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Die Gladiatorenspiele in Rom

AutorMaia Krenkler
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl80 Seiten
ISBN9783656291466
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Examensarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Geschichte - Weltgeschichte - Frühgeschichte, Antike, Note: 1,0, Humboldt-Universität zu Berlin, Sprache: Deutsch, Abstract: Die römischen Gladiatorenspiele hatten nicht nur eine äußerst starke Anziehungskraft auf die Zeitgenossen der Antike, auch heutzutage übt dieses Phänomen immer noch eine hohe Faszination auf uns aus, wie z.B. Ridley Scotts Publikumsmagnet 'Gladiator' aus dem Jahre 2000 zeigt. Der von Juvenal geprägte Ausdruck 'Brot und Spiele', der einem bei dieser Thematik unwillkürlich in den Sinn kommt, steht auch heute noch sinnbildlich für die politische Instrumentalisierung breiter Bevölkerungsschichten. Juvenal kritisiert in diesem Zusammenhang das politische Desinteresse der Bürgerschaft der Kaiserzeit, die sich lediglich mit Brot und Spielen zufrieden geben würde, anstatt sich, wie die Bürgerschaft der römischen Republik politisch einzubringen. Schon zu Juvenals Zeiten scheinen also Massenveranstaltungen politisch instrumentalisiert worden zu sein. Zudem lässt sich aus diesem Zitat Juvenals ableiten, dass die Spiele keinen Ort der politischen Partizipation der römischen Bevölkerung darstellen würden. Diese Hypothesen wecken das Interesse an der Frage nach dem Zusammenhang von Massenvergnügen und der Entpolitisierung der römischen Bevölkerung am Übergang von der römischen Republik zur Kaiserzeit hin.

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Leseprobe

III.  Literarische Zeugnisse zur römischen Gladiatur

 

Zu den wichtigsten Quellen für die Untersuchung der hier vorliegenden Fragestellung gehören vor allen Dingen Cicero, die Biographien Plutarchs und Suetons sowie die Geschichtswerke von Livius und Cassius Dio.

 

III. 1. Marcus und Quintus Tullius Cicero

 

Marcus Tullius Cicero wurde am 03. Januar 106 v. Chr. in Arpinum als Sohn  einer zum Stand der equites gehörenden Familie geboren. Durch die guten Beziehungen seiner Familie zu zahlreichen Angehörigen der römischen Aristokratie, kam er schon früh in den Kontakt mit bedeutenden Rednern und Politikern seiner Zeit, wie L. Licinus Crassus oder Q. Mucius Scaevola. Bei letzterem studierte er gemeinsam mit seinem Freund Atticus römisches Recht und bekam Zugang zu der Welt der ehemaligen Senatoren. Seine ersten großen Auftritte als Redner hatte er in den Jahren 81 und 80 v. Chr. mit der Verteidigung des P. Quinctius und des Sex. Roscius. Nach einem zweijährigen Studienaufenthalt in Griechenland ging er nach Rom und nahm dort die Tätigkeit als Anwalt wieder auf, was ihm die nötigen Beziehungen verschaffte, um in den cursus honorum einzutreten. Er durchlief diesen schnellstmöglich trotzdem er ein homo novus war suo anno. Im Jahr 66 v. Chr. hielt Cicero im Rahmen der Übertragung des Kommandos im Mithridatischen Krieg auf Pompeius seine erste politische Rede. Den Höhepunkt seiner Karriere, der auch gleichzeitig der Beginn seines Niedergangs war, findet man in der Niederschlagung der catilinarischen Verschwörung während seines Konsulats im Jahr 63 v. Chr. Im Jahre 58 v. Chr. ging er zunächst aufgrund eines gegen ihn gerichteten Gesetzesantrages durch seinen großen Feind P. Clodius für fünfzehn Monate ins Exil nach Thessaloniki. Cicero wird dann von Pompeius als Unterstützer bei den von Clodius hervorgerufenen Unruhen zurückberufen. Im Bürgerkrieg schloss Cicero sich gezwungenermaßen Pompeius an, den er neben Caesar als das kleinere Übel betrachtete. Nach Pompeius Niederlage wurde er im Rahmen von Caesars Versöhnungspolitik begnadigt, musste aber bald seine Hoffnung auf die Wiederherstellung der alten res publica aufgeben. In die Verschwörungspläne vor Caesars Ermordung war er nicht eingeweiht, begrüßte sie aber im Nachhinein. Durch seine Vorbehalte Antonius gegenüber und einer Fehleinschätzung der eigenen politischen Stärke, ebnete er schlussendlich Octavian, trotz Kritik aus den eigenen Kreisen, den Weg zur Macht. Als dieser sich mit Antonius zusammenschloss, wurde Cicero als einer der ersten auf die Proscriptionslisten des zweiten Triumvirats gesetzt und am 07. Dezember 43 v. Chr. nahe Formidae ermordet. Als homo novus war er besonders auf Distanz zu den unteren Schichten bedacht, die er als misera, ieiuna, infima und perditissima abwertete. In seiner Sprache verwendet er vulgus und populus häufig synonym, was sich auch in der Überlegung wiederfindet, dass die beste Verfassung diejenige sei, in der dem Volk nur eingeschränkt Rechte zugestanden werden.

