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Die Festung Mont-Royal und ihre Bedeutung in der Geschichte des Rheinlandes

Ein Vortrag des Heimatbildners Dr. Ernst W. Spies

VerlagBooks on Demand
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl172 Seiten
ISBN9783744845212
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis18,99 EUR
Die Festung Mont-Royal - ein spannendes Kapitel in der Geschichte des Rheinlandes im späten 17. Jahrhundert. Ludwig XIV., Frankreichs Sonnenkönig, ließ ab 1687 die gewaltige Anlage nach Planungen seines genialen Festungsbaumeisters Vauban errichten. Die Anlage war zu ihrer Zeit die größte und modernste bastionäre Festung Europas. Sie diente mit riesigen Waffen- und Mundvorräten vornehmlich als Versorgungs- und Operationsbasis der französischen Heere auf dem Weg zum Rhein. Ihr Bestand war jedoch durch den Gegendruck der europäischen alliierten Mächte von kurzer Dauer. Der Friede zu Rijswijk 1697, der den Pfälzischen Erbfolgekrieg beendete, verpflichtete Ludwig XIV. zur Rückgabe des annektierten Gebiets. Zuvor aber ließ er die Festung schleifen und die Werke dem Erdboden gleich machen, damit in Zukunft seinen Gegnern durch ihren Besitz keine strategischen Vorteile erwüchsen. Markante Relikte der 1698 gesprengten Anlage, die einen Eindruck von der Wucht und Größe der einstigen Bauwerke vermitteln, wurden 1929 - 1938 unter Leitung von Dr. Ernst W. Spies freigelegt. Das reich bebilderte Buch lässt die Geschichte und den Bau der Festung lebendig werden. Breiter Raum ist den Freilegungsarbeiten und ihren Ergebnissen gewidmet.

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Leseprobe

Die Festung Mont-Royal und ihre Bedeutung
in der Geschichte des Rheinlandes

Verehrte Mitbürger, Heimatfreunde und liebe Mitarbeiter!

Wir freuen uns, wie Sie schon durch den Herrn Direktor, unseren greisen Volksbildungswerkleiter hörten, dass wir im Rahmen des Volksbildungswerks einen neuen Arbeitskreis schaffen wollen, und wir fühlen uns bestätigt. Den eben angedeuteten Beifall beziehen wir auf diese Aufgabe, nicht nur nach außen zu wirken, nicht nur von außen her bei uns alle möglichen Strömungen anklingen zu lassen, sondern auch nach innen zu schauen und vielleicht in die Verse zu kleiden:

Warum ins Ferne flüchtig schweifen?

Erst heimwärts schauen, drinnen reifen!

Ohne diese Besinnung, wenn wir nicht verwurzelt sind, werden wir die kommenden Stürme keinesfalls überstehen.

Es nutzt uns nichts, wenn wir da und dort etwas wissen oder da etwas hören, sondern wir müssen uns neu auf unsere eigenen Innenwerte verankern.

Darum dient auch diese Aufgabe heute der Besinnung auf unsere gemeinsamen Wurzeln, der Heimat; da wird der Stoff [des heutigen Vortrags] herausgenommen, das Wichtigste und Bedeutsamste, das wir bringen können, nämlich das Schicksal und gleichzeitig – noch besser ausgedrückt – das Grenzlandschicksal.

Wir wohnen alle um einen schlichten, stummen Berg. Er ist einsam. Er scheint stumm. Aber je tiefer wir in die Zusammenhänge eindringen, umso mehr erkennen wir, was uns das Schicksal da geschenkt hat.

Wir haben lebenssprühende, geschäftstüchtige Orte und Täler ringsum, und mitten dazwischen schuf das Schicksal ein völkisches Riesengrab, ein Menschen-Irrwerk, das größte Ereignis, das die Mosel politisch allein uns verzeichnen konnte - mit Ausnahme natürlich von Trier - zwischen Trier und Koblenz.

Wir gehen daran vorbei - und haben nichts davon gemerkt. Aber dieser Berg hat es so in sich, dass er nicht nur die schönen Rundblicke vermittelt, uns nicht nur landschaftliche Schönheiten näher bringt, indem er über uns und vor uns liegt, besser, sich erhebt, sondern er hat auch die Aufgabe, die Heimat, die zersplitterte, zu einen.

