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E-Book

Die ersten 3 Jahre meines Kindes

Das umfassende Standardwerk zu Entwicklung, Gesundheit und Erziehung

AutorAnne Pulkkinen, Birgit Gebauer-Sesterhenn, Dr. med. Katrin Edelmann
VerlagGRÄFE UND UNZER
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl416 Seiten
ISBN9783833857584
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis26,99 EUR
Die Entwicklung des Kindes verstehen und unterstützen In Riesenschritten entwickelt sich das Baby vom Säugling zum Kleinkind. Für Eltern steht in dieser bewegenden Zeit stets ein Anliegen im Mittelpunkt: Geht es meinem Kleinen gut, entwickelt es sich altersgemäß? Dieser Ratgeber begleitet Eltern bis zum 3. Geburtstag des Kindes und geht auf alle bedeutsamen Entwicklungen in dieser Zeitspanne ein. Alle wichtigen Fragen des Eltern-Alltags werden hier beantwortet: Sie erfahren, wie die motorische oder sprachliche Entwicklung ihres Babys verläuft und wie sie sie spielerisch fördern können, wie ihr Kind es leicht schafft, trocken zu werden, ob der Schnuller Fluch oder Segen ist, wie man ein Kind in der Trotzphase erzieherisch am besten begleitet oder wie man ein Dreijähriges optimal auf den Kindergarten vorbereitet.

Birgit Gebauer-Sesterhenn (Jahrgang 1969) ist diplomierte Ernährungswissenschaftlerin und ausgebildete Journalistin. Sie lebt in der Nähe von München und arbeitet dort als Buchautorin und Medizin-Journalistin. Gemeinsam mit ihrem Mann Torsten hat sie dreimal 'Babys erstes Jahr' mitgemacht - mit den üblichen Höhen und Tiefen, die irgendwie irgendwann jede Familie erlebt. Durch ihre Kinder Paulina (*99), Samuel (*01) und Sophie (*03) und all deren Freunde erfährt sie immer wieder, wie sehr Kinder das Leben umkrempeln können. Doch allen Andersdenkenden zum Trotz ist sie überzeugt: mit der Anzahl der Kinder wird es nicht stressiger, sondern im Gegenteil, viel leichter. Weil Eltern ihren Erfahrungsschatz täglich vergrößern, Routine bekommen und lernen, auch mal Fünfe gerade sein zu lassen.

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Leseprobe

KINDER WOLLEN LERNEN


Das menschliche Gehirn entwickelt sich in den ersten drei Lebensjahren so rasant wie zu keinem späteren Zeitpunkt. Daher sind diese Jahre die wichtigsten für das spätere Lernen. Kleine Kinder sind neugierig, experimentierfreudig, offen und begeisterungsfähig. Alles ist neu für sie. Wie ein Schwamm saugen sie sämtliche Eindrücke in sich auf. Sie wollen die Welt um sich herum erkunden und erforschen. Und dabei bekommt ihr Gehirn gehörig Futter.

Das Gehirn braucht Reize


Wie bei der gesamten Entwicklung gehen auch bei der Gehirnentwicklung Veranlagung und Umwelt Hand in Hand: Die genetische Ausstattung bestimmt den groben Plan des Gehirns. Durch die Einflüsse von außen werden die Nervenzellen (Neuronen) zeitlebens umgebaut, präzisiert und optimiert.

Damit sich die in ihnen verborgenen Anlagen und Begabungen entfalten können, brauchen die kleinen Forscher jedoch liebevolle Unterstützung, Begleitung und Förderung. Andernfalls verkümmern die Talente – oder bleiben, wie es folgendes Beispiel aus der Geschichte zeigt, ganz aus: Kaiser Friedrich II. (1194–1250) trennte auf der Suche nach der Ursprache des Menschen mehrere Säuglinge gleich nach der Geburt von ihren Müttern, damit sie isoliert von der Außenwelt aufwüchsen. Ammen durften die Kinder zwar säugen und sauber halten, mit ihnen zu sprechen oder sie zu liebkosen war den Frauen jedoch untersagt.

Das Experiment scheiterte kläglich. Die Babys lernten überhaupt nicht zu sprechen und starben aufgrund der mangelnden Fürsorge und Zuwendung bald. Schließlich ist das Gehirn des Menschen ein zutiefst soziales Organ, das unbedingt zwischenmenschliche Anreize braucht, um sich zu entwickeln.

