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Die Gedankenmusik

Eine philosophische Reise zum Ursprung aller Töne.

AutorMatthias Brandl
Verlagedition Lichtland
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl490 Seiten
ISBN9783942509794
FormatePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis7,99 EUR
Vor Maja liegen traurige Sommerferien: Ihre Eltern streiten sich ständig, immer öfter steht das Wort 'Trennung' im Raum. Auch der Aufenthalt im kunterbunten Feriendorf ihrer Tante kann Maja nicht aufheitern. Doch dann entdeckt sie die Musik und findet nicht nur Freunde, sondern eine unerwartete Chance, die Liebe ihrer Eltern zu retten. Dafür muss sie eine so abenteuerliche wie philosophische Reise antreten - an den Ort, an dem alle Töne ihren Ursprung haben und an den vor ihr noch kein Menschenkind gelangt ist ... Ein Märchen für Große und Kleine über Freundschaft, Mut und den unverwechselbaren Klang der Liebe.

Matthias Brandl, Jahrgang 1978, ist in Marktredwitz geboren und in der Oberpfalz aufgewachsen. Er studierte Mathematik und Physik in Bayreuth. Seine wissenschaftliche Laufbahn führte ihn nach Stationen an den Universitäten Bayreuth, Augsburg und Erlangen-Nürnberg an die Universität Passau. Seit 2011 hat er dort die Professur für Didaktik der Mathematik inne.

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Leseprobe

3. KAPITEL


WUNDERSAME MELODIEN UND EINE GESCHICHTE


„Was hast du denn den ganzen Vormittag gemacht?”, fragte Majas Mutter beim Essen.

„Bin rumgelaufen”, antwortete Maja.

Maja räumte ihren Teller in die Küche und suchte nach ihrer Jacke.

„Willst du schon wieder raus?”, fragte ihre Mutter erstaunt. So kannte sie ihre Tochter gar nicht.

„Ja”, sagte Maja, umarmte ihre Mutter und gab ihr einen Abschiedskuss auf die Wange.

„Na dann viel Spaß”, sagte ihre Mutter.

Maja nickte und rannte aus der Wohnung. Ihre Füße fanden die Gasse sofort wieder, und ehe sie sich versah, stand sie wieder in dem kleinen Hof, der noch vor kurzem voller Erwachsener und Kinder gewesen war. Jetzt war sie ganz allein. Die Musikinstrumente der Gruppe lagen jedoch noch da. Maja wunderte sich über so viel Leichtsinn. Hatten die keine Angst, dass man ihnen etwas stehlen könnte? Neugierig trat sie näher und betrachtete die Instrumente genauer. Maja selbst machte keine Musik, und es war ihr unvorstellbar, wie aus diesen Geräten Melodien herauskommen konnten. Wenn Leute, die sich damit auskannten, darauf spielten, dann sah das immer so einfach aus. Maja streckte ihre Hand nach der Geige aus, doch da packte sie jemand an der Schulter.

„Wen haben wir denn da?”, sagte eine Stimme hinter ihr. „Du willst uns doch nicht etwa unsere Instrumente stehlen, oder?”

Maja erschrak und fuhr herum. Ihr Gesicht lief so rot an, wie es wahrscheinlich zuvor noch nie der Fall gewesen war. Vor ihr standen alle fünf Musikanten.

„N-n-n-n-nein”, stotterte Maja. „B-b-bestimmt nicht.”

„Bestimmt nicht?”, fragte der Mann, der Maja am nächsten stand. Es war der Sänger.

„Bestimmt nicht”, beteuerte Maja noch einmal. Ihr Gesicht brannte wie Feuer.

„Hmmm“, machte der Sänger und kratzte sich am Kopf. „Was wolltest du denn dann?”

Maja blickte verlegen zu Boden.

“Ich wollte wissen, wie sie funktionieren”, stammelte sie. Irgendwie kam ihr das, was sie sagte, furchtbar dumm vor.

