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E-Book

Die Gewinnung von Venture Capital für deutsche Startups

Eine Handlungsempfehlung

AutorOliver-Philipp Radtke
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl104 Seiten
ISBN9783668110229
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich BWL - Unternehmensgründung, Start-ups, Businesspläne, Note: 1,5, Deutsche Universität für Weiterbildung (General Management), Veranstaltung: Entrepreneurial Finance, Sprache: Deutsch, Abstract: Um eine Venture-Capital-Finanzierung zu erhalten, müssen Startups zahlreiche Investitionskriterien der Venture-Capital-Gesellschaften (VCG) erfüllen. Bereits nach der Prüfung des Executive Summary lehnen VCG einen Großteil der kapitalsuchenden Startups jedoch ab, weil Letztere die Investitionskriterien der VCG nicht erfüllen. In der Arbeit wird daher die folgende Forschungsfrage beantwortet: Welche Investitionskriterien müssen deutsche Startups erfüllen, um eine Venture-Capital-Finanzierung zu erhalten? Zur Beantwortung der Forschungsfrage stellt die Arbeit den Investitionsprozess von VCG in seinen Grundzügen dar und gibt Aufschluss über die Investitionskriterien der VCG sowie praxistaugliche Handlungsempfehlungen für deutsche Startups. Die Investitionskriterien werden auf Basis einer theoretischen Betrachtung sowie auf Basis einer bei in Deutschland tätigen VCG und Startups durchgeführten Befragung identifiziert, um daraus Handlungsempfehlungen abzuleiten.

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Leseprobe

3 Investitionskriterien aus Sicht von Venture-Capital-Gesellschaften


 

Die Beziehung zwischen dem Gründungsteam und den VC-Investoren ist von Informationsasymmetrien geprägt, da für VC-Investoren junge Unternehmen in der Regel undurchsichtig hinsichtlich ihrer Beziehung zu Kunden, Lieferanten, Arbeitnehmern, übrigen Stakeholdern sowie in Bezug auf die Qualität der betrieblichen Leistungserstellung sind. In der Regel hat das Gründungsteam zuvor noch keine unternehmerische Erfahrung sammeln können. Den VC-Investoren fällt es daher schwer, aufgrund einer vergangenheitsbezogenen Betrachtung, die Branchen- und Managementkenntnisse sowie die persönlichen Eigenschaften der Teammitglieder richtig einzuschätzen. Durch diese Prognoseprobleme und Informationsasymmetrien unterliegen die VC-Investoren dem Verlustrisiko. Das bedeutet, dass die zur Verfügung gestellten finanziellen Mittel, z. B. aufgrund opportunistischen Verhaltens oder Unfähigkeit des finanzierten Gründungsteams, nicht in ihrem Sinn eingesetzt werden und hierdurch vollständig verloren gehen (vgl. Mitter 2010, S. 126). Dieses Risiko möchten VC-Investoren gerne reduzieren, da auch sie grundsätzlich nach Sicherheit streben. Die Risikoreduktion und der Abbau von Prognoseproblemen sollen durch die Überprüfung der kapitalsuchenden Startups gelingen. Diese Überprüfung wird als Beteiligungsprüfung bezeichnet. Da Startups keine unternehmerische Vergangenheit vorzuweisen haben, die sich in quantitativen Größen wie Bilanzsumme, Umsatz, Gewinn etc. ausdrücken ließen, dominieren bei der Beteiligungsprüfung qualitative Merkmale. Dem VC-Investor muss es durch die Beteiligungsprüfung möglichst gelingen, eine Aussage über die zukünftige Entwicklung des kapitalsuchenden Startups zu treffen. Im Ergebnis ist die Beteiligungsprüfung keine statische, quantitative, vergangenheitsorientierte Prüfung sondern vielmehr eine qualitative, zukunftsorientierte Prüfung. Die Beteiligungsprüfung erfordert daher eine komplexe Analyse des Startups. In diesem Zusammenhang rücken insbesondere Faktoren in den Fokus, die einen relevanten Einfluss auf die Unternehmenswertentwicklung des Startups haben. Zu diesen relevanten Faktoren gehören u. a. Management, Innovation und Markt als Investitionskriterien der VCG (vgl. Voigt 2005, S. 69-72).