Eltern kommt somit eine verantwortungsvolle Aufgabe zu: Sie begleiten ihr Kind in dieser extrem wichtigen Phase – man könnte diesen Lebensabschnitt die Schule des Lebens nennen – und liefern ihm das nötige Futter: den Lernstoff.

Lernen macht Spaß


Die elf Monate alte Anna sitzt in der Küche und hält das erste Mal eine runde, kleine Metallscheibe in den Händen. Sie dreht sie, betrachtet sie von allen Seiten und befühlt sie auch mit dem Mund. Das Baby will den Gegenstand im wahrsten Sinn des Wortes begreifen. Dann lässt es die Scheibe auf den Fliesenboden fallen; es klirrt. Anna lässt die Scheibe daraufhin immer wieder fallen. Später wird sie andere »Experimente« mit diesem vergleichen: Die Metallscheibe klingt anders, wenn sie auf den Parkettboden fällt, Holz macht einen anderen Ton als Plastik, das wiederum klingt anders als Karton …

Ein anderes Beispiel: Der acht Monate alte Paul krabbelt auf das helle Sofa zu, zieht sich daran hoch und entdeckt eine kleine schwarze Schachtel auf der Sitzfläche. Ihr Deckel ist halb geöffnet, sodass er den Inhalt gut erkennen kann, seine Neugier ist geweckt. Paul versucht, an die Schachtel zu kommen, aber sein Arm ist nicht lang genug. Er probiert es immer wieder; Atem und Puls beschleunigen, obwohl er weder in Gefahr noch auf der Flucht ist. Endlich kann er die Schachtel zu sich ziehen und glücklich den Inhalt untersuchen. Paul dreht den Kopf zu seinen Eltern, die ihm mit einem positiven Gesichtsausdruck antworten: »Was ist denn das? Was hast du entdeckt?« Er hat also nachgeschaut, ob seinen Eltern gefällt, was er macht: Es ist eine Art soziales Spiel.

Hirnforscher plädieren heute für ein lustvolles Lernen. Denn sie haben herausgefunden, dass kleine Kinder gerne und mit Lust Neues entdecken. Leider wird aber diese natürliche Intuition und Neugierde mit den Jahren (teilweise) vernichtet: Unter Druck und Zwang, vielleicht sogar begleitet von Prüfungsangst, kann das Gehirn nicht optimal lernen. Wenn Kinder jedoch die Erfahrung machen, dass es Spaß bereitet, zu lernen, werden sie auch später gern Neues anpacken. Dabei werden bestimmte Botenstoffe im Gehirn freigesetzt, die Lustgefühle erzeugen und wie eine körpereigene Glücksdroge wirken (tatsächlich sind ähnliche Botenstoffe darunter wie in manchen Rauschmitteln). Das kindliche Gehirn ist im weitesten Sinne von Natur aus (lern-)süchtig – und auf der Suche nach dem Kick. Das bedeutet nicht, dass Kinder sich nicht ab und zu auch einmal ein bisschen anstrengen sollten (wie es der kleine Paul tun musste, um an das Objekt seiner Begierde zu kommen). Auch aus Fehlern wird man klug, wenn etwas nicht auf Anhieb klappt. Wahrscheinlich ist die emotionale Achterbahn zwischen Lust und Frust sogar die beste Voraussetzung für das frühe Lernen (und übrigens auch später). Denn Kinder lernen dadurch das Lernen. Sie lernen, dass sie Probleme und Schwierigkeiten allein lösen und überwinden können. Das wiederum stärkt das Selbstvertrauen: »Ich habe das allein geschafft, obwohl es anstrengend war.« Wenn das auch noch der Mama gefällt – und sie dies zum Beispiel mit einem Lächeln zeigt –, freut sich das Kind umso mehr. Denn es hat noch eine andere Person glücklich gemacht.

Babys im Fokus der Wissenschaft


Lange hat sich die Hirnforschung erst für Kinder ab dem dritten Lebensjahr interessiert, also ab dem Alter, in dem sie ihre ersten Sätze sprechen können. Heute dagegen stehen schon Neugeborene und Babys im Interesse der Wissenschaft. Dabei haben die letzten 20 bis 30 Jahre erstaunliche Fakten und Ergebnisse ans Licht gebracht. Die 90er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts wurden in den USA sogar zum »Jahrzehnt des Gehirns« ernannt. Und die Hirnforschung ist noch lange nicht am Ziel. Die nahe Zukunft wird für die Entwicklungspsychologie und Frühpädagogik mit großer Wahrscheinlichkeit weitere interessante Erkenntnisse bringen.