 

Sein fast vollständig erhaltenes Werk umfasst neben den politischen und den Prozessreden vor allem zahlreiche Briefe und theoretischen Abhandlungen. Für diese Arbeit sind in erster Linie die politischen und die Prozessreden interessant, da sich hier zahlreiche Hinweise zum einen in Bezug auf den Einsatz von Gladiatoren während der Machtkämpfen und zum anderen auf die Problematik des ambitus für den Zeitraum der späten Republik finden lassen. Die Rede für P. Sestius zeichnet dazu ein detailliertes Bild von Ciceros Einschätzung der politischen Bedeutung von Volksversammlungen und Spielen. Da Cicero lediglich in vier Prozessen als Ankläger auftrat, handelt es sich hier fast ausnahmslos um Reden der Verteidigung, wobei Cicero diese immer so aufbaute, dass er möglichst versuchte, seine Gegner nicht in ihrer Persönlichkeit zu verletzen. Abgesehen von Milo, der anschließend an den verlorenen Prozess im Jahr 52 v. Chr. in die Verbannung geschickt wurde, erwirkte Cicero immer einen Freispruch. Bei T. Annio Milo wurde er wohl durch das Geschrei der Anhänger des Clodius so aus der Fassung gebracht, dass er eine unsichere, zusammenhanglose Rede hielt, die uns aber in dieser Form nicht mehr überliefert ist. Uns liegt nur noch seine im Nachhinein ausformulierte Variante vor.

 

Dem Rechtfertigungsdruck nach der Bewältigung der Catilinarischen Verschwörung setzt Cicero ein Eigenlob entgegen, dass „durch seine pathologischen Dimensionen auch die Loyalität seiner politischen Freunde arg strapazierte“.[20] Neben dieser Selbstüberschätzung ist sein Werk stark geprägt von seiner selektiven Wahrnehmung und subjektiv gefärbten Sichtweise gesellschaftlicher und politischer Ereignisse.[21] Eine Tatsache, die für die Beurteilung der Reden Ciceros gerade unter dem Aspekt des jeweiligen Einsatzes von Gladiatoren bzw. munera gladiatorum während der späten Republik nicht vernachlässigt werden darf.

 

Für die Untersuchung der ausnahmslosen Anerkennung von Gladiatorenspielen, sind die philosophischen Schriften Ciceros Tusculanae disputationes und de officiis hilfreich. Bei der erstgenannten handelt es sich um eine an seinen Freund Brutus gerichtete Schrift. Im zweiten Teil steht hierbei der Umgang mit Schmerzen in Bezug auf die Stoa im Vordergrund. Bei der an seinen Sohn stellvertretend für die zur politischen Führung Roms bestimmte Jugend gerichteten Schrift de officiis handelt es sich um eine der letzten großen philosophischen Abhandlungen seines Werkes, in denen er Empfehlungen und Vorschriften für das Verhalten eines (zukünftigen) Staatsmannes gibt. Zu guter Letzt ermöglicht die umfangreiche Korrespondenz Ciceros Einblicke in alle Lebensbereiche der damaligen Zeit, sowohl politisch als auch privat.[22]  

 

Für die Untersuchung von ambitus während der späten römischen Republik ist die vermutlich durch Quintus Tullius Cicero für seinen Bruder Marcus verfasste Schrift commentariolum petitionis von großem Wert.  

