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Die Päpste von Avignon und der Hundertjährige Krieg

Spätmittelalterliche Diplomatie und kuriale Verhandlungsnormen (1337-1378)

AutorAndreas Willershausen
VerlagWalter de Gruyter GmbH & Co.KG
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl474 Seiten
ISBN9783050063379
FormatePUB/PDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis99,80 EUR
Die vorliegende Monographie untersucht erstmals die umfangreichen Bemühungen der Päpste, den Hundertjährigen Krieg (1337-1453) zwischen den Königen von England und Frankreich zu beenden. Die römische Kurie, welche sich im 14. Jahrhunderts an der französischen Grenze in Avignon befand, hatte ein personelles wie finanzielles Interesse daran, die Kampfhandlungen zu beenden. Der Frieden zwischen den christlichen Königreichen als Voraussetzungen eines erfolgreichen Kreuzzuges war das prägnanteste Argument, welches die obersten Hirten in ihren Friedensappellen in die Waagschale warfen. Nach einer Entscheidung Benedikts XII. (1334-1342) bemühten sich die Päpste nicht mehr wie früher darum, autoritär Waffenstillstände aufzuerlegen, sondern waren an einer Akzeptanz als neutrale Schlichter (mediatores et amicos communes) interessiert. Eine Vielzahl hochkarätiger Gesandter von Kardinal- bzw. Bischofsrang brach von Avignon auf, um notfalls in der letzten Minute mit dramatischen Gesten des Friedens im Vorfeld einer drohenden Schlacht zu vermitteln. Das Ziel der auf diese Weise dargebotenen Wege des Friedens (Viae pacis) war der Abschluss von Waffenstillständen, anschließend der Besuch von Friedensverhandlungen an der der Kurie von Avignon oder anderswo unter der persönlichen Vermittlung des obersten Pontifex oder seiner Stellvertreter. Zwar konnten die Päpste bis zu ihrer Rückkehr nach Rom keinen endgültigen Frieden stiften, doch gelang es ihnen zwischen den Kontrahenten Waffenruhen und Friedensschlüsse von 23 Jahren auszuhandeln. Der Autor sieht sein Werk in der Tradition von Studien zur Diplomatie des Mittelalters. Es gelang ihm auf einer breiten Grundlage internationaler ungedruckter archivalischer Quellen das System der päpstlichen Friedensvermittlung einer umfassenden Neubewertung zu unterziehen. Ein diachroner Vergleich sämtlicher Fallbeispiele nach konfliktgeschichtlichen Merkmalen rundet das Werk ab.

Andreas Willershausen, Universität Gießen.

