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E-Book

Die Magie der Verbindung

Wie man Menschen verzaubert und für sich begeistert

AutorAmélie van Tass, Thommy Ten
VerlagRowohlt Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2019
Seitenanzahl272 Seiten
ISBN9783644406797
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Die Zaubershow von Amélie und Thommy baut auf der besonderen Verbindung zwischen den beiden Künstlern auf. Diese macht es ihnen (scheinbar) möglich, die Gedanken des anderen zu lesen, sich quasi blind zu verständigen, Verhaltensweisen des anderen vorauszuahnen. Ist ein solch «übersinnliches» Verhältnis zueinander einzigartig? Oder kann man es lernen? Ja, man kann. Wie man sich mit anderen Menschen verbindet und so seine Beziehungen intensiviert, bringen Amélie und Thommy den Lesern auf charmante und informative Art und Weise näher - nicht nur anhand von Hintergrundinformationen und eigenen Erfahrungen, sondern auch mit Übungen. «Das Magischste, was ich je gesehen habe.» Moby «Ich bin sprachlos, Respekt! Die Show ist genial!» Thomas Gottschalk «Absolut unglaublich!» Heidi Klum «Einfach toll!» Ellen DeGeneres

Thommy Ten, Jahrgang 1987, ist in Niederösterreich geboren. Seit seiner Ausbildung als Kommunikationsprofi tritt er international als Profizauberkünstler auf. Gemeinsam mit seiner Partnerin Amelié wurden die beiden in Amerika als 'The Clairvoyants' zu Superstars. Vom Opera House in Sydney bis zum Broadway in New York gastieren sie mit ihrer Show. 

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Leseprobe

Sehen


Man sieht nur, was man weiß.

Johann Wolfgang von Goethe

Das menschliche Gehirn vergleicht alle Erlebnisse automatisch mit früheren Erfahrungen. Grundsätzlich sind Sie also schon richtig gut darin, die Erfahrungen anderer nachzuvollziehen – aber mit etwas Übung können Sie noch besser darin werden.

Soziale Verbindungen nehmen – so gesehen (!) – im Gehirn ihren Anfang. Aber bevor etwas ins Gehirn gelangen kann, muss man es erst einmal wahrnehmen. Das geschieht vor allem über die Augen, die für unsere Zwecke daher besonders wichtig sind. Denn wir Menschen sind visuelle Wesen: Bei einer ersten Begegnung nimmt man den anderen vor allem mit den Augen wahr. Erst nach und nach beteiligen sich dann auch die anderen Sinne an der Kontaktaufnahme.

Wir neigen dazu, fremde Menschen anhand ihres Aussehens in Gruppen einzuordnen: Dieser Mensch mit der Brille ist ein Intellektueller, der mit der dunklen Hautfarbe kommt aus dem Ausland, die Frau mit der schäbigen Hose ist bestimmt arm. Solche Kategorisierungen sind zunächst ganz normal, sie erleichtern unserem Gehirn die Arbeit. Doch bleibt man dabei stehen, erschwert uns das, echte Verbindungen aufzubauen: Mit einer (imaginären) Gruppe, einem Klischee oder Vorurteilen kann man sich nicht verbinden, sondern immer nur mit einem Individuum, das man in seiner Gesamtheit wahrnimmt – und das möglichst unabhängig von dessen äußerem Erscheinungsbild.

Nehmen Sie sich also nicht durch das, was Sie sehen und mit Ihren bisherigen Erfahrungen und Vorurteilen abgleichen, die Chance darauf, mit Menschen in Kontakt zu treten!

Wie vertrauenswürdig ist unsere Wahrnehmung?


Wir vertrauen unseren Augen mehr als jedem anderen Sinnesorgan. Wie stark wir uns auf unsere visuelle Wahrnehmung stützen, zeigt der sogenannte McGurk-Effekt, zu dem online zahlreiche Videos zu finden sind. In einem dieser Videos sieht man zum Beispiel einen Mann, der direkt in die Kamera blickt und sagt: «Ba ba ba ba ba.» In der nächsten Einstellung sieht man denselben Mann, diesmal sagt er: «Fa fa fa fa fa.» Es zeigt, wie leicht sich die akustische Wahrnehmung durch die visuelle austricksen lässt. Denn in beiden Einstellungen ist das, was wir hören, in Wirklichkeit dasselbe – der Mann sagt beide Male «Ba ba ba ba ba». Nur das Bild, das wir empfangen, ist ein anderes: Die Lippenbewegungen des Mannes suggerieren uns ein «Fa». Wenn man die Augen schließt, hört man sofort das «Ba», öffnet man sie wieder, hört man bei der zweiten Einstellung erneut «Fa fa fa fa fa». Obwohl man genau weiß, dass es falsch ist! Die Ohren hören, was die Augen wahrnehmen, egal, ob es zum Ton passt oder nicht.

