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Die Einbindung pädagogischer Laien in den Alltag von Ganztagsschulen

AutorJulia Mahr
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl53 Seiten
ISBN9783656921547
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
Forschungsarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Soziale Arbeit / Sozialarbeit, Note: 1, Hochschule Darmstadt, Sprache: Deutsch, Abstract: In vielen Ganztagsschulen ist es üblich, dass neben den regulären Lehrkräften und Erziehern auch Personen ohne pädagogische Ausbildung tätig sind, wie beispielsweise Eltern oder Angehörige nichtpädagogischer Berufe. Diese Personen, die als pädagogischen Laien bezeichnet werden, können den Schulalltag beispielsweise durch Kurse oder Projekte bereichern. Aufgrund ihrer Erfahrungen und ihrer Expertise können sie das Wissen und die Kompetenzen der Schüler fördern. Dies entspricht einem breiten bzw. ganzheitlichen Bildungsverständnis, das für Ganztagsschulen kennzeichnend ist. Gerade in Ganztagesschulen wird häufig Wert auf die Erweiterung des Erfahrungshorizontes an außerschulischen Lernorten sowie auf komplexe, praxisnahe Projekte gelegt. Im Zuge des Engagements der pädagogischen Laien kommt es zu einer multiprofessionellen Zusammenarbeit mit den Erziehern und Lehrkräften. Diese Kooperation kann aus Perspektive der pädagogischen Fachkräfte mit Problemen behaftet sein. So können zum Beispiel Meinungsverschiedenheiten oder Streitigkeiten auftreten, die ihren Hintergrund darin haben, dass die pädagogischen Laien zwar Experten auf ihrem beruflichen Gebiet sind, aber keine Kompetenz darin haben, das Wissen den Schülern sinnvoll zu vermitteln. In der vorliegenden Arbeit soll nun untersucht werden, wie die Zusammenarbeit zwischen Erziehern und pädagogischen Laien an Ganztagsschulen gestaltet ist. Konkret soll erörtert werden, welche spezifischen Kommunikations- und Kooperationsformen und -probleme zwischen diesen beiden Gruppen bestehen. Zur Bearbeitung des Untersuchungsziels erfolgt neben der Behandlung der theoretischen Ansätze auch die Durchführung einer empirischen Erhebung, in deren Rahmen Erzieher einer Ganztagsschule interviewt werden. Eine weitere Zielsetzung besteht darin, Handlungsoptionen aufzuzeigen bzw. zu entwickeln, die auf Verbesserung der Zusammenarbeit von Erziehern und pädagogischen Laien ausgerichtet sind.

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Leseprobe

3. Empirisches Forschungsvorhaben


 

3.1 Stand der Forschung


 

Generell gibt es nicht allzu viele empirische Studien, die sich auf die Einbindung von pädagogischen Laien in Ganztagesschulen beziehen. Insbesondere im Hinblick auf die Kooperation zwischen pädagogischen Laien und Erziehern gibt es ein Forschungsdefizit.

 

Steiner (2013) hat auf Grundlage des fortlaufenden Projekts “Studie zur Entwicklung von Ganztagesschulen“ (StEG) eine Sekundäranalyse durchgeführt. Die Untersuchung von Steiner gründet dabei auf den Daten der StEG aus dem 2009, in dem 1.584 Mitarbeiter aus 262 Ganztagesschulen befragt wurden. In der Studie wird zwischen pädagogischen Fachkräften, professionalisierte Laien und Laien differenziert, wobei sich die professionalisierten Laien dadurch auszeichnen, dass sie (im Gegensatz zu den Laien) an Fortbildungen teilgenommen haben oder bereits an Schulen tätig waren.[18] In der Studie konnten die Befragten auf einer Skala von 1 („gar nicht wichtig“) bis 4 („sehr wichtig“) Items bewerten, die sich auf die Motive für das schulische Engagement beziehen. Es zeigte sich, dass sich die Laien und professionalisierten Laien kaum von pädagogischen Fachkräften unterscheiden. Sowohl bei den gemeinwohlorientierten Motiven (z.B. „Ich tue damit etwas für das Gemeinwohl“) als auch bei den individuellen Nutzenmotiven (z.B. „Ich erweitere meine Kenntnisse und Erfahrungen“) gab es nahezu identische Mittelwerte.[19]

