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Die Stereoskopie im Film: Phasen der historischen Entwicklung des Films in 3D

AutorMalte Delbrück
VerlagBachelor + Master Publishing
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl33 Seiten
ISBN9783863417741
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis24,00 EUR
Die Konjunktur des 3D-Kinos ist nicht plötzlich oder zufällig, sondern das Resultat einer technischen und wirtschaftlichen Entwicklung seit Anfang der Filmgeschichte. Denn bereits fu¨nf Jahre, bevor die Gebru¨der Lumière 1895 ihren beru¨hmten ersten Film 'Ankunft eines Zuges in La Ciotat' präsentierten, patentierte der Brite William Friese-Greene eine Maschine zur stereoskopischen Präsentation von Filmen. Fu¨r die Darstellung der historischen Entwicklung des Films in 3D erklärt diese Arbeit zunächst die Phasenmodelle zur Filmgeschichte von Werner Faulstich und James Monaco, um anschließend deren Parameter Technik, Wirtschaft und eine Auswahl relevanter Filme fu¨r ein Phasenmodell der Stereoskopie, des 3D-Films, zu verwenden. Zur weiteren Verdeutlichung der aktuellen Relevanz und der historischen Einordnung des Themas dienen die Gedanken von Tom Gunning zum 'Cinema of Attractions'. Zur Darstellung des wirtschaftlichen Kontextes dienen die Zuschauerzahlen der Kinos in Deutschland als relevanter Indikator. Fu¨r das Verständnis dieser Arbeit sei erklärt, dass 3D in diesem Text immer stereoskopischen Film und nicht Holographie oder andere Versuche der Kreation von visuellem Raum meint.

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 3., Das Cinema of Attractions: Durch die Digitalisierung der Produktion kreiert Hollywood seit den neunziger Jahren faszinierende Blockbuster, die weniger durch ihre Narration als durch ihre visuellen Effekte beeindrucken. Das digitale Kino ist ein Spekatakel für die Zuschauer und wurde ähnlich den ersten Filmvorführungen Ende des 19. Jahrhunderts erneut zum Event. Tom Gunning definiert das frühe Kino in seinen Entstehungsjahren als ein Kino der Attraktionen, dass erst etwa 1906/1907 vom narrativen Kino verdrängt wurde. 'I will call this earlier conception of cinema, 'the cinema of attractions. I believe that this conception dominates cinema about until 1906-1907.' Nach Gunning war das Kino der Attraktionen ein Kino, das die Zuschauer fasziniert, indem es etwas zeigt anstatt etwas zu erzählen. Ähnlich den Attraktionen auf Jahrmärkten und in Varietés waren es Kuriositäten und Illusionen, die die Zuschauer angesprochen haben. Gunning beschreibt den Effekt der bewegten Bilder an sich bereits als Attraktion der damaligen Zeit. Am Beispiel der ersten Kinoaufführung durch die Gebrüder Lumiére 1985 (Arrivée d´un train) wird deutlich, dass bereits wenige Sekunden Bewegtbild aus einer einzelnen Kameraperspektive eine faszinierende Wirkung auf die Zuschauer hatten. Auch die narrativen Elemente des ersten Science Fiction Film 'Voyage dans la lune' von Georges Méliès (Frankreich 1902) sieht Gunning lediglich als Stilmittel zur Verknüpfung der einzelnen visuellen Attraktionen: 'The story simply provides a frame upon which to string a demonstration oft he magical possibilities oft he cinema'. In den folgenden Jahren nimmt die Bedeutung der Erzählung im Kino nach und nach zu. Ähnlich dem Theater wurden Narration und Schauspiel zentrales Element. Das 'Cinema of Narrations' wurde ab 1906 zur primären Form des Kinos. Doch die Technik entwickelte sich weiter. Was wir heute als Special Effects kennen meint computergenerierte Illusionen bzw. Attraktionen. Die Faszination derartiger Bilder führte mit neuer Technik zu dem Hollywood Kino, das wir heute kennen. Einem Kino, welches durch digitale Effekte mehr und mehr wieder dem entspricht, was Gunning als 'Cinema of Attractions' bezeichnet hat. Von 'Tron' (1982) über Terminator 2 (1991), über Jurassic Park (1993) bis zu den neuen Episoden von Star Wars (1999) wurden Bilder geschaffen, die immer wieder aufs Neue die Rezipienten verblüfften. Die digitale Computertechnik entwickelte sich immer weiter und wurde rentabler. Tom Gunning sieht die Special Effects Ende der achtziger Jahre allerdings lediglich als zahme Attraktionen. Er weist darauf hin, dass 'in the earliest years of exhibition the cinema itself was an attraction'. Für Gunning ist die Attraktion das Kino und nicht der Film. 'Clearly in some sense recent spectacle cinema has reaffirmed its roots in stimulus and carnival rides, in what might be called the Spielberg-Lucas-Coppola cinema of effects. But effects are tamed attractions.' Trotz Unterhaltung in den modernen Kinozentren von Restaurants über Bars, Spielautomaten bis zu Lasershows, hat das Kino nicht den Attraktionscharakter, den es Anfangs mit den ersten bewegten Bildern ausgeübt hat. Zumindest nicht nach den bisher angestellten Modellen und Ansichten der Kinogeschichte. Doch schon Jahre vor der ersten Kinoaufführung hat sich eine Technik entwickelt, und im Schatten des Kinos über mehr als einhundert Jahre fortgeführt, die im Zuge der Digitalisierung Anfang des neuen Jahrtausends der Kinoindustrie eine technische und visuelle Attraktion bietet, die der Urform des Kinos sehr ähnlich ist. So entwickelte sich der 3D Film 'Avatar' von James Cameron Anfang 2010 zum wirtschaftlich erfolgreichsten Film aller Zeiten. Eine in den Medienwissenschaften kaum beachtete Technik und bisher unbeschriebene Filmgeschichte bietet eine visuelle Attraktion, die an das erinnert, was das Kino ursprünglich ausmachte. Nach Faulstich befinden wir uns gegenwärtig in der Digitalisierung und Globalisierung, nach Monaco in der Postmoderne und nach Gunnings Definition wieder am Ursprung.
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