Persönlichkeit entspricht der Gesamtheit „[...] der individuellen Ausprägungen von Merkmalen oder Eigenschaften […]“.[135] Persönlichkeit ist „[…] ein besonderer Stil einer Person, zu denken und sich zu verhalten“.[136] Zu den Eigenschaften der Persönlichkeit gehören Ziele und Motive, sowie Werte, Emotionen und individuelle Wahrnehmung, welche dynamischen Wandlungen ausgesetzt sind. Gleichzeitig ist die „Bewertung“ der Persönlichkeit des Gegenübers subjektiv geprägt.[137] Die Verschiedenartigkeit der Menschen verlangt einen individuellen Umgang mit jedem und sich selbst.[138]
Einige Führungskräfte würden sich sicherlich wünschen, ihre Mitarbeiter steuern zu können, dass diese Anweisungen kompromisslos annehmen und weniger menschliches Verhalten an den Tag legen.[139] „Am liebsten würden sie einem bestimmten Ablaufschema in mehreren Schritten folgen, einem Kochrezept gleich, das man auf die jeweilige Situation anwenden kann.“[140] Jedoch kann es kein allgemeingültiges Erfolgsrezept geben, da ein Rezept viel zu statisch ist für die dynamische Umwelt und die inbegriffenen individuellen Persönlichkeiten.[141] Demnach sollten einige Grundkenntnisse von individuellem Verhalten sowie zum Umgang mit und für das Verständnis von dem Verhalten von Mitarbeitern vermittelt und mechanistisches Denken verhindert werden.[142] Vor allem erweiterte Anforderungen an Führungskräfte, die nicht mehr nur aus dem Übertragen von Aufgaben und der darauf folgenden Kontrolle bestehen, erfordern grundlegende Kenntnisse über Menschen.[143] Die Umsetzung von Personalführung hängt sowohl von der Persönlichkeit der Führungskraft als auch von der des Geführten ab.[144] Nicht zu vernachlässigen ist, dass auch die Führungskraft selbst persönliche Absichten, Haltungen und Neigungen, sowie eine komplexe Persönlichkeit mit sich bringt.[145] Im beruflichen Bereich müssen sich Personen mit anderen arrangieren und Antipathien müssen überwunden werden.[146]
Missverständnisse, Reibungen und Überraschungen treten, bedingt durch die Unterschiede der Menschen, bei der Zusammenarbeit regelmäßig auf. Gleiches wird unterschiedlich wahrgenommen. Es ist hilfreich die Persönlichkeitsstrukturen und die Unterschiede zu erkennen.[147] Anstatt Synergien zwischen Mitarbeiter und Unternehmen zu entwickeln, vergrößern sich aktuell Reibungsverluste.[148] „Wer auf Dauer wirtschaftlich erfolgreich sein will, muss mit Menschen umgehen können.“[149]
Durch Persönlichkeitstests kann man eigene Merkmale entdecken oder bestätigen und an ihnen arbeiten. Für das Selbstmanagement und die eigene Entwicklung ist dieses Wissen von Vorteil.[150] Werden keine Tests genutzt, werden Meinungen über andere durch die Suche nach Verhaltensmustern gebildet. Dies erfolgt auf Basis subjektiver Erfahrung, mit der Gefahr Schwerpunkte auf trivialen Nebensächlichkeiten zu setzen. Das kann vor allem jüngere Führungskräfte mit wenig Erfahrung betreffen. Wissenschaftliche Tests sind dementsprechend objektiver.[151]
In diesem Abschnitt sollen Grundsätze zum Verstehen des Selbst und des Gegenübers, unter anderem mit Hilfe von Persönlichkeitsmodellen, betrachtet werden. Objektive Sichtweisen und eine Beeinflussung anderer sind hinsichtlich der Wirklichkeitskonstruktionen und der Individualität nicht möglich. Im folgenden Teil wird zunächst das Individuum betrachtet und anschließend die „Existenz“ von Wirklichkeit.