 

Quintus wurde im Jahr 102 v. Chr. geboren. Er begleitete Pompeius 57 v. Chr. als Legat nach Sardinien und setzte sich bei diesem für die Rückberufung seines Bruders ein, wofür er auf den Konsulat verzichtete. Trotz seiner guten Beziehungen zu Caesar, mit dem er zunächst das Amt des curulischen Ädils innehatte, dann im Jahr 62 v. Chr. gemeinsam die Praetur ausübte und ihn später als Legat nach Gallien begleitete, schlug er sich im Bürgerkrieg auf die Seite des Pompeius, was er nach der Schlacht von Pharsalos bereute und wofür er später seinen Bruder Marcus verantwortlich machte. Wie dieser wurde aber auch Quintus von Caesar begnadigt. Im Jahr 43 v. Chr. wurden Quintus und sein Sohn ebenfalls im Rahmen der Proscription ermordet, nachdem sie von Sklaven verraten worden waren.  

 

Die Urheberschaft des commentariolum petitionis ist weitestgehend ungeklärt. Von Quintus sind ansonsten lediglich einige Briefe überliefert, die einen stilistischen Rückschluss auf eine Urheberschaft nicht zulassen. Zudem lässt sich eine Ähnlichkeit zum Sprachstil seines älteren Bruders auch damit erklären, dass die beiden sowohl dieselbe Ausbildung genossen haben, als auch einen engen Kontakt zueinander pflegten. Dass es erstaunlich sei, dass der jüngere seinem erfahreneren Bruder Ratschläge für den Wahlkampf gegeben haben soll, wird hier nicht so gesehen. An dieser als Wahlkampfempfehlung konzipierten Schrift des commentariolum petitionis lässt sich viel über die Funktion und den Ablauf von Wahlkampf, Wahlorganen und Wahlen in der späten römischen Republik ablesen.[23]

 

III. 2. Plutarch

 

Plutarch wurde etwa 45 n. Chr. im boötischen Chaironeia geboren und verstarb vor dem Jahr 125 n. Chr. Seine wohlhabende Familie, zu der er einen sehr guten und engen Kontakt hatte, konnte ihm eine angemessene Ausbildung finanzieren. Er studierte in Athen unter dem Platoniker Ammonios Philosophie und hat sich dort vor allem, neben anderen philosophischen Schulen, mit der Stoa auseinandergesetzt. Plutarch unternahm mehrere Reisen, u. a. nach Rom und Alexandria. Er verbrachte einen großen Teil seines Lebens in seiner Heimatstadt und übernahm dort diverse politische Ämter. Das römische Bürgerrecht verdankte er vermutlich L. Mestrius Florus, Konsul unter Vespasian.[24]

 

Sein umfangreiches, aber nur unvollständig erhaltenes Werk kann in zwei große Gruppen unterteilt werden: die Biographien (hauptsächlich die Caesarenviten und Parallelbiographien) und seine zahlreichen philosophischen Abhandlungen. In dieser Arbeit finden die Bíoi parállēloi, die Plutarch vermutlich nach 96 n. Chr.[25] begonnen hat, Verwendung. Man findet in zahlreichen dieser Biographien Hinweise auf die Instrumentalisierung von munera und Gladiatoren in allen Bereichen durch die großen Männer der römischen Republik. Bei diesen Parallelbiographien handelt es sich um eine große Reihe von paarweise veröffentlichten Biographien, bei denen jeweils eine herausragende griechische, einer ebenso herausragenden römischen Persönlichkeit gegenüber gestellt wurde. Eine relative chronologische Abfolge der Parallelbiographien lässt sich nicht sicher feststellen. Es entsteht jedoch der Eindruck, dass in den frühen Paaren die Verbindung von Bildung und...

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