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E-Book

Die Saligen

Kraft und Geheimnis des Weiblichen

AutorClaudio Risé, Moidi Paregger
VerlagEdition Raetia
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl200 Seiten
ISBN9788872835685
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Im gesamten Alpenraum lassen sich Sagen von Saligen finden, geheimnisvollen Frauen, die in engem Kontakt zur Natur stehen. Um diese - nicht zuletzt auf psychosozialer Ebene - höchst ausdrucksstarken und anziehenden Figuren vor dem Vergessen zu bewahren, sammelte und interpretierte die Sagenforscherin Moidi Paregger zusammen mit ihrem Mann, dem Psychoanalytiker Claudio Risé, Geschichten der scheuen, wilden, aber wohlwollenden Naturgöttinnen. Dabei versuchen sie, dem verlorenen weiblichen Anteil in Frauen und Männern auf die Spur zu kommen, um auf diese Weise wieder ein ganzheitliches Selbstverständnis und -erleben des Menschen zu ermöglichen.

Moidi Paregger, geboren 1954 in Meran, Klassisches Lyzeum, Studium der Medizin in Bologna. Nach mehreren Arbeitsjahren als Ärztin Eröffnung einer Privatpraxis in Allgemeiner Medizin nach homöopathischer und anthroposophischer Heilweise in Bozen. Claudio Risé, geboren 1939 in Mailand, Studium der Politikwissenschaften am Institut Universitaire de Hautes Etudes Internationales in Genf. Dozenturen in Mailand, Varese und Triest. Seit 1976 verstärkte Beschäftigung mit der Psychoanalyse und Arbeit als Psychotherapeut. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Geschlechterpsychologie, zudem Autor für die Tageszeitung 'Corriere della Sera'.

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Leseprobe

Ihre Gaben


Mit dem Auftreten der wilden Frau (wie im Übrigen auch des wilden Mannes38) tritt im Leben des Individuums und der Gemeinschaft die Gabe zutage, die Unentgeltlichkeit, das freie Sichverausgaben seiner selbst.

Die Waldfräulein verteilen Geschenke, weil sie die Energien der Götter besitzen, die unerschöpflichen Kräfte des Naturhaft-Heiligen.

So zum Beispiel sieht es Goethe:

Die ihr Felsen und Bäume bewohnt, o heilsame Nymphen,

Gebet jeglichem gern, was er im Stillen begehrt!

[…]

Denn euch gaben die Götter, was sie den Menschen versagten, Jeglichem, der euch vertraut, tröstlich und hülfreich zu sein.39

In der Tat kann das Geschenk als Ausdruck der Energie der Urund Naturkräfte angesehen werden, die der Mensch immer als heilig betrachtet hat (mit Ausnahme der letzten 200 Jahre im Abendland). Und wie alles Heilige tritt die Natur gebend in Erscheinung, da sie Energien im Überfluss besitzt. Der Theologe und Religionswissenschaftler Rudolf Otto hat es folgendermaßen ausgedrückt: „Ja, die Sache liegt vielmehr so, daß das Wort heilig und seine sprachlichen Gleichwerte im Semitischen, Lateinischen, Griechischen und in anderen alten Sprachen zunächst und vorwiegend nur diesen Uberschuß bezeichneten und das Moment des Moralischen überhaupt nicht berücksichtigt wurde.“40

Die Welt der Naturkräfte und des Heiligen ist somit die Welt des Überflusses und der Fülle.

Die Welt des rationalen Denkens ist dagegen zu einem großen Teil die Welt des Kalküls, der Mäßigung und der Kontrolle.

Der energetische und psychologische Unterschied zwischen diesen zwei Bereichen wird deutlich, wenn wir einen Wald und eine Fabrik betrachten. In der industriellen Organisation beschränkt man sich darauf, Rohstoffe oder vom Menschen erzeugte Materialien zu verarbeiten, oft auf geniale Art und Weise. In der Natur dagegen fällt das Übermaß, das Überschüssige im Vergleich zu dem, was der Mensch zur Verfügung stellt, sofort ins Auge.

