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E-Book

Die Fragen des Koenig Menandros

Philosophie des Ostens

VerlagJazzybee Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl240 Seiten
ISBN9783849600136
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis3,99 EUR
Milindapanha (Pali, 'Die Fragen des Menandros') Die Milindapanha ist ein der buddhistischen Schule des Theravada zugeordneter Pali-Text aus dem 4.-5. Jh. n. Chr. Das weitgehend in Dialogform gehaltene Werk handelt von einer Reihe philosophischer Gespräche zwischen dem indo-griechischen König Menandros und einem buddhistischen Mönch namens Nagasena. In diesen Gesprächen richtet der König an den Mönch eine Reihe von Fragen, die buddhistische Lehrinhalte wie Nirwana, Karma und Wiedergeburt, Erwachen und die Existenz eines Selbst betreffen. Diese Fragen werden von Nagasena in einer mit zahlreichen bildhaften Beispielen ausgeschmückten Form beantwortet.

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Leseprobe

Zweites Kapitel.


 

Der König sprach: »Meister Nagasena, ist der, welcher entsteht, derselbe (wie vorher) oder ein anderer?70«

 

Der Senior sprach: »Weder derselbe noch ein anderer

 

»Gib ein Gleichnis

 

»Nun, was meinst du, Grosskönig: als du ein kleines Kind warst, jung, zart, ohne Kenntnis von der Welt, warst du da derselbe wie jetzt, da du gross bist

 

»Nein, Meister. Verschieden ist jenes junge, zarte, unwissende Kindlein von mir, dem Erwachsenen

 

»Wenn es so ist, Grosskönig, so hast du (der hier vor mir steht) also keine Mutter gehabt, keinen Vater, keinen Lehrer, so hast du keine Schule durchgemacht, bist nicht in der Moral und nicht in der Weisheit unterwiesen worden! Wie, Grosskönig? Hat der Embryo im ersten Stadium eine andere Mutter als im zweiten, hat er im dritten Stadium eine andere und im vierten Stadium wieder eine andere Mutter? Ist die Mutter des kleinen Kindes eine andere als die des Erwachsenen? Ist es ein anderer, der die Schule besucht, und ein anderer, der aus ihr entlassen wird? Ist der Verbrecher verschieden von dem, der durch Hand- oder Fussabhauen für das Verbrechen bestraft wird

 

»Gewiss nicht, Meister. Aber wie würdest denn du, Meister, dieses erklären

 

Der Senior sprach: »Ich, o Grosskönig, war jenes junge, zarte, unwissende Kindlein, und ich bin jetzt der Erwachsene. Denn mit Hinblick auf75 diesen (ohne Unterbrechung fortbestehenden) Körper werden (im Denken) alle jene (Stadien) zu einer Einheit verbunden

 

»Gib mir ein Bild

 

»Stelle dir vor, Grosskönig, dass jemand eine Lampe anzündet: könnte diese wohl die ganze Nacht durch brennen

 

»Freilich, Meister, das könnte sie

 

»Wie nun, Grosskönig: ist die Flamme in der ersten Nachtzeit dieselbe wie die in der mittleren Nachtzeit

 

»Nein, Meister.«

 

»Und die in der mittleren Nachtzeit dieselbe wie die in der letzten Nachtzeit?«

 

»Nein, Meister.«

 

»Wie denn, Grosskönig: war es eine andere Lampe, die in der ersten, eine andere, die in der mittleren, und eine andere, die in der letzten Nachtzeit brannte

 

»Nein, Meister. An dieselbe Lampe gebunden75 hat das Licht die ganze Nacht durch gebrannt

 

»In derselben Weise, Grosskönig, erneuert sich die Existenz (wörtlich ›Fortdauer‹) der Wesen und Dinge71. Ein anderer entsteht, ein anderer vergeht. Ohne Pause erneuert sie sich72, und so gelangt weder als derselbe noch als ein anderer der Mensch bis zu seinem letzten Bewusstseinsakt73

 

»Gib noch ein Bild

 

»Es ist hiermit wie mit Milch, die, nachdem sie einmal der Kuh entnommen ist, nach einiger Zeit zuerst zu Setzmilch wird, dann von Setzmilch zu Butter sich umwandelt und darauf von Butter in Ghrita74. Wenn nun, Grosskönig, jemand so spräche: ›Die Milch ist ein und dasselbe wie die Setzmilch, wie die Butter und wie das Ghrita,‹ könnte man dem wohl recht geben?«