Unser Gehirn ist bemüht, Sinn in dem zu erzeugen, was wir wahrnehmen. Und wenn Hör- und Sehsinn unterschiedliche Signale senden, dann werden diese im Gehirn angepasst, dass letztlich wieder ein stimmiges Gesamtbild entsteht. Probieren Sie es aus, und sehen Sie sich das Video, gerne mit einem Partner, an. Eine solche kontraintuitive Erfahrung zu teilen kann die Sensibilität für diesen Umstand erhöhen und so die Verbindung zwischen Ihnen stärken.

Bei den meisten Wahrnehmungstäuschungen kann man das Gehirn darauf trainieren, die Illusion zu durchschauen. Beim McGurk-Effekt funktioniert das allerdings nicht so einfach, weil wir es gewohnt sind, uns komplett auf unser visuelles System zu verlassen. Als Zauberkünstler nutzen wir manchmal genau diese Wahrnehmungstäuschungen. Da wir wissen, welche Sinnesorgane stärker reagieren, können wir im richtigen Moment unser Publikum in eine bestimmte, von uns gewünschte Richtung lenken. Das ermöglicht uns Magiern, «Wunder» direkt durch Sie, unser Publikum, geschehen zu lassen. Ihre Sinne sind zum Beispiel fest davon überzeugt, dass sich die Münze in Ihrer Hand befindet – Sie haben ja gesehen, wie die Münze hineingelegt wurde, Sie spüren die Münze sogar! Doch wenn Sie Ihre Hand öffnen, ist sie spurlos verschwunden (denn als Magier haben wir die Münze gar nicht in Ihrer Hand abgelegt, sondern Ihre Sinne so getäuscht, dass Sie die Münze zwar gespürt haben, obwohl wir sie sofort wieder weggenommen haben). Dieser Klassiker der Zauberkunst basiert genau auf diesem Theorem.

Liefert unser visuelles System dann überhaupt korrekte Informationen? Oder ist alles Sehen individuell gefärbt? Können Sie zum Beispiel sicher sein, dass Sie dasselbe Blau sehen wie jemand anders? Diese Frage stellten sich viele Menschen im Jahr 2015, als sich das «Kleiderrätsel» rasant im Internet verbreitete. Jemand hatte online das Foto eines Kleides gepostet und gefragt, welche Farbe es habe. Für manche Menschen war das Kleid weiß und goldfarben, andere wiederum sahen die Farben Blau und Schwarz. Auf dem Höhepunkt des viralen Erfolgs sahen sich pro Sekunde 14000 Menschen das Foto an – aber einigen, welche Farbe das Kleid hatte, konnten sie sich nicht.

Was war passiert? Wie wir Farben wahrnehmen, hängt von der Wellenlänge des Lichts ab, das von den Gegenständen auf unsere Netzhaut fällt. Die kann z.B. in Abhängigkeit vom Tageslicht oder den Umgebungsfarben variieren – Sie kennen sicherlich den Spruch: Nachts sind alle Katzen grau. Also nimmt das Gehirn eine Art Farbkorrektur vor, wenn die Signale mehrdeutig sind. Da es um das Kleid herum keine oder nur uneindeutige andere Farben gab, mit denen man die Farbe des Kleides abgleichen konnte, siedelten die Betrachter die Farben in unterschiedlichen Bereichen des Farbspektrums an. Manche Menschen «korrigieren» dann im Fall des Kleides eher in Richtung Weiß und Gold, andere eher in Richtung Blau und Schwarz.

Hinzu kommt, dass alle Monitore etwas anders kalibriert sind und deshalb Farbwerte unterschiedlich ausgeben bzw. darstellen.

