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E-Book

Die religiöse Dimension der Sportart Fußball und deren Bedeutung für die Schule

AutorBenjamin Reimold
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2008
Seitenanzahl79 Seiten
ISBN9783638053877
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis26,99 EUR
Examensarbeit aus dem Jahr 2007 im Fachbereich Theologie - Religion als Schulfach, Note: 2,0, Pädagogische Hochschule Karlsruhe, 62 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: 'Miro Klose - Fußball Gott'. Hauptaugenmerk dieser Arbeit gilt den Analogien zwischen Fußball und Religion. Die Analogien zwischen Religion und Sport sind vielfältig und scheinen gerade im Fußball besonders stark vertreten zu sein. Sie reichen weit über den Sprachgebrauch hinaus. Die Entstehung eines Gemeinschaftsgefühls, das dem Fan Halt und Geborgenheit vermittelt, da er sich als Teil eines größeren Ganzen empfindet. Das Verbinden von Fußball mit einer Hoffnung für eine ganze Nation, wie beim Wunder von Bern, oder beim Einzelnen, der im Ineinander von Leistung und Glück Hoffnung für seinen Alltag verspürt, da er im Fußball ein Spiegelbild für den eigenen Lebenskampf erfährt. Die Identifikation mit dem Geschehen auf dem Platz und mit bestimmten Akteuren, ermöglicht es dem Fan seine Wirklichkeit zu überschreiten, Probleme zu vergessen und an der Stärke seiner Helden teilzuhaben, beziehungsweise sie auf sich zu assoziieren, um selbst Sieger zu sein, usw. Doch zunächst befasst sich diese Arbeit mit den Wurzeln des Fußballspiels, dem Verhältnis zwischen Kirche und Sport, wobei es unter anderem um die dem Sport immanente Ethik geht. Was macht Fußball so faszinierend und woher stammt die Verbindung von Kult und Sport, dies und vieles mehr sind weitere Fragen auf die eingegangen wird. Am Ende folgt dann der Schulbezug, wobei untersucht werden soll, in wie fern die gewonnenen Erkenntnisse für die Schule von Bedeutung sein können und wie man sie aufbereiten könnte.

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Leseprobe

2. Geschichtliches zur Sportart Fußball


 


Die wohl älteste Wurzel des Fußballspiels geht auf ein chinesisches Spiel namens Ts`uh küh (den Ball mit dem Fuß spielen) aus dem 3. Jahrhundert v. Chr. zurück. Ziel des Spiels war es, einen aus zusammengenähten Lederstücken bestehenden Ball in fünf Meter hohe Tore zu spielen. Zumindest zu seinen Anfängen war dieses Spiel wohl zur militärischen Ertüchtigung gedacht. Es erfreute sich aber mit zunehmender Zeit immer größerer Beliebtheit und entwickelte sich sogar zum Nationalsport. Dabei wurden die Regeln mit der Zeit immer ausdifferenzierter und es bestehen sogar Hinweise auf  Art Profiliga. Doch um 700 n. Chr. geriet das Spiel wieder in Vergessenheit. [7],[8]

 

Auch bei den Azteken, Mayas, Mixteken, Zapoteken fanden kultische Ballspiele statt, die in gewisser Weise dem Fußball ähnelten. Bei diesen Spielen wurden die Verlierer getötet. Nicht nur ihre Existenz, sondern die Existenz ihres ganzen Volkes hing vom Ausgang des Spiels ab. [9] Selbst von den Römern ist bekannt, dass sie eine Art von Fußball in ihren Amphitheatern spielten. [10]

 

