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Die verbale Entwicklungsdyspraxie: Definition, Diagnostik und Therapie

AutorMeike Brinkmann
VerlagDiplomica Verlag GmbH
Erscheinungsjahr2015
Seitenanzahl120 Seiten
ISBN9783959340014
FormatPDF
KopierschutzWasserzeichen/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Die verbale Entwicklungsdyspraxie äußert sich als ein Problem auf der Ebene der Sprechbewegungsplanung bzw. -programmierung. Sie zeigt sich in dem Unvermögen, die Artikulationsorgane für geplante Äußerungen willkürlich und kontrolliert in korrekter räumlicher und zeitlicher Beziehung zueinander einzusetzen. Die Produktion isolierter Laute verläuft meist störungsfrei. Allgemein weist die Sprachproduktion manchmal 'Inseln' auf, Phasen in denen das Sprechen ungestört verläuft. In der Arbeit beleuchtet die Autorin den Begriff und das Störungsbild der verbalen Entwicklungsdyspraxie näher. Sie versucht einen 'roten Faden' durch dieses umstrittene, unklar umrissene Thema zu ziehen. Das Hauptaugenmerk widmet sie dem Bereich der Diagnostik, dem ihrer Meinung nach bisher zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde.

Meike Brinkmann, geborene Schröder, wurde 1980 in Bremen geboren. 1999 begann sie das Studium der Behindertenpädagogik mit dem Schwerpunkt Sprachheilpädagogik an der Universität Bremen. Schon während ihres Studiums machte sie viele Praktika und arbeite nebenbei in einer sprachheilpädagogischen Praxis. Mitte 2005 schloss sie ihr Studium als Diplom-Sprachheilpädagogin ab und arbeitet seit August 2005 in einer logopädischen Praxis in Bremen-Huchting. Dort lernte sie ein breit gefächertes Störungsspektrum kennen, dass sie zu dieser Arbeit motivierte.

