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Die Eskalation des Zweiten Weltkriegs von 1940 bis zum Unternehmen Barbarossa 1941.

AutorStefan Scheil
VerlagDuncker & Humblot GmbH
Erscheinungsjahr2011
ReiheZeitgeschichtliche Forschungen 41
Seitenanzahl478 Seiten
ISBN9783428533770
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis44,90 EUR
Vor fast siebzig Jahren begann im Sommer 1941 das Unternehmen Barbarossa, der deutsche Angriff auf die Sowjetunion. Stefan Scheil zeichnet in seiner Studie über die Eskalation des Zweiten Weltkriegs die internationale Politik im Jahr vor diesem Angriff und seine Ursachen nach. Die britische, deutsche, amerikanische und sowjetische Kriegspolitik und ihre jeweils zugrunde liegenden Interessen stehen im Mittelpunkt seiner Darstellung. Der Autor zeigt detailliert auf, wie sehr sich die Bedrohungsszenarien und Ziele der damals aktuellen und potentiellen Kriegsparteien auf verschiedenen Schauplätzen gegenseitig beeinflussten und zur Eskalation des Krieges führten, so etwa auf dem Balkan. Er geht auf die sowjetischen Angriffspläne der Jahre 1940/41 ein und weist anhand von Archivmaterial nach, daß die deutsche Entscheidung für den Angriff auf die UdSSR durch die sowjetische Angriffsdrohung wesentlich mit verursacht wurde.

Stefan Scheil ist Historiker. Er wurde 1963 in Mannheim geboren und studierte Geschichte, Soziologie und Philosophie in Mannheim und Karlsruhe. 1997 promovierte er in Karlsruhe mit einer Dissertation über den politischen Antisemitimus der wilhelminischen Zeit. Er ist Autor zahlreicher Buchveröffentlichungen zur Vorgeschichte und Eskalation des Zweiten Weltkriegs sowie zum Antisemitismus in Deutschland und Europa. Scheil ist freier Mitarbeiter u. a. bei der FAZ. Er ist verheiratet und Vater von zwei Kindern.

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Leseprobe
X. Hegemonie oder Untergang (S. 365-366)

1. Die Entwicklung in Hitlers Rußlandbild

Vom Kolonialgebiet zur Supermacht „Meine Zwangsvorstellung im Lauf der letzten Wochen war, daß Stalin mir zuvorkommen könnte.“
Adolf Hitler

Die Diskussion um die Präventivkriegsthese konzentrierte sich seit den 1980er Jahren weitgehend auf die Sowjetunion und ihre möglichen Angriffsabsichten auf Deutschland. Dies war eine Folge des Umbruchs in Rußland, der Auflösung der Sowjetunion und der damit verbundenen teilweisen Öffnung der russischen Archive.

So wurde es zum ersten Mal möglich, die Planungen der russischen Führung anhand von Quellenmaterial einigermaßen nachzuvollziehen und damit einen Klärungsvorgang zu wiederholen, der für den Entscheidungsprozeß in NS-Deutschland als abgeschlossen galt. Durch diesen Vorgang ist eine merkwürdige Schieflage in der Diskussion entstanden, auf die gerade von den Kritikern der Präventivkriegsthese gern hingewiesen wird.

Denn so wichtig die Klärung der russischen Entscheidungsfindung im Jahr 1941 ist, so wenig kann daraus der präventive Charakter des deutschen Angriffs abgeleitet werden. Auch wenn die sowjetische Führung und Stalin selbst die Absicht gehabt haben sollten, Deutschland zu überfallen, müßte immer noch nachgewiesen werden, daß man dies in Deutschland wußte und deswegen den Angriff für den Sommer 1941 befohlen hat. Nur dann könnte der „Fall Barbarossa“ als Präventivkrieg bezeichnet werden.

Dieser Nachweis ist oben erbracht worden. Im folgenden gehe ich kurz auf die Planungen innerhalb der deutschen Führung ein, was im Fall eines Sieges über die Rote Armee auf dem Territorium der UdSSR geschehen solle. Ein Krieg aus Anlaß der aktuellen sowjetischen Politik schloß einen Eroberungsfeldzug nicht aus, stellte Victor Cavendish-Bentinck fest, der Vertreter des englischen Außenministeriums im Geheimdienstausschuß:

