Die Sammlung formt sich
Gezwungen durch die Schuldenlast der unbedingten Sammelleidenschaft stellte Karl Albrecht (1697-1745), Kurfürst von 1726 bis 1745, die Sammlungstätigkeit vorerst vollkommen ein. Das Amt des Galerieinspektors wurde wieder abgeschafft. Karl Albrecht wurde von Karl VII zum Kaiser gekrönt, in der Folge jedoch aus dem Land vertrieben.
Im Jahr 1729 vernichtete ein Brand der Residenz[17] wichtige Gemälde. Unter den prominenten Brandopfern ist neben Werken Dürers insbesondere eine Madonna Raffaels zu bennenen.
Ein 1725 erstelltes Inventar der kurfürstlichen Sammlungen informiert über die mittlerweile stark angewachsene Abteilung französischer Gemälde.
Le Bourguignon, zwei Gemälde[18]
Gobert, Portraits[19]
Lorrain, eine Abendlandschaft und ein Bauprospekt[20]
Maingaud, Bildnisse im Magazin unter dem Kaisersaal[21]
Millet, zwei Landschaften[22]
Valentin, drei Bilder[23]
Vivien, Bildnisse[24]
Bereits vier Jahre nach dem Brand wurde die Münchener Sammlung durch den Ankauf der Sammlung des Barons Malknecht von Mühlegg zu 12.000 Gulden wieder aufgestockt. Der Bestand der erworbenen Sammlung ist leider unbekannt.
Im selben Jahr, 1733, wurde zudem mit dem Bau der „Grünen Galerie“ in der Münchener Residenz durch François de Cuvilliés begonnen. Der Bau war 1737 fertiggestellt. Ein Inventar ist nicht erhalten, dafür gibt es aus dem Folgejahr ein Inventar der Nymphenburg, in dem weitere Werke französischer Meister geführt werden.
Bertin, als Supraporten:
Saturn beschneidet des Cupido Flügel[25]
Bacchus mit einer Tigerhaut[26]
Venus, die Pfeile vergiftend[27]
Cupido, Psyche verlassend[28]
Gobert, Portraits[29]
Largillière, zwei Gemälde[30]
Lorrain, Sonnenaufgang[31]
Landschaft mit Hornvieh[32]
Nollet, Dominic, Landschaften[33]
Poussin, Apoll und Daphne
Bacchanal (Midas und Bacchus)[34]
Teniers[35]
Vivien, ein Portrait[36]
Ein weiteres Werk französischer Hand wird zu dieser Zeit in der Badenburg befindlich gelistet.
Bourdon, Perseus und Andromeda[37]
Von 1745 bis 1777 trat Max III Joseph die Nachfolge von Karl Albrecht an und mit dieser übernahm er zugleich 40 Mio. Gulden Schulden. Mit diesen ökonomischen Bedingungen nimmt es kaum Wunder, das die Sammlungen keine Ausweitung erfuhren. Dennoch ist Max III Joseph von entscheidender Bedeutung für das Kunstschaffen seiner Epoche, da er sowohl die Gründung der Akademie der Wissenschaften als auch der Akademie der Künste veranlaßte. Es ist wohl auch auf die bedrückende finanzielle Lage des Kurfürsten zurückzuführen, daß er aus der Sammelleidenschaft einer seiner Untertanen keinen Gewinn ziehen konnte.
Sowohl unter Karl Albrecht als auch unter Max III Joseph diente Joseph von Dufresne als „Hofkammer- und Commercienrath“ und war für beide Kurfürsten als Gesandter und Agent tätig. Nebenher erstand Dufresne eine bedeutende eigene Sammlung, die insgesamt rund 1.200 Inventarnummern umfaßte, unter denen sich auch 50 französische Gemälde befanden. Es waren unter anderem Bourdon (zwei Werke), Boulogne, van der Meulen, Watteau (drei Werke), A. Coypel, Bertin, Bourguignon, La Hyre, Mignard, Nattier, Dughet und auch Poussin (vier Werke) vertreten. Nach dem Tod Dufresnes wurde die gesamte Sammlung in Amsterdam versteigert und befindet sich dank des Engagements der bedeutenden Sammlerin Zarin Katharina heute mehrheitlich in der Eremitage in St. Petersburg. Lediglich Gemälde nicht-französischer Meister fanden auch Einzug in die Münchener Sammlung.