Während der Renaissance entstand in Italien eine Sportart die sich „Calcio“ nannte. Bis dahin wird von vielen Ballspielen berichtet die mit etwas Phantasie ebenfalls an Fußball erinnern. Beim „Calcio“ durfte der Ball sowohl mit den Füßen gespielt werden, als auch mit den Händen getragen. Es war also eine Art Vermischung aus Fußball und Rugby, wobei es wohl mehr dem Rugby ähnelte, da das Ziel des Spiels darin bestand den Ball über eine Linie zu befördern. Die Teilnahme war Adligen vorbehalten. Als Urform des europäischen Fußballs wird von vielen Autoren die „Soule“ betrachtet, die in Frankreich und in England, wohl um das 12 Jahrhundert,  entstand. Dieses „Soule“ war ein äußerst brutales Spiel, welches wohl etliche Todesopfer forderte. Es bot die Möglichkeit der Selbstjustiz in einer oft ungerechten Gesellschaft und die Möglichkeit der Austragung von Konflikten zwischen Gruppen. Gespielt wurde nach Gottesdiensten, an Feiertagen oder am zweiten Sonntag nach den Heiratszeremonien. Es standen sich Mannschaften, Gemeinden oder ganze Dörfer gegenüber. Ziel war es auch hier den Ball an einem bestimmten Ort abzulegen. Nach Freigabe des Balles versuchten die Teilnehmer sich diesen zu erkämpfen, um ihn in die gewünschte Richtung zu befördern. Der Ausübung von Gewalt, um den Gegner unschädlich zu machen, war dabei keine Grenze gesetzt. Die „Soule“ wurde vom 19 Jahrhundert an nicht mehr gespielt, sie hatte sich bis dahin kaum in ihrer Ausprägung und in ihren Regeln verändert. Sie verschwand, da sie für die gesellschaftliche Ordnung nicht mehr zweckdienlich war und da man das Töten ohne Folgen nicht weiter tolerieren wollte. [11]

 

2.1 Entstehung des modernen Fußballs


 


 

Abb. I,  Geschichte des   Fußballs (Bürger im Staat, Zugriff am 19.9.07 unter: http://www.buergerimstaat.de/1_)

 

Mit dem Verschwinden der „Soule“ konnte sich der moderne Fußball ausbreiten. Die Teilnehmerzahl wurde

 

begrenzt, ein Spielfeld bestimmt und Tore aufgestellt.

 

Dies geschah um die Mitte des 17 Jahrhunderts. Etwa zweihundert Jahre später wurde das Berühren des Balles mit den Händen verboten. Gleichzeitig entstand das Rugby, welches den Einsatz der Hände natürlich erlaubte und deshalb wohl eng mit der Tabuisierung der Hände im Fußball im Zusammenhang steht. Diese Entwicklung des Fußballs vollzog sich in englischen Universitäten und Privatschulen. Fußball wurde dort zur Leibesertüchtigung gespielt. Auch die Barbarei der „Soule“ fand hier ihr Ende und die Gewalt musste somit der Geschicklichkeit weichen. Die Regeln, nach denen Fußball an den verschiedenen Universitäten und Privatschulen zu dieser Zeit gespielt wurde, unterschieden sich allerdings so stark, dass ein Vergleich zwischen den Schulen noch nicht möglich war.  [12] Dies änderte sich als 1846 Studenten der Universität Cambridge erstmals Regeln schriftlich festhielten, die sogenannten „Cambridge Rules“. 11 Jahre später wurde der erste Fußballclub der Welt gegründet, der Sheffield F.C.. 1863 wurde in England die Football Association gegründet, was einen weiterer Meilenstein für die Entwicklung und Verbreitung der Sportart Fußball darstellte. Mit den „Cambridge Rules“ als Basis, legte die Football Association ein umfangreiches Regelwerk fest.

 

Von England aus verbreitete sich der Fußball in Europa, zunächst aber hauptsächlich in der Schweiz. Durch englische Studenten an Schweizer Privatschulen in der Genfer- See- Region wurde der Fußball in der Schweiz eingeführt und konnte sich von da aus ausbreiten. Über die Schweiz kam der Fußball dann in die angrenzenden Länder. Im Jahre 1904 wurde dann die Fifa (Federal Internationale de Football Association) gegründet. Die Fifa als Fußballweltverband hat ihre Aufgabe in der Organisation von Länderspielen und der Festlegung von international geltenden Regeln.

