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E-Book

Die geheime Sprache der Katzen

AutorSusanne Schötz
VerlagecoWing
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl256 Seiten
ISBN9783711052476
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis12,99 EUR
Kann man die Katzensprache lernen? Haben Sie sich auch schon einmal gefragt, was Ihnen Ihre Katze genau sagen möchte? Die Autorin ist der Frage mit den Methoden der Sprachwissenschaft auf den Grund gegangen. Sie stellt die ganze Bandbreite der kätzischen Lautäußerungen vor und erklärt, was sie in unterschiedlichen Situationen bedeuten können. Neben einem Schnellkurs in Katzen-Phonetik gibt sie dem Katzenfreund ganz praktische Tipps an die Hand, die er zu Hause im Umgang mit der eigenen Katze anwenden kann. Da kann es durchaus zu Überraschungen kommen. Oder auch zum besseren Verständnis. Auf jeden Fall zu einer besseren Beziehung.

Prof. Dr. Susanne Schötz, geboren 1965 im schwedischen Lund, aufgewachsen in Landskrona, forscht und lehrt heute in Lund als Professorin für Phonetik. Derzeit lebt sie mit ihrem Mann und fünf Katzen zusammen: den Drillingen Donna, Rocky und Turbo, die aus dem Tierschutzhaus Landskrona adoptiert wurden, sowie mit Vimsan und Kompis, ehemals Streuner, die bei der Familie Schötz Quartier bezogen haben.

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Leseprobe

Meine ersten Katzen


Mensch und Katze, zwei Arten, aber eine Sprache, die die Grenze zwischen den Gattungen überbrückt – kann das überhaupt gehen? Die Wissenschaft hatte darauf – bisher – keine Antwort. Doch viele Katzenhalter sind der festen Überzeugung, dass die eigene Katze ganz bestimmt sprechen kann. Auch ich als Katzenhalterin lasse mich davon nicht abbringen und sage: Na klar kann sie sprechen! Aber es gibt eben auch die Wissenschaftlerin in mir. Und die sagt: Hier ist die These. Ich werde sie untersuchen! Es nimmt daher nicht wunder, dass ich anfing, die These »Katzen haben eine Sprache« wissenschaftlich zu überprüfen – und zwar mit den Mitteln meines Fachgebietes, der Phonetik.

Dieser wissenschaftliche Ehrgeiz richtet sich freilich auf den verbalen Ausdruck der Katzen. Gibt es »Wörter«, die allen Katzen gemein sind? Kann man sie überhaupt als »Wörter« bezeichnen? Und kann es eine Sprache geben, die man unabhängig vom sonstigen Verhalten der Katze verstehen, begreifen, lernen und als Mensch anwenden kann?

Aber bevor wir phonetische Wissenschaft betreiben, lernen wir unsere »Studienobjekte« kennen: Die fünf Katzen Donna, Rocky, Turbo, Vimsan und Kompis, mit denen mein Mann und ich zurzeit unser Haus teilen, sind unsere Quelle des Glücks und die Ursache des wissenschaftlichen Ehrgeizes.

Ich bin Frühaufsteherin. Aller Morgenmüdigkeit zum Trotz stehe ich gerne auf und mache den Katzen ihr Frühstück. Denn dieses Ritual ist die erste Gelegenheit des Tages für eine Unterhaltung. Wie jedes Ritual folgt das Frühstück einem geregelten Zeremoniell.

