KAPITEL 1
Die Grundsätze der Eat-Clean-Diät
WIE ICH EATING CLEAN ENTDECKTE
Würde es Sie überraschen, wenn ich Ihnen sage, dass Sie beim Eating clean mehr essen werden als vorher? Ich war perplex, als mir das bei meinen Vorbereitungen auf einen Bodybuildingwettbewerb bewusst wurde. Ich war keineswegs darauf aus, ein muskelbepacktes, bodybildendes Mannweib zu werden, war aber neugierig auf die Wettkampfvorbereitungen und darauf, wie ich meinen Körper zu ändern vermochte. Schon immer habe ich Rachel McLish für ihren schlanken, wohldefinierten Körper bewundert. So eine Figur wollte ich auch. Das war eine Form weiblicher Stärke, mit der ich würde leben können, selbst wenn mein eigener Körper genetisch nicht so begünstigt war wie ihrer.
Die Vorbereitungen begannen mit zwei simplen Anweisungen vom Trainer: „Wenn du zu einem Wettkampf willst, musst du mehr von den richtigen Lebensmitteln zu dir nehmen und klug trainieren.“ Das hörte sich einfach genug an, und ich esse gern. Bewusst mehr zu essen schien mir machbar. Die Umsetzung der Anweisungen meines damaligen Trainers erwies sich als Erleuchtung. Das Wichtigste, was ich in diesem Prozess lernte, war, dass der Körper nicht, wie ich immer dachte, überwiegend vom Training geformt wird. Vielmehr formt in erster Linie die Ernährung eine schlanke Figur, die richtige Art von Ernährung, die cleane Ernährung.
„In erster Linie formt die Ernährung eine schlanke Figur.“
Zu dieser Erkenntnis gelangte ich nach einigen Wochen, in denen ich unter Anleitung des Trainers häufiger zu essen versuchte und dabei fettarme Proteinspender mit komplexen, ballaststoffreichen Kohlenhydraten kombinierte. Als ich mich eines Morgens für die Arbeit anzog, fiel mein Blick auf meinen Lieblingsrock: ein Bleistiftrock aus Jeansstoff, den ich schon lange nicht mehr bequem tragen konnte – viel zu eng! An diesem Tag zog ich den Rock hoch, und er fiel zu Boden. Ich hatte so viel Fett verloren, dass er einfach über meine Hüften glitt, sogar mit geschlossenem Reißverschluss. Das war einer dieser Aha-Momente. Mir wurde bewusst, dass ich eine wundervolle Eigenschaft der gesunden Lebensmittel entdeckt hatte: Ich habe sie gegessen (in rauen Mengen!) und an Gewicht verloren.
Die bessere Auswahl der Lebensmittel, die ich aß, zusammen mit einem moderaten Maß an Training, vor allem Krafttraining, hatte die Veränderung ausgelöst. Zum Frühstück stopfte ich mich nun nicht mehr voll mit Toast mit Erdnussbutter und Marmelade, trank keinen Kaffee mit viel Milch und Zucker mehr, sondern aß eine Schüssel Haferflocken mit Leinsamen und gemischten Beeren und außerdem das Eiweiß von vier hart gekochten Eiern. Für mich als Eat-Clean-Neuling war das erstaunlich.
Hier möchte ich klarstellen, dass ich das Eat-Clean-Konzept nicht erfunden habe. Die Idee stammt ursprünglich aus der Fitnessszene, in der Hunderttausende Anhänger diese Art der Ernährung praktizieren. Bilder dieser Leute finden Sie in zahlreichen Fitnesszeitschriften. Beim Blättern bekommt man eine gute Idee davon, wie wirkungsvoll ein Paradigmenwechsel bei der Ernährung sein kann. Sie finden dort unzählige Beispiele für straffe, durchtrainierte Körper, die ihre Form zum Großteil dem Eating clean zu verdanken haben. Indem Sie eine Formel befolgen, die ich die Schön-und-gesund-Formel nenne, können auch Sie ihren Körperbau verändern, um schon bald wie die Athleten in den Sportmagazinen auszusehen, die Sie vielleicht schon lange bewundern.
Ich habe diese Formel selbst angewendet, um die (wie ich damals dachte) einschüchternden Wettkampfvorbereitungen zu bewerkstelligen, aber sie ist so wirkungsvoll, dass sie mittlerweile von Tausenden Eating-Clean-Anhängern befolgt wird. Und das besagt meine Formel:
DIE SCHÖN-UND-GESUND-FORMEL
80 % Ernährung
+ 10 % Vererbung + 10 % Training
= schöner und gesunder Körper
Sie fragen sich vielleicht, ob ich mich bei der Formel vertippt habe: Ernährung soll zu 80 % ausschlaggebend sein für einen schlanken, gesunden Körper? Wirklich? Bestimmt wundern Sie sich über diese Zahl. Bei meinen Seminaren habe ich häufig die Teilnehmer aufgefordert, zu schätzen, welcher Anteil auf das Konto der Ernährung geht. Beinahe jeder Teilnehmer schätzte den Einfluss der Ernährung auf 10 % ein, das Training mit 80 %. Bevor ich das Eating clean entdeckt hatte, dachte ich das auch. Und ich war überzeugt, dass man für einen tollen Körper den genetischen Hauptgewinn braucht. In gewisser Weise muss sicher jeder sein genetisches Päckchen tragen, das die Eltern ihm mitgegeben haben. Aber der Einfluss unserer Ernährung auf Figur und Gesundheit ist viel stärker, als Sie sich bislang vorstellen konnten.