 

Da VC-Investoren nach hohen Renditen streben, durchlaufen die kapitalsuchenden Startups diesen strengen Selektionsprozess (vgl. Voigt 2005, S. 63). Im Zuge dieses Prozesses überprüfen die VC-Investoren, inwieweit die kapitalsuchenden Startups bestimmte Investitionskriterien erfüllen. Die Investitionskriterien lassen sich aufgrund der Ergebnisse einer von Macmillan et al. durchgeführten Studie zum Investitionsentscheidungsverhalten von VCG grundsätzlich in fünf Kategorien einteilen. Danach ist zwischen Kriterien mit Bezug zur Unternehmerpersönlichkeit, der Unternehmerqualifikation, dem Produkt beziehungsweise der Dienstleistung sowie Kriterien zur Einschätzung des Marktes und finanzieller Erwägungen nebst möglicher Bewertungsunsicherheiten zu unterscheiden (vgl. Macmillan/Siegel/Narashima 1985, S. 123). Die vorgenannten Investitionskriterien konnten durch die Ergebnisse einer jüngeren Wiederholungsstudie auch für Deutschland weitestgehend verifiziert werden (vgl. Kollmann/Kuckertz 2009, S. 567). So kommt es, dass auch die in Deutschland veröffentlichte VC-Literatur regelmäßig Investitionskriterien wie Gründungsteam, Managementerfahrung und -qualität, Wachstumschancen, schlüssige Unternehmensplanung und die Möglichkeit auf einen erfolgreichen Exit, als für die Investitionsentscheidung von VCG relevant nennt (vgl. Weitnauer 2011, S. 286). Neben diesen vorgenannten Kernkriterien existieren weitere ergänzende Kriterien, die im Rahmen dieser Arbeit allenfalls eine untergeordnete Bedeutung haben. Zu diesen Nebenkriterien zählt zum Beispiel die mögliche Protektion der Geschäftsidee durch Patente und andere Schutzrechte oder ihr internationales Potenzial (vgl. Kuckertz 2006, S. 76).

 

Das Vorliegen der entsprechenden Investitionskriterien wird von den VCG zunächst auf der Grundlage eines von den Gründer/-innen einzureichenden BP geprüft (vgl. Lemper 2005, S. 70). Bei der Beurteilung der Investitionskriterien werden diese von den VC-Investoren unterschiedlich stark gewichtet (vgl. Kawasaki 2004, S. 122). So sind für einige VC-Investoren das Geschäftsmodell und das Managementteam die wichtigsten zu erfüllenden Investitionskriterien (vgl. Seegers 2011, S. 30). Für andere VC-Investoren werden hingegen das Markt- oder Wachstumspotenzial sowie die patentrechtliche Situation als besonders bedeutsame Entscheidungsgrößen betrachtet, die für oder gegen ein Beteiligungsengagement sprechen (vgl. Rauschenbach 2005, S. 105). Bei der Prüfung der Investitionskriterien wird den Kriterien eine besondere Aufmerksamkeit der VCG zu Teil, die schwerer einschätzbar sind. Welche spezifischen Investitionskriterien dies sind ist vom jeweiligen Einzelfall abhängig (vgl. Kollmann/Kuckertz 2005, S. 37). In diesem Zusammenhang muss erwähnt werden, dass die Relevanz der Investitionskriterien sich hinsichtlich der Investitionsentscheidungen in Abhängigkeit von der Marktsituation und dem institutionellen Erfahrungsgrad des VC-Investors im Zeitablauf verändert und damit keinesfalls als stabil zu betrachten ist (vgl. Brettel 2002, S. 321). Darüber hinaus kann davon ausgegangen werden, dass einige der von den VCG herangezogenen Investitionskriterien branchenabhängig sind. So spielen spezielle Investitionskriterien wie z. B. die wissenschaftliche Qualifikation der Gründer/-innen naturgemäß eher bei der Finanzierung von Biotechnologieunternehmen als in anderen Gründungskonstellationen eine Rolle (vgl. Scheibehenne 2005, S.230).

