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E-Book

Die Jagd

Die Opern der Welt

AutorChristian Felix Weisse, Johann Adam Hiller
VerlagJazzybee Verlag
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl115 Seiten
ISBN9783849600907
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis2,49 EUR
Dies ist das Libretto zur Oper Die Jagd. Genießen Sie zum Klang Ihrer Lieblingsoper die Original-Texte auf Ihrem Bildschirm. Einzelne Akte und, falls mehrsprachig, Sprachen lassen sich über das Inhaltsverzeichnis auswählen.

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Leseprobe

Erster Aufzug.


 

 

Das Theater stellet eine ländliche Scene mit einer Bauerhütte im Hintergrunde vor.

 

Erster Auftritt.

RÖSCHEN vor ihrer Hütte; es steht ein Schemel mit einem Spinnrocken auf der einem Seite. Sie hat eine Garnwinde in der Hand, und sieht sich schüchtern um. Ha, die Mutter ist nicht da? geschwind will ich indessen einen Strauß für meinen Töffelpflücken. – Sie legt die Weife auf die Erde, und läuft an einen Rosenstrauch, der auf der Seite blüht. Mein Vater mag sagen, waser will: Töffel ist nicht reich; aber unter allen Reichen ist auch kein Töffel.

Mein Töffel ist ein Mann für mich.

Er ist so flink, und rasch als ich,

Wie eine junge Birke, schlank,

Hat Arbeit lieb und liebt Gesang.

Sein Angesicht ist voll und rund,

Die Wange glüht, es glüht der Mund,

Er hat ein großes Augenpaar,

Braun ist er selbst, schwarz ist sein Haar.

Ich kann ihm traun, er ist mir treu,

Von guter Laun' ist er dabey:

Er steht mir an: ich steh' ihm an:

Mein Töffel ist für mich ein Mann!

MARTHE die sie beschleicht. Ah, gleich von der Arbeit weg! die Mutter darf kaum den Rücken gewandt haben, so wird hier ein Röschen, und da ein Veilchen, und hier ein bischen Krausemünze, unddort ein Rosemaristengel gepflückt, und alles für Töffeln; nicht wahr, für Töffeln?

RÖSCHEN. Je, für wen sonst, als für Töffeln? freylich wohl. Ihr seyd ihm ja selber nicht feind, und ließt Euchs gefallen, wenn mich der Vater ihm geben wollte.

MARTHE. Aber, weil Er nun nicht will, so sollst Du auch nicht wollen! Du weißt, seit Dein armer Bruder Christel seine Braut verloren, will er von Deiner Heyrath nichts sehen und nichts hören: und da mußt Du auch nichts von ihm sehen und hören wollen, wenn Du ein gutes Mädchen bist.

RÖSCHEN. Ja, es hat sich wohl! ihn nicht hören und nicht sehen, wenn man sich nicht die Augen verbindet, und die Ohren verstopft. Undgewiß und wahrhaftig, wenn ich auch das thun wollte: so würde mir mein Herz doch immer sagen: »He: Röse, Töffel ist da! Toffel ist dir gar zu hübsch! Toffel ist dir gut, und du bist Töffeln gut

MARTHE. Aber, sage mir nur, wie bist Du dem Kerl so gut geworden? Ich glaube gar, er hat Dirs gethan? 

RÖSCHEN. Ach, geht doch, Mutter! was gethan? so hab' ichs ihm auch gethan: denn es geht ihm nicht besser. Er sagt mirs, so oft er mich sieht Ich bin ihm immer gut gewesen: aber seit voriger Krumterndte sind wir vollends beständig einander nachgelaufen.

Da sah ich Töffeln an den Hecken;

Er fällte Holz und pfiff dazu;

Halt dacht' ich, loser Vogel du,

Du stehst mir recht, dich muß ich necken.

Gleich hatt' ich Aepfel in den Ficken:

Husch! zog ich einen Apfel vor:

Puff! hatt' er einen an das Ohr,

Puff! wieder einen auf den Rücken.

Er sah mich nicht denn ich versteckte

Mich hinterm Busch, so oft er schrie:

Bis ich zuletzt, hi hi hi hi,

So lachte, daß er mich entdeckte.

Ha! rief er, wart! ich will dirs geben!

Und haschte mich und küßre mich;

Ich schimpft' und schmälre jämmerlich:

Im Herzen hatt' ich ihm vergeben.

MARTHE. Ja, ja! das kömmt aus dem Genecke? Laß es nur dem Vater merken; Du wiests schon kriegen. – Ah! da kömmt er eben her! –

 

 

Zweyter Auftritt.

 

Die Vorigen, Michel.

 

MICHEL brummend und den Kopf schüttelnd. Hm! – es geht mir alles der Qucere.

MARTHE. Wie so, Michel? was hast Du?

