Der erste Abschnitt dieses einführenden Kapitels befasst sich zunächst damit, die dieser Diplomarbeit zugrunde liegende Problemstellung herauszuarbeiten. In einem zweiten Schritt wird dann die zentrale Zielsetzung definiert, die es im Rahmen der vorliegenden Arbeit zu erfüllen gilt. Die hierzu gewählte Vorgehensweise wird im dritten und letzten Gliederungspunkt dargelegt.
Die voranschreitende Expansion und Internationalisierung der XYZ-Unterneh- mensgruppe sowie die durch steigenden Wettbewerb notwendige Kostentransparenz, erfordern eine grundlegende Weiterentwicklung des betrieblichen Rechnungswesens.[1]
Das bestehende Rechnungswesen bei XYZ kennt sowohl zur gesetzlich normierten Dokumentation und Rechenschaftslegung, als auch zur freiwilligen internen Steuerung und Kontrolle, lediglich die extern orientierte Finanzbuchhaltung. Die von diesem Teilbereich des Rechnungswesens bereitgestellten Informationen sind jedoch, wie sich später zeigen wird, für die Zwecke der internen Unternehmenssteuerung nur bedingt geeignet. Um das Rechnungswesen an die neuen Rahmenbedingungen anzupassen und so die Handlungsfähigkeit der Unternehmensführung auch zukünftig sicherzustellen, muss das existierende Rechnungswesen um ein internes Controllinginstrument ergänzt werden, das zugleich Ergebnisrechnung ist: Die mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung.
Bei der Konzeption einer unternehmensindividuellen Lösung ist insbesondere darauf Wert zu legen, dass die Deckungsbeitragsrechnung über eine einheitliche, für alle Gesellschaften der Unternehmensgruppe adäquate Struktur verfügt. Dieser Aspekt ist vor allem für die Vergleichbarkeit der Gesellschaften miteinander, sowie zur Anwendung eines einheitlichen Bewertungsmaßstabes essentiell. In Anbetracht der fixkostenintensiven Kostenstruktur innerhalb der XYZ-Gruppe stellt sich darüber hinaus die Frage, wie in der internen Ergebnisrechnung eine zweckmäßige und verursachungsgerechte Zuordnung der Fixkosten auf die Kostenträger gestaltet werden kann.
Die Zielsetzung dieser Diplomarbeit besteht in erster Linie in der Entwicklung eines praxisrelevanten Lösungsansatzes analog der zuvor formulierten Problemstellung, sowie in dessen praktischer Umsetzung im Zuge einer Implementierung bei XYZ. Hierbei ist es nicht die intention der vorliegenden Arbeit, die von der Literatur bereitgestellte idealtypische Theorie unkritisch in die Praxis zu übernehmen. Vielmehr entspricht es der Zielsetzung, unter Einbeziehung von theoretischen Grundlagen des Rechnungswesens im Allgemeinen und der Deckungsbeitragsrechnung im Speziellen, eine auf die unternehmensindividuellen Bedürfnisse der XYZ-Gruppe zugeschnittene Erfolgsrechnung als internes Controllinginstrument zu entwickeln und dessen Nutzen aufzuzeigen.
Im Folgenden wird zunächst in Abschnitt II dieses Kapitels die XYZ-Gruppe in allgemeiner Form charakterisiert und ihre Geschäftsbereiche vorgestellt. Darauf aufbauend werden in Kapitel 2 die allgemeinen theoretischen Grundlagen des betrieblichen Rechnungswesens herausgearbeitet, die zu einer Beurteilung des bestehenden Rechnungswesens bei XYZ erforderlich und für ein besseres Verständnis der nachfolgenden Kapitel hilfreich sind. In Kapitel 3 erfolgt eine Beschreibung und kritische Auseinandersetzung mit dem bestehenden Rechnungswesen der XYZ-Gruppe, in dessen Zusammenhang sich die Schwächen der bisherigen „internen Erfolgsrechnung“ offenbaren. Mit der Deckungsbeitragsrechnung wird darauf aufbauend eine adäquate Alternative aufgezeigt, deren Kerngedanken und idealtypischen Ausgestaltungsformen ausführlich diskutiert werden.
In Kapitel 4 wird die vom Autor entwickelte und im Erkenntnisobjekt implementierte mehrstufige Deckungsbeitragsrechnung in allen Einzelheiten vorgestellt und die mit diesem System verbundenen Vorteile herauskristallisiert. Das Kapitel 5 rundet schließlich mit einem Fazit die Arbeit ab, indem die globalen Erkenntnisse der Arbeit aufgezeigt und ausblickend mögliche Verbesserungen und Entwicklungsmöglichkeiten der implementierten Deckungsbeitragsrechnung angeregt werden.