Im Schoß der Erde wickelt sich ein kreativer Prozess ab, der – was die Vielzahl der Ergebnisse anlangt – nur mit den Vorgängen im menschlichen Körper verglichen werden kann, der ja ein Bestandteil der Natur ist. Die Welt der Urnatur ist demnach in erster Linie die Welt des Überflusses, des Überschusses und des Übermaßes zwischen dem kleinen Samen, den der Mensch liefert, und dem Feld, dem Baum und dem Wald, den die Naturkräfte hervorbringen und hinzufügen, aber auch ohne Vorankündigung zerstören können: dies der destruktive Aspekt des Naturhaft-Heiligen.

Die unberührte Natur, die Wildnis, ist somit als gegensätzliche Welt zu dem Milieu anzusehen, in dem der Mensch der Moderne lebt – in dieser im Grunde von Mangel gekennzeichneten Welt, auch wenn wir sie gewöhnlich als Reichtum bezeichnen. Der Mann und die Frau der Moderne glauben, dass ihre Verdienste nur ein Ergebnis ihrer fortlaufenden Investierungen und Kalküle sind: Nichts wird ihnen gratis zuteil. Das Uns-dem-Leben-Anvertrauen, das wir als „Fatalismus“ bezeichnen, wird als Unverantwortlichkeit verurteilt: Nur unter großen Mühen kannst du etwas erreichen, nur bei einer strikten Kontrolle der Lage kannst du es erhalten.

Die Sprache und das Verhalten der wilden Frau, die die natürliche Welt der Fülle vertritt, werden dagegen vom „Sichgeben“ geprägt. Durch dieses Geben und Sichgeben offenbart sie ihre Energien und ihr Vermögen, in das Leben der Menschen einzugreifen.

Tabu ist für die wilde Frau dagegen alles Merkantilistische, es ist als schwere Verletzung ihres heiligen Charakters anzusehen. Die Bezahlungen, die Güter, die ihr nicht als Opfer an eine überpersönliche Macht, sondern als persönliche Vergütung gegeben werden, das utilitaristische Prinzip des do ut des, des „Ich gebe, damit du gibst“, beleidigen sie und führen dazu, dass sie sofort wieder in den Wald zurückkehrt, in die Wildnis.

Die wilde Frau symbolisiert keine prunkhaft-üppige, sondern im Gegenteil meist eine essenzielle Weiblichkeit, die aber ständig gibt und schenkt: Arbeit, wertvolle Güter, Rohstoffe aus der Natur. Sie will beweisen, dass man sich auf die natürliche Welt, deren Sinnbild sie ist, immer und zu allen Zeiten verlassen kann, sofern man sie achtet und in Ehren hält.

Das vitale Geschenk: der kostbare Samen


Das erste Geschenk der wilden Frau ist das, was Leben hervorbringt: der Samen. Die Saligen hüten die Samen, sie wissen, wann und wo sie zu säen sind und wie die Fruchtbarkeit erhalten werden kann.

So wird es in dieser Geschichte erzählt:

