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Die Oetkers

Geschäfte und Geheimnisse der bekanntesten Wirtschaftsdynastie Deutschlands

AutorRüdiger Jungbluth
VerlagCampus Verlag
Erscheinungsjahr2004
Seitenanzahl406 Seiten
ISBN9783593400761
FormatePUB/PDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
98 Prozent der Deutschen kennen den Namen Oetker - er ist bekannter als der des Bundeskanzlers. Doch dass sich dahinter eine Familie verbirgt, die deutlich Spannenderes zu bieten hat als Pudding und Backpulver, wissen die wenigsten. Rüdiger Jungbluth, Autor des Bestsellers Die Quandts, stellt die Familie Oetker vor.

Rüdiger Jungbluth studierte Volkswirtschaft und absolvierte die Journalistenschule in Köln. Zwischen 1992 und 2000 war er Wirtschaftskorrespondent bei Stern und Spiegel, danach stellvertretender Chefredakteur von Netbusiness. Heute ist er Autor der Verlagsgruppe Milchstraße. Sein Buch Die Quandts (Campus 2002) wurde ein Bestseller. Rüdiger Jungbluth lebt und schreibt in Hamburg.

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Leseprobe
Epilog Eine deutsche Vorzeigefamilie Unter den deutschen Industriellenfamilien sind die Oetkers eine Ausnahmeerscheinung - in mehrfacher Hinsicht. Sie sind als Unternehmer ebenso erfolgreich wie als Dynastie, in der die Macht von einer Generation auf die nächste übergeht. Sie zählen auch im internationalen Maßstab zu den Superreichen, aber sie scheuen die Öffentlichkeit nicht und ihr Gestaltungswille reicht weit über ihr Firmenreich hinaus. Durch die Geschichte der Familie Oetker zieht sich das ausgeprägte Bedürfnis, sichtbar zu sein. Es beginnt mit den Werbefeldzügen des Apothekers Dr. August Oetker im Kaiserreich und dem Aufbau einer Marke, zeigt sich 1930 in der Stiftung einer Musikhalle, die den Namen des im Krieg umgekommenen Rudolf Oetkers trägt, und in der Benennung der Bielefelder Kunsthalle nach dem Oetker-Stiefvater Kaselowsky. Es manifestiert sich auch in einer Unzahl von Büchern und Broschüren, die den Familiennamen im Titel führen. Die Oetkers sind mächtig, sie üben ihren Einfluss nicht nur hinter den Kulissen aus. Das unterscheidet sie von den meisten anderen Familien, die in der deutschen Wirtschaft eine Rolle spielen. Etliche Familienmitglieder haben sich in Parlamente und Verbände begeben, um Politik zu machen, während sich die meisten Geldgewaltigen darauf beschränken, im Hintergrund die Strippen zu ziehen. Vor allem die Frauen der Familie Oetker waren und sind bereit, auf die politische Bühne hinauszutreten und für ihre Überzeugungen öffentlich zu streiten. Arend Oetker agiert seit Jahrzehnten selbstbewusst im öffentlichen Raum und auf der internationalen Bühne. Die Oetkers sind auch in der fünften Generation eine Familie von Unternehmern. Es genügt ihnen nicht, ihr Vermögen von Bankiers oder Managern verwalten und vermehren zu lassen. Sie haben den Drang, selbst tätig zu werden. Mögen andere Familien nach der Regel handeln, dass Clanangehörige grundsätzlich keine Führungspositionen in den Unternehmen einnehmen dürfen, bei den Oetkers ist der Einsatz von Familienmitgliedern an der Spitze der Gruppe ausdrücklich erwünscht. Die Familie hat in den vergangenen 140 Jahren eine ungewöhnlich große Zahl unternehmerischer Talente hervorgebracht. Angefangen vom Krefelder Seidenfabrikanten Albert Ferdinand Oetker über den Marzipanhersteller Louis Carl Oetker oder Louis Dohme, der 1860 in Baltimore in eine kleine aufstrebende Arzneimittelfirma einstieg, die bis heute fortbesteht: als Teil des US-Pharmariesen Merck, mit dem Sharp & Dohme im Jahr 1953 fusionierte. Dass die Oetkers schon im deutschen Kaiserreich eine Sippe von Unternehmern waren, bot Vorzüge bei der Ausbildung des Nachwuchses: Etliche Mitglieder der Familie begannen ihr Berufsleben als Lehrlinge im Betrieb des Onkels. Der Clancharakter der Familie war auch von Vorteil bei dem Bemühen, solche Unternehmen im Familienbesitz zu halten, deren Gründer früh verstorben waren wie der Marzipanfabrikant Louis C. Oetker. In Bielefeld verband sich die Familie Oetker nach dem Tod des Gründers und seines einzigen Sohnes nicht zufällig mit den