Gegenstand dieses Abschnitts ist zunächst die grundlegende Charakterisierung der XYZ-Gruppe und deren Geschäftsbereiche, in denen sich die einzelnen Gesellschaften bewegen. Abgerundet wird dieses Kapitel in Gliederungspunkt 3 mit einigen kurzen Vorbemerkungen zum bestehenden Rechnungswesen bei XYZ.
1. Grundlegende Charakterisierung
Die XYZ-Gruppe ist ein Zusammenschluss von sechs rechtlich eigenständigen Unternehmen mit Niederlassungen in Europa, den USA, China, Singapur und Australien. Unter dem Dach einer globalen Geschäftsführung sind derzeit die sechs folgenden Gesellschaften Bestandteil der Gruppe:
XYZ Communications GmbH & Co. KG
XYZ Funk- und Intercomtechnik, e.K.
XYZ Communications USA Inc.
XYZ Communications Austria GmbH
XYZ Communications Australia Ltd.
XYZ Immobilien KG
Die XYZ-Gruppe entwickelt, fertigt und vertreibt innovative Funk- und Intercom- Systeme. Ihre Produkte ermöglichen die reibungslose Kommunikation zwischen Personen in den Bereichen Rundfunk, Veranstaltungen, Theater und Industrie. Seit der Gründung im Jahre 1987 durch den Geschäftsführer Peter Mustermann, konnte sich die Unternehmensgruppe als Entwicklungspionier im Bereich digitaler Audiomatrix-Systeme etablieren und ist heute mit seinen Technologien weltweit führend. Über die Produkte hinaus umfasst das Portfolio von XYZ sowohl einen umfangreichen Mietservice, als auch die komplette Projektabwicklung für Großveranstaltungen. Die XYZ-Gruppe hat ihren Hauptsitz in Deutschland und beschäftigt an sieben Standorten weltweit insgesamt über 150 Mitarbeiter. Bei einem Umsatz von knapp 26 Mio. € im Geschäftsjahr 2006, erwirtschaftete XYZ einen Gewinn vor Steuern in Höhe von 2,7 Mio. €.
2. Geschäftsbereiche
Das Portfolio von XYZ erstreckt sich über vier miteinander verbundene Geschäftsbereiche. Hierzu zählen die Herstellung und der Verkauf von Kommunikationstechnik (Herstellungs- und Verkaufsgeschäft), die Vermietung von Funk- und Intercomtechnik (Vermietgeschäft), der Verkauf und die Vermietung von Motorola-Funkgeräten (Handelsgeschäft) sowie die Vermietung von Immobilien (Immobiliengeschäft). Eine Übersicht der einzelnen Gesellschaften und ihrer auf Organisationseinheiten verteilten Geschäftsbereiche ist in Anhang 1 auf grafische Weise visualisiert.
2.1 Herstellungs- und Verkaufsgeschäft
Das Herstellungs- und Verkaufsgeschäft bildet die Grundlage und den Schwerpunkt der unternehmerischen Tätigkeiten des Erkenntnisobjekts. Es umfasst die Entwicklung, die Produktion und den Verkauf innovativer Funk- und Intercomtechnik. Hierbei handelt es sich um Kommunikationsplattformen, die es ermöglichen, analoge und digitale Audiosignale oder TCP/IP Daten an bis zu beliebig viele Empfänger zu übertragen. Ebenfalls Teil dieses Geschäftsbereichs ist die Programmierung von spezieller Software für die Konfiguration der Kommunikationsplattformen sowie die Fertigung von Intercom- und Funkheadsets. Das Herstellungs- und Verkaufsgeschäft stellt mit ca. 70 Mitarbeitern den größten der vier Geschäftsbereiche dar, wobei mit der Herstellung von Erzeugnissen lediglich ein knappes Drittel dieser Mitarbeiter beschäftigt ist. Im Gegensatz zum Vermietgeschäft beliefert dieser Geschäftsbereich Kunden, die über einen regelmäßigen Bedarf an Kommunikationstechnologie verfügen, wie bspw. Rundfunkanstalten, Theater, Militär und die Industrie. Auch zählen sog. Absatzmittler zu den Kunden des Verkaufsgeschäfts. Hierbei handelt es sich um unternehmen, die von XYZ Produkte kaufen, um diese an Endkunden weiterzuveräußern.
Darüber hinaus ist festzuhalten, dass dem Herstellungsgeschäft eine relativ geringe Fertigungstiefe zugrunde liegt, also keine ausgeprägte industrielle Fertigung anzutreffen ist. Ursache hierfür ist, dass als Basis der Produktion hauptsächlich auf vorgefertigte Komponenten zurückgegriffen wird, die von Zulieferern bezogen und bei XYZ veredelt und montiert werden.
2.2...