Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: (keine Benotung beantragt), Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover (Institut für Deutsche Literaturwissenschaft), Veranstaltung: Texte über den Zuschauer - Zur literarischen Archäologie von Aufmerksamkeit/Beobachtung/Beteiligung, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Erzählung In der Strafkolonie wurde von Kafka oft als seine 'schmutzige Geschichte' bezeichnet. Wie kaum eine andere Erzählung behandelt sie die Zusammenhänge von Schuld, Sühne, Gerechtigkeit, aber auch von Macht und ihrer Legitimation. Auf den Leser wirkt sie zunächst grausam und undurchschaubar. Dennoch folgt sie eigentlich einem durchgehenden Prinzip, das die Frage nach der Legitimation von Recht und Gesetz im Allgemeinen stellt. Dabei steht sie in der Tradition alter Sichtweisen von Recht und Gesetzlichkeit, wie sie in der jüdischen Mystik eine Rolle spielen, geht aber in der angelegten literarischen Analyse über diese hinaus. Nur scheinbar steht ein modernes, aufgeklärtes Rechtsverständnis einer archaischen Strafart und Willkür gegenüber. Es handelt sich vielmehr um die Selbstauflösung eines Systems, das aufgrund des Zweifels nicht mehr im Stande ist, seine Legitimation aufrechtzuerhalten. Dabei geht es nicht um Rechtsgeschichte, sondern um grundlegende Kategorien wie Schuld, Sühne, Gerechtigkeit und Gesetz. Deren Widerstreit ist es, der zum Ende des selbstherrlichen (!) Rechtssystems führt, nicht ein externes Eingreifen oder aufklärerische Ideale, ausgenommen vielleicht das Ideal der Eigenverantwortung, aber auch dies in einer gebrochenen Weise und stets eng mit der Vorstellung von Schuld verknüpft. Diese Analyse bezweckt nicht, den genauen Zusammenhang zwischen technischer Entwicklung, Rechtsgeschichte und der Hinrichtungsmaschine der Strafkolonie aufzuzeigen. Dennoch ist es meines Erachtens erforderlich, alle diese Bereiche mit einzubeziehen, um das komplexe Geflecht der Legitimations- und Dekonstruktionsmechanismen wenigstens ansatzweise zu erschließen. Diese Arbeit wird daher zunächst die Funktion und Legitimation der Hinrichtung im Rechtssystem untersuchen, insofern sie in Zusammenhang mit der Macht und ihrer Erhaltung und Rechtfertigung steht. Auch wird ein besonderes Augenmerk auf den Wort- beziehungsweise Kommunikationscharakter der Maschine zu richten sein. In erster Linie aber stehen die Linien der Macht und die Ambivalenz des Gesetzes im Zentrum der Aufmerksamkeit, die sich durch die Erzählung ziehen, sich gegenseitig sowohl bedingen wie auch aufheben und sich schließlich im Finale selbst dekonstruieren.
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