Allgemein versuchen Persönlichkeitsmodelle Menschen zu typologisieren, um sich selbst und andere besser zu verstehen. Hierzu werden Verhaltensmuster und Einstellungen in Raster geordnet, soweit es die Individualität der Einzelnen zulässt. Dabei können lediglich Präferenzen aufgezeigt werden, da die Komplexität Mensch und dessen Persönlichkeit nicht einfach bewertet werden können.[152] Unterschiedliche Ansätze versuchen physische und psychische Eigenschaftskomplexe zu erklären.[153]
Folgende Persönlichkeitsmodelle bilden nur einen Ausschnitt der existierenden Modelle. Sie stellen aktuell genutzte, bekannte und wissenschaftlich fundierte Modelle dar. Voraussetzung für die Zuverlässigkeit und Durchführung der Tests ist stets die subjektive Ehrlichkeit desjenigen, der beinhaltete Fragen beantwortet.[154] Persönlichkeitstests dienen nicht ausschließlich der Selbsterkenntnis, sondern auch dazu das Gegenüber besser zu verstehen, einzuschätzen und den Umgang mit anderen positiv zu gestalten. Derzeit kommen Persönlichkeitsmodelle zur Gruppenanalyse und -entwicklung, bei der Rekrutierung von Mitarbeitern und zur Verbesserung des individuellen Führungsverhaltens zum Einsatz.[155]
In der vorliegenden Arbeit soll der Schwerpunkt auf den allgemeinen Umgang mit Mitarbeitern gelegt werden. Ein besseres Verständnis seiner Selbst und anderen dient, in einem komplexen Gefüge der Arbeitswelt, als Erleichterung im Umgang miteinander, sowie der Effektivitätssteigerung. Der Zweck aus dem Wissen von Persönlichkeitstypologien ist das Einstellen der Führungskraft auf individuelle Wesensarten der Mitarbeiter, um eine Verbesserung der Kommunikation hervorrufen zu können. Des Weiteren trägt dieses Wissen zur Selbsterkenntnis bei und ist zum Teil Voraussetzung für die Selbstreflexionsfähigkeit, welche an Bedeutung zugenommen hat. Kenntnisse über Persönlichkeiten verfolgen das Ziel, vermehrt ein selbstständiges Arbeitsverhalten der Mitarbeiter zu erreichen.[156]
Drucker nennt diese Führungsanforderung Beziehungsverantwortung und verlangt die Akzeptanz der Einzelnen hinsichtlich ihrer Individualität. Das Gegenüber hat Stärken, Arbeitsweisen und Wertvorstellungen, die nicht mit den eigenen übereinstimmen müssen. Diese drei Aspekte sollten jedoch von dem Gegenüber bekannt sein und verstanden werden,[157] um ein effektives Handeln zu erlangen. Es macht den Eindruck als ob dieser Tatsache jedoch wenig Aufmerksamkeit geschenkt wird.[158] Führungskräfte scheinen derzeit zum Großteil von der Vorstellung besessen zu sein, wie Mitarbeiter sein sollten und erklären häufig ihre eigenen Maßstäbe als verbindlich.[159]
In diesem Abschnitt werden die nachfolgenden Persönlichkeitsmodelle umrissen, um zu entscheiden in wie weit eine solche Persönlichkeitskenntnis der Führungskraft zur verbesserten Führung verhelfen kann. Zunächst wird die Typologie nach Jung knapp dargestellt, da auf ihr der Myers-Briggs-Typenindikator und das INSIGHTS Management-Development-Instruments Modell basiert. Die ausgewählten Persönlichkeitsmodelle gehören unter die ersten fünf der bekanntesten Modelle in der deutschen Wirtschaft, laut einer Erhebung des Instituts für Unternehmensführung der Fachhochschule Mannheim.[160]
Grundsätzlich beschreibt Jung die Individuation, das heißt die Entwicklung des Menschen zur unverwechselbaren Einzigartigkeit.[161] Trotz der Einzigartigkeit des Menschen scheinen eine gewisse Ordnung und Muster im menschlichen Verhalten analysierbar zu sein. Diese Muster werden anhand der Typologie definiert. Nicht die Personen selbst, sondern ablaufende Prozesse werden in gleichartige Gruppen klassifiziert.[162] Das Wissen um sie soll den Umgang mit unterschiedlichen Typologien Mensch optimieren, indem dessen Verhalten zu verstehen gelernt wird. Denn Reaktionen der Menschen erfolgen durch äußere Reize und der Stimulation von innen.[163]
Mit der Typentheorie kann das Arbeitsverhalten des Einzelnen genauer betrachtet werden, um eine bessere Zusammenarbeit sowie eigene und Unternehmensziele zu fördern.[164] Jung geht davon aus, dass Individuen die Welt unterschiedlich wahrnehmen und danach handeln und entscheiden. Diese Wahrnehmung zu erkennen bildet die Grundlage des weiteren Typologisierens.[165]
Jung unterscheidet zunächst zwei Typen von Persönlichkeiten: den extravertierten und den introvertierten Typus. Der extravertierte Typ wird insbesondere durch seine Umwelt, genauer durch „die Objekte seiner Interessen“ beeinflusst. Der introvertierte Typ dagegen wird eher „durch sein eigenes Inneres“ gelenkt.[166] Jedem Individuum ist einer der beiden Typen mehr gelegen als der andere und dieser beeinflusst seine Sichtweise, wobei beide Typen grundlegend in jedem vorhanden sind. Herauszufinden zu welchem Typus man sich selbst oder andere zählen kann, ist nicht einfach, da jeder vor allem zu der eigenen Person voreingenommen ist.[167]
Das Typenmodell nach Jung unterscheidet neben den zwei Typologien, vier...