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Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Vorwort13
A) Forschungsstand, Quellenlage und Eingrenzung15
I. Viae Pacis: Die Päpste als Vermittler15
II. Forschungsstand und Begrifflichkeiten22
1. Methoden der päpstlichen Friedensvermittlung22
2. Die Historiographie des Papsttums von Avignon28
3. Historiographie der anglo-französischen Spannungen sowie des Hundertjährigen Krieges35
4. Ritual- und Konfliktforschung42
5. Diplomatiegeschichte und Geschichte des Gesandtschaftswesens47
6. Politisches Milieu und handlungstheoretische Begrifflichkeiten50
III. Quellenlage56
1. Diplomatische Rechtsquellen und Korrespondenz56
a) Vatikanische Quellen56
b) Englische Quellen63
c) Französische Quellen65
2. Erzählende Quellen67
a) Methodische Vorüberlegungen67
b) Chroniken englischer Provenienz68
c) Chroniken französischer Provenienz71
d) Sonstige narrative Quellen75
e) Jean le Bel und Jean Froissart76
f) Die päpstliche Friedensvermittlung im Spiegel narrativer Quellen80
IV. Überblick über die einzelnen Phasen des Hundertjährigen Krieges (1337–1453) und den Untersuchungszeitraum (1337–1378)86
V. Überblick über die Arbeit und ihre übergeordneten Fragestellungen91
B) Viae Pacis (1337–1378)95
I. Hundertjähriger Krieg und Avignon: Voraussetzungen der viae pacis95
1. Die Ursachen des Hundertjährigen Krieges (1328–1340)95
2. Die Ankunft der Päpste in Avignon (1305/1309)102
3. Zwischen Tradition und Innovation: Die Friedenvermittlung der Päpste vor und nach Ausbruch des Hundertjährigen Krieges107
a) Die Pontifikate Coelestins V., Bonifaz’ VIII. und Clemens’ V107
b) Der Pontifkat Johannes’ XXII111
c) Der Pontifikat Benedikts XII115
II. Avignon (1343-46) als Milieu politischer Entscheidungen124
1. Überblick über die Verhandlungen in Avignon (1344–1345)126
a) Der Doppelcharakter der Verhandlungen und der englische Pfründenstreit127
b) Der anglo-französische Friedensgipfel (22. Oktober 1344 – 29. November 1344)129
2. Verhandlungsnormen und Verhandlungstopographie133
3. Die Bewertung der Vermittlungspraxis Clemens‘ VI139
4. Die päpstliche Geheimdiplomatie während des Friedensgipfels (1344/45)143
5. Die Korrespondenz zwischen Eduard III. und Clemens VI. im Mai/Juli 1345146
Zusammenfassung149
III. Informationshorizont und Kommunikationsstruktur. Die Zusammenarbeit zwischen Kurie und Nuntien im Vorfeld der Schlacht von Crécy (1346)150
1. Die Bereitung der Viae pacis nach dem Ersten Friedensgipfel in Avignon (1345)150
2. Kuriale Kommunikation und päpstliche Informationsbeschaffung am Beispiel der Ablehnung des freien Geleits für die apostolischen Nuntien Kardinäle (1345/1346)154
3. Die Vorbereitung der Kurie auf die Landung Eduards im Frühjahr/Sommer 1346157
4. Die gescheiterte „Pendeldiplomatie“ der Kardinäle im August 1346159
a) Verhandlungen zwischen Lisieux und Neubourg159
b) Ex post facto? – Kuriale Entscheidungsfindung im Nachhinein160
c) Die päpstlichen Friedensinitiativen im Vorfeld der Schlacht von Crécy162
5. Überblick: Von Crécy nach Calais (September 1346)163
Zusammenfassung164
IV. Ortsveränderung und Diplomatisches Interim: Die Marken von Calais als Stätte der Entscheidungsfindung (1347–1353)165
1. Der Waffenstillstandsvertrag von Calais (1347)165
a) Rückkehr nach Avignon?165
b) Bewertung des Waffenstillstands von Calais in der zeitgenössischen Chronistik167
2. Die Marken von Calais als Stätte der Konfliktintervention (1347–1353)168
a) Calais oder Avignon?168
b) Institutionalisierung von Calais als Stätte der Konfliktintervention171
V. Avignon (1354/55): Gefangen im Netzwerk. Gui de Boulogne und die Rückkehr in das politische Milieu178
1. Kardinal Gui de Boulogne – Mediatour zwischen allen Fronten179
2. Gui de Boulogne und der Vertrag von Guines (1354)184
3. Der Zweite Friedensgipfel an der Kurie von Avignon (1354/55)188
a) Diplomatische und organisatorische Vorbereitungen188
b) Ablauf und Ergebnis der Friedensverhandlungen192
c) Interpretation des Geschehens196
5. Gui de Boulogne, die navarresische Intrige und die konspirative Nutzung des politischen Milieus in Avignon197
Zusammenfassung204
VI. Poitiers (1356): Die Intervention Talleyrands de Périgord im Spiegel der zeitgenössischen Chronistik205
1. Einführung: Poitiers, 18. September205
2. Die Gesandtschaft Talleyrands de Périgord und Niccolò Capoccis208
a) Hintergrund der Vermittlung208
b) Die umstrittene Wahl der Nuntien210
3. Die ersten Vermittlungsversuche Talleyrands de Périgord im Vorfeld der Schlacht214
a) Die Vorverhandlungen bei Breteuil (Juli 1356)214
b) Vorverhandlungen bei Montbazon am 12. September 1356215
4. Poitiers als Ort der Konfliktintervention: Die Vermittlung Kardinals Talleyrand de Périgord (18. / 19. September 1356)216
a) Rekonstruktion des äußeren Ablaufes und der Verhandlungsnormen216
