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Die Gesundheitreform unter Präsident Obama und ihre Auswirkungen auf das System der Krankenversorgung

AutorChristoph Hart
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl85 Seiten
ISBN9783640729548
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Bachelorarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Gesundheit - Sonstiges, Note: 1,0, Hochschule Magdeburg-Stendal; Standort Magdeburg, Sprache: Deutsch, Abstract: Am 23. März 2010 kam es unter dem 44. Präsident der Vereinigten Staaten, Barack Obama zu einer Gesundheitsreform, die im Allgemeinen als die umfassendste Sozialreform seit über 45 Jahren gilt. Ziel ist es, allen Amerikanern den Zugang zu einer erschwinglichen Krankenversicherung zu ermöglichen. Zugleich sollen die hohen Gesundheitskosten, die sich vor allem in den hohen Versicherungsprämien sowie in den Preisen für medizinische Behandlungen niederschlagen, eingedämmt werden. Die Gesundheitsreform unter Obama ist zweifellos die umfassendste Sozialreform der letzten 45 Jahre. Seit Einführung der staatlichen Gesundheitsprogramme Medicare und Medicaid gab es keine vergleichbare Ausweitung staatlicher Sozialfürsorge in den Vereinigten Staaten. Wobei die Verabschiedung der Reform durch den Kongress erst den Beginn eines langwierigen Prozesses darstellt. Mit den neuen gesetzlichen Regelungen wird sichergestellt, dass 32 Millionen Bürger eine Krankenversicherung erhalten. Beginnend ab 2010 kommt es zu einer substanziellen Erweiterung des versicherten Personenkreises. Bis zum Jahre 2014 muss jeder Amerikaner eine Krankenversicherung besitzen. Der im Kern private Versicherungsmarkt wird bestehen bleiben. Das System der Gesundheitsfürsorge über den Arbeitgeber wird gestärkt. Die wichtigsten Bestimmungen sind die Einführung der Versicherungspflicht sowie die restriktivere Regulierung privater Versicherungsgesellschaften. Letzteren wird durch die Reform verboten, Menschen aufgrund von Vorerkrankungen sowie des aktuellen Gesundheitszustandes abzulehnen. Diese Regelung gilt zunächst für Kinder. Ab 2014 wird sie auf alle Bürger ausgedehnt. Darüber hinaus wird die Höhe der Eigenbeteiligungen, die Versicherungsnehmer zahlen, gedeckelt werden. Die Implementierung der einzelnen Bestimmungen erfolgt etappenweise bis zum Jahre 2018. Bis zur vollständigen Umsetzung aller Maßnahmen werden Jahre vergehen, dabei hängt es von zukünftigen Regierungen ab, inwieweit die jetzt beschlossenen Maßnahmen umgesetzt werden. Obama hat sein Ziel, das amerikanische Gesundheitssystem zu reformieren erreicht, wenn auch mit einigen Zugeständnissen und Kompromissen...

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Leseprobe

2 Charakteristik des US-Gesundheitswesens


 

Im Folgenden wird ein knapper Überblick über das US Gesundheitswesen, wie es gegenwärtig existiert, gegeben.

 

Es werden die wichtigsten öffentlichen und privaten Versicherungsprogramme beschrieben. In diesem Rahmen wird auch auf die Versicherungsoptionen eingegangen, die Bürger der Vereinigten Staaten haben, um Krankenversicherungsschutz zu erlangen. Da in diesem Zusammenhang des Öfteren Managed Care Konzepte thematisiert werden, wird zum Ende des Kapitels auf die beiden wichtigsten Modelle von Managed Care Organisationen eingegangen.

 

2.1 Möglichkeiten der Krankenversicherung


 

Prinzipiell gibt es für einen Bürger der Vereinigten Staaten drei Wege, um Krankenversicherungsschutz zu erhalten. Zum einen über die von Präsident Johnson, im Rahmen des "Social Security Act", eingeführten staatlichen Gesundheitsprogramme Medicare, (s. 2.1.1) und Medicaid (s. 2.1.2), im Jahre 1965.[18]

 

Zum anderen erhält der Großteil der Bevölkerung Versicherungsschutz über den Arbeitgeber (employer sponsored insurance). Mehr als 159 Mio. Bürger, was rund 53% der Gesamtbevölkerung entspricht, waren im Jahre 2008 über Ihren Arbeitgeber versichert.[19] Die besondere Attraktivität dieses Modells begründet sich vor allem durch die steuerliche Abzugsfähigkeit der Beiträge, sowohl bei dem jeweiligen Unternehmen als auch bei den Arbeitnehmern.[20]