Falls es Ihnen schwerfällt zu glauben, dass die Ernährung an erster Stelle steht, wenn es um Körperform und Gesundheit geht, lassen Sie uns kurz das Gegenteil von wohlgeformten, gesunden Körpern betrachten oder kurz gesagt den Status quo in Sachen Gesundheit und Fitness bei den US-Amerikanern. Zum ersten Mal in unserer Geschichte stellen Wissenschaftler die Frage, ob Kinder aufgrund von stetiger und unkontrollierbarer Gewichtszunahme sowie einer nicht enden wollenden Vorliebe für „Anti-Essen“ (so nenne ich es), kürzer leben werden als ihre Eltern. Die Fettsucht breitet sich hier wie überall auf der Welt in rasendem Tempo aus und geht mit zahlreichen Krankheiten einher. Diese Entwicklung hat eine Vielzahl von Gründen, jedoch spielen die größte Rolle die Qualität dessen, was wir zu uns nehmen, und unsere in Sachen Ernährung fast schon toxische Lebenswelt. Mit beiden Themen könnte man ganze Bücher füllen, und ich denke, es werden noch viele davon erscheinen.
Die Ernährungslandschaft hat sich verändert. Die Lebensmittelkonzerne betrachten Sie und mich als Freiwild oder besser gesagt als Mastvieh, an dem man in jedem Fall verdienen muss. Als Folge davon haben sich Undinge wie Fast Food, Drive-in, Supersize, All-you-can-eat, Stopf-dich-voll, Packung-auf-Wasser-drauf-und-rein-damit durchgesetzt.
„Der Einfluss unserer Ernährung auf Figur und Gesundheit ist viel stärker, als Sie sich bislang vorstellen konnten.“
Bei jeder Gelegenheit hält man uns Essen unter die Nase. Wo immer man ist, ob in der Schulcafeteria oder im Krankenhaus, man befindet sich laufend in einem nahrungsüberladenen Umfeld, und wir sind dem ziemlich wehrlos ausgeliefert. Wir sollen essen, essen, essen! Je mehr, desto besser. Man kann kaum noch einfach eine Tasse schwarzen Kaffee bestellen, ohne dass der Kellner einen fragt, ob man sich wirklich sicher ist, dass man weder Milch noch Zucker möchte. Selbst wenn man explizit sagt: „Nein danke, ich trinke ihn schwarz“, bekommt man Milch und Zucker dazu. Ein Eiweißomelett ist per definitionem fettarm, und die bloße Idee, es mit Käse zu überbacken, ist lächerlich, wenn man schon das fette Eigelb weglässt. Viele Köche sind aber schon damit überfordert, ein Omelett nur aus Eiweiß zu machen, sodass sie einem trotz der ausdrücklichen Bitte, auf den Käse zu verzichten, die volle Ladung Cheddar draufhauen. So steht es eben in der Speisekarte, und Gott bewahre, dass Sie nicht das bekommen, wofür Sie bezahlt haben.
Immer mehr Essen in immer größeren Portionen zum besten Preis-Mengen-Verhältnis ist die eine Sache, die dazu führt, dass wir die Waage wegen unseres Bauchumfangs kaum noch ablesen können. Die andere ist die Qualität des Essens, mit dem wir konfrontiert sind. Unser Obst und Gemüse wird in jedem Stadium seiner Existenz, von der Aussaat bis zum tatsächlichen Konsum, buchstäblich mit Chemikalien vollgepumpt. Vor etwa 40 Jahren begann der Aufstieg der Ernährungsindustrie, und wir haben bis heute wenig Ahnung, was die Auswirkungen dieser „chemischen Kriegsführung“ sind oder sein werden. Aber eines sieht man mit bloßem Auge: Jeder zwei Deutsche ist übergewichtig oder gar adipös, und das Problem verschlimmert sich zusehends.
Zurück zur Schön-und-gesund-Formel, die besagt, dass Ernährung zu 80 % für Figur und Gesundheit verantwortlich ist. Der Beweis für die Richtigkeit der Formel ist überall um uns herum zu sehen. Fragen Sie sich: Werden Sie in fünf Jahren noch genau so aussehen wie heute und sich genau so fühlen, wenn Sie an Ihrer jetzigen Ernährung und Ihrem jetzigen Lebensstil festhalten?
Letztendlich sind Sie selbst dafür verantwortlich, ein aktiveres Leben zu führen als bisher. Befolgen Sie die Empfehlungen des Eating clean, werden Sie mit Sicherheit unerwünschte Kilos los. Um Ihren Körper aber durch und durch zu renovieren, brauchen Sie auch ein engagiertes Krafttrainingsprogramm, kombiniert mit moderatem Kardio-Training. Sie werden überall im Buch Tipps finden, die Ihnen helfen, den Eat-Clean-Lifestyle in Ihr Leben zu integrieren.
„Jeder zwei Deutsche ist übergewichtig oder gar adipös, und das Problem verschlimmert sich zusehends.“
WAS SIND DIE GRUNDSÄTZE DER EAT-CLEAN-DIÄT?
Ihre Ernährung...