„Du wolltest sehen, wie unsere Instrumente funktionieren?”, fragte der Sänger.

Maja nickte. Langsam ließ die Röte in ihrem Gesicht nach.

„Soso”, machte der Mann und kratzte sich wieder am Kopf. „Naja, das ist deine Version. Es könnte immer noch sein, dass du uns einfach etwas vorlügst und trotz allem vorhattest, unsere Instrumente zu stehlen.”

Langsam bekam Maja Angst. Sie hatte noch nie etwas gestohlen, aber wie sollte sie das beweisen? „Jetzt bloß nicht weinen“, befahl sie sich.

„Ich denke”, fuhr der Sänger mit erhobener Stimme fort, „dass sich der hohe Rat der Musikanten nun für kurze Zeit zurückzieht, um über das weitere Vorgehen im Falle … äh … wie heißt du denn überhaupt?”

„Maja.”

„...um über das weitere Vorgehen im Falle Maja zu entscheiden.”

Daraufhin drehte er sich um und die fünf Männer und Frauen steckten die Köpfe zusammen. Dann, nach nicht einmal zehn Sekunden, hoben die fünf ihre Köpfe, und der Sänger wandte sich wieder an Maja. Ihr wurde ganz mulmig.

„Maja, Maja, Maja”, sagte der Sänger mit tadelnder Stimme. „Wie du bestimmt selber weißt, können wir dir keine Untat nachweisen. Nicht einmal eine böse Absicht können wir dir unterstellen. Und zu alledem kommt auch noch hinzu, dass wir dir ausnahmslos glauben, dass du unsere Instrumente nicht stehlen wolltest. Wenn du die Geige nur wenigstens berührt hättest, dann hätten wir dich zumindest wegen Beschmutzung fremden Eigentums drankriegen können. Aber so? Schade, Schade.”

Der Sänger zog eine lustige Grimasse, die gespielte Enttäuschung widerspiegelte, und Maja fiel ein Stein vom Herzen. Also war doch nur alles Spaß gewesen!

„Aber eine Sache ist dennoch unentschuldbar”, sagte der Sänger und blickte wieder ernst. „Nämlich die Tatsache, dass du nicht weißt, wie ein Instrument funktioniert. Das ist eine Katastrophe. Wir haben eine lange Zeit, ganze sieben Sekunden, darüber beraten, was in diesem Falle zu tun ist. Und wir sind zu einem Entschluss gekommen. Die Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen, das kannst du uns glauben. Eine ganze Sekunde lang haben wir darüber nachgedacht, aber es blieb dabei.”

Er hob feierlich den Zeigefinger. „Maja, hiermit verurteilen wir dich zu einem mindestens einstündigen Anschauungsunterricht unserer Musiziererei in der Form von Zuhören, Mitsingen und Mitklatschen. Wir sind uns im Klaren darüber, dass das Urteil übermäßig hart ausgefallen ist, doch das Mittagessen war beinahe unverdaulich und hat einigen Mitgliedern des hohen Rates offensichtlich etwas auf den Magen geschlagen. Wir bitten, das zu entschuldigen.” Er lachte und auch Maja musste lachen. Der Sänger beugte sich zu ihr hinunter und lächelte sie an.

„Wir haben dir doch hoffentlich keine Angst gemacht, oder?”

Maja schüttelte den Kopf und der Sänger legte zweifelnd den Kopf schief. „Auch nicht ein bisschen?” fragte er.

Maja lachte. „Ein bisschen schon”, gestand sie.

„Nicht mehr?” Er machte ein beleidigtes Gesicht, und Maja musste schon wieder lachen.

