Sie sind hier
E-Book

Die DJane Bewegung. Weibliche DJs zwischen Aufbruch und Marginalisierung

Weibliche DJs zwischen Aufbruch und Marginalisierung

AutorIsabel Lorenz
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl63 Seiten
ISBN9783638617635
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis17,99 EUR
Magisterarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Musik - Sonstiges, Note: noch keine, Humboldt-Universität zu Berlin (Musikwissenschaft), 47 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Vergegenwärtigt man sich die Präsenz der Frauen an den Plattenspielern in größeren Clubs, so scheint es weibliche DJs nicht in sehr großer Anzahl zu geben. Immer wieder fällt beim Besuch verschiedener Veranstaltungen auf, dass hier männliche DJs den Abend gestalten oder als Hauptakteure auf Plakaten angekündigt werden. Frauen hinter dem Mischpult scheinen im Club eher eine untergeordnete Rolle zu spielen. Gibt es also womöglich keine weibliche DJ Kultur? Die aufmerksame Beobachtung der DJ-Szene zeigt, dass insbesondere seit den 90er Jahren immer mehr Frauen hinter das Mischpult treten. Während vor allem männliche DJs an der herrschenden Kultur teilnehmen und sich in Club-Netzwerken organisieren und dabei ihr Geld verdienen, bilden sich hinter der Fassade Strukturen heraus, in denen sich nun eine DJane-Bewegung begründet. Die Arbeit untersucht bestehende Strukturen der männlichen DJ Kultur und wo weibliche DJs darin platziert sind. Es wird gezeigt, dass weibliche DJs von Ausgrenzung betroffen sind und dass sie, in Bezug auf die Club- und DJ-Kultur, vergleichbar auch mit bestimmten Bereichen der Arbeits-, und Organisationswelt, mit eingeschränkten Aufstiegschancen konfrontiert sind. Es wird gezeigt wie weiblcihe DJs damit umgehen, wie sie sich organisieren und wo möglicherweise auch die Probleme dabei liegen. Am Ende der Arbeit kommen weibliche DJs selbst zu Wort.

Kaufen Sie hier:

Horizontale Tabs

Leseprobe

3. DJ-Kultur und DJane-Bewegung


 

3.1. Der DJ und die DJane


 

DJ ist eine Abkürzung für das englische Wort disc jockey und bezeichnet eine Person die  Schallplatten oder CDs in einer individuellen Auswahl vor Publikum abspielt. Mit Entwicklung der PC Soft- und Hardware und der Herstellung von Bedienelementen wie dem Final Scratch System, ein System aus Laptop, speziellen Platten und einem Laptop-Interface, ist außerdem das Auflegen von Musik in verschiedenen digitalen Formaten (zum Beispiel MP3 oder AIFF) möglich. Das Wort disc jockey ist zusammengesetzt aus disc, Scheibe, und aus dem englischen jockey, was eine allgemeine Bezeichnung für Handlanger oder Arbeiter ist. Der Begriff discjockey ist inzwischen obsolet geworden und die Abkürzung DJ bzw. Deejay hat sich in den Medien, auf Plakaten und Flyern durchgesetzt. [40]

 

Der DJ agiert hauptsächlich als Programmgestalter und Moderator in Diskotheken oder auch im Rundfunk.[41] Weibliche DJs werden oft DJane oder sheDJ genannt, wenn man betonen will, dass es sich um eine Frau handelt.

 

