„Das Ziel von Google ist es, die Informationen der Welt zu organisieren und für alle zu jeder Zeit zugänglich und nützlich zu machen.“[57]
Das WWW bietet zum gegenwärtigen Zeitpunkt als einziges Massenmedium den weltweiten und ständigen Zugriff auf Dokumente jeglicher Art. Darüber hinaus steigt die Zahl der im Web verfügbaren Dokumente von Tag zu Tag, wobei eine exakte Berechnung aller verfügbaren Dokumente kaum möglich ist. Um dieses Problem als Internet-Nutzer zu überwinden, haben sich Suchmaschinen etabliert, die aufgrund eines vom Benutzer eingegebenen Suchbegriffes relevante Internetadressen zum gesuchten Thema ausgeben.[58] Im diesem Kapitel sollen unterschiedliche Typen von Suchmaschinen im Kontext ihrer Eigenschaften sowie ihrer Funktionsweise näher dargestellt werden.
Als Nachfolger unorganisierter Link-Listen, die zu Beginn des Webs noch ausreichend waren, werden Webkataloge mit ihrer verzweigten Kategorienstruktur der heutigen Netzkomplexität gerecht. Sie lassen sich im Prinzip als Online-Branchenbücher auffassen, weshalb sie auch Webverzeichnisse oder nur Verzeichnisse genannt werden. Webkataloge werden i.d.R. redaktionell erstellt, mit dem Ziel, Nutzern eine Liste qualitativ hochwertiger, überprüfter Links bereitzustellen. So können Groß- und Kleinunternehmen, Vereine, Organisationen bis hin zu Privatpersonen Einträge vornehmen, die nach einem Prüfprozess ggf. in entsprechende Kategorien aufgenommen werden.[59]
Da die Überprüfung der Einträge nicht automatisiert erfolgt, kann der Prozess von der Anmeldung eines Eintrages bis zu dessen Aufnahme jedoch einige Wochen dauern. Der Arbeitsaufwand ist aufgrund der redaktionellen Verwaltung relativ hoch, weshalb die Aktualität der Einträge z.T. verbesserungswürdig ist. Im Vergleich zu Suchmaschinen wie Google, die Internetadressen automatisch indexieren, ist der Datenbestand der Webkataloge verhältnismäßig klein. Verzeichnisbetreiber begründen die Vorteile daher nicht mit der Quantität der eingetragenen Seiten. Im Mittelpunkt steht vielmehr eine qualitativ hochwertige Kategorisierung der relevantesten Seiten.[60]
In der Vergangenheit war die Aufnahme in einige, für die Suchmaschinenoptimierung bedeutende, Webkataloge kostenpflichtig. Von Anbieterseite wollte man so das Signal geben, dass nur qualitativ geprüfte Einträge vorhanden sind. Die Zahl solcher kommerziell betriebener Webkataloge unterliegt jedoch im Hinblick auf die o.g. Nachteile einem Rückgang, der spätestens durch die Schließung des deutschen Yahoo-Verzeichnisses im Dezember 2009 bestätigt wurde.
Allerdings steigt die Zahl nicht-kommerzieller Webverzeichnisse in den letzten Jahren wieder an, was vor allem der zunehmenden Bedeutung der Suchmaschinenoptimierung geschuldet ist. Dabei spielen eingehende Links auf die zu optimierende Webseite eine zentrale Rolle. So können auch Links von einem Webverzeichnis positiv zum Ranking einer Webseite beitragen.
Der SEO-Markt hat damit zum künstlichen Wachstum von Webkatalogen beigetragen, wobei deren eingehende Links jedoch nicht zwingend von Suchmaschinen als positiv bewertet werden. Im Rahmen des sogenannten Linkbuildings besteht bei einigen Webkatalogen nämlich eine Backlink-Pflicht (Prinzip reziproker Verlinkung): Die Aufnahme eines Verzeichniseintrages ist dabei mit der Voraussetzung verbunden, dass ebenso ein Link auf das Webverzeichnis platziert wird, um dessen Bedeutung bei indexbasierten Suchmaschinen wie Google zu erhöhen. Praktiken wie diese sind für Suchmaschinenbetreiber jedoch einfach zu identifizieren und werden aufgrund mangelnder Natürlichkeit derartiger Linknetzwerke abgestraft. Für die Internetpräsenz einzelner Unternehmen stiftet die gegenseitige Verlinkung mit Webkatalogen also nicht immer einen Mehrwert – im Gegenteil – sie kann sich sogar negativ auf das Ranking in Suchmaschinen auswirken.[61]
Es gibt jedoch Ausnahmen im Bereich der Webkataloge, bei denen nicht vorranging der Zweck des Linkbuildings im Vordergrund steht. Zu nennen wäre hier vor allem der größte offene Webkatalog DMOZ (www.dmoz.org), welcher von freiwilligen Redakteuren gepflegt wird. Hier kann die Platzierung eines Links auf die Unternehmenswebseite durchaus von Nutzen sein.[62]
