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Die Migration und Integration der Mexikaner in den USA

Soziokulturelle und politische Einflüsse der Chicanos auf die US-amerikanische Gesellschaft

AutorJamila Vidas
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl139 Seiten
ISBN9783640675852
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2009 im Fachbereich Soziale Arbeit / Sozialarbeit, Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen, Sprache: Deutsch, Abstract: Der enorme Zuwachs an Mexikanern, die die Mehrheit der hispanischen Emigrantengruppe in den USA bilden, bringt immense politische, soziale und gesellschaftliche Herausforderungen für das Auswanderungsland Mexiko als auch für das Einwanderungsland USA mit sich. Voraussagen des Pew Hispanic Centers zufolge wird sich die Zahl der Hispanics bis zum Jahr 2050 sogar verdreifachen und somit 29 % der US-amerikanischen Bevölkerung ausmachen. Die nicht-hispanische Bevölkerung wird dann eine Minderheit von 47 % darstellen. Angesichts dieser demographischen Zahlen sind die Auswirkungen beträchtlich. Schon jetzt zeichnet sich durch die unkontrollierte Süd-Nord-Migration eine Überlastung des sozialen Netzes, sinkendes Lohniveau sowie eine steigende Arbeitslosenrate unter den US-Amerikanern ab. Dies ist vor allem auf die illegal einwandernden Mexikaner zurückzuführen, die über die Hälfte der schätzungsweise 11,9 Millionen Illegalen in den USA ausmachen. Die häufigsten Gründe für die stetige Abwanderung aus ihrem Heimatland sind die ansteigende Armut, das große Lohngefälle und die schlechte berufliche Perspektive. Doch auch in den USA ist die Lage der Mexikaner oft nicht besser: verglichen mit allen anderen Migrantengruppen sind sie am häufigsten von Armut und Bildungsmangel betroffen. Auch kulturelle Isolierung und das Beharren auf der spanischen Muttersprache sind typische Charakteristika, die eine Integration in die US-amerikanische Gesellschaft erschweren. Kritiker wie Samuel P. Huntington sprechen da von einer `Bedrohung` der anglo-amerikanischen Kultur und zeichnen ein negatives Zukunftspanorama aufgrund des mangelnden Integrationsinteresses seitens der Mexikaner auf. Doch dies kann nicht einseitig betrachtet werden. Denn vor allem die wirtschaftliche Abhängigkeit Mexikos von den USA sowie das historisch bedingte Verwobensein beider Staaten erfordert, die komplexe Sachlage differenziert zu betrachten. Im Hinblick darauf, dass die Politik der Vereinigten Staaten von Amerika erheblichen Einfluss auf die wirtschaftliche und finanzielle Situation Mexikos hatte und hat, muss die mexikanische Migration gesondert von allen anderen Migrantengruppen betrachtet werden. [...]

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Leseprobe

3 Die Vereinigten Staaten von Amerika


 

3.1 Historischer Überblick


 

Dieses Kapitel widmet sich der historischen, komplexen Vergangenheit der USA, die mit der Ankunft der ersten Siedler aus England beginnt. Durch den Unabhängigkeitskrieg als Loslösung von der englischen Krone, der Amerikanische Bürgerkrieg und die politische Entwicklung, haben die USA aufgrund ihres besonderen Sondermachtsanspruch zu einer politischen Größe werden lassen, die sie bis heute kennzeichnet.

 

3.1.1 Die Gründungsgesc hichte und der Unabhängigkeitskrieg (1607- 1783)


 

 (…) Wir halten folgende Wahrheiten für selbstverständlich:

dass alle Menschen gleich geschaffen sind; dass sie von ihrem

Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten ausgestattet sind;

 dass dazu Leben, Freiheit und das Streben nach Glück gehören (…)

Thomas Jefferson, 3. US-amerikanischer Präsident [102]

 

[103]

 

Abb.4.: Weltkarte aus dem 17. Jh.

