Sie sind hier
E-Book

Die Relationalität des Subjektes im Kontext der Religionshermeneutik

Arbeitsdokumentation eines Symposiums

AutorGerhard Oberhammer, Markus Schmücker
VerlagÖsterreichische Akademie der Wissenschaften Verlag
Erscheinungsjahr2011
Seitenanzahl351 Seiten
ISBN9783700171607
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis36,00 EUR
Die in diesem Sammelband vereinigten Beiträge dokumentieren das mittlerweile neunte interdisziplinäre Symposion, das vom Institut für Kultur- und Geistesgeschichte Asiens der Österreichischen Akademie der Wissenschaften veranstaltet und im September 2008 unter dem Titel 'Das Subjekt als Prinzip der Relationalität im Kon-text der Religionshermeneutik' in Wien abgehalten wurde. Bei diesem Symposion sollte gezeigt werden, dass in religionshermeneutischer Perspektive 'Religion' ohne eine Diskussion über das Subjekt und ohne die Frage nach seiner Relationalität unvollständig bleibt. Alle Beiträge dieses Bandes nähern sich dem Problem, wie im Kontext einer religiösen Tradition Subjektivität mit Relationalität verbunden werden kann. Dem Subjekt fällt dabei stets eine doppelte Bedeutung zu. Einerseits meint die Relationalität des Subjektes eine grundlegende Bezogenheit auf Transzendenz. Andererseits kennzeichnet Rela-tionalität ein Subjekt in Beziehung zu anderen Subjekten als begegnendes 'Mitsein'.

Kaufen Sie hier:

Horizontale Tabs

Leseprobe
EBERHARD GUHE (S. 254-255)

„Being No One“ oder „Being Someone“ Zur Theorie des „Selbstmodells“ und seine Nähe zu buddhistischen Denktraditionen


Im Folgenden wird der Versuch einer kritischen Annäherung an die auf Ergebnisse der modernen Hirnforschung aufbauende Selbstmodelltheorie (SMT) Thomas Metzingers unternommen – und zwar unter Einbeziehung der nach Metzingers eigenem Bekunden durchaus konstruktiven Einwände des dänischen Phänomenologen Dan Zahavi gegen die SMT (vgl. Teile 1 und 2).

Insbesondere soll dabei untersucht werden, ob es – wie Metzinger in seinem Hauptwerk „Being No One“ (Metzinger 2003) behauptet – tatsächlich Berührungspunkte zwischen der SMT und der Advaita- Philosophie Sa?karas oder der Vorstellung von der Erleuchtung im Buddhismus gibt, oder ob vielleicht andere Aspekte des Buddhismus eine viel größere Affinität zur SMT aufweisen (vgl. Teil 3). Abschließend werden wir zeigen, dass sich die nur scheinbar gegensätzlichen Positionen Metzingers und Zahavis, die man schlagwortartig mit „Being No One“ (Metzinger) bzw. „Being Someone“ (Zahavi) benennen könnte, unterschiedlichen Beschreibungsebenen zuordnen lassen, zwischen denen eine Supervenienz- Beziehung besteht (vgl. Teil 4).

1.

Zum Verständnis der SMT ist zunächst zu berücksichtigen, dass Metzinger die Begriffe „Subjekt“ und „Ich“ in unterschiedlichem Sinne verwendet: „Was wir in alltagspsychologischen Zusammenhängen als ,das Ich‘ bezeichnen, ist das phänomenale Selbst: Der im subjektiven Erleben unmittelbar gegebene Inhalt des Selbstbewusstseins.“ (MetzingerHp: 3) Vom „Subjekt“ spricht Metzinger hingegen, wenn er eine Eigenschaft des phänomenalen Selbsts hervorheben will, nämlich die, dass wir in unserem Handeln und Erleben Beziehungen zu uns selbst und zur Welt aufbauen.