Eine weitere Kategorie bilden die sogenannten Metasuchmaschinen. Das Präfix „Meta“ leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet „auf einer höheren Stufe/Ebene befindlich“. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt gibt es keine Suchmaschine, die in der Lage ist, alle Inhalte des Webs zu indexieren, also auf ihren Servern abzuspeichern. Aus diesem Grund existieren Metasuchmaschinen, die zwar keinen eigenen Datenbestand besitzen, Suchanfragen jedoch auf mehrere Suchmaschinen verteilen und zu einer einzigen Ergebnisliste aggregieren. Hierdurch wird versucht, ein möglichst vollständiges Abbild der im Netz befindlichen Dokumente wiederzugeben. Die Namensgebung „Meta“ ist daher insofern treffend, als Metasuchmaschinen hierarchisch gesehen eine Stufe über indexbasierten Suchmaschinen stehen und dem Nutzer das sequentielle Suchen in mehreren Suchmaschinen ersparen:[63]
Abbildung 7: Konzept von Metasuchmaschinen (Quelle: in Anlehnung an ITWissen) [64]
Die Oberfläche einer Metasuchmaschine unterscheidet sich dabei kaum von anderen, da sie auch ein einfaches Eingabefeld sowie für gewöhnlich Optionen für eine erweiterte Suche besitzt. So sind neben Eingrenzungen bezüglich der Domainendung (.de, .com, etc.), der maximalen Anzahl von Treffern, der zu nutzenden Suchmaschinen auch Optionen zur Sortierung und Filterung der Ergebnisse möglich.
Da Metasuchmaschinen auf andere Suchmaschinen zugreifen, können jedoch Probleme bei der Nutzung von erweiterten Suchoptionen, wie z.B. der Verwendung von Booleschen Operatoren[65], auftreten. So kann es sein, dass nicht jede Suchmaschine die gleichen Operatoren anbietet oder unterschiedliche Symbole für jene logischen Verknüpfungen benutzt. Die Auswertung und korrekte Weitergabe von Suchtermen und Operatoren an jede einzelne Suchmaschine ist folglich eine von mehreren Schwierigkeiten für Metasuchmaschinen. Um diese Problematik zu umgehen, werden die Suchoperatoren auf den größten gemeinsamen Nenner reduziert, wobei dieses Verfahren jedoch zu Verfälschungen in den Suchergebnissen führen kann.
Ferner wird die Bearbeitungszeit von Suchanfragen kritisiert, da Metasuchmaschinen immer nur so schnell wie die langsamste der genutzten Suchmaschinen arbeiten können.[66] Auch die Gewichtung der einzelnen Suchergebnisse verschiedener Suchmaschinen stellt ein zentrales Problem dar, da die unterschiedlichen Ranking-Algorithmen nicht bis ins Detail bekannt und somit auch nicht vergleichbar sind.[67]
Aufgrund dieser und einiger anderer Unsicherheiten, die vornehmlich in der Arbeitsweise von Metasuchmaschinen begründet liegen, wurden im Jahr 1998 auf einer Tagung der Internet Society in Genf formale Kriterien definiert, anhand derer ein Meta-Suchdienst klar definiert werden kann. Dabei müssen sechs der insgesamt sieben folgenden Kriterien zutreffen:
1. Parallele Suche: Die Metasuchmaschine muss tatsächlich parallel suchen; es darf sich nicht um ein sogenanntes All-in-One-Formular, also um ein auf eine andere Webseite ausgelagertes Suchmaschinen-Textfeld, handeln.
2. Ergebnis-Merging: Die Ergebnisse müssen zusammengeführt und in einem einheitlichen Format dargestellt werden.
3. Dubletten-Eliminierung: Gleiche, mehrfach vorhandene Treffer müssen erkannt und entfernt werden.
4. AND- und OR-Operatoren: Für logische Verknüpfungen müssen mindestens die Operatoren AND und OR zur Verfügung stehen und an die abzufragenden Suchmaschinen weitergereicht werden.
5. Kein Informationsverlust: Bietet ein Suchdienst eine Kurzbeschreibung eines Treffers an, muss diese übernommen werden.
6. Search Engine Hiding: Die spezifischen Eigenschaften der von der Metasuchmaschine genutzten Suchdienste dürfen für den Endnutzer keine Rolle spielen.
7. Vollständige Suche: Die Metasuchmaschine soll so lange in den Trefferlisten der abzufragenden Suchdienste suchen, bis diese keine Treffer mehr liefern.
Metsuchmaschinen eignen sich insbesondere für spezielle Informationsbedürfnisse, bei denen einzelne Suchmaschinen nur wenige Treffer liefern. So kann aufgrund des Einsatzes mehrerer unbekannter Suchmaschinen eine größere Anzahl relevanter Treffer erzielt werden. Vor allem für fachspezifische Themenbereiche, die nicht unbedingt von allgemeinem Interesse sind, kann sich der Einsatz eines Metasuchdienstes als hilfreich erweisen.[68]
Für Endnutzer ist die Funktionsweise von...