 

Die ersten Einwanderer, die im heutigen Florida landeten, waren 1513 die Spanier mit ihrem Anführer Ponce de Léon, der im Auftrag der spanischen Krone unterwegs war. Jahre später wurden unter dem Kapitän Cabeza de Vaca weitere Teile des heutigen New Mexiko, Texas und Arizona entdeckt.[104] Im Jahre 1607 kamen die ersten englischen Siedler in Virginia an und gründeten zu Ehren des Königs James I. von England die gleichnamige Kolonie Jamestown. Die zweite entsandte Gruppe der Pilgerväter (pilgrim fathers) stieg 1620 von der Mayflower von Bord und gründete die Siedlung Plymoth Plantation in Massachusetts.[105] Die pilgrim fathers waren eine kleine Gruppe religiöser Puritaner, Angehörige

 

(…) einer extremen Fraktion der anglikanischen Kirche mit politischen

umstürzlerischen Ideen, die im Mutterland verfolgt wurde und deshalb

nach Holland floh, dann vom König einen Freibrief (royal charter) erhielt,

 sich in der Neuen Welt niederzulassen. [106]

 

Über 150 Jahre hielten die englischen Kolonisten der britischen Krone die Treue bis es wegen verschiedener Faktoren zum Bruch kam. Zu unüberbrückbaren Differenzen kam es u.a. wegen der neu eingeführten Finanzpolitik Britaniens und den immer höher werdenden Steuern (Sugar Act, Stamp Act, Townshend Act oder Coercive Act) gegen die sich Kolonien sträubten. Sie beriefen sich auf den berühmten Ausspruch no taxation without representation. Am 04. Juni 1776 wurde die Unabhängigkeitserklärung der 13 Kolonien vom Kontinental Kongress verabschiedet und offiziell durch den Friedensvertrag Treaty of Paris anerkannt.[107] Die 13 Staaten, die bis dato zwar unabhängig, aber noch keine Vereinte Nation waren, taten sich 1781 zu einem Staatenbund zusammen. Der Krieg zwischen den ehemaligen britischen Kolonien und der englischen Krone dauerte noch bis 1783 und wurde erst mit dem Friedensvertrag von Versaille, in dem die Unabhängigkeit der USA durch England anerkannt wurde, beendet.[108]Der vorläufige Entwurf der US- Verfassung wurde nach einigen Unstimmigkeiten 1787 in Philadelphia vorgelegt, aber erst endgültig am 21. Juni 1788 ratifiziert.[109] 1791 wurden der Verfassung eine Reihe von Grundrechten (Bill of Rights) hinzugefügt.[110] Der erste Präsident unter der neuen Konstitution, auch als Supreme Law bekannt, wurde 1789 General George Washington, der sämtliche Stimmen des Wählerkreises erhielt.[111] Nach Washington folgte John Adams (1797-1801) und der dritte Präsident wurde der Republikaner Thomas Jefferson (1801-1809).[112] In den nächsten Jahrzehnten erlebte die USA durch die Louisana Purchase und den Mexikanischen-Amerikanisch Krieg (1846-1848) eine immense territoriale Expansion, die in der Manifest Destiny[113] ihren Ausdruck fand. Währendessen spitze sich die Sklavenproblematik und der damit verbundenen Nord-Süd-Konflikt immer weiter zu. Hauptstreitpunkt war, dass, bedingt durch das föderalistische System, jeder Bundesstaat selbst über die Haltung von Sklaven entscheiden konnte. Es kam zum Zwiespalt zwischen den Staaten, die, wie der industrialisierte Norden die Sklaverei verboten, und den Südstaaten, die durch den hohen Exportanteil von Baumwolle, Tabak und Zuckerrohr wirtschaftlich auf die Sklaven angewiesen waren.[114]

 

Der Republikaner Abraham Lincoln gewann 1860 die Präsidentschaftswahlen gegen den Demokraten Stephen Douglas. Seine politische Haltung, vor allem seine entschiedene Ablehnung der Sklavenhaltung gegenüber, verstärkten die politischen Unruhen.[115] Diese mündeten schließlich im Austritt der elf Staaten (South Carolina, Mississippi, Florida, Alabama, Georgia, Louisiana, Texas, Virginia, Arkansas, Tennessee, and North Carolina) und in der Gründung der Konföderierten Staaten von Amerika.[116] Dies läutete den Anfang des Amerikanischen Bürgerkriegs ein, der bis heute als eines der prägendsten Ereignisse in der US-amerikanischen Geschichte beschrieben wird.[117]