Denn dieser Berg wird heute2 zerschnitten, allein seitens der Verwaltung von drei Kreisen3, zwei Regierungsbezirken4, und ein paar oder mehrere Gemeinden teilen sich darein. Eine Zersplitterung.

Da wir uns heute bewusst das Einende zur Aufgabe machen müssen, um es zu betonen und zu pflegen, nicht in erster Linie das Trennende, darum haben wir auch die Aufgabe, bei diesen Dingen hinzuhören.

Dieser Berg erzählt Weiteres, erzählt viel mehr und Tieferes. Er ist gewissermaßen menschlich sogar wie eine Bergpredigt. Denn nie wird etwas Dramatischeres im Moselland gesehen oder gehört werden können, als das Schicksal dieses Versuches, mit Macht allein Interessen durchzudrücken.

Auch in der heutigen Zeit, die so seelenarm ist, hat er uns noch vieles zu sagen, ganz abgesehen davon, dass er gerade auf den Spuren unserer früheren Trennung, der Feindschaft und des Hasses die Aufgabe erfüllt und erfüllen muss, ausgerechnet da den Weg zueinander zu finden, indem wir erkennen, dass wir auf den Wegen von früher nicht weiterkamen und auch erst recht nicht weiterkommen.

Wir sind gemeinsamen Ursprungs hier, wir sind Franken. Die anderen jenseits der Sprachgrenze nennen sich heute noch Français, früher in der ersten [französischen] Revolution Neufranken, hier Moselfranken. Sie hören den gemeinsamen Ursprung. Die Sprache trennt uns zwar, aber das Ziel der modernen Entwicklung deutet und drängt dazu, den Weg zusammen zu finden.

Nun gestatten Sie, Ihnen geschichtlich etwas von diesem Berg zu erklären. Er ist so einsam, so einmalig und so eindringlich, dass wir uns mit ihm befassen wollen. Zuerst eine Übersicht über Geschichte, kurz, und soweit es Sie interessiert. Zweitens, nach der Geschichte etwas über den Bau [der Festung Mont Royal] zu hören, wird uns vielleicht nur am Rande interessieren, obwohl es wichtig wäre. Wir schneiden das auf heute Abend zu. Drittens folgt die Erschließung, oder sagen wir besser, die Aufgabe dieses Denkmals, dieses Mahnmals.

Es sind mehrere Karten vor Ihnen aufgehängt, davon die erste eine geopolitische (Abb. 1), die zweite eine politische5, die dritte (Abb. 2) dann – ein Herr:

Abbildung 1

Abbildung 2

Das ist der Beherrscher der damaligen Zeit, Ludwig XIV.6, etwas grell in den Farben, aber ebenso grell sehen Sie aus ihm und seinem Profil den Herrscher, und dahinter den Schwulst, nämlich die Allongeperücke.

Nun, jetzt ein kurzer Überblick über die Geschichte. Erwarten Sie bitte keine feingefeilte Vorlesung. Die können Sie besser nachlesen in dem Mittel-Mosel-Heft des Rheinischen Vereins, der für Denkmalpflege zuständig ist7. Erwarten Sie auch weniger eine witzsprühende Unterhaltung, sondern mehr Mahnung. Dahinter stehen die Forschung eines Menschenalters - und zehn Jahre Dienst8.

Also nun: Wir setzten uns in ein Flugzeug, wir haben ja den Flugplatz9 in der Nähe, und rattern hoch, so hoch, dass wir von oben herunter eben gerade noch den Boden erkennen können. Wir sehen die Eifel im Norden, den Hunsrück und die Mosel, die sich zwischendurch zum Mittelrhein schlängelt.