Als Erstes begrüße ich die Kätzin Vimsan, die im Gästezimmer auf dem Sofa schläft. Während ich ihren Fressnapf fülle, eilt sie mit hochgerecktem Schwanz zu mir, streicht und reibt sich gegen meine Beine, springt auf das Spülbecken und fiept leise, so als wollte sie sagen: »Guten Morgen! Schön, dass du schon da bist. Ich habe Hunger.« »Guten Morgen, Süße«, sage ich und streichle sie leicht auf dem Kopf, bevor ich ihren Futternapf auf ihren gewohnten Platz stelle. Meistens hüpft sie vor Freude und stupst ihren Kopf gegen meine Hand. »Brrrt!« – »Danke.«

Die Drillinge sind als Nächstes dran. Sie stehen wartend vor der Küchentür und begrüßen mich mit weichem Gurren. Wieder: »Brrrt«, doch diesmal im Sinne von: »Guten Morgen!« Kater Turbo, der nie genug kriegen kann, springt gleich auf die Küchenbank, gurrt, schnurrt und streicht seinen Kopf gegen meine Hand, während ich sein Futter vorbereite. Ich rede leise mit allen dreien: »Hallo, ihr Lieben, schön, dass ihr schon wach seid, ja, gleich bekommt ihr was zu fressen!«

Rocky stellt sich auf die Hinterbeine, stemmt sich mit den Vorderpfoten auf meine Knie und gibt ein etwas gedehntes »Mä-au!« von sich, das ich als »Oh, riecht das gut, das will ich auch!« deute.

Donna springt grazil auf einen Küchenstuhl, schaut mich erwartungsvoll an und gibt schließlich ein ungeduldig forderndes »Mrhrnaaauuu-hi!« von sich: »Her mit dem Frühstück!« Endlich sind alle auf ihren Plätzen und kauen eifrig und voller Hingabe.

Kompis hat die Nacht auf seiner Lieblingsdecke auf dem Hocker in der Diele verbracht. Er streckt und dehnt sich in seiner ganzen beachtlichen Größe, die im Kontrast zum hellen Baby-Miau, »Mmiihiii«, steht: »Vergiss mich nicht, ich habe auch Hunger!« Wenn ich den Napf auf seinen Platz stelle, reibt er seinen Kopf gegen meine Beine und gurrt leise. »Mrrrh!« – »Danke!« »Bitte, mein Freund«, antworte ich und streichle ihm über den Nacken.

Dann gehe ich raus in den Garten, wo die Nachbarskatze Grauweiß in ihrem neuen Korb vor dem Küchenfenster residiert. »Guten Morgen, Grauweiß«, sage ich. »Gut geschlafen?« Als sie mich sieht, streckt sie sich langsam und erklimmt mit Leichtigkeit den Holzstoß neben dem Fenster, in der berechtigten Erwartung, dass ich dort ihren Futternapf platziere. Grauweiß ist noch sehr zurückhaltend im Umgang mit mir. Ich nähere mich mit gebotener Vorsicht und versuche, sie zart an der Stirn zu streicheln. Sie protestiert umgehend: »Mie, mie!« – »Nein, heute mag ich das nicht.« »Alles gut, wie du willst«, sage ich und gehe zurück ins Haus, wo die anderen Katzen auf mich warten. Das Ritual ist abgeschlossen. Alle Katzen sind satt. Mein Tag kann beginnen.

Das Morgenritual mit meinen Katzen ist stets interessant, stimmt mich positiv und macht so auch stressige Tage entspannter. Unser Austausch, unsere Art, einander »Guten Morgen« zu sagen und miteinander zu frühstücken, ist die beste Art, den Tag zu beginnen. Auch wenn der Ablauf stets demselben Muster folgt, überraschen mich die Katzen immer wieder mit leichten Abwandlungen. Es ist stets eine Mischung aus freundlichen und fröhlichen Lauten, die sich in Nuancen unterscheiden. Mittlerweile kann ich sie recht gut deuten. Folglich verstehe ich meine Katzen immer besser.

Wie alles anfing


Sie haben es sicher schon geahnt: Ich bin ein Katzenfan – eine »Kattatant«, wie es in meiner Sprache, auf Schwedisch, heißt. Ich kann mir ein Leben ohne Katzen nicht vorstellen. Und das ist so, solange ich denken kann.

