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Die KMU Innovation Scorecard. Entwicklung eines Tools zur Bewertung von Innovationen im Mittelstand

Entwicklung eines Tools zur Bewertung von Innovationen im Mittelstand

AutorMichael Streit
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl149 Seiten
ISBN9783640983087
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich VWL - Innovationsökonomik, Note: 1,3, Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt, Veranstaltung: Trenderkennung und Bewertung von Innovationen im Mittelstand, Sprache: Deutsch, Abstract: Zum Thema 'Bewertung von Innovationen' wurde an anderer Stelle bereits eine Vielzahl von Schriften veröffentlicht. Daher ist die Frage zu stellen, warum sich die vorliegende Arbeit mit dieser Thematik auseinandersetzt. Zum einen zählen viele Autoren lediglich die möglichen Bewertungsverfahren auf bzw. wird dort nur eine Auswahl der gängigen Methoden vorgestellt, zum anderen existieren nur sehr wenige Werke, die sich explizit mit der Bewertung von Innovationen im Mittelstand beschäftigen. Ein Grund für diese Tatsache dürfte sein, dass die Bewertung von Innovationen im Mittelstand oft nur teilweise bzw. gar nicht auf wissenschaftlicher Grundlage durchgeführt wird. Das sprichwörtliche 'Bauchgefühl' der verantwortlichen Personen, i. d. R. der Geschäftsführer oder F&E-Leiter, entscheidet oft nach persönlichen Vorlieben oder anhand einiger weniger Zahlen über die Weiterverfolgung von Ideen. Falls Verfahren zur Innovationsbewertung einmal zu Einsatz kommen, beschränken sich kleine und mittlere Unternehmen (KMU) häufig auf quantitative Methoden, also bspw. statische und dynamische Wirtschaftlichkeitsrechnungen, da andere, weiterführende Analysen häufig auf Großunternehmen zugeschnitten sind. Dabei existiert auch eine Reihe von qualitativen und kombinierten Methoden, auf welche mittelständische Unternehmen zurückgreifen können, um sich nicht nur auf oft knappe Berechnungen oder das o. g. Bauchgefühl verlassen zu müssen. Solche Methoden müssen schnell und einfach handhabbar, verständlich sowie leicht implementierbar sein. Dies u. a. deshalb, weil die betrachteten Unternehmen aufgrund ihrer Größe und Struktur nur in den seltensten Fällen über eine eigene F&E-Abteilung und/oder die entsprechenden Mitarbeiterressourcen verfügen. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es nun, ein Bewertungsverfahren für Innovationen in Form einer sog. 'Innovation Scorecard' zu entwickeln und umzusetzen, welches speziell auf kleine und mittelständische Unternehmen ausgerichtet ist. Diese fußt in ihren Grundzügen auf der Idee 'Balanced Scorecard' (BSC), welche von Kaplan und Norton erarbeitet und Anfang der 1990er Jahre vorgestellt wurde. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurde bewusst auf eine Scorecard zurückgegriffen, da es nach Ansicht des Verfassers unabdingbar ist, sich nicht auf einzelne Verfahren bzw. nur auf quantitative Methoden zu verlassen, sondern mehrere dieser Verfahren miteinander zu kombinieren und zu gewichten.

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Leseprobe

3. KMU/Mittelstand


 

3.1 Begriffsabgrenzung und -Verwendung in der vorliegenden Arbeit


 

Der Begriff „Mittelstand" wird regelmäßig nur im deutschsprachigen Raum verwendet. Für ihn gibt es auch keine starre Definition. Eine solche Begriffsbestimmung dient nur der Abgrenzung bei Fördermitteln und -programmen sowie im Wettbewerbsrecht. In anderen Ländern hingegen spricht man eher von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), wobei es hier oft restriktive Definitionen gibt.[148] Daher ist es zunächst angebracht, eine Übersicht der unterschiedlichen Abgrenzungen in Deutschland sowie in der EU zu erstellen und dann die weitere Verwendung für die vorliegende Arbeit zu klären.