 

1930 fand schließlich die erste Fußballweltmeisterschaft in Uruguay statt, an der 13 Mannschaften teilnahmen. Sechs Jahre zuvor war in Österreich die erste Profiliga entstanden. Fußballspielen wurde hier also zum Beruf erhoben. 1927 war auf Initiative des Österreichischen Fußball- Bundes der Mitropacup, der Vorläufer des Europapokals, entstanden. Nun konnten sich die europäischen Vereine der verschiedenen Nationen untereinander messen.  [13]

 

2.2 Fußball in Deutschland


 


Im vom jahnschen Turnen geprägten Deutschland hatte der Fußball es schwer, sich durch- und festzusetzen. Sport in der Schule, Mitte des 19. Jahrhunderts eingeführt und als Leibesübungen bezeichnet, war durch das Turnmodell von Adolf Spieß geformt. Ziel seines Konzeptes war es den Intellekt zu schulen, zu Ordnung und Untertanendisziplin zu erziehen und um zum Dienst gefügig zu machen. Demnach wurde der Gehorsam, die Aufmerksamkeit, sowie die Denkfähigkeit und das Gedächtnis geschult. Für zur Selbstständigkeit erziehende Spiele, wie Fußball, war in dieser Konzeption eigentlich kein Platz. Doch wurde 1874 zum ersten Mal in Deutschland Fußball gespielt und zwar im Martino- Catharineum Gymnasium in Braunschweig. Hauptverantwortlich dafür war ein Lehrer namens Koch, der ein Jahr später auch ein deutschsprachiges Regelwerk verfasste. Doch damit war der Bann noch nicht gebrochen, die Wiederstände waren nach wie vor groß. Ein kleiner Durchbruch gelang erst in den 90er Jahren des 18 Jahrhunderts. Ausgelöst hatte ihn die zu dieser Zeit aufkommende Spielbewegung, die sehr eng mit dem Namen Hartwick verknüpft ist, ein Düsseldorfer Amtsrichter, und mit dem in die selbe Zeit fallenden „Spielerlass“. Hartwick beklagte gesundheitliche Schäden, ausgelöst durch einen überzogenen Intellektualismus und durch die Industrialisierung. Spiele könnten diesen Zustand seiner Meinung nach nachhaltig verbessern. Der „Spielerlass“ des preußischen Kultusminister von Glosser, entstand als Reaktion auf die Kritik der intellektuellen Überfrachtung. In dessen Rahmen wurde nun Fußball zusammen mit einigen anderen Spielen in das Schulturnen übernommen. Allerdings musste der Fußball zunächst noch umgedeutet werden, um nicht direkt von den Engländern übernommen zu sein, da man dafür wohl zu stolz war. Trotz allem blieb die Kritik der Turnbefürworter gegen Fußball erhalten. Neben den unästhetischen Bewegungen und die damit einhergehende Verrohung, wurde auch die Verletzungsgefahr gegen Fußball aufgeführt. Außerdem befürchtete man ein Aufkommen von Disziplin- und Ordnungslosigkeit, durch die Möglichkeit des selbständigen Entscheidens beim Spielen. In Folge dessen war Fußball an einigen Schulen verboten. Dies änderte sich 1918 mit der Aufnahme in den Leitfaden des Turnunterrichts. Mitte der 20er Jahre erlangte die Schulturnerneuerung einen Höhepunkt, in dem die Spiele Handball, Schlagball, Barlauf, Hockey und Fußball ihre neuerworbene Anerkennung sichern und ihre Stellung als fester Bestandteil der schulischen Leibesübungen festlegen konnten.

 

Nach Etablierung des Fußballs in der Weimarer Republik, erfuhr das Sportspiel einen weiteren, allerdings sehr zweifelhaften Höhepunkt, in der Zeit des Nationalsozialismus. Es erlangte während dieser Periode die absolute Vormachtstellung unter den Sportspielen. Diese Zeit zeichnet ein sehr anschauliches und trauriges Bild für die politische Indienstnahme der Leibesübungen. In diesem Fall hauptsächlich, um die Schüler zur Wehrhaftigkeit zu erziehen. Neben Fußball war besonders auch das Boxen dazu gedacht, den Schüler Härte und  Einsatzbereitschaft zu vermitteln, um sie für Kriegszeiten wehrfähig zu machen. [14]

 

Trotz des von Oben verordneten Fußballs, spielte die Nationalmannschaft während dieser Zeit bei den großen Turnieren erfolglos. [15]

 

2.3 Geschichtliche Entwicklung des Fußball in Deutschland und in den Schulen der letzten fünfzig Jahre


 


Nach den Erfahrungen mit den Nationalsozialisten versuchte man an Deutschlands Schulen den Beitrag...

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