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Die Evolution der Roten Armee Fraktion: Von der Stadtguerilla zur antiimperialistischen Front

AutorSandro Nemec
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl39 Seiten
ISBN9783863419677
FormatPDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis14,99 EUR
Dieses Buch befasst sich mit der wohl bekanntesten deutschen Terroristengruppierung, der Roten Armee Fraktion. Vor allem unter ihrer Kurzform RAF ist sie noch immer einem Großteil der Menschen in Europa ein Begriff. Es handelt sich bei dieser Studie jedoch nicht um eine reine Beschreibung der von den RAF-Kommandos verübten Anschläge, welche sich gegen Einrichtungen und Vertreter aus Wirtschaft, Politik und Staat richteten. Vielmehr wird in diesem Buch auch auf die Motive die dahinter steckten eingegangen. Dies wird besonders dadurch deutlich, dass der Frage nach den Gründen für eine Wiederauferstehung der RAF nach dem Scheitern im Deutschen Herbst das Hauptaugenmerk der Arbeit gilt. Um diese Frage zu beantworten, wird zuerst die Entwicklung der RAF beginnend bei ihren Anfängen, als militante Splittergruppe der Studentenbewegung, bis zum Ende der zweiten Generation, welche den Deutschen Herbst durch ihre Anschläge und Attentate prägte, analysiert. Auch wie sich das Bild innerhalb der Bevölkerung, bedingt durch die Schleyer-Entführung und die sogenannte Befreiung in Mogadischu, den wohl bekanntesten GSG-9 Einsatz, änderte, wird thematisiert. Hatte die erste Generation noch einen erheblichen Rückhalt innerhalb des eigenen Umfeldes und auch Sympathisanten innerhalb der Zivilbevölkerung, waren die Bedingungen für ihre Nachfolgegenerationen vollkommen andere. Auf Basis dieser Erkenntnisse wird die Entwicklung innerhalb der Gruppierung und ihres Umfeldes weiter beleuchtet und abschließend erklärt, warum es nach zwei gescheiterten Generationen ein drittes Mal passieren konnte, dass die Rote Armee Fraktion die Bundesrepublik Deutschland mit ihren Aktionen erschütterte.

Sandro Nemec, B.A., wurde 1986 in Wien geboren, und wohnt seit seinem zweiten Lebensjahr in Kottingbrunn/Niederösterreich. Sein Studium der Europäischen Wirtschaft und Unternehmensführung an der Fachhochschule des Bfi Wien schloss der Autor im Jahre 2012

