Heiraten wir! Die Methodenvielfalt in der Praxis
Wegen der Erwartungen der Klienten und der geltenden Vorschriften gestalte ich meine Arbeit in der Einzelpraxis konform mit den gängigen Vorstellungen über die VT. Doch die Bereicherung durch Einsichten und Erfolge des Familienstellens will ich mit meinen Klienten teilen, so weit es möglich ist. So kombiniere ich seit etwa 10 Jahren die VT mit systemischem Denken und Methoden. Daraus entwickelt sich ein eigener therapeutischer Stil.
VT im Einzelgespräch - durch das Systemische erweitert
Hauptsächlich arbeite ich in Einzelsitzungen, von den Krankenkassen bezahlt. Klienten werden von Ärzten und Psychiatern überwiesen oder finden durch eigene Suche zu mir. Der Klient kommt mit einem Symptom zu mir, oder wird gekommen, mit mehr oder weniger Motivation. Er ist es gewohnt, dass man ein Mittel für ihn hat, um das Symptom rasch zu beseitigen. Er fragt: „Wie lange wird es dauern“...
Im Sinn der NLP-Strategie „pacing und leading“, hole ich den Klienten bei seinem Teilwissen über eine vordergründige VT ab und führe ihn - behutsam wie ich meine - zu einer umfassenderen Sicht über die Zusammenhänge zwischen Symptomen und Beziehungen.
Ich empfehle zusätzlich meine Praxis- Internetseite zum Lesen, dort erkläre ich was VT ist, dass es verschiedene Ebenen darin gibt, und deute das Systemische als tiefergehende Erweiterung an, anhand von Beispielen häufiger Diagnosen. Ein Auszug:
Was ist Verhaltenstherapie?
… Vor langer Zeit haben wir ein Verhalten gelernt, das uns damals sinnvoll erschien. Heute zeigen uns unsere Erfahrungen, dass manchmal ein anderes Verhalten angebracht wäre. Nicht immer ändert sich das Verhalten von selbst. Man muss sich selbst durchschauen, sich ein Ziel setzen und Schritte dorthin überlegen. Dieses Durchschauen kann auf mehreren Ebenen ablaufen. Während in den Anfängen der VT die Deutungen oft sehr oberflächlich waren, schaut die moderne VT auch mehr in die Tiefe. Siehe die Beispiele unten. Neues Verhalten lässt sich nur schrittweise lernen. Wir müssen üben. Manchmal hilft uns beim Üben ein Vorbild Mit der Zeit merken wir wie gut und befreiend dieses Üben sein kann, und das gute Gefühl ist wie eine Belohnung. So machen wir neue Erfahrungen. Und haben eine neue Einsicht: Das Leben ist schön. Das ist Verhaltens-Therapie.
… Ich erwarte die Bereitschaft, mit Verantwortung für sich selbst das Leben zu nehmen, so wie es ist, und etwas daraus zu machen. …
Hier sind einige Beispiele, bei welchen Anliegen Verhaltens- Therapie (abgekürzt VT) helfen kann:
„Mobbing“:
Wer über die anderen klagt, verhält sich wie ein „Opfer“... Die „oberflächliche“ Therapie hilft, wahrzunehmen, wo man ausgenutzt wird, und sich zu wehren. Das hilft manchmal schon sehr viel. Tiefer aber: Je mehr sich aber so etwas wiederholt, um so unwahrscheinlicher ist es, dass es nur mit den „Anderen“ zu tun hat. Sind Sie bereit, sich selbst näher anzuschauen? Erkennen Sie auch sich selbst teilweise als „Täter“? Erschreckt Sie das? Manchmal macht ein heilsames Erschrecken auf einmal handlungsfähig. Könnten Sie sich fragen „Wie habe ich dazu beigetragen, dass man mich an der Arbeitsstelle ausschließt.“ - das hilft, ein mögliches das Ziel zu sehen: „Ich möchte mich in dieser (oder der nächsten) Arbeitsstelle so verhalten, dass Andere gern mit mir zusammenarbeiten.“
„Burnout“:
Ein echtes „Burnout“ ist Erschöpfung wegen übertriebenen Aufopferns für andere, zum Beispiel im Beruf. Nicht nur die helfenden Berufe sind davon betroffen. Die Akut- Hilfe ist natürlich, das zu erkennen, und für eine Zeitlang Abstand von der Arbeit zu bekommen und sich zu besinnen. Dabei kann eine Krankschreibung helfen, manchmal muss man auch die Arbeitszeit auf Dauer reduzieren oder die Stelle wechseln. Aber was ist, wenn sich solche Situationen immer wiederholen? Dann ist die tiefere Etage der Therapie gefragt: Welches vielleicht in früher Kinderzeit angewöhnte Verhaltensmuster wirkt da? Fragen Sie sich: „Wollte ich als Kind z. B. der kranken Mutter oder dem kranken Vater helfen oder sie retten.“ VT hilft, solche Muster zu erkennen, das liebevolle Loslassen zu üben und im Beruf gelassener werden. Manchmal kann die Therapie hier gut durch eine „Familienaufstellung“ ergänzt werden, wo in einem wortlosen ruhigen Rollenspiel diese alten Gefühle ans Licht kommen.