 

Bürger, die weder in eines der beiden staatlichen Versicherungsprogramme fallen noch Versicherungsschutz über den Arbeitgeber erhalten, können sich freiwillig bei einer privaten Krankenversicherung versichern (indemnity insurance)[21]. Es ist jedoch niemand gezwungen, sich privat gegen Krankheit zu versichern. In diesem Fall trägt der Einzelne das finanzielle Risiko der Kosten für die Gesundheitsversorgung (out-of-pocket-payment).

 

 

Abbildung 1: Verteilung der verschiedenen Krankenversicherungsformen auf die Bevölkerung der Vereinigten Staaten[22]

 

2.1.1 Staatliche Krankenversicherungsprogramme


 

Medicare und Medicaid bilden zusammen die beiden großen Teilsysteme der öffentlichen Krankenversicherung.

 

Über ein Viertel der US-Bevölkerung fällt in eines dieser Programme. Beide Programme waren im Laufe der Jahre, einer Vielzahl von Reformen unterworfen, um vor allem den Zugang zur Gesundheitsversorgung für Rentner, Behinderte und Benachteiligte zu verbessern.[23] Hauptsächlich unterscheiden sich diese beiden Programme hinsichtlich ihrer Zielgruppe, sowie dem Grad der Organisation.[24]

 

Daneben existieren noch weitere staatliche Versicherungsprogramme wie State Children's Health Insurance Program (S-Chip) für Kinder, sowie Veterans Administration (VA) für Kriegsveteranen[25].

 

2.1.1.1 Medicare

 

Nach jahrelangen Diskussionen konnte sich in diesem Jahr die Idee einer obligatorischen Krankenversicherung, für die gesamte Bevölkerung, durchsetzen. Entgegen der allgemeinen Annahmen besteht eine solche schon seit 1965 mit Medicare, allerdings ausschließlich für die Rentner.

 

Medicare ist ein von der Regierung initiiertes Versicherungsprogramm für alle Amerikaner ab dem 65. Lebensjahr. Ferner erstreckt sich der Versicherungsschutz auch auf jüngere Bürger mit einer anerkannten Behinderung[26] sowie Personen mit akutem Nierenversagen.[27] Insgesamt sind ca. 45 Mio. Amerikaner, darunter 6 Mio. Behinderte, über Medicare versichert.[28]

 

Für die Koordinierung und Steuerung ist das Center for Medicare and Medicaid Services (CMS) zuständig. Mit einem Jahresbudget in Höhe von 800 Milliarden US-Dollar ist diese staatliche Behörde der größte Nachfrager nach Gesundheitsleistungen in den Vereinigten Staaten.[29]

 

Bis 2003 erstreckte sich der Leistungsumfang von Medicare auf zwei Hauptbereiche: Hospital insurance, auch Medicare Part A genannt sowie Supplementary Insurance, Medicare Part B. Inzwischen gliedert sich Medicare in folgende vier Bereiche:[30]

 

 Hospital Insurance (Part A)

 

 Supplementary Insurance (Part B)

 

 Medicare Advantage Plan (Part C)

 

 Medicare Prescription Drug (Part D)

 

Medicare Part A umfasst die stationäre Versorgung in Kliniken, die anschließende Krankenpflege in Pflegeheimen sowie Hospizdienste.

 

Finanziert wird Medicare Part A zum größten Teil aus Lohnsteuern, die paritätisch zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer aufgeteilt werden. Es handelt es sich hierbei um eine Sozialversicherung, da der Beitrag vom Gehalt einbehalten wird. [31]

 

In der Regel zahlen Personen dieser Versicherungsform keine zusätzliche monatliche Prämie. Das setzt allerdings voraus, dass die jeweilige Person (oder ihr Ehepartner) Medicare Steuern, während der Erwerbstätigkeit, gezahlt hat. Anderenfalls kann die Versicherung auch käuflich erworben werden.[32]

 

Bei Medicare Part B (Supplementary Insurance), handelt es sich um eine freiwillige Zusatzversicherung, die für die ambulante Behandlung aufkommt und einige präventive Leistungen, wie Darmkrebs-Screening, miteinschließt.[33]