Er nennt diese Eigenschaft auch „Perspektivität“. In unserem Zusammenhang ist Perspektivität das dominante Strukturmerkmal des Bewusstseinsraums als Ganzer: er wird durch ein handelndes und erlebendes Subjekt zentriert, durch ein Selbst, das Beziehungen zu sich selbst und zur Welt aufbaut. Beispiele für ein Selbst sind Aussagen wie: „Meine Welt besitzt einen unverrückbaren Mittelpunkt und dieser Mittelpunkt bin ich selbst.“ „Bewusstsein zu haben, bedeutet, eine individuelle Innenperspektive zu besitzen.“ „Im Erleben nehme ich diese Ich-Perspektive sowohl auf Personen und Dinge in der Welt, als auch auf meine eigenen geistigen Zustände ein“ (MetzingerHp: 4).
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
INHALT6
Einleitende Bemerkungen8
Der Ort, an dem sich Gott ereignet20
Sich dem Unbedingten verdankt fühlen. Vom Ursprung der Religiosität im bewussten Leben46
Transzendenz, Andersheit und Dezentrierung des Subjekts. Theologische Anmerkungen zur zeitgenössischen Hermeneutik der Religionen178
Menschsein als Gabe114
Der Eine schließt die Anderen nicht aus. Gott als der „Nichtandere“ oder als der „Ganz Andere“162
Relationalität und Einheit bei Meister Eckhart192
Ichlosigkeit als wahres Selbst. Reflexionen zu einer religiösen Subjektivitätskonstruktion214
Über das Verhältnis von Relationalität und Subjektivität232
„Being No One“ oder „Being Someone“. Zur Theorie des „Selbstmodells“ und seine Nähe zu buddhistischen Denktraditionen254
Divine-Human Community as the Standard of Relationship in Vedanta Desika’s Srivaisnava Vedanta272
Self-Awareness (vimarsa) as the Condition of Subject in the Pratyabhijña School288
Zur Bedeutung des Wortes „Ich“ (aham) bei Venkatanatha310
Sach- und Namensindex342
Die Autoren und Autorinnen350

Weitere E-Books zum Thema: Philosophiegeschichte - Ethik

Konflikt

E-Book Konflikt
Format: PDF

Ziel des vorliegenden Bandes ist es, das Thema Konflikt umfassend und in seiner ganzen Breite aus der Perspektive unterschiedlicher Disziplinen zu behandeln. Wie gehen Primaten, Menschen wie Tiere,…

Konflikt

E-Book Konflikt
Format: PDF

Ziel des vorliegenden Bandes ist es, das Thema Konflikt umfassend und in seiner ganzen Breite aus der Perspektive unterschiedlicher Disziplinen zu behandeln. Wie gehen Primaten, Menschen wie Tiere,…

Konflikt

E-Book Konflikt
Format: PDF

Ziel des vorliegenden Bandes ist es, das Thema Konflikt umfassend und in seiner ganzen Breite aus der Perspektive unterschiedlicher Disziplinen zu behandeln. Wie gehen Primaten, Menschen wie Tiere,…

Konflikt

E-Book Konflikt
Format: PDF

Ziel des vorliegenden Bandes ist es, das Thema Konflikt umfassend und in seiner ganzen Breite aus der Perspektive unterschiedlicher Disziplinen zu behandeln. Wie gehen Primaten, Menschen wie Tiere,…

Katharsiskonzeptionen vor Aristoteles

E-Book Katharsiskonzeptionen vor Aristoteles
Zum kulturellen Hintergrund des Tragödiensatzes Format: PDF

Aristotle uses the concept of catharsis at various points in his writings – in his works on reproduction, on zoology, on physics, and on politics. In his Poetics, the concept is…

Katharsiskonzeptionen vor Aristoteles

E-Book Katharsiskonzeptionen vor Aristoteles
Zum kulturellen Hintergrund des Tragödiensatzes Format: PDF

Aristotle uses the concept of catharsis at various points in his writings – in his works on reproduction, on zoology, on physics, and on politics. In his Poetics, the concept is…

Der Begriff des Skeptizismus

E-Book Der Begriff des Skeptizismus
Seine systematischen Formen, die pyrrhonische Skepsis und Hegels Herausforderung - Quellen und Studien zur PhilosophieISSN 78 Format: PDF

Must we acknowledge scepticism as an uncontrollable threat to our claims to knowledge?  Using the differences of its systematic forms in theoretical and practical philosophy, the author makes…

Weitere Zeitschriften

Ärzte Zeitung

Ärzte Zeitung

Zielgruppe:  Niedergelassene Allgemeinmediziner, Praktiker und Internisten. Charakteristik:  Die Ärzte Zeitung liefert 3 x pro Woche bundesweit an niedergelassene Mediziner ...

Baumarkt

Baumarkt

Baumarkt enthält eine ausführliche jährliche Konjunkturanalyse des deutschen Baumarktes und stellt die wichtigsten Ergebnisse des abgelaufenen Baujahres in vielen Zahlen und Fakten zusammen. Auf ...

BONSAI ART

BONSAI ART

Auflagenstärkste deutschsprachige Bonsai-Zeitschrift, basierend auf den renommiertesten Bonsai-Zeitschriften Japans mit vielen Beiträgen europäischer Gestalter. Wertvolle Informationen für ...

Deutsche Hockey Zeitung

Deutsche Hockey Zeitung

Informiert über das nationale und internationale Hockey. Die Deutsche Hockeyzeitung ist Ihr kompetenter Partner für Ihren Auftritt im Hockeymarkt. Sie ist die einzige bundesweite Hockeyzeitung ...

DHS

DHS

Die Flugzeuge der NVA Neben unser F-40 Reihe, soll mit der DHS die Geschichte der "anderen" deutschen Luftwaffe, den Luftstreitkräften der Nationalen Volksarmee (NVA-LSK) der ehemaligen DDR ...