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E-Book

Die Jagd auf Osama Bin Laden

Eine Enthüllungsgeschichte

AutorPeter L. Bergen
VerlagDeutsche Verlags-Anstalt
Erscheinungsjahr2012
Seitenanzahl368 Seiten
ISBN9783641090630
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis15,99 EUR
Enthüllt erstmals die Hintergründe der lange vergeblichen Suche nach Osama Bin Laden
Beinahe zehn Jahre nach den Anschlägen vom 11. September 2001 wurde Osama Bin Laden endlich von amerikanischen Spezialeinheiten in seinem Versteck in Pakistan aufgespürt. Peter L. Bergen hat 1997 als erster westlicher Journalist ein Interview mit Osama Bin Laden geführt, das den Terroristen einer breiten Öffentlichkeit bekannt machte. In diesem aktuell recherchierten Buch enthüllt er die Hintergründe der Jagd auf den größten Terroristen unserer Zeit. Warum dauerte es so lange, Bin Laden zu finden, wer deckte ihn und half ihm? Genoss er die Unterstützung Pakistans? Wie organisierte sich al-Qaida unter dem Druck der Verfolgung? Warum versagten wiederholt westliche Geheimdienste und Spezialeinheiten? Und, nicht zuletzt, was geschah wirklich bei der Tötung Bin Ladens in Abbottabad?

Peter Bergen wuchs in England auf, studierte an der Oxford University. Von 1990 bis 1999 arbeitete er als Terrorismus-Experte bei CNN und berichtete über Afghanistan, Pakistan und den internationalen Terrorismus, der von dieser Region ausgeht. Für sein Buch 'Holy War, Inc.' erhielt er das renommierte Leonard Silk Journalism Stipendium.

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Leseprobe

1 9 /11 und danach

BIN LADEN WAR BESESSEN von der Vorstellung, die Vereinigten Staaten seien schwach. In den Jahren vor dem 11. September 2001 beschwor er gegenüber seinen Anhängern oft diese Schwäche und führte als Beleg dafür Beispiele an wie den Rückzug der US-Truppen aus Vietnam in den Siebzigerjahren und zwei Jahrzehnte später den Rückzug aus Somalia nach dem »Black Hawk Down«-Vorfall, bei dem 18 amerikanische Soldaten ihr Leben verloren. Gerne erzählte der Terrorchef auch von den Kämpfern, die al-Qaida 1993 als Ausbilder zu den Clans nach Somalia entsendet hatte, die gegen die im Rahmen der UN-Hilfsmission zur Ernährung der hungernden Somalier im Land stationierten amerikanischen Truppen kämpften. »Unsere Leute waren entsetzt von der geringen Moral des amerikanischen Soldaten und sahen, dass der amerikanische Soldat nur ein Papiertiger ist«, frohlockte Bin Laden,1 und seine Schüler stimmten dem Mann, den sie wie einen Vater liebten, begeistert zu.2

»Die Amerikaner«, versicherte Bin Laden seinen Männern, »lieben das Leben, so wie wir den Tod lieben.« Nach der Niederlage, die die Dschihad-Kämpfer den Sowjets in Afghanistan zugefügt hatten, hätten die Amerikaner viel zu viel Angst, auch nur einen Stiefel auf afghanischen Boden zu setzen!3 Amerika sei, predigte Bin Laden seinen Anhängern, genauso schwach wie die frühere Sowjetunion.4 Wer auch immer aus seinem inneren Zirkel Zweifel an dieser Einschätzung hegen mochte, behielt das für sich.

Als die Pläne für die 9 /11-Attacken konkretere Formen annahmen, äußerten einige hochrangige Al-Qaida-Funktionäre die Sorge, die Anschläge könnten den Zorn des Talibanführers Mullah Mohammed Omar erregen, dem Bin Laden, zumindest formell, ja einen Treueid geleistet hatte.5 In den fünf Jahren, die Bin Laden zu der Zeit schon als Gast der Taliban in Afghanistan weilte, hatten Mullah Omar und andere hochrangige Taliban klargemacht, dass al-Qaida Afghanistan nicht als Basis für einen eigenen Krieg gegen Amerika benutzen durfte. Bin Laden glaubte, sich gegen jeden möglichen Unwillen, den die Anschläge auf Amerika bei den Taliban auslösen könnten, immunisieren zu können, indem er ihnen einen höchst begehrten Kopf auf dem Silbertablett präsentierte: den von Ahmed Schah Massud, dem legendären Führer dessen, was vom Widerstand gegen die Taliban in Afghanistan noch übrig geblieben war.6 Für das Attentat auf Massud hatte Bin Laden zwei belgisch-tunesische Al-Qaida-Selbstmordattentäter ausgewählt, die, als Fernsehjournalisten getarnt, vorgaben, ein Interview mit dem Führer der Nordallianz führen zu wollen.7

