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Die Känguru-Chroniken. Entwurf einer Unterrichtseinheit für Deutsch in der Oberstufe

AutorJan-Christian Hansen
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl79 Seiten
ISBN9783656582489
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Unterrichtsentwurf aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Didaktik - Deutsch - Pädagogik, Sprachwissenschaft, Note: 2,3, Christian-Albrechts-Universität Kiel (Neuere Deutsche Literatur und Medien), Veranstaltung: Gegenwartsliteratur und Erzähltheorie in der Oberstufe, Sprache: Deutsch, Abstract: Im Vorfeld zu dem Entwurf meiner Unterrichtseinheit habe ich mir die Frage gestellt: Wie kann moderner Unterricht in einer modernen Schule die Schülerinnen und Schüler am besten erreichen, so dass auch etwas bei ihnen hängenbleibt und sie im Idealfall etwas fürs Leben lernen? In der Schule und im Unterricht geht es darum, Wissen und Kompetenzen zu vermitteln, die die SuS in ihrem Leben anwenden können. Wissen, das nur des Auswendiglernens halber gelernt wird, oder Literatur, die aufgrund ihrer historischen und gesellschaftlichen Bedeutsamkeit gelesen wird, also Wissen und Werke, die die SuS am Ende des Schuljahres oder womöglich sogar am Ende des Schultages wieder vergessen haben, lässt die Schule eher als einen Ort der Unbildung erscheinen. In der Schule wird zu oft Wissen vermittelt, dass irgendjemand mal als wichtig für die Allgemeinheit eingestuft hat, aber im Land der Dichter und Denker meistens nie kritisch-reflexiv darüber nachgedacht wird, was die SuS eigentlich davon haben. Die Frage ist also, wie kann ich Unterricht planen und ausführen, der nah an der Lebenswelt der SuS dran ist, ohne die Curricula zu vernachlässigen. Die Antwort ist, dass man nicht Schiller, Goethe oder Thomas Mann in den Literaturunterricht einbauen muss, damit der Unterricht pädagogisch wertvoll ist. Kanonische Literatur hat den entscheidenden Nachteil, dass die Texte und Themen der klassischen Schriftsteller oft sehr weit von der Lebenswelt der SuS entfernt sind, ihnen also der Nutzen dieser pädagogisch wertvollen Schriftsteller verschlossen bleibt. Gegenwartsliteratur bietet einen Ausweg aus dem Widerspruch, moderne Schule sein zu wollen, aber im Literaturunterricht Jahrhunderte alte Texte von bedeutenden Schriftstellern zu lesen, die lebensfern sind und die die SuS nur lesen, weil sie gelesen werden müssen. Eine Antwort auf diese Misere modernen Unterrichts ist m.E., Gegenwartsliteratur im Unterricht zu behandeln und ausgehend vom Text, die zentralen Aussagen auf die Lebenswelt der SuS zu beziehen und zum Thema zu machen. Die Textgrundlage Die Känguru-Chroniken von Marc-Uwe Kling ist auf den ersten Blick (und sicherlich aus Sicht des klassischen Deutschlehrers) inhaltslos und überzogen, kurz gesagt, eine Aneinanderreihung von 83 zusammenhangslosen Geschichten - aber auf den zweiten Blick fördert der Text kritisch-reflexives, freies und unabhängiges Denken.

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Leseprobe

4. Unterrichtseinheit


 

4.1. tabellarische Übersicht


 

 

4.2. eine Stunde im Detail


 

Fach: Deutsch Lerngruppe: 11a Datum: 08.08.2013 Lehrkraft: Hansen Ort: R413 Zeit: 10:35 - 11:10 Uhr

 

Thema der Einheit/Stunde: „kritisch-reflexiv Literatur als Ausdrucksform nutzen“ / „Essay & Poetry Slam“ (Die Känguru-Chroniken)

 

Hauptintention: Die SuS lernen die literarischen Ausdrucksformen Essay & Poetry Slam kennen u. schreiben ein Essay o. Slam-Text.

 

Kompetenzen/Lernziele: 1. eigenverantwortlich einen Schreibprozess planen; 2. Sprechen und Zuhören vor anderen (Vortrag: Stunde Nr. 16 und/oder Abendveranstaltung); 3. Literatur als Ausdrucksform/Ventil entdecken.