 

»Nein, Meister. In Abhängigkeit von75 jener ist dieses entstanden (wäre die richtige Antwort)

 

»In derselben Weise, Grosskönig, erneuert sich die Existenz der Wesen und Dinge. Ein anderer entsteht, ein anderer vergeht. Ohne Pause erneuert sie sich, und so gelangt weder als derselbe noch als ein anderer der Mensch bis zu seinem letzten Bewusstseinsakt

 

»Gut, Meister Nagasena.«

 

2. Der König sprach: »Meister Nagasena, wer nicht wiedergeboren wird, weiss der, dass er nicht wiedergeboren wird

 

»Freilich, Grosskönig.«

 

»Wie kann er das wissen, Meister

 

»Daraus, dass die nähere sowohl wie die entferntere Ursache des Wiedergeborenwerdens76 bei ihm zu existieren aufgehört hat, erkennt er, dass er nicht wiedergeboren werden wird »Gib ein Gleichnis

 

»Wenn, o Grosskönig, ein Ackerbau treibender Hausherr pflügt und sät und seinen Kornboden füllt und darauf eine Zeit lang weder pflügt noch sät, sondern von dem aufgespeicherten Getreide lebt, es fortgibt oder nach Bedarf damit wirtschaftet: würde wohl, Grosskönig, dieser Ackerbau treibende Hausherr merken, dass sein Kornboden nicht voll wird?«

 

»Freilich, Meister, das würde er merken

 

»Woran würde er es merken

 

»Daran, dass die nähere und die entferntere Ursache77, durch die sein Kornboden sich füllte, zu wirken aufgehört hat

 

»Gerade so, Grosskönig, erkennt man, dass man nicht wiedergeboren wird, daran, dass die nähere und die entferntere Ursache des Wiedergeborenwerdens aufgehört hat

 

»Gut, Meister Nagasena.«

 

3. Der König sprach: »Meister Nagasena, hat derjenige, welcher Vernunft hat, auch Einsicht78

 

»Ja, Grosskönig.«

 

»Wie, Meister? Sind Vernunft und Einsicht dasselbe

 

»Ja, Grosskönig,«

 

»Wenn nun, Meister, jemand Vernunft und, was dasselbe ist, Einsicht hat, kann der noch fehlgehen oder nicht

 

»In einer Hinsicht, o Grosskönig, kann er fehlgehen, in einer anderen nicht

 

»Worin könnte er fehlgehen, Meister

 

»Er könnte sich irren in Künsten, die er nicht gelernt hat, oder mit Bezug auf eine Gegend, die er bisher nicht gesehen hat, oder bei Namen und Ausdrücken, die ihm neu sind

 

»Und worin könnte er nicht fehlgehen

 

»In dem, Grosskönig, was durch jene Einsicht bewirkt worden ist: in der Erkenntnis der Vergänglichkeit, des Leidens und der Wesenlosigkeit.69«

 

»Und was wird aus seiner falschen Ansicht79 (betreffs dieser Punkte)

 

»Die falsche Ansicht, Grosskönig, geht in dem Augenblick, wo die Vernunft aufkommt, in dieser zugrunde

 

»Gib mir ein Gleichnis

 

»Gleichwie, o Grosskönig, jemand in ein dunkles Zimmer eine Lampe bringt und infolgedessen die Finsternis schwindet und Licht erscheint: geradeso, Grosskönig, geht in dem Augenblick, wo die Vernunft aufkommt, der Wahn zugrunde

 

»Und was wird aus seiner Einsicht, Meister

 

»Wenn die Einsicht, Grosskönig, ihre Wirkung getan hat, so schwindet auch sie. Aber was durch jene Einsicht bewirkt worden ist: die Erkenntnis der Vergänglichkeit, des Leidens und der Wesenlosigkeit, das schwindet nicht

 

»Meister Nagasena, gib mir ein Gleichnis für das, was du da sagst: dass die Einsicht, wenn sie ihre Wirkung getan, schwindet, dass aber das, was jene Einsicht gewirkt hat: die Erkenntnis der Vergänglichkeit, des Leidens und der...

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