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Die Problematik offener Probleme. Ein Symptom unserer Zeit.

AutorAdalbert Rabich
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2014
Seitenanzahl102 Seiten
ISBN9783656570301
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis24,99 EUR
Studienarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Philosophie - Philosophie des 20. Jahrhunderts, , Sprache: Deutsch, Abstract: Vermutet man eine schwierige Aufgabe, dann spricht man zuweilen davon, 'man habe ein Problem'. Aber man ist nicht immer bereit, das Problem auch zu lösen. Viele Probleme im Zusammenhang mit einem vernetzten Netzwerk führen dann auf eine solche Problematik, dass sie möglicherweise ein einzelner nicht zu lösen vermag. Ähnliches kann eintreten, wenn Lösungs-Ideen dazu beitragen sollen, derer Wert man nicht ohne weiteres erkennt. Das ist ein Zustand, in denen Arbeitsgemeinschaften, Fachministerien usw. geraten, wenn sie selbst nicht kompetent sind oder einen Unabhängigen Fachmann besitzen mit der Fähigkeit, den Sachver-halt uneigennützig aufzuklären und relevante Lösungen in Vorschlag zu bringen. Die Geschichte lehrt in vielen Beispielen, wie auftauchende Probleme bewältigt wurden - nicht immer erfolgreich, manchmal sogar zum Schaden von Personen, Gesellschaft und Staat. Vielfach spielt da das Vertrauen eine Rolle; man glaubt, die richtige Führung, Leitung gefunden zu haben und in großer Hoffnung auf sie die Zukunft zu bauen. Es gilt also, hier die Grundlagen für das Erkunden, Erkennen und Lösen von Problemen aufzuzeigen. Wie bei der Kreativität kann man diese Fähigkeit nicht einfach erlernen, er gehören neben breitem Wissen auch viel Erfahrungen des Lösens von Problemen dazu. Nun sind die Probleme über alle möglichen Gebiete verstreut - und oft treten ganz neue, noch nicht dagewesene auf. Die verschiedenen Probleme lassen sich auf unterschiedlichste Art klassifizieren, was nützlich sein kann, wenn man sie nach dem Schwierigkeitsgrad des Lösens, nach seinem Einfluss auf Nachbargebiete, auf die Wissenschaft, auf das einzelne Individuum einteilt, um den grundsätzlich nötigen Aufwand zum Lösen zu ermitteln. Auf keinen Fall kann man nicht einfach in einem Lexikon oder Handbuch nachschlagen, um zu einer Lösungs-Anleitung zu gelangen. Diese Mühsal kann niemandem genommen werden. Beim Erkennen von Problemen muss man frei sein von Vorurteilen; Ideologien können kein Fundament für sachgerechte und zukunftsfähige Lösungen aufbereiten. In unserer Welt ist das aber leider nicht selten der Fall. Man braucht den Mut, über Grenzen des engeren Fachgebietes hinweg zu schauen, einmal, um Anregungen zu gewinnen und andererseits die Tragweise einer Lösung abschätzen zu können. Von besonderer Bedeutung sind solche Probleme, die die Menschheit insgesamt betreffen. Eine Objektivierung würde jedoch unmöglich sein, wenn man fanatisch an einer vermeintlichen Lösbarkeit hängt.

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Leseprobe

3. Die Problembewältigung in einer menschlichen Gesellschaft, einem Volk, einem Staat


 

Probleme des Menschen liegen nicht nur im Leben, in der Existenz an sich, sondern sie haben ihren Sitz im Menschen, in seiner Psyche und sind demgemäß auch zu behandeln und ggf. einer Lösung zuzuführen. Das soll hier nicht weiter diskutiert werden.

 

Ob ein Sachverhalt als Problem bezeichnet wird, dürfte in der Evolution des Menschen sich geändert haben. Manchmal hielt man es nicht mehr für nötig, länger darüber nachzudenken und nach einer Lösung intensiv zu suchen. So arbeitete man in den letzten Jahrhunderten in der Technik nach dem Prinzip, wenn das Problem als solches nicht exakt und z.B. in Differentialgleichungen darstellbar ist, so muss trotzdem in der Richtung auf eine befrrie-digende Lösung gearbeitet werden. So verwendete man z.B. Kurzprüfverfahren für das Abschätzen der Gebrauchsdauer bei belasteten Maschinenteilen, in dem die realen Verhält-nisse nachgeahmt und in einer Gleichung mit veränderbaren Variabeln sowie Konstanten die Versuchsergebnisse gebrauchstauglich gemacht wurden. In großem Stil und mit einem Rechenprogramm für Computer arbeitete man später sogar daran, die zukünftige Entwicklung des Klimas abschätzen zu können, also zu einem Ergebnis unter Vorbehalten zu gelangen.

