wird ein Vergleich zwischen Latein, Deutsch und Englisch gezogen:

 

Wie im Deutschen und Englischen kommen auch im Lateinischen (…) verschiedene Tempora (Zeiten) für Handlungen oder Vorgänge in der Vergangenheit vor. Sie heißen:

 

 

Diese Vergangenheitstempora werden in den drei Sprachen unterschiedlich verwendet.“

 

(FELIX - Das Begleitbuch, ebd.)

 

Ausgehend von dieser Charakteristik bestimmen wir die grammatische Bedeutung und Funktion des lateinischen Perfectum als Erzähltempus im Vergleich zum Deutschen wie folgt:

 

 

Das lateinische Perfectum entspricht mit seinem „Vergangenheitsbezug“ dem deutschen Perfekt und Präteritum in dieser Bedeutung und Funktionsvariante. Es werden Sachverhalte bezeichnet, die vor der Sprechzeit liegen. Es ist kein Modalfaktor enthalten. Diese Variante wird neben der Allgemeinsprache auch in der Dichtersprache gebraucht (als jeweils typisches Tempus der Erzählung). Zu dem entsprechenden Tempus kann eine fakultative Temporalangabe treten, die jedoch an der Vergangenheitsbedeutung nichts ändert. (Vgl. Helbig/Buscha 2001:135)

 

Zum Verständnis des Zusammenwirkens von Perfectum und Imperfectum im Lateinischen und nachfolgend deren Bedeutung und Funktion in den romanischen Sprachen sowie ihres Zusammenwirkens auf der Textebene sei ein Latein-Lehrbuch zitiert:

 

Verwendung des Perfekts und Imperfekts im Text:

 

Servi in agris laborabant, tum nubes regionem velavit.

 

Die Sklaven arbeiteten auf den Feldern; da hüllte eine Wolke die Gegend ein.

 

Das Perfekt ist im Lateinischen vor allem das Tempus für die Darstellung einmaliger Vorgänge, die zum Abschluss gelangt sind. Es ist somit das Tempus, in dem die wesentlichen Ereignisse erzählt werden. Meistens wird es im Deutschen mit dem Präteritum (...) wiedergegeben. Das Imperfekt dagegen beschreibt in diesem Satz den Hintergrund für den Hauptvorgang.

 

(FELIX - Das Begleitbuch 2011:53)

 

Bei der Charakterisierung des Imperfekts gehen wir von der Darstellung in der Textgrammatik der französischen Sprache von Harald Weinrich aus und zitieren aus dieser Monographie:

 

Das Imperfekt wird formal (...) mit den Mitteln der einfachen Tempuskonjugation gebildet. Semantisch ist es durch die Merkmale (ERZÄHLEN) und (UNAUFFÄLLIGKEIT) charakterisiert. Bezüglich der Tempus-Perspektive ist das Imperfekt neutral. Es dient in erster Linie dazu, in Erzählungen den Hintergrund zu bezeichnen: In reliefgebender Funktion alterniert es in schriftlichen Texten mit dem Aorist, in mündlichen Texten mit dem Perfekt und/oder dem Präsens (...).

 

(Weinrich 1989:184)

 

Für die Charakterisierung des Perfekts zitieren wir ebenfalls die Textgrammatik des Französichen von Harald Weinrich:

 

Der Aorist[12] (“Passé simple”) wird formal ebenfalls mit den Mitteln der einfachen Tempus-Konjugation gebildet (...). In seiner Bedeutung ist er durch die semantischen Merkmale (ERZÄHLEN) und (AUFFÄLLIGKEIT) gekennzeichnet. Mit diesen Merkmalen bezeichnet der Aorist in Erzählungen den Vordergrund. In der Tempus-Perspektive ist er, ebenso wie das Präsens und Imperfekt, neutral. Zum Imperfekt (...) steht er (...) durch sein Relief-Merkmal (AUFFÄLLIGKEIT) in Opposition. Erzählungen können also dadurch Relief erhalten, dass der Erzähler zwischen dem Imperfekt und dem Aorist wechselt (...).

 

Das erzählerische Relief mit der Opposition von Hintergrund und Vordergrund kann sich auch in Kleinstrukturen spiegeln. Der Aorist bezeichnet dann das Ereignis, das sich aus einer handlungsärmeren Umgebung heraushebt (...)”.[13]

 

(Weinrich 1989:188)

 

4.3. Das Pretérito Perfeito Simples und Pretérito Imperfeito des Portugiesischen


 

Pretérito Perfeito Simples/Pretérito Imperfeito

 

Der Vergleich von portugiesischsprachigen Texten (Prosa- und Zeitungstexten) mit ihren deutschsprachigen Übersetzungen führt unweigerlich zu der Frage nach den Wiedergabemöglichkeiten des perfektiven und imperfektiven Aspekts im Deutschen. Einem solchen Vergleich auf der Textebene sollte eine Erläuterung der Aspektproblematik im Portugiesischen (und in der Folge für die anderen romanischen Sprachen) vorausgehen.