 

3.1.1 Quantitative Abgrenzungsmerkmale


 

Eine gute Übersicht über die quantitative Abgrenzungsmerkmale der EU, des deutschen Gesetzgebers sowie des Instituts für Mittelstandsforschung der Universität Mannheim bieten von Ahsen et al.:

 

 

MA = Mitarbeiteranzahl, Um = Umsatz, BS = Bilanzsumme, BilMoG = Gesetz zur Modernisierung des Bilanzrechts (Bilanzrechtsmodernisierungsgesetz), IfM = Institut für Mittelstandsforschung

Tabelle 8: Quantitative Abgrenzungsmerkmale des Mittelstands nach von Ahsen et al.[149]

 

Weiterhin werden in der Literatur sehr oft auch die Abgrenzungsmerkmale des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn herangezogen.[150] Diese Einrichtung unterscheidet wie folgt:

 

 

Tabelle 9: Quantitative Abgrenzungsmerkmale des Mittelstands nach dem IfM Bonn[151]

 

Es wird deutlich, dass sich die Merkmale beider Institute für Mittelstandsforschung in Mannheim und Bonn im Wesentlichen durch die Tatsache unterscheiden, dass das IfM Mannheim noch die Bilanzsumme des jeweiligen Unternehmens mit einschließt.

 

Zu beachten ist des Weiteren, dass die EU die Schwellenwerte im Rahmen ihrer Definition im Jahr 2003 neu angepasst hat. Die in besagtem Jahr geäußerte Empfehlung wurde im Jahr 2005 umgesetzt. Dies u. a., um den entsprechenden Unternehmen einen besseren Zugang zum Kapitalmarkt zu ermöglichen, Innovationen besser zu fördern, den Zugang zu F&E zu erleichtern, die unterschiedlichen Beziehungen zwischen Unternehmen zu verbessern sowie um Kleinstunternehmen besser zu fördern. Die finanziellen Schwellenwerte innerhalb der Definition wurden aufgrund der Entwicklung von Preisen und Produktivität geändert.[152]

 

3.1.2 Qualitative Abgrenzungsmerkmale


 

Neben den quantitativen Abgrenzungsmerkmalen für KMU existieren auch solche mit qualitativem Charakter. Eine sehr gute und ausführliche Darstellung bieten hier Bergmann und Crespo, unterschieden nach Merkmalsgruppen:

 

 

Tabelle 10: Qualitative Abgrenzungsmerkmale des Mittelstands nach Bergmann und Crespo[153]

 

Hier ist es jedoch nicht zwingend erforderlich, dass alle Abgrenzungsmerkmale erfüllt sind. Es ist ausreichend, wenn die Mehrzahl dieser Kriterien zutrifft.[154]

 

3.1.3 Begriffsverwendung in der vorliegenden Arbeit


 

In der vorliegenden Arbeit soll ein Bewertungs-Tool entwickelt werden, das für möglichst viele Anwender geeignet ist, d. h. sowohl für Kleinst-, als auch für kleine und mittlere Unternehmen. Daher erachtet der Verfasser die strikte Einhaltung der quantitativen Unterscheidungsversuche von EU, Gesetzgeber und Instituten für nicht notwendig. Dennoch kann im Wesentlichen der Abgrenzung des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn gefolgt werden, und dabei speziell der vom IfM Bonn verwendeten, kombinierenden Begrifflichkeit „Mittelstand (KMU) zusammen". Dies bedeutet, dass das zu erarbeitende Tool für alle Unternehmen bis etwa 500 Mitarbeiter sowie bis zu einem Jahresumsatz von bis etwa 50 Mio. EUR geschaffen werden soll.[155] Damit das Tool für

 

diese Art Unternehmen geeignet ist, sollten auch möglichst viele Kriterien der Merkmalsgruppen im Bereich qualitative Abgrenzung erfüllt sein.[156]

 

Weiterhin werden im Verlauf der vorliegenden Arbeit die Begriffe Mittelstand, mittelständische(s) Unternehmen, KMU sowie kleine und mittlere Unternehmen gleichwertig nebeneinander verwendet.

 

3.2 Bedeutung des Mittelstandes


 

Nach Berechnungen des Instituts für Mittelstandsforschung Bonn für das Jahr 2008 waren 99,7% aller deutschen Unternehmen Mittelständler im Sinne der obigen Definition, wobei hierauf lediglich 37,5% des Gesamtumsatzes der deutschen Volkswirtschaft entfielen.[157] Dennoch waren 70,6% der Mitarbeiter bzw. 65,8% aller sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten in KMU tätig. Weiterhin arbeiteten 83,1% aller Auszubildenden in mittelständischen Unternehmen. Der Anteil der Nettowertschöpfung von KMU betrug 47,3%.[158] Zusätzlich waren 2007 98% der rund 350.000 exportierenden deutschen Unternehmen Mittelständler.[159]

