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Die Privilegierung der Medien im deutschen Datenschutzrecht

Zur Umsetzung der EG-Datenschutzrichtlinie hinsichtlich der journalistisch-redaktionellen Verarbeitung personenbezogener Daten

AutorPhilipp-Christian Thomale
VerlagDUV Deutscher Universitäts-Verlag
Erscheinungsjahr2007
Seitenanzahl171 Seiten
ISBN9783835094055
FormatPDF
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis59,99 EUR
Philipp-Christian Thomale erörtert unter rechtspolitischen Aspekten, ob und wie ein sachgerechter Ausgleich zwischen der Medienfreiheit und dem Recht auf informatio-nelle Selbstbestimmung zu erreichen ist. Er zeigt, dass der Gesetzgeber seinen Handlungspflichten nur unzureichend nachgekommen ist, erläutert den juristischen und rechtspolitischen Nachholbedarf und präsentiert einen Vorschlag zur Neurege-lung des datenschutzrechtlichen Medienprivilegs.

Dr. Philipp-Christian Thomale promovierte bei Prof. Dr. Alexander Roßnagel am Lehrstuhl für Öffentliches Recht der Universität Kassel. Er ist Leiter der Rechtsabtei-lung der BAF Berlin Animation Film GmbH & Co. Produktions KG.

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Leseprobe
6. Das Instrument der Selbstregulierung (S. 92-93)

Indem der Gesetzgeber den § 38 a BDSG in den Anwendungsbereich des von der Presse einzuhaltenden Datenschutzes eingeführt hat, drückte er die Erwartung aus, dass die Deutsche Presse von der damit auf eine gesetzliche Grundlage gestellten Aufforderung zur Selbstregulierung Gebrauch machen wird. Unter Selbstregulierung wird die Regelsetzung durch den Regelungsadressaten selbst verstanden. Dieser bestimmt den materiellen Maßstab der Kontrolle, insbesondere durch Ausgestaltung und Auslegung der Verhaltensregeln selbst.

Dies führt zu einer Entlastung des Staates von seinen legislativen und judikativen Funktionen. Selbstregulierung ist von der Selbstkontrolle zu unterscheiden, die den allein oder vorrangig von Regelungsadressaten kontrollierten Vollzug von Regelungen betrifft, die aus der Gesetzgebung oder der Selbstregulierung hervorgegangen sind. Dies fiihrt zu einer Entlastung des Staates von seinen exekutiven und judikativen Funktionen Selbstregulierung ermöglicht es der Wirtschaft, relativ schnell passgerechte branchen- oder unternehmensbezogene Regelungen zu entwickeln.

Sie kann insbesondere eine globalisierte Datenverarbeitung vereinfachen, wenn ihre Regelungen weltweite Anwendung finden. Sie bietet die Chance, für die gefundenen normativen Vorgaben leichter die Akzeptanz bei den direkten Regelungsadressaten zu finden und erleichtert die Durchsetzung des Datenschutzes. Ein weiterer Vorteil der Selbstregulierung kann die Mobilisierung von Sachverstand und die Gewinnung von Informationen sein, die nur von den Beteiligten selbst eingebracht und eingearbeitet werden können. Die weltweite wirtschaftliche Globalisierung und Netzoffenheit zeigen den nationalstaatlicher Einflussmöglichkeiten Grenzen und beschranken die Macht hoheitlicher Handlungsformen.

Angesichts der wachsenden Gefahren eines Zurückbleibens des Rechts hinter den umwalzenden Herausforderungen der Informationsgesellschaft wird in der Reformdebatte um die Weiterentwicklung des Datenschutzes nicht nur gesetzlichen Maßnahmen, sondern auch Mechanismen der Selbstregulierung ein zunehmend höherer Stellenwert eingeräumt. Die Frage, welcher Weg der Regulierung zu wählen ist, stellt sich gerade dann, wenn das Bedürfnis nach Zukunftssicherheit und Kontrolle diejenigen Risiken, die mit dem wissenschaftlich- technischen Fortschritt und der kommerziellen Nutzung seiner Fortschritte verbunden sind.

Hierbei stößt das klassische Modell der staatlichen Regulierung an die Grenzen materialer und imperativer Steuerung. Gegenstand der staatlichen Steuerung sind heute immer mehr komplexe Gestaltungsprozesse in einer Zeit, in der die Zielerreichung diese Steuerung von vielen Faktoren abhangt, die nur zu einem ganz geringen Teil der Verfügungsbefähigung und der Verfügungsbefugnis des Staates liegen. Hierbei fehlen dem Staat zum einen häufig diejenigen Informationen, die er zur Formulierung eines effektiven Steuerungsprogramms für komplexe Prozesse erforderlich sind. Diese Informationen besitzt häufig nur das zu steuernde System, das freilich nicht zur Preisgabe dieser Informationen bereit ist.

