Fach: Deutsch Lerngruppe: 11a Datum: 08.08.2013 Lehrkraft: Hansen Ort: R413 Zeit: 10:35 - 11:10 Uhr
Thema der Einheit/Stunde: „kritisch-reflexiv Literatur als Ausdrucksform nutzen“ / „Essay & Poetry Slam“ (Die Känguru-Chroniken)
Hauptintention: Die SuS lernen die literarischen Ausdrucksformen Essay & Poetry Slam kennen u. schreiben ein Essay o. Slam-Text.
Kompetenzen/Lernziele: 1. eigenverantwortlich einen Schreibprozess planen; 2. Sprechen und Zuhören vor anderen (Vortrag: Stunde Nr. 16 und/oder Abendveranstaltung); 3. Literatur als Ausdrucksform/Ventil entdecken.
4.2.1.1. Arbeitsblatt 1: Essay (Hinweise zum Verfassen eines Essays)
1. Was ist ein Essay?
Definition: Ein Essay (frz. essai, dt. Versuch) ist ein präziser, kurzer, sprachlich anspruchsvoller Text über ein klar abgegrenztes Thema aus dem wissenschaftlichen, politischen, literarischen, philosophischen etc. Bereich.
Ein Essay soll die kritische Beurteilung und das Abwägen wissenschaftl. Positionen fördern.
Ein Essay muss eine Fragestellung haben, die erörtert wird.
Ein Essay braucht eine klare Argumentationsstruktur („roter Faden“!).
Ein Essay zeichnet sich durch einen ansprechenden und wissenschaftlichen, d.h. argumentierenden Stil aus. (Vorbild: anspruchsvoller Feuilleton-Artikel in FAZ o. SZ!)
Stärker als bei anderen wissenschaftlichen Texten darf bei einem Essay deine Meinung und dein eigener Standpunkt im Vordergrund stehen. Dies muss jedoch rational, auf wissenschaftlichem Niveau begründet werden. Basis dafür ist die ausreichende Lektüre der Sekundärliteratur!
Eine eigene Position zieht es nach sich, dass ihr euch nicht hinter der Sekundärliteratur versteckt, sondern eine eigene kritische Haltung entwickelt. Gegenpositionen dürfen nicht ignoriert sondern müssen aufgegriffen und mit guten Argumenten wiederlegt werden. Ideal ist es daher, eine Forschungskontroverse aufzugreifen.
Ein Essay behandelt stets ein relativ enggeführtes Thema. Vermeide daher Überblicksdarstellungen und ein Nacherzählen historischer Fakten. Vielmehr sollte das „Für und Wider“ eines Problems abgewogen werden.
Wie gliedert man einen Essay?
Die Gliederung muss inhaltlich nachvollziehbar sein, es bedarf aber keiner Zwischenüberschriften. Die optische und logische Unterteilung erfolgt durch Absätze.
Wie bei einer Hausarbeit folgt auch der Aufbau eines Essays dem inhaltlichen Schema:
1. Einleitung: Hinführung zum Thema, knappe Erläuterung der Fragestellung
2. Hauptteil: argumentative Analyse des gestellten Problems, eventuell mittels des „Pro und Contra“-Schemas; Gegenüberstellung von verschiedenen Forschungsmeinungen
3. Schlussteil: knappe Zusammenfassung der Kernaussage(n); Schlussfolgerung
Wie geht man beim Schreiben vor?
In der Einleitung:
verdeutliche dem Leser/der Leserin das Thema des Essays.
erläutere deine Fragestellung.
begründe, warum diese Fragestellung relevant ist und
erkläre dein Vorgehen und den Aufbau deines Essays.
Im Hauptteil:
entwickele dein Thema anhand von Faktendarstellungen und Beispielen.
versuche, eine nachvollziehbare, klar strukturierte Argumentation („roten Faden“) zu entwickeln.
verweise auf Quellen und Texte, auf die du dich stützt (wörtliche Zitate sollten aber nur sparsam eingesetzt werden! Der Nachweis durch Fußnoten ist nur bei wörtlichen Zitaten zwingend.)
formuliere deine eigenen Ansichten und Meinungen.