 

3.1.2 Der Amerikanische Bürgerkrieg (1861- 1865)


 

As long as slavery is looked upon by the North with abhorrence;

as long as the South is regarded as a mere slave-breeding and

slave-driving communitiy; as long as false and pernicious theories

are cherished respecting the inherent equality and rights of every

human being, there can be no satisfactory political union between

the two sections (…)

 

aus the New Orleans Bee, 14. Dezember 1860 [118]

 

Lange Zeit versuchten die Politiker der beiden großen Parteien den schwelenden Konflikt zwischen dem Norden und dem Süden zu schlichten, bis es 1861 aber trotzdem zum unvermeidlichen Bürgerkrieg kam.[119] Der Norden mit den 23 Unionsstaaten und insgesamt 22 Millionen Einwohnern war den elf Austrittsstaaten mit nur 9 Millionen weißer Bevölkerung zahlenmäßig und vor allem ökonomisch deutlich überlegen. Zudem warben sie für die Einwanderung, so dass 1865 ungefähr jeder fünfte Soldat ein Einwanderer war.[120] Militärisch jedoch hatte der Süden mit den taktisch brillanten Generälen wie Robert E. Lee und Thomas H. Jackson den besseren Strategen.[121]

 

Der Norden stand also vor einer gewaltigen Herausforderung: die Sezessionsstaaten wieder in die Union einzugliedern, während eben diese Staaten für ihre Unabhängigkeit kämpften.[122] Am 01. Januar 1863 wurde der Krieg unter dem Vorwand der emancipation proclamation von Lincoln als Krieg gegen die Sklaverei deklariert, da der Norden mit dem bisherigen Verlauf des Krieges nicht zufrieden war und viele Opfer zu beklagen hatte.[123] Mit der Gültigkeit der Proklamation waren die Sklaven rechtsmäßig freie US- Bürger, die als 13. Zusatzartikel zu den Bill of Rights hinzugefügt wurde.[124] Allerdings waren sie noch nicht wirklich gleichberechtigt, dies sollte sich später in der amerikanischen Geschichte noch öfter beweisen. Die Kämpfe zwischen den beiden Kriegsparteien gingen indes weiter. Die ersten beiden Schlachten gewannen die Konföderierten unter der Leitung von General Lee, unterlagen jedoch danach und kapitulierten endgültig am 26. Mai 1865. Somit war der Amerikanische Bürgerkrieg offiziell beendet. Die Nachwirkungen waren jedoch noch lange spürbar. Man zählte über 620.000 Gefallene und große Teile des Südens waren vollständig verwüstet und verarmt. Nur kurz vor der Kapitulation der letzten Konföderationsarmee fiel Präsident Lincoln am 14. April 1865 während eines Theaterbesuchs einem Attentat von John Wilkes zum Opfer. Er verstarb noch in derselben Nacht. Lincoln wurde daraufhin zum Symbol für die Einheit der Nation und der Sklavenbefreiung. [125]

 

Die sog. reconstruction der ehemaligen Konföderationsstaaten in die Union war ein schwieriges Erbe für den Nachfolger Lincolns, Andrew Johnson, und fiel für viele enttäuschend aus. In diese Zeit fiel ab 1876 auch die Verabschiedung des Jim-Crow-Gesetzes in den meisten der amerikanischen Südstaaten, welches der Rassentrennung eine rechtliche Grundlage verschaffte. Trotz allem gab es auch einige Verbesserung für die schwarze Bevölkerung wie beispielsweise im Erziehungswesen oder im Gemeindeleben. Der Süden war jedoch durch die Niederlage des Krieges und die militärische Okkupation keineswegs befriedet, im Gegenteil: die Proklamierung der vermeintlich nationalen Einheit durch die Nordstaaten schürte nur noch mehr den Groll und förderte das Bewusstsein einer Südstaaten Kultur.[126]

 

3.1.3 Die...


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