In den Einzelsitzungen bemühe ich mich, sobald ich einen kreisenden Redefluß des Klienten um vordergründige Anliegen bemerke, Fragen auf die Bereiche Ressourcen und Familiennetzwerk auszuweiten. Am Anfang scheiden sich bei mir die Geister. Manche begreifen nicht die Zusammenhänge ihrer Probleme mit tieferen Mustern, wechseln zu Therapeuten die mehr beim Symptom bleiben. Andere wechseln von anderen Therapien zu mir, sind erleichtert dass ich sie aus ihrer Endlosschleife hole, finden durch die erweiterten Fragen Einsicht in die Entstehung ihrer Verhaltensmuster. Wenn etwas ans Licht gekommen ist, kann es nicht mehr so bleiben wie bisher.
Die non-direktive Aufstellung mit Figuren
Manchmal wird bereits in der ersten Sitzung das Gespräch durch die kleinen Spielfiguren aufgelockert, die auf dem Tisch herumliegen, und wir kommen in eine tiefere, bildhafte Ebene. Allein schon zur Psychoedukation, d. h. Erklären von Mustern und ihren Folgen, helfen die Figuren. Bildhaft kann ich mit ihnen Grundordnungen der Liebe zeigen. Das Figurenaufstellen ist Teil der Verhaltens-Analyse, denn das Verhalten in Beziehungen beruht auf Haltungen, und unsere Grundhaltungen haben wir in der Familie gelernt. So verstehen die Klienten, warum ein Verhaltenstherapeut Aufstellungen macht. Manchmal lasse ich Klienten auch auf Papier ihre Familie als Strichmännchen in verschiedenen Farben und Größen malen.
Die meisten Klienten sind nicht abgeneigt, ihre Familien so „aufzustellen“. Je Problemlage fangen wir mit der Gegenwartsfamilie oder der Ursprungsfamilie an, und machen im Regelfall nur eine Aufstellung pro Sitzung, damit die Wirkung nicht durch zu viele Bilder abgeschwächt wird.
Klienten, bei denen ich eine schwere Störung oder Belastung vermute, stellen die Figuren oft eindimensional, in einer Zeile auf. Ist das ein Hinweis auf etwas wie figürliche Legasthenie, eine Unfähigkeit, das Beziehungsgeflecht räumlich oder flächenhaft wahrzunehmen? Oder ist es Ausdruck einer schweren Verstrickung der ganzen Familie, so dass alle Personen in einer Reihe auf etwas Fehlendes schauen vor dem sie alle gleich sind?
Überangepasste Klienten mit starker Tendenz zur Leugnung stellen gern Ideal-Aufstellungen auf, um eine „heile Familie“ zu demonstrieren. Was hier auffällt ist, dass diese Figuren übertrieben eng zusammenstehen. Das wirkt wie eine „Beteuerung“, es ist ein Hinweis auf das Gegenteil.
Selten machen die harmlosen Figuren jemandem Angst. Starke negative Emotionen und innere Bilder können sich sogar schon hier bemerkbar machen. Beispiele: Eine vermutlich traumatisierte und verbitterte Frau bewegte ihren Kopf mit Abscheu von den Figuren weg, die ich auf den Tisch legte, wollte sie nicht berühren. Eine andere Klientin, die unter einem Vergiftungswahn litt, fragte als Reaktion auf den Anblick der kindlich-lieblichen Spielfiguren: „Sind die bös?“
Oft bekommt der Klient eine Idee, wie er die Figuren im Sinn einer guten Lösung umstellt.
Manchmal ist es, als würden die Figuren lebendig. Mancher ist so beeindruckt von der Sprache der Figuren, dass meine Andeutung auf fruchtbaren Boden fällt: „Wenn schon die kleinen Figuren uns so viel sagen können - wie viel mehr zeigt dann eine Aufstellung mit echten Menschen. Die können uns sagen wie es ihnen geht, und die können sich bewegen.“
Wahrnehmungsübungen mit Bodenankern
Manchmal übertrage ich ein Aufstellungsbild von einer Figurenaufstellung auf dem Tisch auf Plätze die im Raum verteilt sind. Manchmal beginne ich direkt mit einer gedanklichen Übung, wo wir uns Personen als im Raum verteilt stehend oder auf verschiedenen Stühlen sitzend vorstellen. Dann gehen Klient und manchmal auch ich abwechselnd in die verschiedenen Positionen und schauen wie sich derjenige fühlt. Diese Rollenspiele können in verschiedenen Tiefen ablaufen – in einer Dialogebene wenn es zum Beispiel um eine einfache Konfliktsituation im Beruf geht, oder tiefer. Solche erste Erfahrungen mit dem räumlichen und körperlichen Wahrnehmen des Familienfeldes könnten manche Klienten zum erstmaligen Teilnehmen an Aufstellungen in Gruppen anregen.
System-Reorganisation in Einzelhypnose
„Machen Sie mal die Augen zu.... ich mache mit Ihnen eine Übung...“ Nach ausreichendem Fragen nach Informationen induziere ich mit einer neutralen Einleitung wie etwa Naturbildern eine leichte Trance. Da ich zu den meisten Patienten im normalen Gespräch „Sie“ sage, bitte ich sie um Erlaubnis, während einer Übung ins „Du“ wechseln zu dürfen. Ich „komponiere“ dann in der Trance die hypnotische Intervention für jeden Klienten je nach Anliegen und seinen Informationen über die Familienstruktur immer wieder neu.
Stoff für diese Interventionen ist oft auch das zuvor erfragte Lieblingsmärchen im Sinn der Skriptanalyse.
Mit der „Sandwichmethode“, also zwischen ressourcenorientierten aufbauenden mutmachenden Anfangs- und Schlußteilen baue ich dann diese maßgeschneiderte Intervention ein, zum Beispiel eine Anregung, ausgeschlossene Personen wahrzunehmen oder eine unterbrochene...