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Die Energiewende in Deutschland. Mögliche Folgen und Chancen für die Immobilienwirtschaft im Kontext der Nachhaltigkeit

Mögliche Folgen und Chancen für die Immobilienwirtschaft im Kontext der Nachhaltigkeit

AutorNiel Gunawardena
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl129 Seiten
ISBN9783656474203
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Bachelorarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Energiewissenschaften, Note: 1,3, Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen; Standort Geislingen, Veranstaltung: Immobilienwirtschaft, Sprache: Deutsch, Abstract: Der Zugang zu günstiger Energie in ausreichender Menge hat den westlichen Industriestaaten in der Vergangenheit zu wirtschaftlichem Aufschwung und Prosperität verholfen. Der ungehemmte Verbrauch fossiler Energieträger hat jedoch auch negative Folgen. Aufgrund der Endlichkeit fossiler Energieträger steigen deren Preise und gefährden damit Wirtschaft und Wohlstand. Aufsteigende Schwellenländer wie China oder Indien drängen in den Markt und beanspruchen Ressourcen für sich. Durch die Verknappung der Rohstoffe ist die sichere Versorgung der Bevölkerung mit genügend günstiger Energie bedroht. Weiterhin verstärken sich die Auswirkungen des Klimawandels. Der durch den Verbrauch fossiler Energieträger verursachte Schadstoffausstoß wird maßgeblich für den Klimawandel verantwortlich gemacht. Diese Entwicklungen zwingen zu Veränderungen. Die Energiewende ist diese Veränderung. Es wird herausgestellt, wie die Energiewende durch die Öffentlichkeit wahrgenommen wird, was sie wirklich ist und wo die tatsächlichen Ursprünge liegen bzw. wann sie tatsächlich begonnen hat. Es soll verdeutlicht werden, was die Energiewende aus einer ganzheitlichen Betrachtungsweise bedeutet und welche Kosten die Energiewende für Verbraucher, Industrie und Erzeuger mit sich bringt. Aber auch welche Kosten durch die Energiewende vermieden werden können bzw. welche Kosten ohne die Energiewende auf uns zukommen. Dazu zählen sowohl monetäre als auch nicht monetäre Kosten. Die vielfältigen Auswirkungen der Energiewende für die Menschen und speziell für die Immobilienwirtschaft mit ihren Chancen werden untersucht. Grundsätzlich ist diese Arbeit aus immobilienwirtschaftlicher Perspektive verfasst, Sie ist jedoch auch für branchenfremde Personen gut zu verstehen. Die Orientierung hin zur Immobilienwirtschaft nimmt im Laufe der Arbeit stetig zu. Da die Arbeit im Kontext der Nachhaltigkeit steht, ist das Ziel eine möglichst ganzheitliche Sichtweise der gesamten Thematik aufzuzeigen und nicht in allen Bereichen so stark in die Tiefe zu gehen. Bei einer gerechten Betrachtung der Neugestaltung des Energiesystems müssen also die ökonomische, die ökologische und die soziale Dimension gleichermaßen beachtet werden. Im Jahre 1994 hat sich der deutsche Staat mit der Aufnahme des Artikel 20a in das Grundgesetz zur Nachhaltigkeit verpflichtet. Der Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen in Verantwortung für künftige Generationen setzt ein nachhaltiges Wirtschaften voraus. Denn die Grundlage allen...

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Leseprobe

3 Nachhaltigkeit in der Immobilienwirtschaft


 

Die Immobilienbranche spielt eine wesentliche Rolle bei der Energiewende. Immobilien sind in den OECD-Ländern für 25-40% des Energieverbrauchs, 30% der Rohmaterialnutzung, 20-40% der globalen Treibhausgasemissionen und 30-40% der Abfallproduktion verantwortlich (zu den detaillierteren Zahlen in Deutschland vgl. Kapitel 3.5 unten).[73]

 

Nachhaltigkeit ist ein integraler Bestandteil der Energiewende. Nur ein nachhaltig aufgebautes Energiesystem ist langfristig tragbar. Dazu gehört auch, dass alle Akteure in der Marktwirtschaft nachhaltig wirtschaften. Deutschland ist hier auf einem guten Weg sich zu entwickeln. Auch in der Immobilienbranche gibt es mittlerweile viele Bestrebungen in dieser Richtung. Viele Unternehmen haben erkannt, dass es wichtig und sinnvoll ist eine langfristig angelegte Strategie zu fahren.