Die wichtigsten Werkzeuge des DJs sind Mischpult, Kopfhörer und je nach Tonträgerart die Plattenspieler, CD-Player oder auch Notebook/Computer und Software zum Abspielen und Bearbeiten der MP3s. Die Entscheidung für ein geeignetes Equipment hängt von der Einsatzmöglichkeit und der Aufgabenstellung des DJs ab.[42] Die Aufgaben eines DJs sind vielfältig und unterscheiden sich je nach Musikgenre und Arbeitsstelle. Es gibt den klassischen Pop-DJ, wie man ihn aus dem Radio oder der Disco kennt. Die Hauptaufgabe des Pop-DJs ist dem Publikum angenehme Musik zu bieten und es gut zu unterhalten. Er spielt Musik, je nach Geschmack des Publikums, aus einem breiten Spektrum von Genres und Charts. Technisch gesehen beschränkt sich seine Arbeit darauf, rechtzeitig die nächste Platte parat zu haben und einen fließenden Übergang zu dieser zu realisieren. Wichtiger als das technische Können ist bei diesem DJ-Typ die Fähigkeit, den Geschmack des Publikums zu treffen bzw. die Stimmung des Publikums zu beeinflussen. Dieser DJ-Typ, der auch häufig als Party- oder mobiler DJ bezeichnet wird, benutzt oft CDs als Tonträgerform, unter anderem, da diese nicht so preisintensiv ist sind Vinyl-Maxis.[43] Schallplatten oder auch MP3s werden häufiger von DJs spezieller Musikrichtungen wie Techno, House oder Breakbeat benutzt, die häufig in Clubs oder auf Partys gespielt werden. Dieser DJ Typ ist ein Spezialist für eine bestimmte Musikrichtung und bemüht sich um eine optimale Auflegtechnik. Hierbei versucht er alle Platten in derselben Geschwindigkeit abzuspielen. Er nimmt sich viel Zeit, um mit Hilfe des sogenannten Crossfaders und vor allem auch der Equalizer seines Mischers zu verschleiern, welche Teile der zu hörenden Musik von welcher Platte stammen. So werden „in einem Technoclub Musikstücke vom DJ so gemixt, dass ein flüssiger Übergang stattfindet. Durch den gleichförmigen, andauernden Rhythmus werden die Tänzer in Bewegung gehalten und zu Stunden langem ununterbrochenen Tanzen animiert. Vom DJ wird technisches Können sowie ein bestimmtes Verhalten im Umgang mit dem Publikum erwartet.“[44]

 

Wieder ein völlig anderer Typus von DJ ist im Umfeld des Hip-Hop und besonders des Turntablism[45] zu finden. Hier wird das Auflegen vor allem als kreatives Ausdrucksmittel angesehen und viel Wert auf technische Beherrschung der Plattenspieler gelegt. Besonders das „Scratching“ [46], das sich auf alle Techniken, die mit einer Schallplatte zu bewerkstelligen sind, bezieht, und das „Beatjuggling“, was die rhythmische Ineinanderreihung von zwei Schallplatten betrifft, haben sich hier etabliert. Der Wettbewerb ist dabei ein wichtiger Faktor der Motivation der DJs in diesem Bereich. Auf so genannten DJ-Battles treffen sich DJs, um unter den Augen einer Jury ihr Können zu beweisen. Eine weitere Form des Disjockeys stellt der Radio DJ dar, der seine Schlüsselstellung als Programmgestalter und musikalischer „gate keeper“[47] im Hauptprogramm von Radiosendern verloren hat. Life DJ-Sets finden im Rundfunk allenfalls in Sondersendungen und in der Nacht statt. Am Tag dominiert ein von der Marktforschung entwickeltes Tagesbegleitungsprogramm, das Primäraktivitäten nicht stört und eine breite Masse anspricht. Deshalb entspricht die Musik hier am Tag dem kleinsten gemeinsamen Nenner der Hörfunkforschung. Die Musikauswahl und Abspielhäufigkeit wird nach einem Tagesraster konzipiert und nicht per Hand, sondern meist per Computer über den Äther gebracht. So spielt der DJ im Radio heutzutage also keine große Rolle mehr. Wichtig in diesem Zusammenhang ist aber, dass die Entwicklung der DJ-Kultur ihren Anfang mit dem Aufkommen von Musiksendungen im Rundfunk nahm.

 

3.2. Die Entwicklung der DJ-Kultur


 

3.2.1 Technische Grundlagen


 