Daher suchte und fand ich immer wieder Gelegenheiten, Katzen näher kennenzulernen, zu beobachten und zu studieren. Da ich von Beruf Phonetikerin bin, also (Sprach-)Laute wissenschaftlich untersuche, habe ich vor allem die Lautäußerungen studiert, mit denen Katzen sich ausdrücken, wenn sie mit Menschen in Kontakt treten. Die große Vielfalt an Lautvarianten und Nuancen ist erstaunlich und unterscheidet sich von Katze zu Katze. Das Studium dieser Vielfalt kennt kein Ende.

Und doch gibt es Gemeinsamkeiten. Meine Erfahrungen und Erkenntnisse sind hier zusammengefasst und mögen anderen Katzenfreunden als Sprachführer dienen und zum besseren Verständnis ihrer Katze führen.

Wenn wir in der Lage sind, das, was unsere Katzen uns sagen, besser zu verstehen, weil wir in der Lage sind, genauer zuzuhören, wird sich das wechselseitige Verständnis erhöhen. Unsere Beziehung zur Katze und die Beziehung der Katze zu uns wird intensiver. Wir werden ihre Bedürfnisse besser und schneller erkennen und erfüllen können.

Seit ich denken kann, liebe ich Katzen. Obwohl es in meiner Kindheit bei uns zu Hause keine Katze gab, habe ich mir jedes Jahr zu meinem Geburtstag und zu Weihnachten immer eine gewünscht, aber doch nur Stofftiere in Katzengestalt bekommen …

Erst als ich erwachsen war, konnten echte, lebendige Katzen bei mir einziehen. Meine ersten kätzlichen Gefährten bekam ich von Freunden und Verwandten, die ihre Tiere nicht mehr behalten wollten oder konnten.

So lernte ich den freundlichen schwarz-weißen, steifbeinigen Kater namens Fox der Aufgedrehte kennen. Sein Spitzname kam nicht von ungefähr. Er regte sich immer und überall über die kleinsten Kleinigkeiten auf. Aber: Sobald er bei mir ankam, seine Transportbox verließ, um das Terrain meiner Zweizimmerwohnung zu sondieren, war er freundlich, sanft und neugierig. Er schnurrte fröhlich vor sich hin, bediente sich am neuen Fressnapf, machte es sich auf meinem Bett gemütlich – und schlief ein.

Es war Liebe auf den ersten Blick, die viele glückliche Jahre hielt. Als der Tag kam, den alle Tierfreunde fürchten, musste ich mit dem alten und sehr kranken Kater die letzte Reise tun und ihn einschläfern lassen. Obwohl ich litt, war ein katzenfreies Leben für mich nicht denkbar. Also nahmen mein Mann Lars und ich immer wieder »Urlaubskatzen« und spielten Katzensitter, während die Katzenbesitzer verreist waren.

Zu unseren liebsten Urlaubsgästen gehörten die ebenso eleganten wie distanzierten Birmakätzinnen Ludmilla und Estrella sowie die grau getigerte, graziöse und hochintelligente Kissesson.

Der dicke, schwarze, hübsche, ängstliche und besonders leutselige Kater Vincent wohnte einige Jahre lang zwei- bis dreimal pro Jahr bei uns. Weil ich ihn so mochte (und weil er Autoreisen im Transportkäfig so schrecklich fand), verlängerte ich seinen Aufenthalt oft, indem ich ihn später als geplant seinen Besitzern zurückgab.

Nach einigen Jahren durfte er endlich als Mitbewohner bei uns einziehen. Sieben Jahre lange haben wir ihn gepflegt, ihn nach Diätplan gefüttert und ihm, dem Diabetiker, zweimal täglich Insulin gespritzt. Je näher sein Ende kam, desto mehr Medizin brauchte er. Zum Schluss waren es neun verschiedene Tabletten, die er zweimal täglich einnehmen musste. Er hasste es. Wir mussten unsere gesamte Kreativität aufbieten, um ihn dazu zu bewegen, sie zu schlucken. Mit dem Leckerli danach hatten wir den größten Erfolg.

Mit Vincent neben mir auf meinem Schreibtisch habe ich Linguistik und Phonetik studiert...

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