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Die Roboterrobbe 'Paro' und ihre Anwendungsfelder

AutorDiana Strehl
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2013
Seitenanzahl99 Seiten
ISBN9783656446491
FormatePUB/PDF
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Bachelorarbeit aus dem Jahr 2013 im Fachbereich Soziale Arbeit / Sozialarbeit, Note: 1,0, Hochschule Merseburg, Sprache: Deutsch, Abstract: Diese Bachelorarbeit beschreibt den gegenwärtigen Forschungsstand der robotergestützten Therapie am Beispiel der Roboterrobbe 'Paro'. Dabei werden verschiedene Anwendungen in der Pflege, speziell auch bei demenzerkrankten Menschen, und im pädiatrisch-therapeutischen Bereich vorgestellt. Dieser Analyse liegt eine Recherche in deutsch- und englischsprachiger Fachliteratur zu Grunde.

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Leseprobe

4 Anwendungsbereiche


 

4.1 Kurze Erläuterung zur methodischen Vorgehensweise


 

Ziel dieser Arbeit ist es, Anwendungsfelder von Paro zu identifizieren und seine Wirkungen zu erfassen. Auf der Grundlage einer Recherche in der Fachliteratur werden die bisherigen Ergebnisse der wissenschaftlichen Studien zusammengefasst. Auffällig ist, dass es relativ wenige Studien gibt, die sich mit der Anwendung von Paro befassen. So konnten keine einschlägigen Anwendungsstudien aus deutschen Forschungseinrichtungen und, wie bereits in Kapitel 3 erwähnt, auch keine Studie des DTI in diese Arbeit einbezogen werden. Die ermittelten Studien befassen sich ausschließlich mit der Untersuchung und Wirkung von Paro im Bereich des Gesundheitswesens, speziell der Altenpflege. Einige wenige Studien untersuchen den Einsatz im Bereich der Therapie von Kindern. Dieses Kapitel ist entsprechend nach „Älteren Menschen“ und „Kindern“ gegliedert.

 

 

Tab. 2: Übersicht der verwendeten Studien, sortiert nach der Abfolge in der Arbeit (Strehl)

 

Tabelle 2 listet die Studien, die in dieser Arbeit benutzt wurden, in der Reihenfolge auf, in der sie in der Arbeit erwähnt werden. Kern der Untersuchung ist die Zusammenstellung der Ergebnisse. Daher werden die Studien teilweise nicht an einem Stück und ausführlich dargestellt, sondern auf die Methoden und Ergebnisse reduziert. Wenn z.B. eine Forschergruppe in mehreren Studien die gleiche Methode anwendet, so werden alle Erkenntnisse dazu zusammengestellt. Um eine gute Lesbarkeit und Orientierung zu gewährleisten, werden die Ergebnisse im Text, durch die in Spalte 1 angegebenen „Kürzel“, den Studien zu geordnet. Im Anhang befindet sich ab Seite 2 eine Auflistung der Quellen zu den Studien.

 

Kapitel 4.2 befasst sich mit der Anwendung Paros in der Pflege von älteren Menschen und soll dazu beitragen, zu klären, in wiefern solche Roboter das Leben von pflegebedürftigen Menschen positiv beeinflussen können.

 

4.2 Ältere Menschen


 

4.2.1 Ambulante und stationäre Einrichtungen für Senioren


 

Paro wurde hauptsächlich in Studien genutzt, die sich mit älteren Menschen befassen. Es gibt vor allem eine Vielzahl von Veröffentlichungen von Dr. Shibata und seinem Team, die Kurz- und Langzeitstudien in Japan präsentieren, welche in ambulanten und stationären Einrichtungen durchgeführt wurden. Dabei handelt es sich um die Studien S1 bis S4. Das Ziel der Autoren dieser Studien war es, Erkenntnisse zu den psycho- und physiologischen Einflüssen von Paro auf die MRI und für die Designtheorie von therapeutischen Robotern zu gewinnen. Außerdem sollte eine Methodologie von RAT und RAA entwickelt werden (vgl. Wada2004a).