 

Probleme kann der einzelne Mensch je nach seinen Veranlagungen und Fähigkeiten wahrneh-men, erkennen, beurteilen und die notwendigen Entscheidungen zu einer pragmatischen und im Sinne der Zukunftsentwicklung vertretbaren Lösung treffen. In einer kleinen, auf die Lebensexistenz ausgerichteten Sozio-Gruppe (z.B. in der Steinzeit) übernimmt diesen Prozess – durch Akzeptanz oder mit Zustimmung– gewissermaßen ein herausragendes oder „gewähl-tes“ Mitglied stellvertretend, sozusagen von „Amts“ wegen.. In größeren Gesellschaften bildete sich im Laufe der Geschichte für diese Stellvertretung oder Führung ein normiertes Verfahren heraus, was sich über die Zeit hin auch wandelte. Teilweise gab es absolute Herr-scher und zuweilen auch so etwas wie demokratische Strukturen, die sich aber nur eine Zeitlang halten konnten.

 

In Deutschland setzte sich nach dem verlorenen Zweiten Weltkrieg ein Ausschuss[17] zusam-men, der den Text einer verbindlichen Verfassung entwarf, worin die Delegation der (maßgebenden) öffentlichen Meinung an die politischen Parteien vorgesehen war. Da die völkische Gemeinschaft Deutschlands heutzutage Pluralitäten allerlei Art aufweist, darunter auch solche, die sich als allein im Besitz der Wahrheit oder der richtigen Politikauffassung wähnen und demgemäß das Sagen im Staat haben wollen[18], obwohl sie nur in der Minderheit sind, ist die sich einstellende öffentliche Meinung weder stabil noch ein korrektes Abbild der Summe aller Individuen oder Meinungsgruppen. Eine Störung der Meinungsverteilung wird insbesondere durch solche Ideologien hervorgerufen, die vorgeben zu wissen, wie das Heil der Welt, das Vermeiden eines Weltunterganges[19] zu erreichen ist und auf welchem Wege.[20]

 

Nach dem 1948 festgezurrtem Grundgesetz wirken Parteien bei der politischen Willensbil-dung mit. Sie sollen dabei innerparteilich die Demokratie verwirklicht haben[21], d.h. es soll keine dominierende Gruppe entstehen. Im Verhältnis gegenüber der Bevölkerung haben die Parteien mit ihren Mitgliedern mehr an Einfluss auf die „öffentliche“ Meinung als die einzelnen Individuen gewonnen, was hingenommen wird und weshalb sich Medien danach richten[22]. Ein Problem stellt der Austausch von Parteimeinungen im Parlament dar, weil dort eine sachbezogene Diskussion auf Fakten oft nicht mehr zum Zuge kommt; es werden bereits vor der parlamentarischen Sitzung die Partei-Fraktion Standpunkte bestimmt und es kommt nicht mehr zu einer durch Argumente belebte Diskussion zustande. Einseitige Meinungstrans-porte lassen sich da nicht verhindern. So scheint hier ein Problem zu bestehen.

 

Die Zahlen-Verhältnisse der Parteien sagen also an sich nichts mehr aus über die wissen-schaftliche und rechtfertigbare Macht der Einzel-Partei. Man schaue sich einmal eine Wahl wie die zum Bundestag September 2013 an. Eine Durchleuchtung zu den Motiven der Wähler für ihre Entscheidung gibt es nicht, aber man kann sich Gedanken machen über die Repräsen-tativität von Befragungsergebnissen bei der Wahl. 2 Tsd. Wähler wurden befragt, die das Wahlvolk von 62,2 Mio. repräsentieren sollen. Zunächst sei angeführt, dass zu diesem Zeitpunkt die Parteien etwa folgende Mitgliederzahlen haben[23]:

 

SPD 460 , CDU 450, CSU 140, FDP 60, Linke 60, Grüne 56 Tausend.

 

Im Wahlergebnis erscheinen nach positiven Stimmenanteilen:

 

CDU-CSU 40 %, SPD 28 %, Grüne 10 %, d.h. Grüne sind bei Betrachtung der Mitgliederzahl über“repräsentiert“, sie verfügen über mehr „Sympathisanten“.

