Härtegrade
Nicht jeder Trickser ist bösartig, nicht jede Manipulation eine ethische Katastrophe. Als Maßstab für die Gefährlichkeitsliga, in der gespielt wird, erhalten Sie hier eine Kategorisierung in Härtegrade. Diese Härtegrade verstehen sich als Annäherungswerte, denn jeder wird Manipulationen anders wahrnehmen: Der eine wird es gar nicht bemerken, ein anderer ist bis ins Mark erschüttert. Die individuelle Toleranz ist stark abhängig vom Allgemeinzustand und der ,(Un-)Verwüstlichkeit‘ des Charakters. Doch alle Manipulationen hinterlassen Spuren: manche nur ganz kurz wie eine Welle im Teich. Andere dagegen hinterlassen Wunden, die sich kaum noch schließen. Diese emotionalen Verletzungen schädigen das Opfer nicht nur durch die direkte Kränkung, sie haben indirekt auch Auswirkungen auf den Gesamtorganismus der Psyche (Verwirrung, Verunsicherung, Selbstzweifel, Minderwertigkeitskomplexe, selbstschädigendes Verhalten). Sogar zu einer psychischen Traumatisierung kann es kommen, wenn das Erlebnis die psychischen Belastungsgrenzen des Opfers übersteigt und man das Geschehene nicht verarbeiten kann. Eine solche Diskrepanz (zwischen bedrohlichen Situationsfaktoren und individuellen Bewältigungsmöglichkeiten) zeigt sich in Gefühlen von Hilflosigkeit und schutzloser Preisgabe. Im schlimmsten Fall geht damit eine dauerhafte Erschütterung von Selbst- und Weltverständnis einher. Das traumatisierende Erlebnis muss in seiner Wucht weder zum Zeitpunkt des Erlebens noch später bewusst werden. Viele Opfer verdrängen gänzlich oder über lange Zeiträume.
Achtung Ein von Menschen verursachtes Trauma (zum Beispiel seelische Gewalt) wird als weit schlimmer empfunden als ein Trauma ,zufälliger Ursache‘ (Naturkatastrophe, Autounfall).
Tipp Eine stabile Bezugsperson ist die wichtigste und bedeutendste Hilfe für einen traumatisierten Menschen.
Ebenso ist es von großer Hilfe für die Opfer, dass sie verstehen, was ihnen geschehen ist und warum sie so reagieren (Verhaltensweisen und Empfindungen). Dass sie also ,normal‘ (auf das Trauma) reagieren. Wer einem potenziell traumatisierenden Ereignis ausgesetzt war, sollte sich dringend professionelle Hilfe organisieren. Zur Ruhe kommen, mit Vertrauten darüber sprechen, sich an einen traumatherapeutisch spezialisierten Psychotherapeuten wenden.
Die Härtegrade
Im ersten Härtegrad geht es um die typischen und banalen Irritationen bei intakter Beziehung. Dies sind eher harmlose Handlungen, die für kurze Zeit eine Spur von Bitterkeit oder Scham darüber hinterlassen, gekränkt oder an der Nase herumgeführt worden zu sein.
Achtung Wenn dies täglich geschieht, sind wir beim Prinzip ,Steter Tropfen höhlt den Stein‘ und befinden uns automatisch im zweiten, wenn nicht gar dritten Härtegrad!
Im zweiten Härtegrad tut es schon wirklich weh und geht mit einem Teilverlust des Vertrauens in Beziehung und Person einher. Nicht selten ist dann auch das Selbstvertrauen geschädigt, wenn auch nur oberflächlich und mit etwas Zeit leicht wiederherstellbar.
Im dritten Härtegrad geht es um schwerwiegende Verletzungen, die den Charakter seelischer Mutilation haben. Sie rühren an die Identität des Opfers, bisweilen geht es um Leben und Tod. Hier droht der gänzliche Verlust von Selbstvertrauen und Freude am Leben, was zu Selbstschädigungen führen kann.
Die Kategorisierung in Härtegrade ermöglicht Ihnen die Klärung
- der vorliegenden Problematik,
- des Handlungsbedarfs in Dringlichkeit, Umfang und Professionalität,
- der Ihnen zur Verfügung stehenden Ressourcen,
- der Lösungsstrategie.
1. Härtegrad | Hausbagatelle
Hier im ersten Härtegrad haben wir es mit der sogenannten Hausbagatelle zu tun. Ob dies nun im privaten oder professionellen Umfeld geschieht – kein wirkliches Problem, denn es lässt sich gut mit Bordmitteln (den klassischen Haushaltsmitteln: gutes Zureden, Entschuldigungen einfordern ...) regeln. Haben Sie es mit einem solchen Trickser zu tun, kann man von Optimierungsbedarf sprechen. Doch Achtung, oft genug wertet man die stattgefundene Verletzung ab. Mit einer Laisser-faire-Haltung werden Sie auf Dauer nicht weiterkommen, denn all diese kleinen Verletzungen werden sich aufkumulieren, wie ein immerwährender Tropfen auf dieselbe Stelle des Steines auch ihn höhlen wird. Das bedeutet, dass Sie wachsam sein müssen, ob der Verletzungstrend beim Trickser anhält, so minimal er auch sein mag, und ihn zu konfrontieren, damit dieses Verhalten abgestellt wird. Sonst wird auf Dauer, über Monate und Jahre doch noch eine große Verletzung daraus – mit dem zusätzlichen Problem, dass Sie diese große Verletzung kaum anprangern und kommunizieren können, denn was wollen Sie auf einmal kritisieren? Wo Sie doch all die Jahre nichts sagten und sich doch gar nichts verändert hat? Sind Sie auf einmal ein Sensibelchen geworden, das in der normalen Welt nicht zurechtkommt? Spinnen Sie auf einmal rum? Nein, endlich verhalten Sie sich angemessen, doch das ist sehr schwer durchzusetzen, weil der Trickser gekonnt unterhalb der Klagegrenze navigiert. Doch Sie und er wissen: Steter Tropfen höhlt den Stein. Grenzen Sie sich also immer so schnell wie möglich ab – Sie müssen sich solches Verhalten nicht gefallen lassen. By the way: Wenn der Trickser nun anfängt, Ihre Konfrontation oder sogar Sie persönlich ins Lächerliche zu ziehen, haben Sie die perfekte Rückmeldung dafür, dass Sie ins Schwarze getroffen haben. Glückwunsch! Sie sind nun auf dem richtigen Weg. Lassen Sie sich nicht wieder davon abbringen.
