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E-Book

Die neuen Finanztechnologie-Firmen (FinTechs). Bedrohung für die alte Bankenwelt?

AutorSteve Jäkel
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2018
Seitenanzahl80 Seiten
ISBN9783668616585
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis29,99 EUR
Masterarbeit aus dem Jahr 2016 im Fachbereich Jura - Zivilrecht / Handelsrecht, Gesellschaftsrecht, Kartellrecht, Wirtschaftsrecht, Note: 1,5, Hamburger Fern-Hochschule, Sprache: Deutsch, Abstract: Finanztechnologie-Firmen, kurz FinTechs genannt, sind in kürzester Zeit entstanden. Und sie drängen in alle Bereiche des Geldmarktes ein und versuchen ihre neuen Ideen und Ansätze den Konsumenten schmackhaft zu machen. Banken müssen sich wohl oder übel dieser neuen Herausforderung stellen. Um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen sie sich den neuen Gegebenheiten anpassen und einen Wandel einleiten. Die Geldbranche steht daher vor einer Revolution.

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Leseprobe

C. FinTechs


 

I. Was sind FinTechs?


 

Der Begriff FinTech steht für Finanztechnologie (= Financial Tech). Er setzt sich aus den Wörtern financial services und technology zusammen.[75]

 

Mit FinTech ist nicht die klassische Finanztechnologie (z. B. ein Kernbankensystem) gemeint, sondern es handelt sich um disruptive Innovationen/Technologien, die sich auf den Finanzsektor spezialisiert haben. Dabei dienen disruptive Innovationen/Technologien nicht dazu, bisherige Geschäftsmodelle oder IT-Systeme zu verbessern, sondern völlig neue Ideen/IT-Systeme zu verwenden, um die bisherige Finanzdienstleistungen zu revolutionieren.[76]

 

FinTechs bieten eine Reihe von Bankdienstleistungen, wie Kontenverwaltung, Kreditvergabe, Geldanlage, Wertpapiergeschäft, Versicherungen, mobile Bezahlsysteme, digitale Währungen, Online-Plattformen zur Kreditvermittlung und das Crowdfunding, an.

 

Die neuen Akteure können dabei dank moderner Technologien einzelne Dienste und Produkte schneller und effizienter für den Kunden bereitstellen. Zudem reduzieren sich die Transaktionskosten sowohl für den Anbieter als auch die Nachfrager.[77]

 

Viele FinTechs haben für Finanzdienstleistungen aber auch komfortable Applikationen und Benutzeroberflächen entwickelt, die den Zeitgeist treffen und insbesondere junge Kunden anziehen.

 

Inzwischen offerieren junge Start-ups und etablierte FinTech-Unternehmen im Internet kostengünstige Alternativen zu den Dienstleistungen der traditionellen Banken. Aber nicht nur die Kosteneffizienz spricht für die FinTechs, sondern auch die Kostentransparenz.

 

 

Weiterhin fokussieren sich FinTechs häufig auf bestimmte Dienstleistungen. Dies kann zum Wettbewerbsvorteil gegenüber Banken führen. Bestes Beispiel ist das mittlerweile weltweit größte Onlinebezahlsystem Paypal. Der Geldtransfer funktioniert schneller als bei einer normalen Banküberweisung. Die Ebay-Tochter hat in Deutschland rund zwölf Millionen Kunden. Beinahe jeder zweite Einkauf im Internet läuft schon über Paypal.[78]

 

Aber die FinTechs profitieren nicht nur von ihrem intelligenten Einsatz neuer IT-Strukturen, sondern auch vom Vertrauensverlust, den die Banken vor allem durch die Finanzkrise erfahren haben. Verbraucherschützer und Medien kritisierten in den vergangenen Jahren des Öfteren die Finanzdienstleistungsbranche aufgrund ihrer Intransparenz. Ein wesentlicher Kritikpunkt: Banken haben in der Vergangenheit auch Produkte verkauft, weil sie damit hohe Provisionen erzielten und nicht nur, weil sie für die Kunden geeignet waren.[79]

 

II. Arten der FinTechs


 

Grundsätzlich können FinTechs in vier Gruppen unterteilt werden, wobei es auch zu Überschneidungen kommen kann:

 

 

1. Zahlungsverkehr


 

Eines der Hauptgeschäftsfelder der Banken ist der Zahlungsverkehr. Doch dieses Kerngeschäft ist spätestens seit dem Markteintritt des bekanntesten Online-Bezahlsystem Paypal immer härter umkämpft. Wer über eine E-Mail-Adresse verfügt sowie ein Bankkonto und/oder eine Kreditkarte, der kann über Paypal Onlinezahlungen tätigen und empfangen. Die bei Überweisung sonst üblichen Banklaufzeiten entfallen bei den über Paypal laufenden Transaktionen. Dies hat den Vorteil, dass die von einer Vorabbezahlung abhängigen Lieferungen früher starten können und nicht erst auf den trägen Vollzug einer Banküberweisung gewartet werden muss. Für die Teilnehmer am Paypal-Verfahren wird ein virtuelles Paypal-Konto eingerichtet, auf dem Zahlungen eingehen und von dem aus Zahlungen abfließen.[80]

 

Neben dem internationalen Marktführer in ePayments, haben sich eine Vielzahl von FinTechs den Zahlungsverkehr als Dienstleistung auf die Fahne geschrieben. Es lassen sich Geschäftsmodelle im Bereich Mobile Payment, Electronic Payment und Mobile Point-of-Sale kategorisieren.