 

Vor jeder Studie führte das Pflegepersonal mit den freiwilligen Teilnehmern ein MiniMental-State-Examination (MMSE) oder die überarbeitete Hasegawa-Demenzskala (HDSR) durch, um eine mögliche Demenz und deren Grad festzustellen (s.A. S.18). In allen 4 Studien hatten etwa ein Viertel bis ein Drittel der Teilnehmer Demenz. Auch wenn der Anteil der Demenzerkrankten bekannt war, wurden die vorgestellten Ergebnisse nicht nach „dement“ und „nicht-dement“ differenziert, sondern vermischt und pauschal bewertet. In allen Einrichtungen lag der Anteil der Frauen zwischen 80 und 100 Prozent.

 

Die Quellen, die diese Untersuchungen beschreiben, erwähnen keine näheren Details zur methodischen Durchführung oder Begleitung der Interaktion mit Paro durch Pflegekräfte. Um die Effekte von Paro zu erfassen, wurden eine physiologische Untersuchungsmethode und mehrere Selbsteinschätzungs- und Beobachtungsmethoden verwendet.

 

Die physiologische Methode war ein Urintest, bei dem Urinproben von den Teilnehmern genommen und auf die Hormonwerte 17-OHCS und 17-KS-S untersucht wurden (Studien S1 bis S4). Der 17- OHCS-Wert gilt als Stressindikator und steigt bei zunehmendem Stress an. Der 17-KS-S-Wert steht für die Fähigkeit, Stress abbauen zu können und verringert sich mit zunehmendem Alter oder bei Krankheit (s.A. S.19). Die Werte vor der Einführung von Paro galten als „Referenz“. Am Morgen nach der Interaktion mit Paro wurde der Uringesammelt und die dabei gemessenen Änderungen als Effekt von Paro bewertet (vgl. Sai- to2002a). Auch wenn das Ergebnis der Studien zeigt, dass Paro den Stress der älteren Menschen, vor allem bei denen die Paro mochten, positiv beeinflussen konnte, sind die Datenerhebungen und Auswertungen nicht immer nachvollziehbar.

 

In allen Studien sank die Teilnehmeranzahl rapide ab und über einen langen Zeitraum war es, aus nicht (immer) nachvollziehbaren Gründen, unmöglich gewesen, regelmäßig Urin von den Probanden zu nehmen. Beispielsweise sank die Teilnehmerzahl in einer Tagesstätte für ältere Menschen (S1) von anfänglich 20 auf 7 Teilnehmer nach 5 Wochen ab, weil nicht regelmäßig Urin abgenommen werden konnte. Von den 7 Personen schlossen die Autoren noch zwei weitere nach der 5 Woche der Studie aus, weil sie „[...] von Anfang an kein Interesse gehabt hatten.“ (Saito2002a, S.319).

 

In einem anderen Fall zielte die Urinuntersuchung darauf ab, verschiedene Wirkungen zwischen dem originalen und einem manipulierten Paro[2] , welcher ein einfacheres Verhalten aufwies, zu untersuchen (S2). Auch dabei sank die Teilnehmeranzahl rapide ab, weswegen die Unterschiede der beiden Paros vernachlässigt und die Urinwerte der zwei Gruppen vermischt wurden. Anschließend fand eine Eingruppierung der Probanden in jene die „Paro mögen“ und jene die „ihn nicht mögen“ statt und die Autoren stellten eine Kausalität zwischen den Urinwerten und dem Verhältnis der Probanden zu Paro her. Diejenigen, die Paro mögen, haben verringerte Stresswerte im Urin, während für die, die Paro nicht mögen keine positiven Effekte für den Stressabbau beobachtet werden konnten (vgl. Saito2002b).