Bevor 1906 mit dem ersten Discjockey die DJ-Kultur eingeleitet wurde, musste im Vorfeld die nötige Technik entwickelt werden. Diesen Grundstein legte 1877 Thomas Alva Edison mit der Patentanmeldung des Phonographen, der als Diktiergerät vorgesehen war. Mit Hilfe einer Nadel, die Schallwellen auf mechanischem Wege auf eine Stanniolwalze übertrug, konnten zunächst Sprachaufnahmen vorgenommen und wiedergegeben werden. Erst im Laufe des Jahrzehnts beschäftigte sich Edison mit Musikwiedergabe über den Phonographen. Durch dessen technische Verbesserung und der von ihm 1896 gegründeten „National Phonograph Company“ konnten größere Phonographen-Stückzahlen produziert werden. Zehn Jahre später entwickelte der Amerikaner Emile Berliner auf der Grundlage des Phonographen das Grammophon, wobei er die Walzen durch Platten aus rundem wachsbeschichtetem Zinkblech ersetzte. 1890 kamen die ersten, noch einseitig bespielten Schallplatten aus Hartgummi heraus, die 1898 mit dem Trägermaterial Schellack produziert wurden.[48] Durch die Vergrößerung des Plattendurchmessers von zunächst 12,5 cm auf 30 cm, sowie durch die Reduzierung der Abspielgeschwindigkeit von 150 auf 78 Umdrehungen pro Minute erhöhte sich ab 1903 die Spiellänge der Schallplatte auf 4,5 Minuten.[49] Die erste doppelseitig bespielte Schallplatte erschien 1904 und eine weitere technische Erneuerung stellte das 1922 eingeführte elektroakustische Aufnahmeverfahren dar, das die bis dahin übliche Methode der mechanischen Schallaufzeichnung ablöste.

 

Schellackschallplatten waren jedoch besonders von einem hohen Grundrauschen und hoher Zerbrechlichkeit gekennzeichnet, was Dr. Peter Goldmark motivierte, in den Jahren 1945 bis 1948 im Auftrag der „Columbia“ ein neues Material mit besseren Wiedergabeeigenschaften zu erforschen. Das Ergebnis war eine Schallplatte aus Polyvinylchlorid und Polvinylazetat, mit einem Durchmesser von 30 cm und einer Abspielgeschwindigkeit von 33-1/3 Umdrehungen pro Minute, die bald darauf die Schellack Platte ablöste. Im Jahr 1952 erschien in Europa auch erstmalig das bekannte 7“-Singleformat mit einem Durchmesser von 17 cm und einer Abspielgeschwindigkeit von 45 U/min.

 

Lange Zeit begnügten sich DJs Platten lose aneinander zu reihen.[50] Doch mit Aufkommen der Discos entwickelte sich der Wunsch die Hochstimmung auf dem Dancefloor von einem Stück ins nächste übergehen zu lassen. Das 7“-Format mit nur 3 Minuten Spieldauer machte das kreative Arbeiten aber schwierig. Deshalb forcierten DJs in New York die Einführung einer neuen Form von Tonträgern, der Maxi-Single. Diese erste veröffentlichte Maxisingle war 1976 „Ten Percent“ von Double Exposure.[51] Durch Remixes oder extended Mixes[52] erhielten die DJs damit ihr Werkzeug zum Mixen. Die Maxisingle brachte erhebliche Vorteile gegenüber der herkömmlichen Langspielplatte, denn bei einer Maxi wurden auf das 12“-Format einer LP (Long Player) nur ein oder zwei Titel pro Seite zur Vergrößerung der Rillentiefe und des Abstands gepresst. In Kombination mit einer Abspielgeschwindigkeit von 45 U/min gewann die Maxi an Dynamikumfang und Lautstärke.

 

Die ersten Schallplattenspieler in Discotheken eigneten sich nur geringfügig für das DJing, denn weder eine Pitch-Funktion zum Ausgleichen unterschiedlicher Tempi noch ein kraftvoller Motor zum schnellen Start der Schallplatten waren vorhanden. Erst mit Weiterentwicklung der Schallplattenspieler konnte der DJ die kreativen Formen Scratching, Cutting oder Beatjuggling anwenden. Erstmals möglich war dies mit den 1980 produzierten Schallplattenspielern Technics SL-1200 MK 2 und SL-1210 MK 2

 

Ein weiteres wichtiges Medium, das sich im DJ-Bereich etablierte, ist die 1983 von Sony und Philips gemeinsam entwickelte Compact Disc (CD). Auf der Basis des in den siebziger Jahren entwickelten digitalen Aufzeichnungsverfahrens wurde nun ein Schallplattensystem (Digitalplatte) veröffentlicht, das auf der Unterseite digitale Informationen in Form von mikroskopisch kleinen Vertiefungen enthält, die eine enorme Informationsdichte und deshalb Spieldauer von über 70 Minuten ermöglicht. Klangqualität, Dynamik und Benutzerfreundlichkeit wurden mit der CD erhöht.[53] Um CD-Interessenten auch ein Vinyl-Maxisingle adäquates, digitales Medium anzubieten, erschien ab 1987 erste...