 

Für das Jahr 2007 lagen ähnliche Zahlen vor. Hier gibt es bereits Gegenüberstellungen von KMU und Großunternehmen, die mit Werten hinterlegt sind. Einen Vergleich der Unternehmensanzahl, des Umsatzes sowie der Beschäftigten zeigt folgende Grafik:

 

 

Abbildung 14: Vergleich von Unternehmenszahl, Umsatz und Beschäftigten 2007[160]

 

Weiterhin bietet das IfM Bonn eine Übersicht über den Anteil, den Umsatz sowie die Beschäftigtenzahl von KMU in ausgewählten Branchen

 

 

Abbildung 15: KMU-Anteile nach Wirtschaftszweigen 2007[161]

 

Mittelständische Unternehmen sind daher hauptverantwortlich für die Schaffung von Arbeitsplätzen. Weiterhin sorgen diese Unternehmen für Wettbewerb und Strukturwandel sowie insbesondere für die Umsetzung von Innovationen. Somit kann festgestellt werden, dass ein erheblicher Teil der deutschen Volkswirtschaft von KMU erbracht wird. Dennoch werden KMU in der Öffentlichkeit weit weniger stark wahrgenommen als Großbetriebe.[162] So ist es auch nicht verwunderlich, dass es viele in der Gesellschaft unbekannte, mittelständische Weltmarktführer gibt.[163]

 

3.3 Situation, Erwartungen und Herausforderungen für den Mittelstand


 

3.3.1 Aktuelle Situation und wirtschaftliche Erwartungen


 

Die aktuelle wirtschaftliche Situation von mittelständischen Unternehmen stellt sich folgendermaßen dar:

 

Nach einem massiven Abschwung im Jahr 2009, bedingt durch die sog. „Weltwirtschaftskrise", haben sich die meisten deutschen Unternehmen weitgehend erholt, wobei es hier regionale Unterschiede gibt. Allgemein wird jedoch mit einem Wirtschaftswachstum von durchschnittlich ca. 1,5% für 2010 und 2011 gerechnet. Das Niveau von vor der Krise soll jedoch nicht vor 2013 erreicht werden.[164] Einen Überblick über die gesamtwirtschaftliche Situation bietet die folgende Tabelle:

 

 

Tabelle 11: Gesamtwirtschaftliche Situation in Deutschland[165]

 

Hinsichtlich der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen bleiben die mittelständischen Unternehmen jedoch skeptisch. Auch die generelle wirtschaftliche Entwicklung des eigenen Unternehmens wird von KMU durchaus kritisch gesehen[166]; vgl. folgende Abbildung:

 

 

Abbildung 16: Einschätzung der eigenen wirtschaftlichen Lage im Mittelstand[167]

 

Dennoch ist mit einer Erholung der wirtschaftlichen Situation, v.a. bedingt durch die Exportstärke der deutschen KMU, zu rechnen.[168] Auch bei den Unternehmenskennzahlen herrscht Optimismus. Hier geht man mehrheitlich entweder von gleichbleibenden (v. a. bei Unternehmen unter 100 Beschäftigten) oder steigenden (v. a. bei Unternehmen ab 100 Mitarbeitern) Umsätzen und Umsatzrenditen aus.[169] Hinsichtlich der Beschäftigungsentwicklung erwarten die KMU, trotz des leichten Aufschwungs, eher eine stagnierende Situation.[170]

 

Die für mittelständische Unternehmen oft existenzielle Frage der Finanzierungsbedingungen wird eher negativ gesehen,[171] was folgende Grafik verdeutlicht:

 

 

Abbildung 17: Veränderte Finanzierungsbedingungen für den Mittelstand[172]

 

Abschließend sei noch erwähnt, dass die Investitionsbereitschaft für 2010 stagnierend bzw. leicht verbessert (v.a. in größeren KMU) gesehen wird.[173]

 

3.3.2 Zukünftige Herausforderungen für mittelständische Unternehmen


 

In der Literatur werden insbesondere folgende Herausforderungen für mittelständische Unternehmen beschrieben:

 

zunehmende Globalisierung der Wettbewerbs- und Nachfragestrukturen,

 

weitere globale Herausforderungen, bspw. in Form einer stark steigenden Bevölkerungszahl und der Endlichkeit derzeit genutzter Ressourcen,

 

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