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Die Legitimation des WTO-Streitbeilegungsverfahrens.

AutorRalf Reusch
VerlagDuncker & Humblot GmbH
Erscheinungsjahr2010
ReiheTübinger Schriften zum internationalen und europäischen Recht 87
Seitenanzahl305 Seiten
ISBN9783428523696
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis79,90 EUR
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Umbruchssituation im Völkerrecht und der zentralen Rolle, die das Welthandelsregime darin einnimmt, ein Legitimationskonzept für das WTO-Streitbeilegungsverfahren zu entwickeln. Ralf Reusch untersucht daher, welche Grundprinzipien und normativen Standards einer völkerrechtlichen Streitbeilegungsinstanz überhaupt als Legitimationsgrundlagen zur Verfügung stehen. Weiterhin prüft der Autor, ob diese Legitimationsquellen durch die rechtliche Gestaltung der WTO-Streitbeilegungsvereinbarung und die Verfahrenspraxis der Streitbeilegungsinstanzen voll ausgeschöpft werden. Obwohl die Uruguay-Runde besonders deutlich gemacht hat, wo die demokratischen Defizite völkerrechtlicher Rechtssetzung liegen, kann insgesamt festgestellt werden, dass der WTO-Streitbeilegungsmechanismus den normativen Anforderungen an ein quasi-gerichtliches Verfahren in weiten Teilen gerecht wird. Gleichwohl ist die WTO nicht für die Entscheidung aller Streitgegenstände gleichermaßen geeignet. Nationale und europäische Rechtsakte, die Kernbereiche gesellschaftliche Selbstbestimmungsansprüche reflektieren, sollten von der WTO sowohl aus demokratietheoretischen wie aus politisch-pragmatischen Gründen nicht angetastet werden. Zur Erhaltung ihres Legitimationsniveaus stehen den Streitbeilegungsorganen eine Reihe im nationalen Verfassungsprozessrecht wie auch im Völkerrecht erprobte issue avoidance techniques zur Verfügung, die konsequent genutzt werden müssen.

The WTO dispute settlement mechanism draws its institutional legitimacy from its establishment under international law and its specific functions in the global economic order. Yet, the negotiations in the Uruguay Round, that preceded the Installation of the WTO dispute settlement system, have clearly demonstrated the democratic deficiencies of international lawmaking. The Input-legitimacy of the WTO dispute settlement understanding is, therefore, weak. A different picture appears with regard to the Output of the system. The WTO dispute settlement mechanism has mastered a remarkable number of cases and has become an indispensable instrument for the solution of trade conflicts. The procedural legitimation of WTO dispute settlement decisions is further ensured by independent and qualified panellists and Appellate Body judges as well as by the guarantee of basic due process rights. From a normative perspective, the WTO is, however, not legitimated to rule matters that involve societal value decisions. Since the trade agreements touch many of these issues, the dispute settlement organs must exercise judicial self-restraint in applying WTO law. Thereby, they can fall back as a variety of issue-avoidance techniques that are practiced under national law.