1748 erfolgte eine umfassende Inventarisierung der kurfürstlichen Schlößer, die neben einer bedeutenden Miniaturensammlung für die einzelnen Häuser wie folgt aufführt: Schleißheim 925 Gemälde, Nymphenburg 307, Dachau 550, Münchener Residenz 700, Lichtenberg 194, Schwaige Laufzorn 176 sowie kleinere Gemäldebestände in den verteilten Nebenschlössern. Die Inventarisierung nennt des weiteren 100 Gemälde als vermißt. Mit der Inventarisierung einhergehend wurde erneut das Amt des Galerieinspektor eingeführt. Allein für die Residenz werden bedeutende französische Meisterwerke gennannt:
Bourdon, Perseus und Andromache[38]
Mignard, Pierre, Heilige Familie[39]
Poussin, Nicolas, Galatéa et autres figures[40]
Le Seigneur mort, sur les genoux de notre Dame, et autres fig.[41]
Mose schlägt Wasser aus dem Felsen[42]
Midas und Bachus
Apollo und Daphne[43]
Valentin, Herminia bei den Hirten[44]
Die Dornenkrönung[45]
Spielende Soldaten[46].
In Schloß Schleißheim werden folgende französische Gemälde verzeichnet:
Bourdon, Les trois Roys
Courtois, Jacyues, zwei Werke in der großen Galerie
weitere fünf Schlachtengemälde
Millet, Franz, eine Landschaft
Poussin, La mort de Nre Seigneur (auch Die kniende Maria hinter dem Leichnam Christi genannt)
Valentin, Charité romaine
Vivien, Joseph, Die Rückkehr Max Emanuels nach Bayern
Im Jahre 1751 entstand ein eigenes Inventar der Badenburg in Nymphenburg. Hier werden lediglich zwei französische Werke erwähnt.
Valentin de Boullogne, Heilige Dornenkrönung
Erminia bei den Hirten
In diesen Jahren festigte sich die Sammlung des Kurfürsten zusehends. Es kam immer wieder zu Neuerwerbungen, auch auf dem Gebiet französischer Malerei. Als 1761 ein überarbeitetes Inventar erstellt wurde, tauchen zahlreiche Neuerwähnungen auf.
Bourguignon, mehrere Gemälde,
dabei: „Eine Wahlstatt oder Camp de Bataille, worauf viele Todte und plessierte Soldaten zu sehen sind“[47]
Bourdon, „die heiligen drey Könige, wie sie dem Neugebohrenen
Welt-Heyland anbetten, und die Geschenke überbringen“[48]
Martin, Schlachtengemälde (König Jan Sobieski in den Türkenkriegen)[49]
Millet, „Zwey rastende manns: mit einer Weibspersohn, bey einem vor ihn
stehenden Obstkorb“[50]
Valentin, Conon, wie er von seiner Tochter, welche Pero hieß, in den [sic!]
Gefängniß gesäugt wird[51]“
Portraits u.a. von Hyacinthe Rigaud, Simon Vouet, Maingaud, Gobert, Mignard
und Vivien[52]
Bereits 1770, also nur neun Jahre später erstellte Faßmann neuerlich ein Inventar, das wiederum bisher ungenannte Werke umfaßt.
Mignard, Paul, Selbstbildnis[53]
Mignard, Pierre, Muttergottes[54]
Maria mit Kind[55]
Monnoyer, vier Fruchtstücke
vier Supraporten[56]
Silvestre, Portraits[57]
Vivien, Portraits von Ferdinand Herzog in Bayern, 1700 Kurfürst Max
Emmanuel[58]
„nach Le Brun“, Die Frauen des Darius vor Alexander[59]
Werke der Hofmaler in der Residenz (Paul Mignard, Henricus Gascar,
Martin Mignaud)[60]
Johann Nepomuk Edler von Weizenfeld wurde zum Galeriedirektor ernannt und erstellte 1775 die „Beschreibung der...