 

Im Folgenden werden die aus Sicht der VC-Investoren besonders relevanten Kerninvestitionskriterien, auf Basis der einschlägigen Literatur, genauer beleuchtet.

 

3.1 Gründer-/Teamkriterien


 

„Venture capital is all about mitigating risk, and if the majority of that risk lies in execution — as I tell my lazy college buddies at the bar — it should come as no surprise that VCs are shifting to a more people-centric model.” (Hogg 2013, S. 70)

 

Im Investitionsentscheidungsprozess von VCG haben sich Gründer- und Teamkriterien stets als außerordentlich wichtig herausgestellt (vgl. Kollmann/Kuckertz 2009, S. 567). Zu diesem Ergebnis sind u. a. MacMillan et al. in einer Studie zum Investitionsentscheidungsverhalten von VCG gekommen, mit der sie Hinweise darauf gefunden haben, dass fünf der zehn wichtigsten Entscheidungskriterien mit der Persönlichkeit oder der Erfahrung der Gründer/-innen in Zusammenhang gebracht werden können (vgl. Macmillan/Siegel/Narashima 1985, S. 123). Auch andere zahlreiche wissenschaftliche Studien haben ergeben, dass die Unternehmerpersönlichkeit und die Qualifikationen als Investitionskriterium für die VCG vordergründig sind (vgl. Kollmann/Kuckertz 2009, S. 574).

 

VCG sind daher besonders an Gründungsvorhaben interessiert, die nicht nur von einer einzelnen Person, sondern von einem ganzen Team getragen werden. Die VCG sehen hierin einen erheblichen Vorteil gegenüber der Einzelgründung, da hierdurch bereits eine Vielzahl unterschiedlicher Fachkompetenzen in die Neugründung eingebracht werden. Idealerweise hat das Team in dieser Konstellation schon in der Vergangenheit an anderen Projekten erfolgreich zusammengearbeitet, so dass Kommunikationswege und Arbeitsorganisation bereits eingespielt sind (vgl. Seegers 2011, S. 30). Das ist einer der Hauptgründe, weshalb der Silicon Valley VC-Investor Michael Moritz von Sequoia Capital bevorzugt in Gründungsteams investiert, anstatt in einzelne Individuen. Er selbst hat immer wieder erlebt, dass die größeren Erfolgschancen bei den Startups liegen, die von mindestens zwei Entrepreneuren gegründet werden, die sich bereits längere Zeit kennen und die gleiche Vision teilen. So hatte er es in der Vergangenheit auch bei Microsoft mit Paul Allen und Bill Gates, Apple mit Steve Wozniak und Steve Jobs und Google mit Larry Page und Sergey Brin erlebt (vgl. Vise/Malseed 2007, S.75).

 

Im Ergebnis kann festgehalten werden, dass Gründungen von eingespielten und kompetenten Teams bei potenziellen VCG überproportional größere Chancen auf eine VC-Finanzierung haben als Einzelgründungen (vgl. Geigenberger 1999, S. 39; dazu auch Seegers 2011, S. 30). Darüber hinaus wird der passenden „Chemie“ zwischen VCG und dem möglichen Zielunternehmen bei der Beteiligungsprüfung ein vergleichsweise hoher Stellenwert zugeschrieben, da ihr u. a. eine Auswirkung auf die Rendite des Zielunternehmens zugesprochen wird. Hierbei geht es zunächst um ein rein subjektives Empfinden der Investmentmanager der VCG, das später durch eine kritische Teamdiskussion noch intersubjektiv beeinflusst werden kann (vgl. Dierkes/Weber 2002, S. 688-689; dazu auch Voigt 2005, S. 128).

 

3.2 Managementkompetenz


 

Die Qualität der im möglichen Zielunternehmen vorhandenen Managementkompetenz spielt für VCG gemäß einer im Jahr 2002 veröffentlichten Studie bei der Investitionsentscheidung in verschiedenen Ausprägungen eine überragende Rolle (vgl. Dierkes/Weber 2002, S.684). Die hohe Bedeutung dieses Investitionskriteriums deckt sich auch mit den Untersuchungsergebnissen von Voigt (vgl. Voigt 2005, S. 131). Die Managementkompetenz ist für VCG damit zweifelsohne das Kernkriterium im...

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