Eine rasante Entwicklung

Schon wenige Wochen nach der Zeugung beginnt der Aufbau des Gehirns: Etwa 250 000 Nervenzellen entstehen pro Minute. Bei der Geburt beträgt die Zahl der Zellen etwa 100 Milliarden – fast so viel wie die Sterne der Milchstraße.

Das Gehirn eines neugeborenen Babys wiegt ungefähr 400 Gramm (das entspricht etwa dem Gehirn eines ausgewachsenen Schimpansen). Nach nur einem Jahr ist das Gewicht auf etwa 1100 Gramm gestiegen, bei Fünfjährigen wiegt es sogar schon 90 Prozent eines Erwachsenengehirns (etwa 1350 Gramm). Das Gehirn wächst analog zu den Erfahrungen, die ein Kind macht.

Ein Neugeborenes verfügt bereits über alle erforderlichen Nervenzellen. Gut entwickelt sind all jene, die für die biologischen Grundfunktionen verantwortlich sind, wie Blutkreislauf, Atmung und Reflexe. Die Großhirnrinde dagegen – unter anderem zuständig für Denken, Sprache, Gedächtnis und Mathematik – ist noch unterentwickelt. Damit die erforderlichen Bahnen und Schaltungen der Nervenzellen entstehen können, braucht das Gehirn von Anfang an Erfahrungen, welche die Entwicklung anregen und fördern. Babys und Kleinkinder sind daher auf die Außenwelt angewiesen.

INFO

Das Gehirn als Verkehrspolizist

Das Gehirn leistet in den ersten drei Jahren enorme Arbeit. Da jede neue Erfahrung und Entdeckung synaptische Verbindungen entstehen lässt, aus denen im Lauf der Zeit ein Netzwerk oder neuronales Grundmuster entsteht, müssen neue Erfahrungen und Entdeckungen sortiert und verglichen, geordnet, weitergeleitet und lokalisiert werden. So können Lernspuren entstehen. Die Aufgabe des Gehirns gleicht dabei der eines Verkehrspolizisten, der Autos, Motorräder und Fahrräder koordiniert, ohne die Fußgänger zu übersehen. Wenn die Organisation nicht gelingt (bei Störungen), läuft das Leben ungeordnet – so wie das Verkehrschaos in einer Großstadt bei Ampelausfall und ohne Polizisten.

WIEDERHOLEN IST WICHTIG

Damit neuronale Verknüpfungen entstehen, müssen Babys und Kleinkinder die Möglichkeit haben, immer wieder das Gleiche zu hören, zu spielen oder mit dem gleichen Material zu experimentieren, etwa mit Fingerfarben oder Knetmasse. Fehlt dem Gehirn dieses stete Wiederholen, macht es sich keine Mühe, etwas abzuspeichern, und vergisst. Den Kindern wird bei den Wiederholungen nicht langweilig: Kleine Kinder erfreuen sich vielmehr am immer selben Lied oder Verslein, ziehen selbst stets dasselbe Bilderbuch aus dem Regal hervor.

Vielleicht ist Ihr Nachwuchs schon ein bisschen größer? Dann werden Sie bald erleben, wie der Spaziergang zum Spielplatz oder zum Bäcker zum »Spazierenstehen« wird. Ihr Sprössling will immer auf derselben Mauer balancieren und zum hundertsten Mal die Steine im Vorgarten des Nachbarn sortieren. Kinder unter drei Jahren sind in gewisser Weise eben recht konservativ. Doch nur so lernen sie – so wie aus einem Trampelpfad in einer Wiese nach und nach ein breiter Weg wird, wenn man nur oft genug darübergeht.

Wenn Sie also wieder einmal das Lieblingslied Ihres Schatzes anstimmen, denken Sie daran, dass Sie in diesem Moment einen fundamentalen Beitrag zur Entwicklung seines Gehirns leisten. Auch wenn Sie erfahren, dass die Kleinen in der Kinderkrippe nun schon die vierte Woche hintereinander mit Wasser spielen (richtig wäre:...

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