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Die erste Feier der Weihnacht begab sich in Qumran

Unsere berühmte Weihnachtsgeschichte des Lukas beschreibt Jesu Herkunft aus dem Umfeld von Qumran. Eine Bibelarbeit der besonderen Art

AutorHans-Jürgen Martensen
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl140 Seiten
ISBN9783743150102
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,49 EUR
Der Fund der Schriftrollen von Qumran ist das vielleicht wichtigste Ereignis für das Christentum im letzten Jahrhundert. Nur sie können uns Aufschluss darüber geben, worum es in den Erzählungen des Neuen Testamentes wirklich geht - und nur vor ihrem Hintergrund ist die Auseinandersetzung der Evangelisten mit ihren Gegnern zu verstehen. Dabei spielt die Geheimhaltung auf essenischer wie auf christlicher Seite eine entscheidende Rolle. Das Christentum im 21. Jahrhundert steht vor gewaltigen Herausforderungen. Gegenüber einer scheinbar festgefügten Religion wie dem Islam wirkt die Christenheit inhaltlich und organisatorisch zerfahren, und jüngere Generationen scheinen ihr Interesse an den jahrhundertealten Traditionen zu verlieren. Eine Ursache dafür ist, dass wir zu den Grundlagen unserer Religion, den Texten der Bibel, keinen Zugang mehr haben. Wenn unsere Kinder uns kritische Fragen stellen, sind wir um plausible Antworten oft verlegen: Was hat es etwa mit der Jungfrauengeburt auf sich, was mit den Geschichten über den Teufel, der Speisung der Fünftausend oder über Wundererweckungen? Die historisch-kritische Bibelauslegung wollte diese Geschichten aus ihrer Zeit heraus verstehen und so unserem Glauben in der Moderne ein sicheres Fundament verleihen. Dieses Anliegen musste scheitern, weil die Schriftfunde von Qumran weitestgehend unberücksichtigt blieben. Auf dieser Basis will das vorliegende Buch eine plausible Darstellung des historischen Jesus liefern - und eine Deutung der Geschichten des Neuen Testamentes, für die man den Verstand nicht an der Garderobe abgeben muss.

Hans-Jürgen Martensen, geboren 1937 in Hamburg, hatte schon früh den Wunsch, Pastor zu werden. Er studierte Theologie in Hamburg, Bethel und Erlangen. Nach dem Examen wurde er Vikar und später langjähriger Pastor in Ansgar Langenhorn. Anschließend wechselte er für zwölf Jahre in die Militärseelsorge. Nach der Pensionierung erhielt er für drei Jahre einen Dienstauftrag in der Hafengemeinde St. Maria Magdalena zu Hamburg-Moorburg. 1985 begann seine erneute intensive Arbeit am Neuen Testament. Nach mehreren Veröffentlichungen, die als Vorstufen zu diesem Buch zu werten sind, verbleiben als gültig: "Lukas und Paulus. Chronisten der Jesusbewegung" und "Hier irrte der große Hirte. Die Schriften von Qumran widersprechen Papst Benedikt und seinem Jesus."

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Leseprobe

Mt 4,1–11 Jesus wird vom Teufel versucht


Achtung: Hier übernimmt »Schild des Glaubens« fast wörtlich den Text des Matthäusevangeliums:

Der Heiland ward vom Geist Gottes in die Wüste geführt, daß er vom Teufel versucht würde; da lebte er in großer Einsamkeit und betete. Und da er vierzig Tage und vierzig Nächte gefastet hatte, hungerte ihn. Und der Versucher trat zu ihm und sprach: Bist du Gottes Sohn, so sprich, daß diese Steine Brot werden. Und er antwortete und sprach: Es steht geschrieben, der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeglichen Worte, das durch den Mund Gottes geht.

Da führte ihn der Teufel in die heilige Stadt, stellte ihn auf die Zinne des Tempels und sprach zu ihm: Bist du Gottes Sohn, so stürz dich hinab; denn es steht geschrieben: Er wird seinen Engeln befehlen, und sie werden dich auf Händen tragen, daß du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest. Da sprach Jesus zu ihm: Wiederum steht auch geschrieben: Du sollst Gott, deinen Herrn, nicht versuchen.

Zuletzt führte ihn der Teufel auf einen hohen Berg und zeigte ihm alle Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit in einem Augenblick und sprach zu ihm: Das alles will ich dir geben, wenn du vor mir niederkniest und mich anbetest. Da sprach Jesus zu ihm: Hebe dich weg von mir, Satan, denn es steht geschrieben: Du sollst anbeten Gott, deinen Herrn, und ihm allein dienen. [Lukas bringt die beiden Bilder von der Zinne des Tempels und dem Hohen Berg in umgekehrter Reihenfolge.]

