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Die Familienmanagerin

Kindererziehung und Bevölkerungspolitik in Wissensgesellschaften

AutorPeter Mersch
VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl236 Seiten
ISBN9783743123885
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis8,99 EUR
Prof. Dr. Franz-Xaver Kaufmann: "Das Plädoyer für eine Professionalisierung von Familientätigkeiten hat vieles für sich. Manche werden einwenden, das Familienmanager-Konzept leiste einer Deinstitutionalisierung von Familie weiter Vorschub. Auf jeden Fall spricht der konsequente Vorschlag aber eine bisher kaum bedachte Dimension in der Diskussion um die prekäre Nachwuchssicherung an." Kurzbeschreibung: Die entwickelten Länder sind geprägt von einer Armut an und unter Kindern, beschönigend auch demographischer Wandel genannt. Peter Mersch zeigt auf, dass es in Wissensgesellschaften eine Kernaufgabe des Staates ist, für eine quantitative und qualitative Nachwuchssicherung und damit für eine nachhaltige Bevölkerungsentwicklung zu sorgen, andernfalls wird die Zukunftssicherung vernachlässigt und es kommt zu einer Verletzung des Prinzips der Generationengerechtigkeit. Effizient erfüllen ließe sich die Aufgabe durch eine Professionalisierung von Familienarbeit, die über eine Besteuerung von Kinderlosen zu finanzieren wäre. Das Fazit des Autors ist: Das demographische Problem der entwickelten Länder ist lösbar, allerdings ganz anders, als es bislang versucht wurde.

Peter Mersch ist Systemanalytiker und Zukunftsforscher. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Gebieten Migräne, Evolutionstheorie, soziokulturelle Evolution, Demografie und Soziologie. Von ihm stammen die Systemische Evolutionstheorie, das Familienmanager-Konzept und die energetische Migränetheorie. Daneben beschäftigt er sich mit den Ursachen der Übergewichts- und Demenzepidemie. Auch dazu hat er eigene theoretische und praktische Konzepte vorgelegt. Seit 2004 betreibt er das Migräneportal www.migraeneinformation.de.

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Leseprobe

1 Einführung


Auf dem Weg zur Wissensgesellschaft


Die fortgeschrittenen Industrienationen befinden sich auf dem Weg hin zu Wissensgesellschaften12: Nicht mehr die Ressourcen Arbeit, Kapital und Rohstoffe spielen die entscheidende Rolle, sondern die geistigen Fähigkeiten und das theoretische Wissen ihrer Menschen.

Gleichzeitig entwickeln diese Staaten ein demographisches Problem: Die Lebenserwartung steigt, während die Fertilitätsrate sinkt, und dies alles umso mehr, je höher das Bildungsniveau, der Lebensstandard und der Grad der Geschlechtergleichberechtigung sind13.

Je erfolgreicher die Wirtschaft und je gebildeter die Frauen, desto unfruchtbarer ist die Nation. Frauen verdienen mehr und gebären weniger.

Dieser Trend lässt sich sogar innerhalb der Grenzen eines Staates beobachten: Manche Länder haben nur deshalb noch halbwegs bestandserhaltende Geburtenraten, weil sie über starke Anteile sozial schwacher und gering ausgebildeter Bevölkerungsschichten14 oder ethnische Minderheiten mit höheren Fertilitätsraten15 verfügen.