 

 

4.2.1. Materialien Unterrichtsstunde


 

4.2.1.1. Arbeitsblatt 1: Essay (Hinweise zum Verfassen eines Essays)

 

1. Was ist ein Essay?

 

Definition: Ein Essay (frz. essai, dt. Versuch) ist ein präziser, kurzer, sprachlich anspruchsvoller Text über ein klar abgegrenztes Thema aus dem wissenschaftlichen, politischen, literarischen, philosophischen etc. Bereich.

 

 Ein Essay soll die kritische Beurteilung und das Abwägen wissenschaftl. Positionen fördern.

 

 Ein Essay muss eine Fragestellung haben, die erörtert wird.

 

 Ein Essay braucht eine klare Argumentationsstruktur („roter Faden“!).

 

 Ein Essay zeichnet sich durch einen ansprechenden und wissenschaftlichen, d.h. argumentierenden Stil aus. (Vorbild: anspruchsvoller Feuilleton-Artikel in FAZ o. SZ!)

 

 Stärker als bei anderen wissenschaftlichen Texten darf bei einem Essay deine Meinung und dein eigener Standpunkt im Vordergrund stehen. Dies muss jedoch rational, auf wissenschaftlichem Niveau begründet werden. Basis dafür ist die ausreichende Lektüre der Sekundärliteratur!

 

 Eine eigene Position zieht es nach sich, dass ihr euch nicht hinter der Sekundärliteratur versteckt, sondern eine eigene kritische Haltung entwickelt. Gegenpositionen dürfen nicht ignoriert sondern müssen aufgegriffen und mit guten Argumenten wiederlegt werden. Ideal ist es daher, eine Forschungskontroverse aufzugreifen.

 

 Ein Essay behandelt stets ein relativ enggeführtes Thema. Vermeide daher Überblicksdarstellungen und ein Nacherzählen historischer Fakten. Vielmehr sollte das „Für und Wider“ eines Problems abgewogen werden.

 

Wie gliedert man einen Essay?

 

 Die Gliederung muss inhaltlich nachvollziehbar sein, es bedarf aber keiner Zwischenüberschriften. Die optische und logische Unterteilung erfolgt durch Absätze.

 

 Wie bei einer Hausarbeit folgt auch der Aufbau eines Essays dem inhaltlichen Schema:

 

 1. Einleitung: Hinführung zum Thema, knappe Erläuterung der Fragestellung

 2. Hauptteil: argumentative Analyse des gestellten Problems, eventuell mittels des „Pro und Contra“-Schemas; Gegenüberstellung von verschiedenen Forschungsmeinungen

 3. Schlussteil: knappe Zusammenfassung der Kernaussage(n); Schlussfolgerung

 

Wie geht man beim Schreiben vor?

 

In der Einleitung:

 

 verdeutliche dem Leser/der Leserin das Thema des Essays.

 

 erläutere deine Fragestellung.

 

 begründe, warum diese Fragestellung relevant ist und

 

 erkläre dein Vorgehen und den Aufbau deines Essays.

 

Im Hauptteil:

 

 entwickele dein Thema anhand von Faktendarstellungen und Beispielen.

 

 versuche, eine nachvollziehbare, klar strukturierte Argumentation („roten Faden“) zu entwickeln.

 

 verweise auf Quellen und Texte, auf die du dich stützt (wörtliche Zitate sollten aber nur sparsam eingesetzt werden! Der Nachweis durch Fußnoten ist nur bei wörtlichen Zitaten zwingend.)

 

 formuliere deine eigenen Ansichten und Meinungen.

 

Im Schlussteil

 

 fasse die wichtigsten Ergebnisse und Erkenntnisse deines Essays pointiert zusammen. Ziehe eine Schlussfolgerung aus den von dir vorgebrachten Argumenten

 

 kannst du ggf. einen Ausblick (Welche Fragen bleiben offen?) und/oder eine eigene abschließende Wertung geben.

 

Welche Formalia sind zu berücksichtigen?