 

Man könnte aber auch sagen, dass die Energiewende ein integraler Bestandteil der Nachhaltigkeit ist. Denn, bei umfassender Betrachtung ist ein wirklich nachhaltiges System auf globaler Ebene nicht ohne Energiewende möglich. Die Energiewende und der Nachhaltigkeitsgedanke sind also sehr eng miteinander verflochten und sollten deshalb auch zusammen betrachtet werden.

 

3.1 Das Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit


 

In der Literatur gibt es verschiedene Konzepte zum Thema Nachhaltigkeit, denen unterschiedliche Ansichten zugrunde liegen. Dabei wird die Nachhaltigkeit in Bezug auf ihre verschiedenen Dimensionen oder auch Säulen dargestellt. Diese Dimensionen sind die ökologische, ökonomische, soziale und in manchen Modellen auch die institutionell-politische Nachhaltigkeit.

 

Das sogenannte Ein-Säulen-Modell gibt der ökologischen Dimension Vorrang vor allen anderen Dimensionen. Treten also Spannungen zwischen den verschiedenen Dimensionen auf werden sie zugunsten der Umweltdimension entschieden. Diese sehr radikale Sichtweise lässt deshalb viele andere Aspekte der Nachhaltigkeit außer Acht, wie z. B. Gerechtigkeitsfragen, Entwicklungsprobleme oder das Vermächtnis von Kulturgütern an zukünftige Generationen.[74]

 

Das häufiger vertretene und auch in den Wirtschaftswissenschaften anerkannte mehrdimensionale Konzept ist das Drei-Säulen-Modell, auch magisches Dreieck[75] oder Triple-Bottom-Line-Ansatz[76] genannt (vgl. auch Darstellung 11).

 

Beim Drei-Säulen-Modell stehen die ökologische, die ökonomische und die soziale Dimension auf einer Ebene. Der Vorrang einer Dimension wird somit ausgeschlossen.

 

Ökologische Nachhaltigkeit: Diese Dimension beschreibt wie der Mensch mit der ihm gegebenen Umwelt und ihren Ressourcen umgehen soll. Dafür haben sich drei ökologische Managementregeln etabliert:

 

1. „Die Nutzungsrate erneuerbarer natürlicher Ressourcen (wie Waldbestände, Fischvorkommen), soll ihre Erneuerungsrate nicht überschreiten;

2. nicht erneuerbare Ressourcen sollen nur in dem Maße genutzt werden wie erneuerbare Ressourcen als Ersatz bereitgestellt werden;

3. Emissionen und Abfälle sollen die Aufnahmefähigkeit der Umweltmedien (Luft, Wasser, Boden) nicht übersteigen (Assimilationsregel).“ [77]

 

Die Erde wird als Ökosystem betrachtet, welches nur so stark belastet werden soll, wie es sich selbst regenerieren kann. Eine Schwierigkeit besteht darin, die Grenzen der Belastung abzuschätzen, bevor der Punkt der Unumkehrbarkeit erreicht ist (z. B. das Umkippen des Ökosystems eines Sees). Durch ausprobieren kann dies zwar festgestellt werden, verbietet sich aber auf globaler Ebene im Hinblick auf die Verantwortung gegenüber zukünftiger Generationen. Eine Möglichkeit vorausschauend zu agieren ist gewisse Bandbreiten, sozusagen als Leitplanken, aufgrund von Erfahrungen, gesammeltem Wissen und Erkenntnissen aus der Forschung festzulegen.[78]

 

Ökonomische Nachhaltigkeit: Diese Dimension beschreibt die Notwendigkeit nachhaltigen Wirtschaftens. So beeinflusst die Art und Weise des Wirtschaftens ob und wie viel Emissionen und Abfälle dabei entstehen. Die Grundlage des Wirtschaftens sind die Rohstoffe, welche es in einem Maß zu nutzen gilt, dass auch zukünftige Generationen noch damit wirtschaften und leben können. So soll aber auch die Grundversorgung aller Menschen sichergestellt sein. Die Menschen sollen die Möglichkeit haben sich, momentan sowie in der Zukunft, zu verwirklichen und einer Beschäftigung nachzugehen. „Ziel des ökonomischen Systems ist die Wohlfahrtsmaximierung des Individuums und der Gesellschaft.“[79] Eine offene Frage dieser Dimension ist die Thematik des Wirtschaftswachstums. Es stellt sich die Frage, ob und wie ein dauerhaftes quantitatives Wachstum vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeit gerechtfertigt werden kann. Auch vor dem Hintergrund, dass die Bevölkerung in absehbarer Zeit wieder abnehmen wird, was in Deutschland auch jetzt schon der Fall ist. Die Selbstverständlichkeit von unbegrenztem Wirtschaftswachstum unter Verbrauch der endlichen Ressourcen der Erde ist die seit ca. 200 Jahren dominierende Denkweise. In der Antike und im Mittelalter spielte Wirtschaftswachstum noch keine Rolle. Das Wirtschaften ist verbunden mit dem Erwerb und der Mehrung von Geld. Wirtschaften unter Stagnation oder sogar Verminderung scheint aus heutiger Sicht völlig absurd, wird aber in Anbetracht der sich zuspitzenden Verhältnisse in Zukunft der Diskussion bedürfen.[80]