Was folgt aus diesem kleinen Ausflug in die Welt der viralen Hits? Wenn uns unser Sehsinn schon bei der Wahrnehmung von Farben täuschen kann, sollten wir grundsätzlich hin und wieder in Frage stellen, was wir sehen – und vor allem, wie wir das interpretieren.

Das Farbenspiel

Für dieses Spiel brauchen Sie nicht zwingend einen Partner, Sie können es aber auch gemeinsam mit einer zweiten Person durchführen – das macht gleich viel mehr Spaß.

Wir haben die Bezeichnungen verschiedener Farben abgedruckt, also «Rot», «Grün», «Blau» usw. Diese Wörter sind farbig gedruckt, aber nicht immer in der Farbe, die das Wort meint. Das Wort «Rot» kann also blau geschrieben sein, das Wort «Blau» grün usw.

Beginnen Sie, indem Sie jeweils das abgedruckte Wort laut vorlesen. Dann gehen Sie die Wörter ein weiteres Mal durch, sagen jetzt aber die Farbe, in der das Wort gedruckt ist. Versuchen Sie beides mehrmals hintereinander, und finden Sie so heraus, was Ihnen leichter fällt, was Sie also schneller können.

Wenn Sie diese beiden Übungen gemeistert haben, kommt der schwierigste Schritt: Beim nächsten Durchgang wechseln Sie den Modus bei jedem Wort. Lesen Sie also als Erstes das aufgedruckte Wort, sagen Sie dann beim nächsten Wort die Schriftfarbe, und lesen Sie beim nächsten wieder das Wort usw. Wie geht es Ihnen damit?

Unser visuelles System liefert dem Gehirn das Bild, interpretiert aber auch, was es sieht. Bei dieser Übung werden beide Teile des Systems unterschiedlich aktiviert – sie hilft Ihnen, Ihre Konzentration zu stärken, um Ihr Gehirn auf das zu «polen», was für Sie wichtiger ist.

Miteinander Spiele zu spielen ist an sich schon eine soziale, verbindende Erfahrung. Es funktioniert besonders gut, wenn bei den Spielteilnehmern dieselbe Reaktion ausgelöst wird. Man erkennt dann sich selbst in der anderen Person, was das Gefühl von Gemeinschaft entstehen lassen und somit das Leben bereichern kann – selbst wenn man den anderen vielleicht nie wiedersieht.

Die Spiele sind so einfach, dass sie jedes Kind spielen könnte, und genau das macht sie so effektiv. Sie dürfen und sollen Spaß dabei haben. Bei den ersten Durchgängen bemerken Sie vielleicht noch keinen Unterschied in Ihrer Wahrnehmung, aber haben Sie Geduld. All diese Veränderungen vollziehen sich sehr langsam, und genau deshalb funktionieren sie.

Das Wolkenspiel

Kinder in aller Welt spielen dieses Spiel schon seit Jahrhunderten, wenn nicht gar seit Jahrtausenden: Sehen Sie zum Himmel hinauf, und suchen Sie sich eine Wolke aus. Überlegen Sie nun, an was sie Sie erinnert, und vergleichen Sie das mit dem der Wahrnehmung einer zweiten Person. Probieren Sie es ruhig aus, es kostet nichts, und Sie kommen dabei an die frische Luft.

Es mag banal klingen, wenn Sie mit einem Partner in den Himmel sehen und dort dieselben Formen erkennen. Aber in diesem Moment teilen Sie eine Erfahrung, Sie verstehen, was der andere erlebt – und darum geht es bei Verbindungen. Folgen Sie nun dem Zug der Wolken am Himmel mit den Augen, und sehen Sie zu, wie sich das Bild verändert. Mit der Zeit erinnert Sie die Form vielleicht an etwas anderes. Wenn Sie es beide schaffen, die Veränderung gleichzeitig zu bemerken, haben Sie eine wechselseitige Verbindung geschaffen und Ihre Kreativität gefördert.

Sie können das übrigens auch mit anderen natürlichen Formationen versuchen. Sehen Sie sich doch einfach mal in Ihrer Umgebung um: Felsbrocken und Hügel, Berge usw. ähneln oft anderen Dingen und sind auch manchmal nach ihnen benannt.

Unsere «eingebaute» Gesichtserkennung


Der visuelle Wahrnehmungsapparat ist enorm differenziert und auf Sonderaufgaben spezialisiert. Dank des peripheren Sehens zum Beispiel können wir besonders sensitiv Bewegungen...

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