 

 kein Inhaltsverzeichnis, aber ein Titelblatt

 

 Angaben auf dem Titelblatt:

 

  Verfassername(n)

 

  Titel des Essays

 

 min. 5 Seiten; Zeilenabstand: 1,5; Schrift: 12 pt; Ränder: links/oben/unten: 2; rechts: 4cm

 

 Verzeichnis der zugrundeliegenden Literatur

 

Welche Kriterien sind zur Bewertung der Essays relevant?

 

 erkennbare Gliederung in Einleitung, Hauptteil, Schluss

 

 klare Fragestellung

 

 nachvollziehbare Argumentation

 

 Sprache (gutes, verständliches Deutsch); korrekte Rechtschreibung

 

 vollständige Literaturangaben im Anhang

 

 vollständige Angaben auf dem Titelblatt

 

 Auswahl der Literatur / Grundlagenliteratur

 

 Richtigkeit der dargestellten Fakten

 

3. Links

 

http://geschichte.uni-muenchen.de/ag/lehrveranstaltungen/essay.pdf

 

http://www.uni-essen.de/schreibwerkstatt/trainer/trainer/start.html

 

http://www2.hu-berlin.de/TheoriePol/Lehrgebiet/Lehrgebiet_Anforderungen.htm#essay

 

4.2.1.2. Arbeitsblatt 2: Poetry Slam (Textmerkmale, Regeln, Ablauf)

 

Merkmale Poetry Slam(-Texte)

 

 meist aus der Ich-Perspektive erzählt => expliziter Ich-Sprecher

 

 Text = Alltagsbeobachtungen oder berichten von Schreiberfahrungen

 

 Publikum nimmt an bzw. soll annehmen, dass Slam-Poet die Situationen im Text selbst erlebt hat => Grenze zw. Rolle u. Sprecher, zw. Verfasser u. Erzähler verschwimmt

 

 aus Vortragsituation der Slam Poetry leiten sich weitere Charakteristika ab, die den Stil, die Sprechsituation u. die Themenwahl betreffen:

 

1. Aktualität: nimmt aktuelles Tagesgeschehen auf, überformt Alltägliches u. reflektiert aus einer scheinbar authentischen Perspektive heraus

 

=> Themen sind von gesellschaftlicher Relevanz bzw. Nähe zum menschlichen Leben

 

=> zentrale Gedanken werden durch Beispiele illustriert sowie situativ verortet

 

=> Texte sollen leicht für Rezipienten nachvollziehbar sein

 

2. Klanglichkeit: fließendes Lesen oder Vortragstil => rhythmische Einheiten

 

3. Interaktion: Anschlusskommunikation kann durch Poeten initiiert werden, indem dieser Zuhörer zum Mitsprechen oder Zurufen von Buchstaben oder Wörtern animiert oder einen kämpferischen Ton anschlägt. Andererseits gelingt sie innerhalb des Textes thematisch, wenn wiedererkennbare Gefühle o. Situationen das Publikum den Plot miterleben lassen.

 

=> Interaktion durch Text, wenn dieser hohen Grad an rhetorischen Elementen (z.B. Appelle, rhetorische Fragen, Steigerungen) aufweist

 

=> somit als poetische Redesituation das Publikum unterhält, überzeugt bzw. zum Nachdenken auffordert.

 

4. Intertextualität: Slam Poetry spielt verfremdend mit mündlichen wie schriftlichen Genres (z.B. Märchen, Fabel, Zeitschriftenartikel, Telefongespräch, Gebet, Hymne, Ode etc.).

 

5. Kürze: fünf Minuten pro Text sind stilbildend.

 

=> in Deutschland Slam-Texte = vorwiegend lyrische Elemente wie Reimstrukturen o. Storytelling der Lesebühne => vor allem humoristische Texte erobern Slam-Bühne!

 

=> außergewöhnliche Ereignisse, die Anekdotenhaft wirken, integrieren Witze u. Kalauer, die das Publikum unterhalten sollen => vertiefen Kontakt zw. Poet u. Publikum u. steigern sich oft bis zum sicheren Treffer am Textende (S. 22f.)

 

„Poetry Slam gibt dem Gedicht die Energie zurück, die es beim Schreiben verloren hat!“

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