 

Soziale Nachhaltigkeit: In dieser Dimension geht es vor allem um die Verteilungsfrage. Jeder hat ein Recht auf die sogenannten sozialen Grundgüter sowie deren Weiterentwicklung und Weitergabe an zukünftige Generationen. Wohnen, Kleidung, Lebensmittel, elementare politische Rechte und das Leben selbst sind dabei die individuellen Güter. Dazu gehören aber auch soziale Ressourcen wie z. B. Solidarität, Toleranz oder Gemeinwohlorientierung. Die soziale Nachhaltigkeit soll jedem Individuum ein menschenwürdiges Leben ermöglichen und eine gerechte Verteilung von Wohlstand erreichen.[81]

 

Darstellung 11 Das Drei-Säulen-Modell der Nachhaltigkeit

 

 

Quelle: Eigene Darstellung in Anlehnung an: Rottke, N. B./Reichardt, A., Implementierungsstand Nachhaltigkeit, 2010, Abbildung 1.

 

Neben diesen drei Dimensionen gibt es noch den Aspekt der institutionell-politischen Dimension. Im weiteren Sinne versteht man darunter z. B. Gesetze, Richtlinien, Verfahren, Gewohnheiten, Konventionen, Sitten, ethische Normen oder auch Verabredungen. Diese Dimension hält sozusagen die anderen drei Dimensionen zusammen. Sie stellt die Beziehung untereinander her. Ohne solche Regeln sind globale Konzepte nicht möglich.[82]

 

Die Problematik des Drei-Säulen-Modells ist, dass sich häufig nicht alle Dimensionen in Einklang bringen lassen, da sie gegensätzliche Interessen verfolgen. Dann stellt sich die Frage, ob eine Dimension priorisiert werden soll, womit man wieder beim Ein-Säulen-Modell wäre, oder ein Kompromiss gefunden werden kann, was bedeuten würde, dass man nicht jeder Dimension zu 100% gerecht werden kann.

 

3.2 Das Drei-Säulen-Modell auf die Immobilienwirtschaft angewendet


 

In diesem Kapitel soll gezeigt werden, wie das allgemeine Drei-Säulen-Modell auf die Immobilienbranche angewendet werden kann. Darstellung 12 gibt einen Überblick darüber.

 

In der ökologischen Dimension der Nachhaltigkeit in der Immobilienwirtschaft bedeutet dies, die Senkung der Belastung der lokalen Umwelt der Immobilie, die Reduzierung der durch die Immobilie produzierten Abfälle und die Verwendung umweltfreundlicher Materialen beim Bau. Die von der Immobilie abgegebenen Emissionen und Schadstoffe wie vor allem der CO2-Ausstoß sollen gesenkt werden. Die Rezyklierfähigkeit[83] der einzelnen Materialen und der Immobilie als Ganzes soll erhöht werden. Die Verwendung erneuerbarer Energien bei der Bewirtschaftung aber auch bei der Herstellung der Immobilie soll maximiert werden. Gleichzeitig soll der Einsatz nicht erneuerbarer Energie verringert und der Gesamtenergieverbrauch, welcher über den gesamten Lebenszyklus der Immobilie entsteht, gesenkt werden.[84]

 

Die ökonomische Dimension der Nachhaltigkeit in der Immobilienwirtschaft zielt auf die Minimierung der Kosten und die Erhöhung der Wertschöpfung ab. So soll der Ressourcenverbrauch verringert und die Nutzungsflexibilität erhöht werden. Die Kosten bei Umbaumaßnahmen und Erhaltungsinvestitionen sollen reduziert werden. Durch flexible, nachhaltige Konzepte soll die Wertstabilität erhöht und damit insgesamt eine Minimierung der Lebenszykluskosten erreicht werden. Nachhaltige Immobilien sind am Markt sehr gefragt. Dies verschafft einen Wettbewerbsvorteil, senkt die Leerstandsquote und sichert den Cashflow.[85]

 

Faktoren wie die Flächeneffizienz oder Nutzungsflexibilität sind einerseits...

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