Kaselowskys, die ebenfalls eine traditionsreiche Fabrikantenfamilie waren. Dahinter stand dynastisches Kalkül, wie es bis auf den heutigen Tag immer wieder in der Familiengeschichte erkennbar wird - wenn etwa Alfred Oetker, der mütterlicherseits ein Spross der Münchmeyer-Dynastie ist, eine italienische Prinzessin Grimaldi zur Ehefrau nimmt. Der Oetker-Clan praktiziert eine ungewöhnliche Eintracht, was sich beispielsweise darin zeigt, dass mit Roland Oetker ein Angehöriger der 'ärmeren' Linie im Beirat der Bielefelder Unternehmensgruppe sitzt. Dessen Bruder Arend Oetker kooperiert ebenfalls geschäftlich mit dem Konzern der Cousinen und Vettern. Der unternehmerische Erfolg der Oetkers lässt sich aber auch durch eine Vielzahl von Faktoren erklären, die außerhalb der Familie liegen. So hatten die Oetkers häufig Rückenwind. Kaum ein anderes deutsches Unternehmen profitierte auf so mannigfaltige Weise von den Bedingungen des Wiederaufbaus nach dem Zweiten Weltkrieg wie Oetker - von der Währungsreform, die alle Sachwertbesitzer begünstigte, über den Nachholhunger und die Fresswelle, die speziell den Nahrungsmittelproduzenten viel Geld in die Kassen spülten, bis hin zu den Steuervergünstigungen für Schiffbau und Wohnungswirtschaft, die Oetker zugute kamen.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Inhalt8
Prolog12
1870 – 1914: Eine wilhelminische Erfolgsgeschichte16
1. »In eigenen Räumen und mit eigener Dampfkraft« – Louis C. Oetker und seine Marzipanfabrik18
2. »Zucht und Ordnung zum Gedeihen der Fabrik« – Albert Ferdinand Oetker und seine Seidenweberei27
3. »Benutze jede Gelegenheit, um etwas zu lernen« – August Oetker und der Onkel aus Amerika39
4. »Ich werde versuchen, etwas Besonderes zu leisten« – Ein Apotheker mit Ambitionen49
5. »Zeitvernichtung ist Lebensvernichtung« – August Oetker und seine Backpulverfabrik63
1914 – 1933: Weltkrieg, Wirren, Weimar82
6. »Diese Unerschrockenheit zündete« – Das kurze Leben des Rudolf Oetker84
7. »Das Unglück unseres Volkes hat mich krank gemacht« – Der Tod des Gründers August Oetker97
8. »Jüdischen Einfluss ausgeschaltet« – Richard Kaselowsky und der Kampf um das Erbe104
9. »Ein Verdrängen Oetkers erwies sich als unmöglich« – Die Goldenen Zwanziger Jahre121
1933 – 1945: Oetker im Dritten Reich132
10. »Dank dem selbstlosen Entgegenkommen des Parteigenossen Kaselowsky …« – Der Oetker-Chef im »Freundeskreis Himmler«134
11. »Ein Nationalsozialistischer Musterbetrieb« – Das Unternehmen im Dritten Reich154
12. »Ein sehr wohlhabender Mann« – Rudolf-August Oetkers Lehr- und Kriegsjahre166
13. »Ich kaufe die Aktien« – Expansion während der NS-Zeit176
14. »Durch einen Terrorangriff wurden uns genommen …« – Die Familien Oetker und Kaselowsky im Bombenkrieg190
Seit 1945: Der Clan und seine Konzerne206
15. »Die meisten Verbraucher verlangten unsere Fabrikate« – Oetker profitiert von Währungsreform und Fresswelle208
16. »Sein Schiff niemals nur an einen Anker hängen« – Rudolf-August Oetker wird Reeder221
17. »Die Leute meinen eben, bei Oetkers gibt es Geld« – Konzernherr Oetker expandiert232
18. »Ich musste retten, was zu retten war« – Arend Oetker saniert das Erbe seiner Mutter250
19. »… und ich verpasse jemandem ein gewisses Trauma« – Die Entführung des Richard Oetker263
20. »Man kann sich als Opfer nicht menschlicher verhalten …« – Der Prozess um die Entführung277
21. »Einen Generationenkonflikt kann man nicht vermeiden« – August Oetker II. übernimmt das Ruder292
22. »Ich bin zu neugierig« – Der Postensammler Arend Oetker312
23. »Noch mal etwas anderes machen« – Drei Oetker-Frauen in der Politik: Maja, Rosely, Alexandra326
24. »Gezwungen, mich zurückzuziehen« – Der Patriarch, die Kunst und die Stadt338
25. »In der Schweiz bot sich eine günstige Gelegenheit« – Das Steuersparmodell des Industrievizepräsidenten348
26. »Pils passt prima zu Pudding und Pizza« – Ein hungriges Unternehmen361
27. »Nicht derjenige sein, der es an die Wand fährt« – Acht Familienstämme in der fünften Generation374
Epilog: Eine deutsche Vorzeigefamilie385
Quellen389
Literatur392
Bildnachweise396
Register396

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