Die meisten Autoren – insbesondere Demographen und Ökonomen – betrachten die Entwicklung mit Sorge16 17 18. Es gibt aber auch andere Stimmen, die in der Bevölkerungsschrumpfung und dem Geburtenrückgang etwas Positives sehen. Immerhin werden ja viele Menschen auf diese Weise von zeitaufwändigen Erziehungsaufgaben befreit und können sich ganz der produktiven Arbeit oder anderen gesellschaftlichen Aufgaben widmen19 20 21. Auch wird reklamiert, dass in einer schrumpfenden Gesellschaft die Natur wieder vermehrt zu ihrem Recht käme22. Ebenso wird gefragt, ob für das Glück der Deutschen eine Zahl von 80 Millionen Einwohnern unerlässlich sei, und ob nicht gar die Schrumpfung der weißen Bevölkerung, die mehr als drei Viertel der Ressourcen des Planeten verbraucht, für die Erde eher ein Segen als ein Unglück sei23. Manche Autoren sehen dagegen überhaupt kein Problem24 25 26 oder auch nur einen interessengeleiteten Verteilungskampf innerhalb der aktuellen Generation27, während wiederum andere Autoren auf die besondere Gefahr eines fortgesetzten und massiven Bevölkerungsrückgangs hinweisen, weil dabei wachsende Umstrukturierungs- und Anpassungserfordernisse mit sinkenden Anpassungskapazitäten zusammentreffen28.

Die Ambivalenz im Umgang mit dem Thema findet ihren Ausdruck im Begriff „demographischer Wandel“.

Die erste demographische Frage (Quantität)


Allerdings ist nicht die zentrale Frage, ob ein zeitweiliges Schrumpfen nun gut oder schlecht ist, sondern wie der Schrumpfungsprozess letztendlich zum Stillstand gebracht werden kann. Und dafür gibt es für Wissensgesellschaften zurzeit kein Konzept. Die erste entscheidende Frage (Quantitäts-Frage) lautet also:

  • Durch welche Maßnahmen kann in freiheitlich-demokratischen Wissensgesellschaften mit hohem Bildungsniveau, hohem Lebensstandard und Gleichstellung der Geschlechter ein bestandserhaltendes Reproduktionsverhalten erzielt werden?

Die Situation ist vergleichbar mit einem Fluss, der aus einem immer weiter abschmelzenden Gletscher gespeist wird. Je kleiner der Gletscher wird, desto weniger Schmelzwasser wird er erzeugen. Wenn der Gletscher ganz abgeschmolzen ist, wird der Fluss endgültig zum Versiegen kommen. Zurzeit gibt es kein Konzept wie das verhindert werden kann, oder anders ausgedrückt, wie es erreicht werden kann, dass der Gletscher jährlich um genau die Eismenge wieder zunimmt, die er auf der anderen Seite an Schmelzwasser verliert.

Dass die Frage nach der Bestandserhaltung wesentlich ist (jedenfalls auf lange Sicht), wird wohl kaum jemand ernsthaft bestreiten wollen. Zurzeit entwickeln sich die Bevölkerungszahlen von Gesellschaften völlig ungeplant und zwar als Ergebnis des Reproduktionsverhaltens ihrer Individuen. In der Folge wachsen Gesellschaften älteren Typs und schrumpfen solche neueren Typs. Doch wie hält man eine Gesellschaft im demographischen Gleichgewicht?29

Die zweite demographische Frage (Qualität)


Aber es gibt noch einen weiteren wichtigen Aspekt: Die verschiedenen Länder der Erde betreiben nicht nur untereinander Handel, sondern stehen auch in Konkurrenz zueinander. Wird in einem Land Erdöl (das heißt Energie) gefunden, kann dies – wie die arabischen Länder zeigen – zu einem ungeheuren Reichtum seiner Bevölkerung führen.

Deutschland – und dies gilt in ähnlicher Weise für alle Staaten der Europäischen Union – besitzt hingegen keine nennenswerten Rohstoffe. Stattdessen können die folgenden Qualitäten hervorgehoben werden:

  • angenehmes Klima
  • frei von Erdbeben
  • stabile Rechtsordnung
  • entwickelte marktwirtschaftliche Rahmenbedingungen30
  • leistungsfähige sozialstaatliche Regelungen und Einrichtungen
  • hochentwickelte Kultur
  • freiheitlich-demokratische Wertgebung31
  • hohe Freizeitwerte
  • sehr gut ausgebaute Infrastruktur
  • (noch) gut ausgebildete und motivierte Bevölkerung

wobei die beiden letzten Punkte meist Hand in Hand gehen. Würde auf Dauer die deutsche Bevölkerung schrumpfen, sich nicht mehr erneuern und auch in der Qualifikation und Motivation nachlassen, dann würde dies gleichfalls mittelfristig zu nachhaltigen Qualitätseinbußen bei der Infrastruktur (Straßen, Brücken, Telekommunikation, Energie, Bildungseinrichtungen usw.) führen.