Im Sommer 2001, während die Massud-Attentäter auf ihren Anschlag vorbereitet wurden, legten die Al-Qaida-Führer letzte Hand an ihre Pläne für die spektakulären Angriffe auf die amerikanische Ostküste. Von Hamburg aus schickte Ramzi Binalshibh, eine der Schlüsselfiguren der dortigen Terrorzelle, am Donnerstag, dem 6. September, eine Nachricht an Bin Laden, in der er ihm mitteilte, dass die Anschläge auf Washington und New York am folgenden Dienstag erfolgen würden.8 Und am 9. September vernahm Bin Laden die willkommene Nachricht, dass seine Attentäter Massud erledigt hatten.9 Damit war die Bühne bereit für die Aktion, von der Bin Laden überzeugt war, dass sie sein größter Triumph werden würde: für einen spektakulären Schlag gegen das Land, in dem er den größten Feind des Islam sah, weil es die gottlosen Diktaturen und Monarchien im Nahen Osten und, natürlich, Israel am Leben erhielt. Mit einem einzigen, gewaltigen Schlag gegen die Machtzentren Amerikas würde er, Bin Laden, die Vereinigten Staaten dazu bewegen, sich aus dem Nahen Osten zurückzuziehen, woraufhin Israel – und die arabischen Autokratien – hinweggefegt und durch Regime nach dem Vorbild der Taliban ersetzt würden. Das war Bin Ladens Traum und inbrünstige Hoffnung.10

VON DEM TAG AN, an dem Präsident George W. Bush am 20. Januar 2001 als Präsident der Vereinigten Staaten eingeschworen wurde, trug der CIA-Beamte Michael Morell, ein bohnenstangendürrer Mann Anfang 40, dem Präsidenten außer sonntags jeden Morgen in knappen und klaren Worten vor, was nach Überzeugung der diversen US-Geheimdienste aktuell die wichtigsten nationalen Sicherheitsthemen waren.11 Am 6. August, acht Monate nach Bushs Amtsantritt, trat Morell vor den Präsidenten, der in Texas Urlaub machte, und berichtete ihm, dass Bin Laden nach Einschätzung der CIA entschlossen war, innerhalb der Vereinigten Staaten zuzuschlagen.12 Das Briefing stand ganz unter dem Eindruck der Tatsache, dass sich kurz zuvor ein zum Al-Qaida-Netzwerk gerechneter Algerier namens Ahmed Ressam schuldig bekannt hatte, Mitte Dezember 1999 einen Bombenanschlag auf den internationalen Flughafen von Los Angeles geplant zu haben.13 In dem Briefing vom 6. August erwähnte Morell, dass dem FBI Informationen vorlagen, die auf »Vorbereitungen auf Flugzeugentführungen oder Angriffe anderer Art« hindeuteten.14 Unbeeindruckt von dem Briefing setzte Bush seinen Urlaub – den drittlängsten Urlaub eines Präsidenten seit drei Jahrzehnten – fort.15

Am Morgen des 11. September 2001 war Morell in Sarasota, Florida, beim Präsidenten und trug ihm wie üblich den geheimdienstlichen Lagebericht vor, der an diesem Tag keinerlei Besonderheiten enthielt.16 Anschließend fuhr Morell zusammen mit Präsidentenberater Karl Rove und Pressesprecher Ari Fleischer in der Wagenkolonne des Präsidenten zum Besuch der örtlichen Grundschule. Auf der Fahrt fragte Fleischer Morell, ob er irgendetwas von einem Flugzeug gehört habe, das ins World Trade Center gestürzt sei.17 Das hatte Morell nicht, aber er setzte sich mit dem Operations Center, der Einsatzzentrale der CIA, in Verbindung. Diese bestätigte die Nachricht und räumte auch schnell mit der zu dem Zeitpunkt noch verbreiteten Annahme auf, es habe sich um ein vom Kurs abgekommenes Kleinflugzeug gehandelt; es sei vielmehr ein großes Verkehrsflugzeug gewesen.