(Schild des Glaubens, S. 165 f.)

In der Wüste


Jesus wanderte im Lande umher, eine ganze Zeit lang. Am Ende kam er auf einen hohen kahlen Berg. Er wollte allein sein. Stimmt es, was die Leute sagten: daß er ein König werden könnte? Wenn das stimmt, was müßte er dann tun? Darüber wollte er nachdenken, als er in der Wüste allein war. Nun stand er auf dem Berg in der Wüste und sah in der Ferne zu all den Ländern, wo die Menschen wohnen. Er wußte genau: »Wenn du ein König bist und noch dazu ein neuer König Gottes, ein König, der alles kann, dann mußt du doch einmal etwas zeigen. Dann mußt du so zaubern können, daß du einfach aus Steinen ein Brot machst, weil es sich für einen König einfach nicht gehört, Hunger zu haben. Dann mußt du so zaubern können, daß du hier aus der Höhe springen und schweben kannst. Das finden die Menschen herrlich, wenn sie da zugucken können. Dann glauben sie erst an dich. Dann erst schauen sie zu dir auf. Dann erst werden sie sagen: ›Das ist der Richtige. Den müssen wir haben.‹ Dann werden die Menschen anfangen, dich zu verehren. Dann werden reiche mächtige Leute kommen, und die werden dir helfen wollen. Sie werden alles für dich in Ordnung bringen. Wenn sie dir helfen wollen, dann kannst du der Herrscher über die ganze Welt werden. Dann kannst du alles bestimmen. Du kannst alles so machen, wie du es für richtig hältst.«

»Nein, nein, nein!« schrie Jesus laut. »Solch ein König will ich nicht sein. Wenn ich so stark bin, daß ich alles kann, dann gehöre ich nicht mehr zu den Menschen, die nicht so reich sind.

Nein, wenn ich so einfach mein eigenes Brot herbeizaubern kann, dann weiß ich nie, was Menschen fühlen, die Hunger haben. Nein, nein, nein! Ich will nicht, daß Menschen an mich glauben, weil ich stark bin und mächtig und reich. Ich will, daß sie glauben: Ich gehöre zu ihnen. Ich will, daß sie glauben: Gott gehört zu ihnen. Ich will zu den Menschen, ich will hier weg.« So ging Jesus zurück zu den Menschen, zu denen er gehören wollte. Er war entschlossen: Wenn er König werden sollte, sollte es anders sein, als Menschen es von einem König erwarten.

(Die Bibel erzählt, S. 279–281)

Aus dem gesamten Abschnitt Lukas 3 und 4, zwei für die Geschichte und das Geschick Jesu hochdramatischen Kapiteln, bringen die Kinderbibeln, wenn überhaupt, stets nur die eine: die Versuchung durch den Teufel. In der Tat ist das eine Schlüsselgeschichte. Wir wollen sie hiermit behandeln – sie wird im Verlauf der theologischen Arbeit in Teil II die alles entscheidende Rolle spielen.

Seit der Geburt Jesu sind dreißig Jahre vergangen. Wie sehr sich die Welt in dreißig Jahren verändern kann, lässt sich erkennen, wenn wir bedenken, dass zwischen dem Beginn des Ersten und dem Ende des Zweiten Weltkrieges einunddreißig Jahre lagen. Es sind sechsundzwanzig Jahre seit der Wende vergangen. So ist es kaum verwunderlich, dass auch in den dreißig Jahren zwischen Jesu Geburt und seinem ersten Auftreten erhebliche Veränderungen stattgefunden haben.

Dazu gehört auch die Rolle des Kyrius von Qumran. In der Gestalt des Simeon Kyrios, der die Geburt des Messias mit den Worten beging: »Herr, nun lässest du deinen Diener in Frieden fahren«, ist in der Geschichte von Qumran nun der »Teufel« geworden. Alle Welt wird ihn so nennen, und sein Anliegen ist, dass er Macht über den gesamten Weltkreis hat und die Ämter abgeben kann, an wen er will.