„Ein altes und armes Mütterlein, dessen ganze Habe in ein paar Geißen und einem Äckerlein bestand, weidete einst seine Tiere an den besonnten winzigen Flecken der öden Felshänge des Naturnser Sonnenberges, nahe bei dem verschollenen Riesenschloß, das mit der Burg Juval durch eine lederne Luftbrücke verbunden war. Himmelan erhebt sich in der Gegend eine weithin sichtbare rötliche Felsenwand, die Rotwand genannt. Hier lag seit undenklichen Zeiten der saligen Fräulein Reich, die die Menschenkinder liebten, sie häufig anlockten und gut berieten. Ermattet von der prallen Sonnenhitze, sank die fleißige Hirtin auf einen heißen Felsblock nieder. Ein schwerer Seufzer entrang sich ihrer Brust, herrschte doch ein Mißjahr, das alle Feldfrüchte und Gräser vernichtet hatte. Die sonst wählerischen Ziegen mußten mit verdorrten Disteln und Dornen vorliebnehmen. Mit Schaudern dachte die alte Frau an die kommende Hungersnot für ihre Lieblinge und sich selbst. Dabei war sie allmählich sanft eingenickt vor Hunger und Schwäche. Plötzlich erwachte sie und erschrak mächtig, als sie sich von einer Schar schöner, hochgewachsener Frauen mit langem, wallendem Blondhaar in weißen Kleidern umgeben sah. Es waren die saligen Fräulein. Eine von ihnen überreichte ihr anmutsvoll ein mit schwarzen Körnern angefülltes Körblein und ermunterte sie, ohne Furcht und Sorge zu sein und jene Körner sofort in ihrem Acker anzusäen. Aus dem Samen würde eine hundertfältige Frucht erwachsen, und solange diese ordentlich angebaut werde, würde es den Menschen niemals an Nahrung fehlen. Sprach’s und entschwebte mit ihren Gefährtinnen wie ein Sonnenstrahl. Das verwirrte Weiblein fand nicht einmal die Zeit, sich bei der lieblichen Frau zu bedanken. Es brachte das Zeggerle mit allen ihm unbekannten Körnern zu Tale und bestellte mit ihnen, die nicht gar werden wollten, nicht nur sein eigenes Äckerchen, sondern auch die Felder der Bauern im Dorf und Umgebung. Als dann die Pflänzlein kniehoch aufgeschossen waren, bildeten sie ein rosarotes Blütenmeer, aus dem summende und brummende Bienen geschäftig den köstlichen Honig sogen. Noch ehe die Herbststürme über die Felder und Fluren brausten, waren die leeren Getreide- und Mehltruhen mit der neuen, vortrefflichen Frucht, mit dem Schwarzplenten, gefüllt.“41

Vertrau dich der Natur an, pflanze den unbekannten Samen, diese Frucht der Urerde, die ich dir in die Hand gebe, vertreib alle Angst vor Not und Mangel, hab Vertrauen in den Reichtum des Lebens, das gebührend empfangen und gepflegt werden muss: Dies ist die einfach-elementare und zugleich äußerst starke, positive Message der Saligen.

Sie steht ganz im Gegensatz zu der auf dem Mangel aufbauenden Aussage, die von der Lebensmittelindustrie mit mediatisch-finanzieller Unterstützung übermittelt wird: Die Natur reicht nicht aus, um die Menschen zu ernähren, und entweder kauft ihr unsere manipulierten Samen, oder der Hunger gewinnt die Oberhand. Dabei ist unwichtig, dass diese Samen sich auf natürliche Weise nicht vermehren können und daher jedes Jahr durch andere manipulierte Samen ersetzt werden müssen, und es spielt keine Rolle, dass die guten und starken Samen der nicht behandelten Natur, samt dem des Menschen, immer schwächer werden, je weiter sich die manipulierten Samen verbreiten. Und es ist bedeutungslos, dass die lebenden Organismen, die sich von der biodynamischen Reichhaltigkeit der Natur entfernen, durch die verschiedensten degenerativen Formen geschwächt werden, sodass sie immer stärker von der industriellen Erzeugung abhängen. Zur Aufdeckung des Betrugs der gentechnisch veränderten Nahrungsmittel aus ärztlicher Sicht verweisen wir in diesem Zusammenhang auf das Buch I semi del futuro. Riflessioni di un medico sui cibi transgenici von Sergio Maria Francardo42. Dabei ist zu unterstreichen, dass sie – unter symbolischem und psychologischem Gesichtspunkt – der obsessiven Welt des Mangels und der Kontrolle angehören, im Gegensatz zur psychologisch gesunden Welt des Sich-der-Natur-Anvertrauens.

Das Geschenk des Webens und des Garnknäuels


Die Salige versetzt die Frau in die Lage, weben zu können, indem sie sie mit dem nötigen Material versorgt.

So wird...

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