 

Ein Autorenteam hat im Auftrag der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (2013) eine Auswertung der Schulstudien IGLU (Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung) und TIMSS (Trends in International Mathematics and Science Study) aus dem Jahr 2011 vorgenommen. Das Untersuchungsinteresse lag vor allem auf den außerschulischen Gestaltungselementen von Ganztagsschulen. Im Rahmen dieser Schulstudien gaben die Schulleitungen Auskunft auf folgende Frage: „In welchem Umfang sind die folgenden Personengruppen an der Durchführung der außerunterrichtlichen Gestaltungselemente des Ganztags aktiv beteiligt?“[20] Eine hohe Einbindung bzw. aktive Partizipation wurde Honorarkräften aus Vereinen und Verbänden, Ehrenamtlichen und Honorarkräften aus privaten Unternehmen bescheinigt. Eine wesentlich geringe Partizipation wurde dagegen den Eltern, den innerschulischen Sozialpädagogen sowie den außerschulischen Sozialpädagogen bescheinigt.[21]

 

Das Bundesministerium für Forschung und Bildung (2012) führt die Untersuchung „Formen der Lehrerkooperation und Beanspruchungserleben an Ganztagesschulen“ der Bergischen Universität Wuppertal an, in deren Rahmen 1.783 Lehrer von Ganz- und Halbtagesschulen befragt wurden. Dabei wurde unter anderem evaluiert, welche Kooperationsformen die Lehrkräfte mit außerschulischen Akteuren eingehen. Wie aus der folgenden Abbildung hervorgeht, ist die Kooperationsform „schülerbezogener Austausch“ an Ganztagesschulen am höchsten, gefolgt von der Kooperationsform „fachlicher Austausch“.[22]

 

 

Abbildung 1: Ausprägung unterschiedlicher Kooperationsformen[23]

 

3.2 Hypothesen


 

Aus dem theoretischen Hintergrund und dem Forschungsstand können folgende Hypothesen abgeleitet werden:

 

Es bestehen nur unzureichende institutionalisierte Kommunikationsformen (Supervision, Teambesprechungen etc.) zwischen Erziehern und pädagogischen Laien

 

Es bestehen ausgeprägte Kompetenz- und Rollenkonflikte zwischen den Erziehern und den pädagogischen Laien

 

Pädagogische Laien nehmen in der Wahrnehmung der Erzieher zu starken bzw. kontraproduktiven Einfluss auf pädagogisch-didaktische Entwicklung der Schüler

 

3.3 Untersuchungsmethodik


 

Die Untersuchungsmethodik besteht in der Anwendung von leitfadengestützten Interviews. Der Vorteil dieser Methode wird vor allem darin gesehen, dass die Befragten selbst Zusammenhänge entwickeln können, was durch Zwischenfragen von Seiten des Interviewers unterstützt werden kann. Der Leitfaden dient dazu, auf die zentralen Themen hinzuleiten und dadurch den Experten gegenüber ein ebenbürtiger Gesprächspartner zu sein. Im Idealfall führen die Befragten Aspekte an, die der Interviewer bis dato nicht bedacht hat. Die eigene Position in dieser Methode ist somit dadurch gekennzeichnet, dass das Gespräch vom Forschenden geleitet und geführt wird, wobei darauf geachtet wird, dass die Interviewten gewissermaßen aus sich heraus kommen. Durch die Orientierung an einem Leitfaden wird vermieden, dass sie das Gespräch in Themen verliert, die nicht zur Sache gehören. Darüber hinaus gewährleistet der Einsatz eines Leitfadens, dass die Vergleichbarkeit zwischen den einzelnen Experteninterviews gewährleistet wird. Denn da sämtlichen Experten entlang desselben Leitfadens Fragen gestellt werden, sind die Interviews dahingehend vergleichbar, als sich alle Experten zu denselben Themen äußern mussten.[24]

 