Dieser nun zum Diabolos avancierte Kyrios von Qumran weiß sehr wohl um Jesu Abkunft von dem Kyrios von Qumran. (»Wenn du der Sohn Gottes, Sohn des El bist …«) Er bietet ihm daraufhin eine Beteiligung an seiner Macht an, unter der Bedingung, dass Jesus unter ihm steht. Zudem erwartet er göttliche Verehrung – wohl der nicht unähnlich, die die römischen Kaiser inzwischen für sich reklamieren.

Durch das ganze Neue Testament wird das als die große, aber bestandene Versuchung Jesu dargestellt, dass er auf dieses Angebot nicht eingegangen ist. Es ist eine berühmte Erzählung: Jesus wurde versucht wie wir – aber ohne Sünde. Die Geschichte macht zugleich deutlich, dass es dieser »Teufel« ist, der Jesus veranlasst, sich von den Essenern zu trennen und seinen eigenen Weg zu gehen.

»Die Bibel erzählt« bringt viele erbauliche Gedanken, hat die Vorstellung von einer Heilsgeschichte aber deutlich verlassen.

Lk 4, 16–30 Die Verwerfung in Nazareth


Jesus kam in seine Vaterstadt Nazareth und ging nach seiner Gewohnheit am Sabbat in die Betstunde. Er stand auf und wollte lesen; da ward ihm das Buch des Propheten Jesaja gereicht. Er schlug es auf und fand die Stelle, wo geschrieben steht: Der Geist des Herrn ist bei mir. Er hat mich gesandt und hat mir befohlen: Verkündige den Armen das Evangelium, heile die zerstoßenen Herzen, bringe den Gefangenen die Freiheit, hilf den Blinden zum Augenlicht, mache die Unterdrückten frei und verkündige ein Gnadenjahr des Herrn. Als er das gelesen hatte, gab er das Buch dem Diener und setzte sich; und aller Augen sahen auf ihn.

Und er fing an zu reden und sprach: Heute ist diese Schrift erfüllt vor euren Ohren. Und sie stimmten ihm freudig bei und freuten sich über die holdseligen Worte, die aus seinem Munde gingen. Aber einige sagten: Ist das nicht der Zimmermann, Josephs Sohn? Woher hat er seine Weisheit? Und verschlossen trotzig ihre Herzen.

Er aber sprach zu ihnen: Ihr werdet freilich zu mir das Sprichwort sagen: Arzt, hilf dir selber! Ihr wollt die Wunder sehen, wie sie zu Kapernaum geschehen sind. Aber ich sage euch: Kein Prophet ist angenehm in seinem Vaterland. Aber in Wahrheit sage ich euch: Es waren viele Witwen in Israel zu Elias Zeiten, da die große Teuerung war; aber zu keiner ward er gesandt als zu der Witwe in Sarepta im Lande der Sidonier. Es waren viele Aussätzige in Israel zu Elisas Zeiten; aber keiner wurde gereinigt als Naeman aus Syrien. Damit aber strafte er ihren Unglauben und sagte ihnen: Gott wirkt Wunder dort, wo der Glaube lebt, und wär’s auch unter fremden Völkern. Und da sie solches hörten, wurden sie voll Zorns alle, die im Bethaus waren, und standen auf und stießen ihn zur Stadt hinaus und führten ihn an den Rand des Felsens, darauf ihre Stadt gebaut war, daß sie ihn hinabstürzten. Aber er ging mitten durch sie hinweg.

Und er konnte allda keine einzige Tat tun um ihres Unglaubens willen; nur einigen Siechen legte er die Hand auf und heilte sie. Und er verwunderte sich über solchen Unglauben und ging in die Dörfer ringsumher und lehrte.

(Schild des Glaubens, S. 197 f.)

Merkwürdig weit ins Innere abgeschlagen bringt »Schild des Glaubens« den Text, der im Lukasevangelium unmittelbar im Anschluss an die Versuchung folgt.

Es ist die berühmte Verwerfung zu Nazara.

Man sieht es dieser Erzählung nicht auf den ersten und, wie sich im Verlauf der Auslegungsgeschichte gezeigt hat, auch nicht auf den zweiten Blick an, welch ungeheure Dynamik in ihr enthalten ist.

Die große Irritation liegt in dem Namen Nazareth. Hier ist es nun wichtig, noch einmal genau in den griechischen Urtext zu blicken. An dieser Stelle finden wir im Urtext zwei verschiedene Namen: einmal Nazareth und zum anderen Nazara. Scheinbar sind das zwei Namen für dieselbe Sache. Und da hier von Jesus geredet wird, der in diesen Ort kam, in dem er aufgewachsen war – Vaterstadt ist eine zu freie Übersetzung –, war man sich...

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