„Die Russen können einem doch furchtbar auf die Nerven gehen, und Hitler muß bei seinem rachsüchtigen und boshaften Charakter eine Menge Rechnungen mit ihnen zu begleichen haben, so schikanös und hinterhältig haben die Russen ihn seit August 1939 behandelt, da sie die Deutschen im Nachteil glaubten. Außerdem hat Hitler die Tendenz, früher oder später die in ‚Mein Kampf‘ genannten Ziele wieder aufzunehmen: Irgendwann kehrt doch jeder zu seiner ersten Liebe zurück!“
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Vorwort zur zweiten Auflage8
Inhaltsverzeichnis10
Abkürzungsverzeichnis13
I. Nürnberger Nachspiele14
1. Am Ende war Barbarossa17
2. Das Spiel mit der Macht23
II. Europa in Brand stecken33
1. Winston Churchills Strategie33
2. Deutschlands Hauptaufgabe43
a) Rückblick – Politik bis Sommer 194043
b) Die Konzeption der sowjetischen Außenpolitik nach dem deutschen Sieg über Frankreich50
III. Kriegsperspektiven57
1. Die irrelevante Größe57
2. Der italienische Angriff auf Griechenland63
3. Deutschland: Wie löst man die Hauptaufgabe?67
a) Die Besprechung vom 21. Juli 194067
b) Auf nach Polen69
4. Die List der Besiegten73
5. Die Vordertür zur Hegemonie79
a) "First Things First"79
b) "The Great Globe itself" – die russisch-amerikanischen Beziehungen88
c) Wahlen in den Zeiten des Krieges93
d) Gartenschläuche und Strategien98
6. Die alliierte Strategie der Kriegsausweitung auf dem Balkan100
a) "Wild Bill" im Südosten109
b) Putsch und Kriegsdrohung120
c) Gewißheiten124
IV. Die Sowjetunion als Eisbrecher der Weltpolitik131
1. Stalins Rede vom 5. Mai 1941 und sein Regierungsantritt134
2. Mutmaßungen über TASS144
3. "Sommermanöver"147
4. War Stalin uninformiert?153
V. Friedensfühler168
1. Der Literat als Premier168
2. Die Weißauer-Mission174
a) Die Ausbeutung der deutschen Führung181
b) Englands Hoffnung183
c) Der Heß-Flug187
d) Ein Botschafter redet zuviel204
VI. Der deutsche Angriff auf die UdSSR und das Völkerrecht214
1. Propaganda und Tatsachen214
2. Völkerrecht als Teil von Machtpolitik219
3. Gab es einen Begründungsversuch für den Angriff?220
4. jus ad bellum – das Recht zum Krieg und der deutsche Angriff223
5. Die Gültigkeit des Nichtangriffspakts und des Geheimprotokolls225
6. Kriegsspiele243
7. Der Shukov-Plan und seine Vorläufer252
VII. Falls die Rote Armee einmal nach Deutschland kommt ...258
1. Die sowjetische Rüstung 1939–1941258
2. Vladimir Semjonov und die sowjetischen Angriffsvorbereitungen264
3. Der Hitler-Molotov-Gipfel272
a) Die Voraussetzungen272
b) Globalisierungsgegner?274
c) Das Treffen von Berlin288
d) Amerikanische Verbindungen306
VIII. Die Morgendämmerung des Vernichtungskriegs313
1. "A genocide, sponsored by Great Britain"313
a) Die Politik des Hungers – Samuel Hoare in Spanien324
2. Ein Hungerplan gegen die Bevölkerung der UdSSR?330
a) Nürnberger Nachspiele (II)330
b) Ökonomische Rahmendaten335
3. Ausrottungsphantasien338
IX. Annäherungen356
1. "Rußland hängt wie eine drohende Wolke am Horizont"356
2. Exkurs: Das Land anderer Leute362
X. Hegemonie oder Untergang366
1. Die Entwicklung in Hitlers Rußlandbild366
2. "Muß das denn auch noch sein?"376
XI. Die letzten Wochen403
1. Deutsch-Amerikanische Affären am Ende des Mai403
2. Das Unvermeidliche und seine Tarnung408
3. Das Ultimatum, das es nie gab412
4. Letzte interne Diskussionen419
a) Der ausgebliebene Coup422
b) Kriegserklärungen425
Nachwort zur Zweiten Auflage428
Auswahlbibliographie434
Unveröffentlichte Quellen434
Gedruckte Quellen und Dokumenteneditionen436
Memoiren, Erinnerungsliteratur und Tagebücher438
Zeitgenössische politische und historische Schriften442
Sekundärliteratur443
Anhang: Ereignisse 1940/41460
Sach- und Personenindex470

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