b) Darstellungsschemata der Vermittlung (I): Auftreten und Rhetorik des Kardinals219
c) Darstellung des Auftritts und der Rhetorik221
d) Rhetorik und Argumentation223
e) Bewertung der Vermittlung Talleyrands durch die zeitgenössische Chronistik226
f) Darstellungsschemata der Vermittlung (II): Verhandlungsbereitschaft und Verhandlungsvollmachten der Kontrahenten in der zeitgenössischen Chronistik228
Zusammenfassung234
VII. Brétigny (1360): Notarielle Aufgaben und zeremonielle Funktion apostolischer Nuntien beim Abschluss des Vertrages von Brétigny236
1. Einführung236
2. Militärgeschichtlicher Hintergrund des Vertragsabschlusses237
3. Die Rolle der päpstlichen Nuntien beim Abschluss des Vertrages von Brétigny241
a) Brétigny als Stätte der Entscheidungsfindung – Organisation und Verhandlungsnormen241
b) Einfluss apostolischer Nuntien auf Abschluss und Gestaltung des Vertrags von Brétigny (8. Mai 1360)245
4. Die Rolle päpstlicher Nuntien bei der Ratifikation des Vertrages in Calais247
a) Die päpstlichen Ratifikationsschreiben247
b) Die päpstliche Korrespondenz während der Verhandlungen in Calais (September–Oktober 1360)249
c) Die Ratifikationszeremonie in Calais am 24. Oktober 1360254
5. Die Friedensvermittlung der Kurie von Avignon im Spiegel der Vertragsartikel259
a) Schutz durch den Papst oder vor dem Papst? Der Spiegel der päpstlichen Friedensvermittlung in den Vertragsartikeln259
b) Schutz durch den Vertrag vor dem Papst261
c) Die zwei diplomatischen Körper des Papstes261
d) Friedensrhetorik der königlichen Ratifikationsschreiben263
e) Die päpstliche Legitimation oder die Geschichte der päpstlichen Friedensvermittlung265
f) Interpretation und Synthese267
Zusammenfassung269
VIII. Brügge (1375–1377): Dezentralisierung der päpstlichen Friedensvermittlung und ihre Konsequenzen271
1. Die päpstlichen Friedensinitiativen der Jahre 1370–72271
a) Urban V. und der Ausbruch des Hundertjährigen Krieges272
b) Die ersten Verhandlungen (1371–72)276
c) Exkurs: Die neuen Verhandlungsnormen279
2. Die Wahl Brügges als neuer Ort der Entscheidungsfindung (1373–75)283
a) Entscheidung(en) für Brügge (1372–75)284
b) Niedergang der Attraktivität Avignons als politisches Milieu288
c) Das anglo-päpstliche Konkordat in Brügge (1374–75)291
3. Die Friedensverhandlungen Brügge (1375–77): Eine Strukturanalyse293
a) Überblick296
b) Topographischer Überblick der Verhandlungen in Brügge296
c) Rolle der Nuntien bei der Vorbereitung und zeremoniellen Durchführung der Verhandlungen299
d) Evolution der Verhandlungsnormen am Beispiel der Ersten Verhandlungsphase (1375)304
4. Kommunikation zwischen dem Milieu in Avignon und Brügge als Stätte der Entscheidungsfindung308
Zusammenfassung316
C) Strukturen und Wirkungsweisen päpstlicher Diplomatie während des Hundertjährigen Krieges319
I. Selbstverständnis der Päpste als Vermittler319
II. Methodische Einzelaspekte der päpstlichen Friedenspolitik während des 14. Jahrhunderts329
1. Systematisierung der päpstlichen Friedensvermittlung329
2. Übergreifende Faktoren334
III. Vom Ort der Konfliktintervention bis zum Milieu politischer Entscheidungen: Terminologisierung der Verhandlungsorte während des Hundertjährigen Krieg338
1. Terminologisierung und Abgrenzung338
2. Beschaffenheit und Attraktivität des politischen Milieus an der Kurie von Avignon341
3. Wahl des Ortes und Verhandlungstopographie während laufender Kampagnen345
IV. Apostolische Nuntien als Repräsentanten der päpstlichen Diplomatie349
1. Allgemeine Charakterisierung349
2. „Legatus vel nuntius?“ Ein Beitrag zu der Terminologisierung des päpstlichen Gesandtschaftswesens353
3. Zusammenstellung und Auswahlkriterien apostolischer Nuntien360
4. Praktische Aspekte kurialer Friedensmission366
V. Päpstlicher Informationshorizont und kuriale Kommunikationspraxis369
1. Kommunikationswissenschaftliche Grundvoraussetzungen369
2. Päpstlicher Informationshorizont und Informationsquellen371
VI. Verhandlungspraxis und Erfolgschancen päpstlicher Vermittler während Waffenstillstands- und Friedensgipfel des Hundertjährigen Krieges375
1. Konfliktinterventionen und Waffenstillstandsverhandlungen376
a) Vorbereitung376
b) Verhandlungsleitung und Vertragsratifikation378
c) Erfolgschancen379
2. Friedensgipfel386
a) Vorbereitung386
b) Verhandlungsleitung und Vertragsratifikation387
c) Erfolgschancen390
VII. Die Bedeutung symbolischer Kommunikation bei Vertragsabschlüssen des Hundertjährigen Krieges (1328–1360)391
D) Zusammenfassung399
Quellen- und Literaturverzeichnis413
I. Abbildungsverzeichnis413
II. Quellen- und Literaturverzeichnis413
1. Archivalische Quellen413
2. Erzählende Quellen415
3. Edierte urkundliche und andere nicht-erzählende Quellen417
4. Internet421
5. DVD/CD-Rom421
6. Literatur422
Personen-, Orts- und Sachregister465

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