Als dann im Fernsehen die Bilder von dem zweiten Flugzeug zu sehen waren, das in das World Trade Center flog, wurde Bush, der gerade einer Gruppe von Zweitklässlern eine Geschichte über eine Ziege vorlas, von der Schule zur Air Force One geschafft, die kurz darauf mit Ziel Barksdale Air Force Base in der Nähe von Shreveport, Louisiana, abhob. Fleischer, der den ganzen Tag über sorgfältig Notizen machte, vernahm den Namen Osama Bin Laden zum ersten Mal um 10.41 Uhr, als Stabschef Andy Card an Bord der Air Force One zu Bush sagte: »Das riecht mir ganz nach Osama Bin Laden.«18 Zu dem Zeitpunkt waren die beiden Türme des World Trade Center bereits eingestürzt und hatte ein weiteres entführtes Flugzeug das Pentagon getroffen. Bushs Blut kochte, und er schwor sich: »Wir werden herausfinden, wer das getan hat, und sie fertigmachen.«19

AM SELBEN MORGEN sagte Bin Laden zu Ali al-Bahlul, einem Leibwächter, der zugleich als sein Medienexperte fungierte, dass es »heute sehr wichtig ist, die Nachrichten zu sehen«.20 Bahlul beeilte sich, dem Wunsch seines Bosses nachzukommen; Bin Laden herrschte über al-Qaida ebenso, wie er das über seinen eigenen Haushalt tat: als von niemandem in Frage gestellter absoluter Monarch. Bin Laden war, wie fast immer, von seinen vertrauenswürdigsten Leibwächtern umgeben, hauptsächlich Jemeniten und Saudis. Wie die anderen Mitglieder von al-Qaida hatten auch die Leibwächter in einem religiösen Eid persönlichen Gehorsam gegenüber Bin Laden und nicht etwa gegenüber seiner Organisation geschworen. (So wie diejenigen, die im Dritten Reich der NSDAP beigetreten waren, Adolf Hitler und nicht dem Nationalsozialismus die Treue geschworen hatten.)

Bin Laden hatte al-Qaida 1988 gegründet und sich seitdem als der unumstrittene Führer der Gruppe etabliert. Gemeinhin wird zwar angenommen, dass Aiman al-Sawahiri, ein ägyptischer Arzt und lange Zeit stellvertretender Kommandeur der Organisation, Bin Ladens »Gehirn« war. Aber bei der wichtigsten strategischen Neuausrichtung in der Geschichte von al-Qaida – durch die die Vereinigten Staaten und nicht mehr die nahöstlichen Regime als vorrangiger Feind identifiziert wurden – nahm Bin Laden keine Rücksicht auf Sawahiri, der davon besessen war, die ägyptische Regierung zu stürzen.21 Vor allem aber ließ er Sawahiri über mehrere Jahre hinweg im Dunkeln über die wichtigste Operation von al-Qaida – die Vorbereitung der 9 /11-Anschläge – und weihte seinen Stellvertreter erst im Sommer 2001 in die Pläne ein.

Seine Gefolgsleute verehrten Bin Laden, den Sohn eines saudischen Milliardärs, der ein Leben im Luxus aufgegeben hatte, um im Dienst des Heiligen Kriegs ein von Gefahr und Entbehrung geprägtes Leben zu führen, als einen wahrhaftigen Helden. Dazu kam, dass er im persönlichen Umgang von entwaffnender Bescheidenheit und tiefster Inbrunst war. Die Mitglieder von al-Qaida strebten dem Vorbild des Mannes nach, den sie mit »Scheich« ansprachen, lasen die Worte von seinen Lippen ab, und wenn sie mit ihm sprechen wollten, fragten sie ihn zuerst um Erlaubnis. Sie verehrten ihn nicht nur, sie liebten ihn. Abu Jandal, ein Jemenit, der Bin Laden als Leibwächter diente, beschrieb sein erstes Zusammentreffen mit ihm als »wunderbar«.22 Und ein anderer Leibwächter charakterisierte ihn als »einen höchst charismatischen Mann, der andere einfach durch die Art und Weise...

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