 

...
Blick ins Buch

Weitere E-Books zum Thema: Sprachführer - Sprachwissenschaften

Duden

E-Book Duden
So schreibt man jetzt! Das Übungsbuch zur neuen deutschen Rechtschreibung Format: PDF

Zahlreiche Übungen zur Wortschreibung. Jeder Übung ist die betreffende neue Regel vorangestellt. Ein Lösungsteil hilft bei der Fehlerkontrolle.   

Duden

E-Book Duden
So schreibt man jetzt! Das Übungsbuch zur neuen deutschen Rechtschreibung Format: PDF

Zahlreiche Übungen zur Wortschreibung. Jeder Übung ist die betreffende neue Regel vorangestellt. Ein Lösungsteil hilft bei der Fehlerkontrolle.   

Koptische Zeugen der Auferstehungsberichte

E-Book Koptische Zeugen der Auferstehungsberichte
- Arbeiten zur neutestamentlichen TextforschungISSN 39 Format: PDF

The present volume examines Coptic (Sahidic) manuscripts of New Testament accounts of the Resurrection from the 4th to 13th centuries. Firstly, textual variants in the Coptic mss. are demonstrated…

Koptische Zeugen der Auferstehungsberichte

E-Book Koptische Zeugen der Auferstehungsberichte
- Arbeiten zur neutestamentlichen TextforschungISSN 39 Format: PDF

The present volume examines Coptic (Sahidic) manuscripts of New Testament accounts of the Resurrection from the 4th to 13th centuries. Firstly, textual variants in the Coptic mss. are demonstrated…

Rhetorik und Stilistik / Rhetoric and Stylistics

E-Book Rhetorik und Stilistik / Rhetoric and Stylistics
- Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft / Handbooks of Linguistics and Communication Science (HSK)ISSN 31/1 Format: PDF

Die Reihe HANDBÜCHER ZUR SPRACH- UND KOMMUNIKATIONSWISSENSCHAFT erschließt einen Wissensbereich, der sowohl die allgemeine Linguistik und die speziellen, philologisch orientierten…

Rhetorik und Stilistik / Rhetoric and Stylistics

E-Book Rhetorik und Stilistik / Rhetoric and Stylistics
- Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft / Handbooks of Linguistics and Communication Science (HSK)ISSN 31/1 Format: PDF

Die Reihe HANDBÜCHER ZUR SPRACH- UND KOMMUNIKATIONSWISSENSCHAFT erschließt einen Wissensbereich, der sowohl die allgemeine Linguistik und die speziellen, philologisch orientierten…

Rhetorik und Stilistik / Rhetoric and Stylistics

E-Book Rhetorik und Stilistik / Rhetoric and Stylistics
- Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft / Handbooks of Linguistics and Communication Science (HSK)ISSN 31/1 Format: PDF

Die Reihe HANDBÜCHER ZUR SPRACH- UND KOMMUNIKATIONSWISSENSCHAFT erschließt einen Wissensbereich, der sowohl die allgemeine Linguistik und die speziellen, philologisch orientierten…

Weitere Zeitschriften

aufstieg

aufstieg

Zeitschrift der NaturFreunde in Württemberg Die Natur ist unser Lebensraum: Ort für Erholung und Bewegung, zum Erleben und Forschen; sie ist ein schützenswertes Gut. Wir sind aktiv in der Natur ...

Berufsstart Bewerbung

Berufsstart Bewerbung

»Berufsstart Bewerbung« erscheint jährlich zum Wintersemester im November mit einer Auflage von 50.000 Exemplaren und ermöglicht Unternehmen sich bei Studenten und Absolventen mit einer ...

bank und markt

bank und markt

Zeitschrift für Banking - die führende Fachzeitschrift für den Markt und Wettbewerb der Finanzdienstleister, erscheint seit 1972 monatlich. Leitthemen Absatz und Akquise im Multichannel ...

Card-Forum

Card-Forum

Card-Forum ist das marktführende Magazin im Themenbereich der kartengestützten Systeme für Zahlung und Identifikation, Telekommunikation und Kundenbindung sowie der damit verwandten und ...

Computerwoche

Computerwoche

Die COMPUTERWOCHE berichtet schnell und detailliert über alle Belange der Informations- und Kommunikationstechnik in Unternehmen – über Trends, neue Technologien, Produkte und Märkte. IT-Manager ...

Deutsche Tennis Zeitung

Deutsche Tennis Zeitung

Die DTZ – Deutsche Tennis Zeitung bietet Informationen aus allen Bereichen der deutschen Tennisszene –sie präsentiert sportliche Highlights, analysiert Entwicklungen und erläutert ...

IT-BUSINESS

IT-BUSINESS

IT-BUSINESS ist seit mehr als 25 Jahren die Fachzeitschrift für den IT-Markt Sie liefert 2-wöchentlich fundiert recherchierte Themen, praxisbezogene Fallstudien, aktuelle Hintergrundberichte aus ...