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 3.2, Die zweite Generation der RAF: 3.2.1, Die Reorganisation: Womit niemand rechnete, passierte dennoch. Nach dem die als 'Baader-Meinhof-Bande' bekannte RAF durch die Verhaftung der beiden Namensgeber besiegt schien, erstarkte die Rote Armee Fraktion von Neuem. Zusätzlich entstanden im Windschatten der RAF weitere unabhängige linksextreme Terrorzellen. Diese neue Generation der RAF-Gruppierung startete wie bereits ihre Vorgängergeneration mit logistischen Vorbereitungen. So wurde zwecks Geldbeschaffung eine Bank überfallen, ein Waffenarsenal angelegt und auch Ausstattung zur Tarnung wie Haarfärbemittel, Perücken und Ausweise besorgt. Die RAF-Gefangenen wussten die Situation im Gefängnis ebenfalls geschickt zu vermarkten und inszenierten beispielsweise mehrere Hungerstreiks. Dies ließ sie aus der Sicht etlicher BRD-Bürger in die von ihnen gewünschte Opferrolle schlüpfen. Sie instrumentalisierten die Härte, die ihnen von Seiten der Bundesrepublik entgegengebracht wurde, propagandistisch hervorragend für ihre Zwecke. Hauptziel der Hungerstreiks war neben dem Erreichen von Solidarität innerhalb der Bevölkerung und der Mobilisierung der eigenen Sympathisanten vor allem die Verbesserung der eigenen Haftbedingungen und die Beendigung der strengen Isolation. Die Führung der Gruppe verblieb bei den Inhaftierten. Die RAF-Mitglieder erhielten die Befehle mittels Nachrichten, die von den Anwälten der Angeklagten überbracht wurden, direkt aus dem Gefängnis. Dies erklärt auch, warum sich die Organisation immer weiter von den großen Zielen der Anfänge entfernte und stetig mehr Energie für Aktionen aufwandte, welche unmittelbar mit der Befreiung der Inhaftierten und der Verbesserung der Haftbedingungen in Verbindung standen. Um die Führung auch in Zukunft zu behalten, war es für die Gefangenen um Andreas Baader wichtig, ein geeignetes Informationssystem zu entwickeln. Dieses diente einerseits der Kommunikation und Organisation der Inhaftierten, andererseits sollte es helfen den Kontakt zu den in Freiheit verbliebenen aufrecht zu erhalten. Diese Verbindung war notwendig, um eine Befreiung durch die nunmehr zweite Generation mittels Anordnung weiterer Terroranschläge herbeiführen zu können. Die Gefangenen forderten schnellstmöglich Schritte zu setzen, die ihre Freilassung zur Folge haben sollten. Der Versuch, diese Forderung zu erfüllen, führte zur Festnahme von sieben RAF-Mitgliedern im Februar 1974, welche aufgrund des Festnahmedatums als 'Gruppe 4.2.' bekannt wurden. Dies zog eine weitere Schwächung der Kommandoebene nach sich. Die neuen RAF-Gefangenen schlossen sich sofort nach ihrer Inhaftierung dem Protest gegen die Haftbedingungen an. Dies geschah mit dem Ziel den Staat als folternden Sadisten erscheinen zu lassen. Die Zielgruppe, welche mit der Bekämpfung der Isolationsfolter instrumentalisiert werden sollte, waren nicht die 'normalen' BRD-Bürger, sondern die intellektuellen Schichten, da dort am ehesten mit Solidarität zu rechnen war. Dass dies zum Teil funktionierte sieht man am Beispiel des französischen Philosophen Jean Paul Sartre, der Andreas Baader sogar in der Haftanstalt besuchte. Trotz künstlicher Zwangsernährung kam es beim dritten Hungerstreik am 9. November 1974 zum Tode von Holger Meins. Dieser verstarb in der JVA Wittich, da er bereits bis auf das Skelett abgemagert war. Schon lange bevor Meins in den Hungerstreik trat vermerkte er in seinem Testament, dass falls er zu Tode käme, es sich sicher um Mord handeln würde. Das vom Stern veröffentlichte Foto war für viele spätere RAF-Mitglieder der Startschuss ihrer Terroristen-Karriere. Stefan Wisniewski beispielsweise schilderte den Eindruck den dieses Bild bei ihm hinterließ folgendermaßen: 'Mir sind die Tränen in die Augen geschossen. Einige, die sonst eher zu den Kritikern der RAF zählten, haben sofort angefangen Molotowcocktails zu basteln.' Mit dem bewusst in Kauf genommenen Tod des Holger Meins erreichte die RAF somit genau jenen Effekt den man gewünscht hatte. Die Anzahl der Terroristen selbst stieg und auch die nicht gewaltbereite Linke ließ sich dadurch instrumentalisieren und stärkte so durch für die RAF vorteilhafte Aktionen die Position der Terroristen. 3.2.2, Die Botschaftsbesetzung in Stockholm: Die Besetzung der Botschaft in Schweden am 24. Mai 1975, mit der Forderung die Gefangenen freizulassen, steht in direktem Zusammenhang mit dem Tod Holger Meins. Innerhalb der RAF macht man den Staat für dessen Tod verantwortlich, wie es auch RAF-Mitglied Volker Speitel formulierte: 'Die grundlegende Einstellung war damals, dass nicht noch mehr Gefangene im Knast sterben sollten, sondern dass man sie befreien müsste.' Nachdem die Bewegung 2. Juni bereits eine erfolgreiche Entführung mit anschließender Gefangenenfreilassung vorweisen konnte, war dies nun auch im Sinne der RAF, ähnliches für die eigenen Gefangenen zu erreichen. Da sich der Staat bereits einmal erpressen ließ war man sicher, dass sich dies wiederholen würde und schlussendlich die eigenen Gefangenen freigepresst werden können. Die Bundesregierung jedoch ließ sich dieses Mal auf keinen Deal mit den Terroristen ein und verweigerte den beabsichtigten Gefangenenaustausch. Kanzler Schmidt entschied sich dafür den Terroristen die Grenzen aufzuzeigen, was er folgendermaßen ausdrückte : 'Denen musste doch mal gezeigt werden, dass es einen Willen gibt, der stärker ist, als ihrer.' Obwohl die Verhandlungen mit der deutschen Regierung scheiterten und man an Verhandlungen mit der schwedischen Regierung nicht interessiert war, wollte man diese Geiselnahme nicht beenden. Die Geiselnahme endete erst, als die Terroristen durch unsachgemäßes hantieren mit dem Sprengstoff eine Detonation im inneren der Botschaft auslösten. Sowohl die Terroristen als auch die Geiseln befanden sich dabei im Gebäude. Bei dieser Aktion wurden zwei Angestellte der Botschaft ermordet. Sowohl Geiseln als auch Terroristen wurden zum Teil schwer verletzt. Zwei der Terroristen erlagen ihren schweren Verbrennungen. Einer der beiden, Siegfried Hausner, jedoch erst in der JVA-Stammheim. Die am Leben gebliebenen Terroristen Hanna Krabbe, Lutz Taufer, Karl-Heinz Dellwo und Bernhard Rössner wurden nach ihrer Verhaftung durch schwedische Polizisten an Deutschland ausgeliefert. Sie wurden nach ihrer Auslieferung zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt.
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