Weitere E-Books zum Thema: Musik - Instrumente - Jazz - Musikwissenschaft

Jahrbuch Musikpsychologie Band 17

E-Book Jahrbuch Musikpsychologie Band 17
Musikalische Begabung und Expertise Format: PDF

Der Schwerpunkt von Band 16 ist dem Thema "Wirkungen und kognitive Verarbeitung in der Musik" gewidmet. Themen sind u.a.: Understanding the expressive performance movements of a solo pianist,…

Jahrbuch Musikpsychologie Band 17

E-Book Jahrbuch Musikpsychologie Band 17
Musikalische Begabung und Expertise Format: PDF

Der Schwerpunkt von Band 16 ist dem Thema "Wirkungen und kognitive Verarbeitung in der Musik" gewidmet. Themen sind u.a.: Understanding the expressive performance movements of a solo pianist,…

Jahrbuch Musikpsychologie Band 17

E-Book Jahrbuch Musikpsychologie Band 17
Musikalische Begabung und Expertise Format: PDF

Der Schwerpunkt von Band 16 ist dem Thema "Wirkungen und kognitive Verarbeitung in der Musik" gewidmet. Themen sind u.a.: Understanding the expressive performance movements of a solo pianist,…

Plastizität und Bewegung

E-Book Plastizität und Bewegung
Körperlichkeit in der Musik und im Musikdenken des frühen 20. Jahrhunderts Format: PDF

Musik vermag es, Körperlichkeit in neuer Weise für die Kulturwissenschaften fruchtbar zu machen. Zu oft missverstanden als klingendes Beiwerk bewegter Körper in Tanz oder szenischer…

Plastizität und Bewegung

E-Book Plastizität und Bewegung
Körperlichkeit in der Musik und im Musikdenken des frühen 20. Jahrhunderts Format: PDF

Musik vermag es, Körperlichkeit in neuer Weise für die Kulturwissenschaften fruchtbar zu machen. Zu oft missverstanden als klingendes Beiwerk bewegter Körper in Tanz oder szenischer…

Weitere Zeitschriften

BEHINDERTEPÄDAGOGIK

BEHINDERTEPÄDAGOGIK

Für diese Fachzeitschrift arbeiten namhafte Persönlichkeiten aus den verschiedenen Fotschungs-, Lehr- und Praxisbereichen zusammen. Zu ihren Aufgaben gehören Prävention, Früherkennung, ...

Card Forum International

Card Forum International

Card Forum International, Magazine for Card Technologies and Applications, is a leading source for information in the field of card-based payment systems, related technologies, and required reading ...

dental:spiegel

dental:spiegel

dental:spiegel - Das Magazin für das erfolgreiche Praxisteam. Der dental:spiegel gehört zu den Top 5 der reichweitenstärksten Fachzeitschriften für Zahnärzte in Deutschland (laut LA-DENT 2011 ...

DGIP-intern

DGIP-intern

Mitteilungen der Deutschen Gesellschaft für Individualpsychologie e.V. (DGIP) für ihre Mitglieder Die Mitglieder der DGIP erhalten viermal jährlich das Mitteilungsblatt „DGIP-intern“ ...

DHS

DHS

Die Flugzeuge der NVA Neben unser F-40 Reihe, soll mit der DHS die Geschichte der "anderen" deutschen Luftwaffe, den Luftstreitkräften der Nationalen Volksarmee (NVA-LSK) der ehemaligen DDR ...

Euphorion

Euphorion

EUPHORION wurde 1894 gegründet und widmet sich als „Zeitschrift für Literaturgeschichte“ dem gesamten Fachgebiet der deutschen Philologie. Mindestens ein Heft pro Jahrgang ist für die ...

Evangelische Theologie

Evangelische Theologie

Über »Evangelische Theologie« In interdisziplinären Themenheften gibt die Evangelische Theologie entscheidende Impulse, die komplexe Einheit der Theologie wahrzunehmen. Neben den Themenheften ...