Die Globalisierung verstärkt dieses Problem, weil es die Möglichkeit eröffnet, sich der Verfügungsbefugnis eines Staates zu entziehen und trotzdem in diesem Staate zu wirken. So wurde für das Internet die Selbstregulierung als einzige dem globalen und virtuellen Charakter dieses Sozialraumes mögliche und angemessene Form der Regelsetzung bezeichnet und für eine Regelfindung ohne Intervention eines Nationalstaates plädiert.

Rechtliche Steuerung wird durchaus vermehr benötigt, ist aber gleichzeitig schwerer zu bekommen. In den Fallen, in denen das staatliche Modell der Regulierung an seine Grenzen stößt, kann die Selbstregulierung“ neue Möglichkeiten eröffnen. An die Stelle der materiellrechtlichen Anordnungen treten dann Verfahren und Strukturen, die das erwünschte, aber staatlichimpärativ nicht erreichbare Ergebnis begünstigen, ohne es vollständig gewährleisten zu können. Die Selbstregulierung ist dabei in einem erheblichen Umfang auf Kooperation zwischen dem steuernden Staat und den zu steuernden gesellschaftlichen Akteuren angewiesen.
Inhaltsverzeichnis
Gdeitwort7
Vorwort9
Inhaltsverzeichnis10
1. Einleitung: Medienfreiheit und Datenschutz13
2. Europarechtliche Vorgaben: Die EG-Datenschutzrichtlinie17
2.1. Die Verarbeitung18
2.2. Personenbezogene Daten18
2.3. Journalistische, kiinstlerische und literarische Zwecke19
2.4. Abweichungen und Ausnahmen20
2.5. Recht auf Privatsphäre22
2.6. Vorschriften für die Freiheit der Meinungsäußerung24
2.7. Das Notwendigkeitskriterium und das Abwägungsgebot26
2.8. Zusammenfassung30
3. Verfassungsrechtliche Vorgaben aus dem Grundgesetz32
3.1. Das Recht auf informationelle Selbstbestimmung32
3.2. Die Presse- und Rundfunkfreiheit46
3.3. Das Verhältnis zwischen der Medienfreiheit und dem Recht auf informationelle Selbstbestimmung59
3.4. Das Verhaltnis der Grundrechte unter Privaten - staatliche Schutzpflichten61
3.5. Zusammenfassung71
4. Das Entstehungsgeschichte des Medienprivilegs im BDSG73
4.1. Das Medienprivileg in der Fassung von 197773
4.2. Das Medienprivileg in der Fassung von 199075
4.3. Das Medienprivileg in der Fassung des Referentenentwurfs von 199980
5. Das Medienprivileg in der heutigen Fassung85
5.1. Änderung gegenüber der Fassung von 199086
5.2. Die Regelung des § 41 BDSG für die Presse87
5.3. Die Regelung des § 41 BDSG fur den Bundesrundfunk92
5.4. Medienprivilegien in den Bundesländern95
5.5. Die Regelungen fiir die Mediendienste in dem MDStV97
6. Das Instrument der Selbstregulierung104
6.1. Erfahrungen aus dem Ausland105
6.2. Das Konzept zu Selbstreguliemng106
6.3. Motive fur Selbstregulierung110
6.4. Die Vorgaben aus Art. 27 EG-DSRL111
6.5. Die Umsetzung in § 38a BDSG113
6.6. Zusammenfassung114
7. Der Schutz der Privatsphare durch den Deutschen Presserat116
7.1. Institution „Deutscher Presserat'*116
7.2. Der Pressekodex117
7.3. Der Schutz der informationellen Selbstbestimmung durch den Pressekodex118
7.4. Das Sanktionssystem120
7.5. Kritik121
8. Die Umsetzung der EG-Datenschutzrichtlinie im Bundesdatenschutzgesetz124
8.1. Die Adressaten der Umsetzungspflicht124
8.2. Inhaltliche Anforderungen an die Umsetzung von EG-Richtlinien125
8.3. Entspricht § 41 BDSG den Vorgaben der Richtlinie127
8.4. Zusammenfassung133
9. Vereinbarkeit des § 41 BDSG mit dem Grundgesetz135
9.1. Formelle Verfassungsmäßigkeit135
9.2. Materielle Verfassungsmäßigkeit136
10. Modernisierungsbedarf fiir § 41BDSG?149
10.1. Die Kompetenz des Gesetzgebers149
10.2. Europarechtskonforme Umsetzung151
10.3. Unterscheidung zwischen öffentlichen und nicht-öffentlichen Bereich160
11. Lösungsvorschlag für ein neuen § 41 BDSG165

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