MICHEL. Ganz ungelegen, ganz der Queere!

RÖSCHEN. Was denn Vater? habt ihr etwan vom Bruder Christel was gehört?

MICHEL. Was? was will ich gehört haben? nu ist er doch in die Stadt gelaufen. Es wird auch nichts draus werden; er wird gerade den König nicht zu sehen kriegen, und nu hätte ich ihn so gerne hier, so gerne –

MARTHE. Je warum denn das? wenn er gleichwohl sein Hannchen ausgattern könnte?

MICHEL. Es hat sich ausgattern: nichts wird er ausgattern, und wer weiß, hätt' ihm der König nicht hier in Wurf kommen können.

RÖSCHEN UND MARTHE zugleich. Der König? hier?

RÖSCHEN. Ihr vexirt uns, Vater.

MICHEL. Nicht anders.

MARTHE. Je, was will er denn hier?

MICHEL. Was die großen Herren immer aufm Lande wollen: Jagen. Da kommt eben der Oberforster zu mir, und sagt, ich sollte dieBauren zusammen nehmen, daß sies Wild aufjagten, und ein bischen aufs lüderliche Gesindel Achtung gäben, das immer bey der Gelegenheit hinter her ist, und todt schießen hilft. Wenn da unser Christel hier wäre! der ist mit allen Hunden gehetzt, weiß alle Schliche im Walde, und kennt das Lager von jedem Haasen; vielleicht würde er unserm Herrn ein Plaisirchen mehr machen können.

MARTHE. Ja, vielleicht hätt' er ihm auch seine Noth geklagt, und den verwetterten Grafen von Schmetterling beym König eins anhängen können. Er soll ja ein so gar lieber Herr seyn, und Christeln – ja dem steht das Maul auf dem rechten Flecke.

RÖSCHEN. Hannchen sagte immer: er redte noch besser als der Schulmeister, und das ist doch ein Gestudierter.

MICHEL. Wofür hätt' ich ihn denn vier Jahre in der Stadt in die lateinische Schule geschickt. Das wird einmal ein Richter werden, der sich gewaschen hat: Aber was hilft mir das itzt? Ich werde nur Töffeln müssen rufen lassen, daß er mit ein bischen an die Hand geht.

RÖSCHEN. Ja, Töffeln, Töffeln! Töffel ist auch wie ein Schießhund.

MICHEL. Ha! wenn ich nur von Töffeln rede, da bist Du gleich da. – Mädchen Du sollst mir nicht so hitzig auf Töffeln seyn, sonst –

RÖSCHEN. Vater, schmält doch nicht immer! der arme Töffel, wenn ers nu hörte – ha,dort kömmt er eben aus dem Busche: da! seht Ihr ihn?

 

Dritter Auftritt.

 

Die Vorigen. Töffel kömmt singend, ohne daß er sie gleich gewahr wird.

 

TÖFFEL.

Wenn mich nur mein Röschen liebt,

Bin ich schon geborgen:

Wem das Glücke Reichthum giebt,

Dem giebt es auch Sorgen.

 

Hätt' ich Silber auch wie Heu,

Gold in allen Säcken:

Arbeit hätt' ich nicht dabey,

Aber Furcht und Schrecken.

 

Hätt' ich täglich Bier und Wein,

Braten auch nicht minder:

Fetter könnt ich dann wohl seyn,

Aber nicht gesünder

 

Nein, wenn mich mein Röschen liebt,

Bin ich schon geborgen:

Wem das Glücke Reichthum giebt

Dem giebt es auch Sorgen.

MICHEL. Das hab' ich gedacht, daß der von Röschen schwatzen muß, wenn die von Töffeln redt. Das geht beständig Töffel und Röse, Röse und Töffel.

TÖFFEL. Nu Nu, Michel; Ihr seyd ein viel zu guter Mann, als daß Ihr darüber böse seyn könntet. Ihr gebt mir eure Tochter lange noch Er läuft zu Röschen, und drückt ihr die Hand, Michel zieht ihn weg, Röschen und Töffel suchen sich immer wieder einander zu nähern; Michel jagt sie aber stets wieder an ihren Ort.

MICHEL. Töffel, tretet Ihr auf die Seite, und Du Röse, auf jene! – Wir haben itzt wichtigere Dinge, als von solchen Narrenspöschen zu reden.

RÖSCHEN auf die Seite. Ich möchte wissen, obs mein Vater auch für Narrenspöschen gehalten hätte, als er bey meiner Mutter auf die Freyte gieng.

MARTHE. Nu, knorre nicht, wenn der Vater redt!

MICHEL. Röse, halts Maul! – Töffel, der König wird hier jagen.

TÖFFEL. Der König?

MICHEL. Ja, hört Ihrs nicht? der König; und da soll ich als Richter etliche Bauren zusammen nehmen, die...

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