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Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Vorwort8
Inhaltsverzeichnis10
Abkürzungsverzeichnis17
Einleitung22
I. Ausgangsüberlegungen und Methode22
II. Gang der Darstellung24
A. Das Legitimationsproblem in der Welthandelsordnung27
I. Die Entdeckung der WTO durch die Öffentlichkeit28
1. Die Konferenz von Seattle28
2. Die WTO nach Seattle31
II. Die Legitimitätsdiskussion um die WTO36
1. Der Legitimitätsbegriff36
2. Ursprünge und Entwicklung der Legitimitätsdiskussion im Völkerrecht38
3. Die Legitimitätskritik an der WTO41
a) Mangelhafte demokratische Kontrolle der Handelsrunden42
b) Negative sozio-ökonomische Wirkungen44
4. Das WTO-Streitbeilegungsverfahren in der Welthandelsordnung46
III. Ergebnis49
B. Die Legitimationsbedürftigkeit des WTO-Streitbeilegungsverfahrens51
I. Ausgestaltung des Verfahrens51
1. Beschwerdearten52
a) Systematik der Beschwerdearten52
b) Verletzungsbeschwerde53
aa) Rechtsschutzziel53
bb) Existenz einer Rechtsverletzung54
cc) Zunichtemachung oder Schmälerung von Handelsvorteilen55
c) Nichtverletzungsbeschwerde57
aa) Rechtsschutzziel57
bb) Berechtigte Erwartungen59
cc) Ausgestaltung in anderen Abkommen59
d) Situationsbeschwerde61
aa) Rechtsschutzziel61
bb) Anwendungsbereich62
2. Die Streitbeilegungsorgane62
a) Das Dispute Settlement Body62
b) Die Panels63
c) Der Appellate Body64
3. Ablauf des Verfahrens66
a) Konsultationen66
b) Panelverfahren67
c) Revisionsverfahren70
d) Implementierungsphase72
aa) Überwachung der Umsetzung durch das DSB72
bb) Folgeverfahren73
cc) Verhandlungen über Entschädigungen74
dd) Aussetzung von Zugeständnissen75
ee) Sonderregelungen nach dem Subventionsabkommen78
4. Prüfungsumfang80
a) Prüfungsgegenstände80
b) Prüfungsmaßstab83
aa) Prüfungsmaßstab der Panels83
bb) Prüfungsmaßstab des Appellate Body87
5. Zusammenfassung87
II. Rechtliche Wirkung der Streitbeilegungsentscheidungen88
1. Inhalt der Verpflichtung88
a) Verpflichtung zur Rücknahme88
b) Innerstaatliche Zuständigkeit bei der Implementierung91
2. Wirkung im innerstaatlichen Recht93
a) Innerstaatliche Geltung, unmittelbare Anwendbarkeit und subjektiv-rechtlicher Gehalt93
b) Unmittelbare Anwendbarkeit der Handelsübereinkommen95
aa) Ausdrückliche Regelungen96
bb) Allgemeine Kriterien98
c) Unmittelbare Anwendbarkeit und subjektiv-rechtlicher Gehalt der Streibeilegungsentscheidungen102
3. Zusammenfassung105
III. Funktionen und völkerrechtliche Einordnung105
1. Funktionen des WTO-Streitbeilegungsverfahrens106
a) Einvernehmliche Streitbeilegung107
aa) Konsultationen107
bb) Gute Dienste, Vergleich und Vermittlung109
b) Rechtsdurchsetzung110
aa) Richterliche Kontrolle110
bb) Sanktionen112
c) Zielkonflikte113
2. Völkerrechtliche Einordnung115
a) Diplomatische Verfahren116
b) Gerichtliche Verfahren117
c) Das WTO-Streitbeilegungsverfahren als quasi-gerichtliches Verfahren120
aa) Ständige Einrichtung120
bb) Unabhängigkeit der Entscheidungsträger121
cc) Entscheidung nach Rechtsnormen121
dd) Verbindlichkeit der Entscheidungen123
3. Zusammenfassung124
IV. Ergebnis124
C. Institutionelle Legitimation des WTO-Streitbeilegungsverfahrens126
I. Normativer Maßstab126
1. Demokratische Legitimation127
2. Demokratische Legitimation auf internationaler Ebene129
II. Input-Legitimation des WTO-Streitbeilegungsverfahrens131
1. Völkervertraglicher Konsens132
a) Legitimation durch Konsens132
b) Die Verhandlungen in der Uruguay-Runde133
aa) Verhandlungsmandat133
bb) Verhandlungsverlauf135