 

Mobile-Payment-Anbieter fokussieren sich auf Zahlungen via Smartphone, Electronic-Payment-Anbieter auf Onlinezahlungen und Mobile-Point-of-Sale-Anbieter auf Point-of-Sale-Apps, die Smartphone und Tablets zu Zahlungsterminals umfunktionieren.[81]

 

a) Personal Finance Management (PFM)

 

FinTechs haben sich Benutzerfreundlichkeit und intuitive Bedienung auf die Fahnen geschrieben. Da ist es nicht verwunderlich, dass auch das Girokonto, als Ankerprodukt von Banken, durch FinTechs vereinfacht wird. Beim PFM bietet sich für Kunden die Möglichkeit, alle Konten über ein zentrales Portal synchron zu verwalten. Damit erhalten sie nicht nur genaue Übersicht über das aktuelle Vermögen und einen Finanzkalender für wiederkehrende Zahlungen in der Zukunft; sie können mit einem Finanzplanungstool arbeiten, in dem sich genau ablesen lässt, wofür sie Monat für Monat wie viel Geld tatsächlich ausgeben. Einige FinTechs verbessern die Benutzerfreundlichkeit bereits bestehender Girokonten, indem sie klassisches Onlinebanking mobiler gestalten und neben den gängigen Bankfunktionen wie Überweisungen und Daueraufträge auch Finanzmanagement anbieten. Mit Start-ups wie N26 (ehemals Number26) gibt es darüber hinaus bereits erste FinTechs, die Analysefunktionen nicht nur auf bestehende Kontoverbindungen aufsetzen, sondern das Girokonto gleich mit anbieten. Dadurch wird eine integrierte Lösung geschaffen, in der klassische Bankfunktionen in Bezug auf das Girokonto komplett übernommen wird.[82]

 

Beispiel N26 (ehemals Number26)

 

Number26 bietet ein Girokonto an, welches nur mit Smartphone funktioniert und viele Funktionen anderer FinTechs vereint und vereinfacht. Es handelte sich bis vor kurzem um ein kostenloses Girokonto, das mit einer gebührenfreien Kreditkarte gekoppelt ist und zudem einen schnelleren, effizienteren und praktischeren Service als die existierende Konkurrenz verspricht. Das FinTech verspricht, dass das Girokonto in weniger als 8 Minuten eröffnet werden kann und bietet neben dem bekannten Verifizierungsverfahren via PostIdent auch die Verifizierung per Videotelefonie in Zusammenarbeit mit dem Dienstleister IDnow an.[83]

 

Die App beinhaltet eine integrierte Personal-Finance-Management-Lösung. Eine Vielzahl von Sicherheitseinstellungen zu Konto, Karte und Onlinebanking können in der App geändert werden. Zudem lassen sich über eine integrierte Lösung Zahlung per E-Mail oder SMS versenden und der Empfänger bekommt den Betrag dann entweder auf seinem Number26-Konto gutgeschrieben oder kann mit seiner Kontonummer auf die E-Mail oder SMS antworten, um das Geld zu erhalten. So muss der Nutzer weder IBAN noch BIC des Empfängers kennen.[84]

 

N26 besaß bis vor kurzem keine Banklizenz, sondern arbeitet mit der WirecardBank zusammen. Nunmehr wurde die Banklizenz genehmigt und Number26, benannte sich in N26 um. Mit der Banklizenz kann das Unternehmen nun faktisch alle Bankdienstleistungen anbieten.[85]

 

In jüngster Vergangenheit sorgte dieses FinTech für erheblich negative Presse. So wurden über 500 Kunden außerordentlich gekündigt, da sie den kostenlosen Service des Geldabhebens mehrfach genutzt hatten.[86] Für jede Barabhebung musste Number26 zwischen 1,50 - 2 € an die jeweilige Bank bezahlen.

 

Im Zuge der Massenkündigungen wurden die Bedingungen daher geändert. Wer das Girokonto des FinTechs als Hauptkonto nutzt, kann nur fünf Mal pro Monat gratis Bargeld abheben. Ab der sechsten Abhebung zahlt er jeweils zwei Euro. Wer sein Hauptkonto bei einem anderen Anbieter hat, zahlt schon ab der vierten Abhebung. Für bonitätsschwache Kunden gibt es außerdem das Flex Konto. Dafür verlangt Number26 sechs Euro pro Monat, jede Bargeldabhebung kostet zwei Euro.[87]

 

Auch haben mittlerweile Verbraucherschützer das Investmentangebot kritisiert. So seien die Gebühren nicht transparent dargestellt und würden insbesondere bei sehr kleinen Anlagebeträgen einen zu großen Teil der Rendite auffressen.[88]

 

b) Kontoführung

 

Neben dem Personal-Finance treten auch einige FinTechs wie eine Bank auf und bieten dieselbe Leistung an, da sie eine eigenständige Zahlungsdienstleisterlizenz besitzen.

 

Beispiel Holvi:

 

Holvi ist ein FinTech, welches ein digitales Konto anbietet, das E-Commerce, Rechnungslegung und Financial Reporting vereint. Das Konto besitzt eine internationale IBAN und eine unabhängige Infrastruktur, legitimiert durch eine eigenständige Zahlungsdienstleisterlizenz der finnischen Finanzmarktaufsicht. Das Konto hat einen starken Zielgruppenfokus und richtet sich insbesondere an Geschäftskunden mit Fokus auf Onlinevertrieb. Das Leistungsangebot umfasst mehr als nur ein Girokonto[89], vielmehr steht digitale Konnektivität und intuitive Menüführung im Vordergrund. Darüber hinaus bieten sich zahlreiche Einsatzmöglichkeiten für Unternehmer aufgrund der eingebauten E-Commerce-, Rechnungslegung- und...

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