Entscheidend sind aber letztendlich die Fähigkeiten der Bevölkerung. Wie die Folgen des 2. Weltkriegs gezeigt haben, kann sich ein Land mit gut ausgebildeter und motivierter Bevölkerung auch dann wieder relativ schnell erholen, wenn seine Infrastruktur weitestgehend zerstört ist.

Fachleute sind sich darin einig, dass die wichtigsten zukünftigen Ressourcen für Unternehmen und Gesellschaften Wissen und kognitive Fähigkeiten sind. Diese Entwicklung entspricht in auffälliger Weise der biologischen Evolution, in deren Rahmen sich letztendlich ein Lebewesen (der Mensch) durchgesetzt hat, welches anderen Spezies vor allem in seinen geistigen Fähigkeiten überlegen war.

Die unmittelbare Konsequenz daraus ist: Der wissende Mensch mit seinen geistigen Kompetenzen rückt zunehmend ins Zentrum des wirtschaftlichen Geschehens.

Zur Quantifizierung der Wissensressourcen wurden in den Wirtschaftswissenschaften die Begriffe Humankapital und Humanvermögen eingeführt.

Diese scheinbare Ökonomisierung des Menschlichen hat zu der Befürchtung eines sich verstärkenden Primats der Ökonomie geführt, unter dem alles unterbleibt, was sich erst nach langer Zeit oder gar nicht rechnet32, zum Beispiel Investitionen in Kinder.

Allerdings hätte eine solche Vorgehensweise mit wirklicher Ökonomie nicht viel zu tun. Ein neues Medikament hat in der Pharmaindustrie heute üblicherweise eine Entwicklungszeit von 12 bis 15 Jahren. In zahlreichen anderen Branchen sieht es ganz ähnlich aus. Rechnet man die Grundlagenforschung dazu, dann führen neue Erkenntnisse manchmal erst in 25 Jahren zu neuen Produkten, wobei die Produkteinführung nicht selten nochmals mehrere Jahre andauern kann. Erst dann können endlich Gewinne eingefahren werden. Und kommt es im Rahmen von Produktzulassungsprozessen zu Problemen, dann muss gegebenenfalls eine neue Produktlinie, deren Entwicklung 20 Jahre vorher hoffnungsfroh begonnen wurde, am Ende sogar vollständig eingestellt werden.

Ökonomisch denkenden und rechnenden Unternehmen ist es also geläufig, zum Teil erhebliche Summen in Forschung und Entwicklung – das heißt in die unternehmerische Reproduktion – zu stecken, die sich – wenn überhaupt – vielleicht in 25 Jahren auszahlen werden. Trotzdem gehen sie diesen Weg, weil sie andernfalls in 25 Jahren nicht mehr konkurrenzfähig sein würden.

Unzureichende gesellschaftliche Investitionen in den eigenen Nachwuchs sind deshalb keine Folge des Primats der Ökonomie, sondern von fehlendem langfristigem ökonomischem Denken. Sie sind nicht das Werk von Ökonomen, sondern von Bürokraten.

Während führende Konzerne ihre besten Köpfe in die Forschung und Entwicklung stecken, überlässt man in unserem Staat die Entwicklung des wichtigsten „Produktes“ – des Menschen – zunehmend Schichten mit geringer Bildung und niedrigem Einkommen. Während in Unternehmen zum Teil erhebliche Summen in die Erneuerung fließen, hat man in unserem Staat offenkundig gemäß demographischökonomischem Paradoxon33 die Auffassung, dass nur unter ärmlichsten Bedingungen, wie sie zum Beispiel in der Dritten Welt oder vor Ort bei Sozialhilfeempfängern vorzufinden sind, eine ausreichende Zahl an Kindern in die Welt gesetzt werden können. Besonders motivierte und kompetente Menschen – Deutschlands Dichter und...

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