Das genügt für Sie nicht, denn das kennen Sie. Aber gestatten Sie, sich jetzt noch die Forscherbrille aufsetzen zu lassen. Ein anderes Bild erscheint, wesentlich tiefer, wesentlich lebendiger. Fast wie eine Bühne tut es sich vor uns auf. Wie eben angedeutet, erkennen wir auf der Bühne die Kulissen. Aber wir sehen auch die Schauspieler, sie kommen und gehen, treten auf und treten ab nach dem Gesetz ihrer Rolle. Diese Rolle wird diktiert und angegeben, beordert von einem Pendel. Dieses Pendel ist der Taktstock des Spielleiters, in diesem Fall der Allmacht, die es regelmäßig alle 500 Jahre ausschlagen lässt und einen anderen Nachfolgenden kraftvoll auf die Bühne ruft.

So erkennen wir vor 2.500 Jahren die Kelten, ganz kurz, vor 2.000 Jahren die Römer, vor 1.500 Jahren die Germanen. Nach 500 – jährigem Schmelzprozess, durch Dunkelheit gekennzeichnet, denn die Vermählung braucht Zeit und Dunkelheit, entsteht aus den vier Elementen Kelten, Römerresten, Christentum und Germanen etwas Neues: das Deutschtum.

Seit 1.000 Jahren sind wir hier also deutsch. In diesen letzten 1.000 Jahren sehen Sie nach dem Gesetz wieder eine Unterteilung zur Hälfte – in etwa je 500 Jahre.

Die ersten 500 Jahre, etwas mehr, herrscht der Erbe des Römerreichs, das Deutsche Reich vor und greift hinüber über seine Volksgrenze, die Ihnen hier (Abb. 1) als Linie angedeutet näher gebracht werden möge. Das ist die Sprach- und Volksgrenze, seit 1.000 Jahren befestigt und fast unverändert geblieben, also eine Schicksals- und Sprach-Entscheidung, kein Menschenwerk.

Die Deutschen achteten in der damaligen Zeit nicht darauf, wie das auch sonst niemand tat, und holten sich vom Nachbarn, was sie kriegen konnten, aus dem Erbe Roms, das ihnen dieses Verhalten vorgemacht hatte. Dieses Reich nannte sich ja „Heiliges Teutsch-Römisches Reich“.

Aber Druck erzeugt Gegendruck. Die letzten 500 Jahre sind dann die Antwort, genauer: 400 Jahre. In den letzten 400 Jahren, mit denen wir uns jetzt näher befassen, flutete die französische Kraft, die sich inzwischen zu einem Volk, zu einem Staat, zu einer Religion geballt hatte, zum Rhein und drohte uns zu überfluten. Damit wollen wir uns jetzt etwas näher befassen. Dann sehen Sie erst die Bedeutung unserer Zusammenhänge in diesem großen Zeitrahmen.

Bei einer solchen Flut von etwa 500 Jahren, einer Flutwelle, ist klar, dass in der Mitte der Wellenkamm erwartet werden kann. So haben wir zeitlich bei 500 Jahren etwa 260 Jahre, und tatsächlich: vor 260 Jahren war dieser Höhepunkt gekommen.

Da es sich nun ferner aber um eine französische Welle handelte, musste dieser Welle auch ein französischer Name ebenbürtig sein. Wie heißt Gipfel oder Berg französisch? Mont. Und da sich damals alles nach dem „Allerchristlichsten“ König Ludwig XIV. richtete, musste dieser Gipfel „Mont-Royal“ heißen.

Jetzt werden Sie sagen, nanu, das hast du ja schön zugeschnitten. Sie irren. Dass ein solcher Mont-Royal hierher kam, das war nicht etwa deswegen, weil wir [hier] so bedeutend waren, sondern nach dem Gesetz „Kraft sucht den geringsten Widerstand“ zog sich dieser Gipfel an die Stelle, die am schwächsten war. Das waren wir hier, und das sind wir auch heute noch, beinahe ähnlich.

Die Mosel in ihrem Schlangenlauf ist ein tiefes, enges, schmales Tal, nur vom Wein erschlossen, infolge dessen auch nicht in der Lage, größere Siedlungen zu entfalten. Die einzigen, die es gibt, sind Trier in der Trierer Bucht, oder Koblenz mit dem Neuwieder Becken. Dazwischen ist alles eng, schmal, klein, „Tal-Geist“.

Nun kommt die Länge noch erschwerend hinzu. Ein so schmaler, langer, dünner Darm, von zwei Seiten und Polen, von Trier und von Koblenz beeinflusst, wird...

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