Die Auswertung der Experteninterviews erfolgt durch eine Inhaltsanalyse. Generell können drei Grundformen qualitativer Inhaltsanalysen voneinander abgrenzt werden, nämlich die inhaltsanalytische Explikation, die Strukturierung und die Zusammen-fassung. Bei der explikativen Inhaltsanalyse steht im Mittelpunkt, zu einzelnen fraglichen Textteilen zusätzliches Material zu recherchieren, das die Textstelle erklärt und das Verständnis erweitert. Die strukturierende Inhaltsanalyse ist vor allem darauf ausgerichtet, bestimmte Aspekte aus dem Material herauszufiltern oder das Material auf Basis bestimmter Kriterien einzuschätzen. Ziel der zusammenfassenden Analyse ist es, die Textbeiträge so zu kürzen, dass die zentralen Inhalte erhalten bleiben, also einen überschaubaren Corpus zu schaffen, der immer noch Abbild des Grundmaterials darstellt.[25] Für die Auswertung der Interviews wird die strukturierte Analyse gewählt, um so die für die Überprüfung der aufgestellten Hypothesen (siehe Abschnitt 3.2) Themenfelder herauszuarbeiten.

 

Einige Fragen innerhalb der Experteninterviews werden eine quantitative Ausrichtung aufweisen. Dabei werden die Erzieher gebeten, Statements auf einer Skala von 1 („trifft überhaupt nicht zu“) bis 10 („trifft voll zu“) zu bewerten. Hieraus lassen sich Durchschnittswerte bzw. das arithmetische Mittel bilden. Diese quantitativen Daten werden aufgrund der überschaubaren Größe der Stichprobe keine Repräsentativität aufweisen, doch können sie weitere aussagekräftige Hinweise darüber geben, wie Erzieher den Einfluss der pädagogischen Laien auf den Arbeitsalltag bewerten.

 

3.4 Beschreibung der Untersuchungsstichprobe


 

Die Stichprobe setzt sich aus 2 Erziehern einer Ganztagsschule zusammen. Beide Interviewpartner sind seit ihrer gesamten Berufslaufbahn zusammen in einem Team und kennen die Einrichtung als Alleinstehender Hort (Träger Stadt Neu-Isenburg) und als neu Zusammengeführte Einrichtung (Zusammenschluss von Grundschule, Nachmittagsbetreuung und Hort als Ganztagsschule).

 

1. Interviewpartnerin hat 16 Jahre Berufserfahrung

2. Interviewpartnerin hat 11 Jahre Berufserfahrung

 

3.5 Inhalte des Leitfadens


 

Welche pädagogischen Laien sind an ihrer Schule tätig?

 

Wie gestaltet sich die Kommunikation und Kooperation mit diesen Personen?

 

Welche Probleme zwischen Erziehern und pädagogischen Laien tauchen im Arbeitsalltag auf?

 

Zeigen Sie bitte Beispiele auf, in denen pädagogische Laien zu starken Einfluss auf die pädagogisch-didaktischer Erziehung der Schüler nehmen? Treten diese Fälle häufig auf?

 

Wie bewerten Sie die pädagogische Kompetenz der pädagogischen Laien auf einer Skala von 1 („keine besondere pädagogische Kompetenz“) bis 10 („sehr hohe pädagogische Kompetenz“)?

 

Beschreiben Sie bitte die Rollenkonflikte, die zwischen Erziehern und pädagogischen Laien auftreten können?

 

Wie treten die pädagogischen Laien gegenüber den Erziehern auf?

 

Haben Sie den Eindruck, dass sich die Zusammenarbeit zwischen Erziehern und pädagogischen Laien in den letzten Jahren verändert hat? Wie beschreiben Sie diese Entwicklung?

 

Inwiefern bestehen institutionalisierte Kommunikationsformen zwischen Erziehern und pädagogischen Laien?

 

Gibt es im Hinblick auf die multiprofessionellen Teams Ganztagsgremien sowie feste Vereinbarungen und Ansprechpartner?

 

Würde ein Ausbau der institutionalisierten Kommunikation das Verhältnis zwischen Erziehern und pädagogischen Laien verbessern?

 

Wie ist die informelle Kommunikation zwischen den Erziehern und den pädagogischen Laien gestaltet?

 

Sind Sie der Ansicht, dass sich die Kooperation zwischen Erziehern und pädagogischen Laien in Ganztagesschulen gegenüber der Kooperation in Normalschulen unterscheidet?

 

Wie bewerten sie die...

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