2. Demokratische Rückanbindung136
a) Verfassungsrechtliche Vorgaben137
aa) Verhandlungskompetenzen138
bb) Vertragsabschlusskompetenzen140
cc) Ratifikationsverfahren142
b) Demokratische Rückanbindung der Regierungen143
aa) Formelle Rückanbindung143
bb) Materielle Rückanbindung145
c) Demokratische Rückanbindung durch die Parlamente147
aa) Geringer Einfluss auf die Vertragsinhalte147
bb) Begrenzte Entscheidungsfreiheit150
cc) Mangelnde Reversibilität der Entscheidung152
d) Weitere Formen demokratischer Rückanbindung153
aa) Erweiterung der Verhandlungsdelegationen153
bb) Nationale Referenden154
3. Zusammenfassung155
III. Output-Legitimation des WTO-Streitbeilegungsverfahrens155
1. Friedliche Streitbeilegung156
a) Entstehung von Handelsstreitigkeiten157
b) Effektivität des WTO-Streitbeilegungsverfahrens159
2. Stabilität und Rechtssicherheit in der Welthandelsordnung163
a) Stärkung des Welthandelsrechts163
b) Konkretisierung des Welthandelsrechts165
aa) Rechtssetzung durch WTO-Organe166
bb) Rechtssetzung in den Handelsrunden169
cc) Konkretisierung des Rechts im Streitbeilegungsverfahren171
3. Zusammenfassung173
IV. Ergebnis174
D. Rationell-prozedurale Legitimation des WTO-Streitbeilegungsverfahrens176
I. Normativer Maßstab176
1. Legitimation gerichtlicher Verfahren177
2. Legitimation zwischenstaatlicher Gerichte180
II. Personell-organisatorische Legitimation181
1. Unabhängigkeit182
a) Organisatorische Unabhängigkeit182
b) Persönliche und sachliche Unabhängigkeit185
2. Individuelle Legitimation187
a) Unvoreingenommenheit187
b) Kompetenz192
c) Repräsentativität195
3. Organisatorische Legitimation197
a) Bestellung198
b) Verantwortlichkeit200
4. Zusammenfassung202
III. Sachliche Legitimation203
1. Rechtsbindung203
a) Bindung an die WTO-Handelsübereinkommen204
b) Bindung an sonstiges Völkerrecht206
c) Bindung an die GATT/WTO-Streitbeilegungsentscheidungen208
2. Rechtsstaatliche Verfahrensgrundsätze210
a) Mündlichkeits- und Öffentlichkeitsprinzip210
b) Vertretung durch Rechtsbeistände215
c) Grundsatz der Waffengleichheit217
d) Beschleunigungsgrundsatz219
e) Begründungserfordernis221
f) Instanzenzug223
3. Beteiligung Dritter224
a) WTO-Mitglieder225
aa) Mehrheit von Beschwerdeführern226
bb) Nebenintervenienten227
b) Sachverständige228
c) Unternehmen229
d) Nichtregierungsorganisationen233
4. Zusammenfassung236
IV. Ergebnis237
E. Grenzen der Legitimationsfähigkeit238
I. Kritische Fallkonstellationen in der WTO-Streitbeilegung238
1. „Wrong Cases“ unter dem GATT239
2. Kernbereiche gesellschaftlicher Selbstbestimmung241
3. Konfliktbereiche und materiell-rechtliche Aspekte243
a) Gesundheitsschutz244
aa) Vereinbarkeit mit dem GATT244
bb) Vereinbarkeit mit dem SPS-Abkommen246
cc) Vereinbarkeit mit dem TRIPS248
b) Umweltschutz249
c) Verbraucherschutz251
d) Menschenrechtsschutz253
e) Kulturgüterschutz255
4. Zusammenfassung257
II. Lösungswege zur Erhaltung des Legitimationsniveaus257
1. Änderungen der Streitbeilegungsvereinbarung258
a) Alternative Streitbeilegungsmethoden258
b) Sperrminoritäten im Annahmeverfahren260
c) Modifikation der Rechtsfolgen261
2. Richterliche Selbstbeschränkung263
a) Überprüfung des Rechtsschutzbedürfnisses264
b) Non liquet-Entscheidungen267
c) Prüfungsmaßstab268
d) Souveränitätsfreundliche Auslegung der Handelsübereinkommen272
3. Zusammenfassung275
III. Ergebnis276
Schlussbetrachtung277
Literaturverzeichnis279
Personen- und Sachverzeichnis303

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