 

In der Studie S3 schreiben die Autoren nach einer deutlichen Verbesserung der Stresswerte zu Beginn der Studie, dass die „[...] Interaktion mit Paro und die Interaktion durch Paro mit anderen Menschen [...] die physiologische Reaktion der lebenswichtigen Organe [verbessern].“(Wada2006b, S.3971). Nach 10 Wochen zeigte sich, dass im Gegensatz zu dem Anstieg während der ersten 4 Wochen die Stresswerte im Urin leicht gesunken waren. Die Autoren erkennen darin eine Gewöhnung an die Robbe (vgl. Wada2008).

 

Neben der physiologischen Stressevaluierung bestand eine weitere Methode in der direkten Befragung der Probanden mittels diverser Selbsteinschätzungsinstrumente. Dazu zählte die Gesichtsskala, die Profile of Mood States (POMS), die Geriatric Depression Scale (GDS) und eigene Bewertungsbögen. Zusätzlich wurden Beobachtungen durch das Pflegepersonal und Videoanalysen durchgeführt. Auch bei den Selbsteinschätzungsmethoden konnten keine vollständigen Datensätze von allen Probanden erhoben werden und es ist fraglich, ob (schwer) Demenzkranke der Aufgabenstellung folgen konnten. Mit einem selbsterstellten

 

Ein weiterer Fragebogen sollte die Entwicklung des Vertrauensverhältnisses jedes Probanden zu Paro untersuchen (S1 bis S3). Die Fragebögen haben 3 Items, die mit 0 bis 4 bewertet werden können. Dabei steht 0 für „Ich stimme gar nicht zu.“ und 4 für „Ich stimme voll und ganz zu.“. Die zu bewertenden Aussagen waren „Ich mag Paro.“, „Ich spreche mit Paro.“ und „Paro ist für mich wie ein Kind oder Enkelkind.“. Dabei zeigte sich, dass das Vertrauen der Probanden zu Paro stetig zunahm. Beispielsweise stieg die Bewertung der Aussage: „Paro ist für mich wie ein Kind oder Enkelkind.“ stark bei allen Probanden an (vgl. Wada2003b). Offen bleibt, ob die Evaluation der Entwicklung von Vertrautheit mit Hilfe dieses einfachen Fragebogens tatsächlich erhoben werden kann (s.A. S.24).

 

Die Gesichtsskala (s.A. S.26) dient zur Selbsteinschätzung des Befindens, wobei der Proband aus 20 bzw. bei der vereinfachten Form aus 7 Gesichtern, die je eine andere Stufe des Befindens kennzeichnen, ein Gesicht auswählt, das seinem Befinden entspricht (vgl. Wa- da2002a und Wada2005a). Die Probanden bewerteten (in den Studien S1 bis S3) ihr Befinden nach der Interaktion mit Paro immer besser als vor der Interaktion. Dieser Effekt zeigte sich über den gesamten Untersuchungszeitraum der Studien. Entgegen den Erwartungen der Autoren trat diese Verbesserung sowohl mit dem originalen als auch mit dem manipulierten Paro ein (S2) (vgl. Wada2002a).

 

Die Autoren erwägen drei unterschiedliche Erklärungen hierfür: Zum einen könne die kurze Interaktionszeit der einzelnen Teilnehmer mit Paro ein Grund dafür gewesen sein, dass die stets gleichen Reaktionen des manipulierten Paros auf die verschiedenen äußeren Stimuli nicht erkannt worden waren. Zum anderen wird behauptet, dass ältere Menschen die Funktionsweisen von Paro wegen fehlender Neugier nicht hinterfragen würden und somit auch nicht die Manipulation der Robbe erkannt hätten (vgl. Shibata2004c). Außerdem glauben die Autoren „[...] dass die Menschen [die mit dem originalen Paro interagierten] Paro möglicherweise als unfreundlich empfanden, weil er zu viele verschiedene Reaktionen [...] auf gleiche äußere Stimuli zeigte.“ (Wada2003c S.4001).

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