 

Die Kosten für diese freiwillige Versicherung beliefen sich für den Versicherungsnehmer im Jahre 2009 auf $135 pro Jahr, wobei die Versicherung 80% der anfallenden Behandlungskosten abdeckt. 20% der Behandlungskosten trägt der Versicherte selbst.[34]

 

Im Rahmen des Medicare Modernization Act of 2003, unter der damaligen Bush Administration, kam es zu einer Reform des Medicare Programms. Demzufolge wurde Medicare um das "Medicare Advantage Program" (Part C) sowie Medicare Prescription Drug Coverage (Part D) erweitert.[35]

 

Beim Medicare Advantage Plan können Versicherte, die Leistungen über Medicare Part A und Medicare Part B beziehen entscheiden, ob sie ihre Versicherungsleistungen über koordinierte Versorgungspläne erhalten wollen. Diese koordinierte Versorgung wird durch private Managed Care Organisationen (s. Kapitel 2.1.2.3) gesteuert.[36] Die Höhe der monatlichen Prämie hängt von der Wahl des Versorgungsplans ab. Wobei, bei gleicher Prämie, zusätzliche Leistungen den üblichen Leistungsumfang erweitern oder sonst übliche Zuzahlungen wegfallen können.[37]

 

Mit dem Medicare Modernization Act of 2003, können seit Anfang 2006 rezeptpflichtige Medikamente über das Programm Medicare Prescription Drug (Part D) bezogen werden.[38]Auch hierbei handelt es sich um eine freiwillige Zusatzversicherung, die anfallende Kosten für verschreibungspflichtige Medikamente, gegen die Zahlung einer monatlichen Prämie übernimmt.

 

Da weder Medicare Part A noch Medicare Part B Kosten für verschreibungspflichtige Medikamente übernehmen, galt diese Tatsache als besonders diskussionswürdig. "Angesichts der hohen und stetig steigenden Arzneimittelpreise in den USA war die enorme Belastung der Rentner ein großes Thema".[39]

 

Der damalige Präsident Bush hatte seinerzeit die Präsidentschaftswahl 2000 u.a. wegen seines Versprechens gewonnen die Rentner von den hohen Medikamentenausgaben zu entlasten. Zudem hatte der Wahlkampf für die Präsidentschaftswahlen 2004 schon begonnen. Vor dem Hintergrund, dass jeder vierte Wahlberechtigte ein Rentner ist war der Handlungsdruck für Bush, diese Versorgungslücke zu schließen, relativ groß. [40]

 

Diese Zusatzversicherung wird außerhalb von Medicare angeboten und kann nur von privaten Versicherungsgesellschaften bezogen werden. Für das Jahr 2010 belaufen sich die Prämien im Schnitt auf $39 pro Monat je Versicherungsnehmer. Zusätzlich fallen Selbstbeteiligungen an, die sich je nach Höhe der jährlichen Gesamtkosten für Arzneimittel berechnen. [41]

 

In der Öffentlichkeit wird Medicare Part D kontrovers diskutiert, da jene Senioren von der Selbstbeteiligungsregelung am stärksten profitieren die entweder, nur mäßige oder extrem hohe Arzneimittelausgaben haben. Hinsichtlich der Absicherung mittlerer Arzneimittelausgaben klafft dagegen eine Versorgungslücke, die im Volksmund als "doughnut- hole"[42] bezeichnet wird. Des Weiteren sind die Selbstbeteiligungen der Senioren, für Arzneimittel, unbegrenzt.[43]Insbesondere für chronisch Kranke ist diese Versorgungslücke ein wirkliches Problem, da sie in besonders hohem Maße auf Medikamente angewiesen sind.

 

2.1.1.2 Medicaid und S-CHIP

 

Das seit 1966 bestehende Gesundheitsprogramm Medicaid kommt für Kosten der medizinischen Versorgung für die „armen" Teile der Bevölkerung auf. Das Programm wird dual finanziert, einerseits durch Subventionen der Bundesregierung und andererseits aus Geldmitteln der Bundesstaaten. Weitestgehend stammen die Mittel aus Steuergeldern.[44]

 

Im Gegensatz zu Medicare, ist Medicaid dezentral organisiert. Den einzelnen Bundesstaaten ist es größtenteils selbst überlassen, wer leistungsberechtigt und wie die...

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