 

Betrachtet man die (befragten) Wähler, so ergibt sich folgendes Bild:

 

nach Schulabschluss bei 31 % dieser Gruppe in der Bevölkerung ist die mit Abitur/Fachhochschulreife bei CDU-CSU mit 38 %, SPD 25 % und Grüne mit 15 %,

bei der Gruppe der Rentner mit 28 % der Bevölkerung CDU-CSU mit 48 %, SPD

 mit 34 % und bei den Grünen mit 6 % vertreten,

 bei der Gruppe der Erwerbstätigen mit 60 % der Bevölkerung CDU-CSU mit 38 %,

 SPD mit 26 % und Grüne mit 10 %,

bei der Gruppe der (nicht leitenden) Angestellten/(Beamten mit 34 % der Bevölkerung ist die CDU-CSU mit 38 %, SPD mit 29 % und Grüne mit 12 % vertreten.

 

Was kann uns diese Aufschlüsselung sagen? Eigentlich nur, dass das Entscheidungsniveau in der Bevölkerung ungleich verteilt ist und dass in Rückkopplung zu den Partei-Programmen keine Tendenz der Abhängigkeit von der Vorbildung besteht. Bei den Rentnern steht wahrscheinlich die Hoffnung Pate, dass die CDU-CSU hier besonders fürsorglich mit ihnen umgehen wird. Sonst kann man keine klaren Signifikanzen erkennen.

 

Aus allgemeinem Erfahrungswissen wird jedoch klar, dass das gegenwärtige Entscheidungs-System für das Staats- und Volks-Wohl Mängel aufweist, denn langwierig ausgehandelte Kompromisse im Parteien-Streit sind ein Zeichen von Denkdiskrepanzen, deren Rechtfer-tigung und Begründung keineswegs evident zu sein scheint und auch gar nicht offen gelegt wird. Und dabei sind schwerwiegende Probleme in der Regulierung der Sozialversicherungen sowie der staatlichen monetären Verschuldung vorhanden, ja es ist nicht einmal klar, ob das Gewicht der Entscheidungslast voll erkannt wird, denn sonst würde man nicht streiten oder Kompromisse aushandeln, denen man eine Eigenschaft ansieht:

 

Faule Kompromisse neigen dazu, weiter zu faulen.

 Quadbeck-Seeger, Hans-Jürgen, Chemiker, Forschung, BASF

 Im Labyrinth der Gedanken, 2005.

 

Das Volk besteht nicht nur aus Parteimitgliedern und Parteiprogramme und plakative Verkün-digungen zeigen lediglich eine Willensabsicht auf, die erst realistisch analysiert und umge-setzt werden muss. Deshalb steht vor einer Wahl immer eine propagandistische Aktion, in der über das Parteiprogramm hinaus mit den Methoden der Werbung operiert wird[24]. Damit wird sogar unterstellt, dass die Menschen auf Werbung positiv reagieren und diejenigen Individu-en, die rational handeln wollen, in der Minderheit sind.[25] Die Fähigkeit, Probleme gravieren-den Ausmaßes dauerhaft zu lösen, kann da durch eine Wahl wohl nicht verbessert werden.

 

Die Tragik ist offensichtlich, dass die öffentliche Meinung in erheblichem Maße durch die publizierenden Medien geformt wird – und diese achten auf das Echo aus dem „Volk“. Die öffentliche Meinung kann schwanken und wechseln – je nach Sicht- und Vortragsweise der zu Wort kommenden Personen[26] und dem Eindruck, den die Reden beim „Volk“ hervorrufen. Kassandra-Rufe im Sinne der menschengemachten zukünftigen Klimaerwärmung sind verführerisch, aber sie werden konfrontiert mit einer Wissenschaft, die nicht die Kraft hat, die Zukunft vorherzusagen.[27] Es erscheint zwar kühn, aber nicht abwegig, Meinungen als Daten zu präsentieren, weil die Vorstellung, die die Menschen zu den Fakten haben, entscheiden-d(er) sind als die Fakten selbst.[28].

 

Als Beispiel seien die nach unterschiedlichsten Methoden[29] rekonstruierten Daten von CO2 und Temperatur bisheriger Erdgeschichte (Paläoklimatologie) wiedergegeben[30]:

 

 

Damals konnte der anthropogene Treibhauseffekt keinesfalls die Ausmaße haben wie in der Zeit aufkommender gewaltiger Industrialisierung mit Hilfe der Kohlenstoff-Oxidation[31]. Da der Effekt bislang wissenschaftlich nicht direkt nachweisbar ist, muss er als hypothetisch und weiterhin wie nach den ersten Überlegungen infolge der Erkenntnis von Eiszeiten als eine Vermutung gelten. Dennoch wird in Gedankenmodellen zukünftigen Klimas nicht nur als Funktion, sondern als physikalisch-historisch definierte Größe verwendet, musste aber in den Modellen schon verschiedentlich dazu „lernen“; man korrigiert bzw....

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