„Schon gut“, sagte sie. „Ich geb´s ja zu. Ich hatte verdammt große Angst. Zufrieden?” Der Sänger nickte. „Wenn jemand ehrlich zu mir ist, dann bin ich immer zufrieden. Ach, entschuldige meine Unhöflichkeit. Ich habe mich noch gar nicht vorgestellt.” Theatralisch verbeugte er sich, ergriff Majas Hand, zog sie zu seinem Mund und drückte ihr einen sachten Kuss darauf. „Meine Gnädigste, wenn Sie erlauben, mein Name ist Antonius. Meines Zeichens Antonius der Clown, Antonius der Sänger, Antonius der Mann, Antonius der Antonius.” Maja lachte und erwiderte seine Darbietung mit einem leichten Knicks.

„Freunde und Kinder dürfen mich Anton nennen”, fuhr Antonius fort. „Wollen wir Freunde sein?”

Schüchtern nickte sie. Unter großem Jubel fasste Anton sie an den Händen und tanzte mit ihr durch den ganzen Hof. Auf einmal war es Maja, als würden alle Ängste und Sorgen von ihr abfallen. Das einzige, was sie noch konnte, war lachen. Sie konnte gar nicht mehr aufhören.

Maja blieb den ganzen Nachmittag in dem kleinen Hof, hörte zu und sang und klatschte. Einmal wies Anton sie darauf hin, dass ihre Pflichtstunde schon lange abgelaufen sei und sie eigentlich nach Hause gehen könnte. Maja winkte nur ab und blieb sitzen. Inzwischen waren noch mehr Leute da als am Vormittag. Kinder, allein oder mit ihren Eltern, einige Jugendliche, Pärchen, Menschen im Alter von Majas Eltern und auch richtig alte Leute. Sie alle kamen und gingen, lachten und klatschten und hörten zu. Maja saß diesmal ganz vorne, und wenn die anderen Kinder zum Tanz aufsprangen, sprang sie ebenfalls auf und tanzte mit.

Die Musikanten spielten auch langsame, traurige Melodien. Anton sang dann immer ganz leise. Maja verstand die Worte nicht, sie schienen aus einer anderen Sprache zu kommen. Aber sie fühlte immer ganz genau, was die Worte bedeuteten, und sie spürte, wie sie all ihre Trauer und ihre Angst aus ihr heraus trugen. Manchmal musste sie bei diesen Liedern weinen, weil sie so wunderschön waren. Wenn sie diese Lieder hörte, dann spürte Maja, wie einsam sie eigentlich war und wie sehr sie die Liebe ihrer Eltern vermisste. Sie bemerkte auch, dass es nicht nur ihr so ging: In den meisten Augen war ein feuchter Schimmer zu sehen. Diejenigen, die zu zweit gekommen waren, hielten sich noch fester an den Händen oder in den Armen. Sogar die Kinder, die noch viel kleiner waren als Maja, hörten wie benommen zu. Keines von ihnen schrie oder wollte etwas anderes machen. Niemand schwatzte oder störte. Alle waren still und hörten andächtig zu, so stark war der Zauber dieser seltsamen Worte und dieser seltsamen Melodien.

Anton und seine Begleiter spielten, bis es dunkel wurde. Danach zerstreute sich die Menge der Zuhörer, bis nur noch die Kinder übrig blieben. Auch Maja war noch nicht aufgestanden. Gespannt betrachtete sie die Kinder, die jetzt alle nach vorne drängten und sich neben sie setzten. Sie schienen auf etwas zu warten.

„Wollt ihr nicht nach Hause gehen?”, fragte Anton mit verschmitztem Lächeln, als er die kleine Versammlung sah.

„Nein!”, erscholl es im Chor.

„Warum denn nicht?”

„Eine Geschichte! Bitte, Anton. Erzähl uns eine Geschichte!”, bat ein Mädchen, und die anderen stimmten in ihr Bitten mit ein.

Anton ließ die Schultern hängen. „Ach, ihr Quälgeister. Ihr wisst ganz genau, dass ich bei so vielen bittenden Augen nicht nein sagen kann.” Er winkte seinen Begleitern zu, die sich verabschiedeten, dann setzte er sich zu den Kindern auf den Boden....

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