Das Problem auf diesem Härteniveau, in diesem Härtegrad, ist also nicht die einzelne Verletzung seitens des Tricksers an sich, sondern die Abwertung seitens des Opfers, nach dem Motto: „Ist ja halb so wild.“ Vorsicht – das Problem wird sich ausweiten, quasi metastasieren, wenn Sie nicht Einhalt gebieten. Wie ein Krebsgeschwür, das eine lautlose Invasion betreibt und bei dem Sie den echten Schmerz erst wahrnehmen, wenn das Problem schon so weit fortgeschritten ist, dass Sie ernsthaft um Leib und Leben kämpfen müssen. Dann sind Sie nämlich plötzlich auf dem zweiten, wenn nicht gar dritten Härtegrad gelandet.
2. Härtegrad | Läsion
Dieser Härtegrad ist keine Spielerei mehr. Hier auf dem zweiten Härtegrad haben wir es schon mit einer Läsion, also einer tatsächlichen Verwundung zu tun. Eine Läsion ist eine Verwundung Ihrer Integrität, geht also schon in Richtung Trauma. Sofern Sie hier nicht eingreifen, werden Sie feststellen, dass diese Wunde, die Ihnen geschlagen wurde, von allein schlimmer wird. Das Prinzip „Kommt von allein, geht von allein!“ kann hier nicht stimmen. Da kam nichts von allein, denn es war der Trickser, der Ihnen die Wunde beibrachte, und der Trickser geht auch nicht von allein und auch nicht auf freundliches Bitten. Es ist nun an Ihnen, sich vehement selbst zu schützen. Ein „Oh, Entschuldigung!“ des Tricksers ist eine unverschämte Verharmlosung und nicht zu dulden, schon gar nicht sollte es Sie dazu veranlassen zu glauben, dass dies einfach nur ein Versehen gewesen sei und nicht wieder vorkomme.
In diesem Härtegrad wird es Ihnen mit Ihren hauseigenen Bordmitteln gelingen, eine Erleichterung der Situation, um genau zu sein, eine Erleichterung des Schmerzes zu erreichen. Dies wird aber nicht auf Dauer ausreichen. Scheuen Sie sich nicht, einen Profi zu konsultieren, denn es besteht in jedem Fall Handlungsbedarf. Ihre eigene Intervention (mit haushaltsüblichen Bordmitteln) soll und kann Erleichterung verschaffen, doch zögern Sie den Besuch beim Arzt, Juristen, Mediator, Coach etc. nicht unnötig hinaus. Sie wissen ja, die Situation wird von allein schlechter.
3. Härtegrad | Mutilation
Hier wird es existenziell: monetär, sozial und emotional. Hier wird und ist es lebensgefährlich. Es besteht dringender Handlungsbedarf!
Wenn Sie feststellen, dass Sie Spielball eines Tricksers sind (oder waren), Marionette an seinen Fäden, Statist im eigenen Leben und | oder Unternehmen, dann besteht eindeutig eine Traumatisierung. Lassen Sie sich nicht dadurch irritieren, dass Ihr langsam entstandener emotionaler Dekubitus mit scheinbaren Harmlosigkeiten aus der Kategorie des ersten Härtegrades verursacht wurde. Sie sind nicht einfach nur abgespannt. Ihre Wahrnehmung von Burn-out ist das Alarmlämpchen seelischer Mutilation.
Achtung Man darf sich nicht einbilden, außerhalb zu stehen. Es reicht nicht zu glauben, die eigene Lebensführung halte einen aus jeder oder doch zumindest solch gewaltiger Gefahr heraus. Es hilft nicht, sich zu sagen: „Die bringen sich gegenseitig um.“ Bei einer Auseinandersetzung mit einem Trickser dieser Härtekategorie gerät alles, was fest gebaut schien, in Gefahr, weggerissen zu werden wie ein Sandwall von der Flutwelle.
Es besteht dringender Handlungsbedarf. Das bedeutet, dass Sie auf der Stelle alles stehen und fallen lassen und zum Profi gehen: Jurist, Psychotherapeut, Profiler, Coach ...
Wichtig Suchen Sie sich jemanden,
- der diese Härtekategorie begreift,
- der weiß, wie er sich in dieser Härtekategorie Ihnen gegenüber und vor allem dem Trickser gegenüber zu verhalten hat, um Sie zu schützen und Ihre Interessen bestmöglich zu...