Im Schlussteil
fasse die wichtigsten Ergebnisse und Erkenntnisse deines Essays pointiert zusammen. Ziehe eine Schlussfolgerung aus den von dir vorgebrachten Argumenten
kannst du ggf. einen Ausblick (Welche Fragen bleiben offen?) und/oder eine eigene abschließende Wertung geben.
Welche Formalia sind zu berücksichtigen?
kein Inhaltsverzeichnis, aber ein Titelblatt
Angaben auf dem Titelblatt:
Verfassername(n)
Titel des Essays
min. 5 Seiten; Zeilenabstand: 1,5; Schrift: 12 pt; Ränder: links/oben/unten: 2; rechts: 4cm
Verzeichnis der zugrundeliegenden Literatur
Welche Kriterien sind zur Bewertung der Essays relevant?
erkennbare Gliederung in Einleitung, Hauptteil, Schluss
klare Fragestellung
nachvollziehbare Argumentation
Sprache (gutes, verständliches Deutsch); korrekte Rechtschreibung
vollständige Literaturangaben im Anhang
vollständige Angaben auf dem Titelblatt
Auswahl der Literatur / Grundlagenliteratur
Richtigkeit der dargestellten Fakten
3. Links
http://geschichte.uni-muenchen.de/ag/lehrveranstaltungen/essay.pdf
http://www.uni-essen.de/schreibwerkstatt/trainer/trainer/start.html
http://www2.hu-berlin.de/TheoriePol/Lehrgebiet/Lehrgebiet_Anforderungen.htm#essay
4.2.1.2. Arbeitsblatt 2: Poetry Slam (Textmerkmale, Regeln, Ablauf)
Merkmale Poetry Slam(-Texte)
meist aus der Ich-Perspektive erzählt => expliziter Ich-Sprecher
Text = Alltagsbeobachtungen oder berichten von Schreiberfahrungen
Publikum nimmt an bzw. soll annehmen, dass Slam-Poet die Situationen im Text selbst erlebt hat => Grenze zw. Rolle u. Sprecher, zw. Verfasser u. Erzähler verschwimmt
aus Vortragsituation der Slam Poetry leiten sich weitere Charakteristika ab, die den Stil, die Sprechsituation u. die Themenwahl betreffen:
1. Aktualität: nimmt aktuelles Tagesgeschehen auf, überformt Alltägliches u. reflektiert aus einer scheinbar authentischen Perspektive heraus
=> Themen sind von gesellschaftlicher Relevanz bzw. Nähe zum menschlichen Leben
=> zentrale Gedanken werden durch Beispiele illustriert sowie situativ verortet
=> Texte sollen leicht für Rezipienten nachvollziehbar sein
2. Klanglichkeit: fließendes Lesen oder Vortragstil => rhythmische Einheiten
3. Interaktion: Anschlusskommunikation kann durch Poeten initiiert werden, indem dieser Zuhörer zum Mitsprechen oder Zurufen von Buchstaben oder Wörtern animiert oder einen kämpferischen Ton anschlägt. Andererseits gelingt sie innerhalb des Textes thematisch, wenn wiedererkennbare Gefühle o. Situationen das Publikum den Plot miterleben lassen.
=> Interaktion durch Text, wenn dieser hohen Grad an rhetorischen Elementen (z.B. Appelle, rhetorische Fragen, Steigerungen) aufweist
=> somit als poetische Redesituation das Publikum unterhält, überzeugt bzw. zum Nachdenken auffordert.
4. Intertextualität: Slam Poetry spielt verfremdend mit mündlichen wie schriftlichen Genres (z.B. Märchen, Fabel, Zeitschriftenartikel, Telefongespräch, Gebet, Hymne, Ode etc.).
5. Kürze: fünf Minuten pro Text sind stilbildend.
=> in Deutschland Slam-Texte = vorwiegend lyrische Elemente wie Reimstrukturen o. Storytelling der Lesebühne => vor allem humoristische Texte erobern Slam-Bühne!
=> außergewöhnliche Ereignisse, die Anekdotenhaft wirken, integrieren Witze u. Kalauer, die das Publikum unterhalten sollen => vertiefen Kontakt zw. Poet u. Publikum u. steigern sich oft bis zum sicheren Treffer am Textende (S. 22f.)
„Poetry Slam gibt dem Gedicht die Energie zurück, die es beim Schreiben verloren hat!“
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