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Leseprobe
Textprobe: Kapitel 2.6.2, Prosodische Auffälligkeiten: Hier werden Verschiebungen des Hauptakzents von Wörtern und Phrasen und eine monotone Sprechweise aufgrund einer fehlenden Differenzierung der Silbengewichte genannt. Die Sprechrate wirkt uneinheitlich: Die Artikulation ist oft verlangsamt und angestrengt oder auch verwaschen. Es kann aber auch ein erhöhtes Artikulationstempo mit eingelagerten Unflüssigkeiten beobachtet werden. Prosodische Auffälligkeiten in der Intonation und Betonung, dem Rhythmus und dem temporalen Akzent können vorkommen, sowie Auffälligkeiten in der Stimmgebung und der Phonation. Die Stimme ist zu leise oder zu laut und kann nicht ausreichend lange gehalten werden. Jedoch seien auch 'Inseln' unauffälliger Sprechproduktionen möglich. 2.6.3, Oraler Befund: Auch die orale diadochokinetische Rate wird von vielen Autoren als gestört bezeichnet. Anhand der Fähigkeit zu rascher, abwechselnder Betätigung zusammenwirkender (antagonistischer) Artikulationsmuskeln, speziell der Zunge, prüft man mit Einzelsilben oder Silbensequenzen wie 'pa-ta-ka' die Häufigkeit und Geschwindigkeit der Produktionen innerhalb eines vorgegebenen Zeitraums. Die Kinder mit VED zeigen Schwierigkeiten in der Lautproduktion dieser Silbenfolgen und der Produktion der Silben in der richtigen Reihenfolge. YOSS und DARLEY berichten in einer Studie von 1974, dass die diadochokinetische Rate der Kinder im Vergleich zu einer Gruppe Kinder mit Sprechauffälligkeiten, aber keiner Apraxie, bemerkenswert langsam und gering war. Es wurde die Rate an Wiederholungen von Einzelsilben (/p?/, /t?/, /k?/) und der Silbenfolge /p?????/ gemessen. Alle apraktischen Kinder wiesen im Gegensatz zur Kontrollgruppe inkorrekte Sprechproduktionen der Silbenfolge auf. Nach DANNENBAUER ist die diadochokinetische Rate nicht nur gering, sondern die Realisierung der Laute und Silben erfolgt auch unrhythmisch. Ein oder mehrere Laute würden zwischen zwei Ziellaute gesetzt und es finden Laut- und Silbenvertauschungen, durch Schwierigkeiten in der Lautsequenzbildung statt. Nach SCHULTE-MÄTER ist die niedrige diadochokinetische Rate ein konstituierendes Merkmal, wenn man von einer Störung der Programmierung und sequentiellen Anordnung der beim Sprechen beteiligten Myofunktionen ausgeht. In der Spontansprache werden eine unsichere Kiefer-, Lippen- und Zungensteuerung als charakteristisch genannt. In der Kiefersteuerung sind die Öffnungsbewegungen zu unflüssig, zu wenig, zu viel oder es finden laterale Kieferabweichungen statt. Bei der Lippensteuerung ist keine Rundung [o:] oder keine Spreizung [i:] möglich. Bei der Zungensteuerung könne ein Tremor beobachtet werden oder, dass sich der Kiefer bei Zungenbewegungen mitbewegt. Außerdem seien keine symmetrischen Bewegungen im Mundraum (vorne/hinten, unten/oben, rechts/links) möglich. 2.6.4, Weitere Auffälligkeiten: Von vielen Autoren werden Suchbewegungen mit Lippen, Zunge und Kiefer als charakteristisches Merkmal der VED genannt. Ihnen wird ein hoher differentialdiagnostischer Wert eingeräumt. '...sichtbare Suchbewegungen bei der Initiierung oder während der Realisierung von Äußerungen, eine erkennbare Sprechanstrengung und Unzufriedenheit über die eigene Leistung mit mimischen und gestischen Ersatzhandlungen und häufigen Ansätzen zur Selbstkorrektur [...] Vor allem das Auftreten von Suchbewegungen kann ein sehr auffallendes Symptom sein und in vielen Fällen einen Verdacht auf Sprechapraxie begründen.' Die englischen Begriffe für Suchbewegungen sind 'groping' und 'silent posturing'. Das 'groping' betrifft tastende Suchbewegungen und das 'silent posturing' ein lautloses, verkrampftes 'in Stellung gehen'. HALL et al. berichten von Kindern, die mit Hilfe der Finger versuchten, die Artikulationsorgane in die richtige Stellung zu bringen. Suchbewegungen wurden häufiger bei älteren, therapieerfahreneren Kindern festgestellt. Man könnte daher annehmen, dass den Suchbewegungen ein Korrekturansatz zugrunde liege, da das Störungsbewusstsein dieser Kinder und Jugendlichen schon höher sei. Der Ausdruck von ROSENBEK und WERTZ 'trial-and-error behavior' deutet in diese Richtung. 'Emphasis on accurate articulator placement in the aqusition phases, and continued dependence on placement feedback in later therapy phases, may encourage the child to practice a gesture prior to its execution.' Von einigen Autoren werden auch syntaktische Probleme hervorgehoben. Man kann davon ausgehen, dass die Schwächen der phonologischen Prozesse syntaktische Defizite nach sich ziehen. Die meisten Fehler liegen im morphophonemischen Bereich, welche wiederum ein Resultat von phonologischen Vereinfachungsprozessen sind und nicht ausschließlich den sprechmotorischen und phonologischen Beeinträchtigungen zugeschrieben werden können. Jedoch werden die Schwächen im syntaktischen Bereich von anderen Autoren nicht als charakteristisch für VED angesehen. SCHULTE-MÄTER schreibt, dass sich, falls Probleme im syntaktischen Bereich vorliegen, ein weiteres Störungsgebiet abzeichnet oder aber eine Folgeerscheinung auf die sprechmotorische Beeinträchtigung vorliegt. Auf jeden Fall wird den Kindern durch etliche Faktoren der Erwerb sprachlicher Strukturen und Regeln erschwert. In Anhang B habe ich zur Übersicht die bereits genannten neurologischen, sprachlichen und nichtsprachlichen Charakteristika, sowie die Ausschlusskriterien und die genetische Disposition für VED noch einmal in einer Tabelle zusammengefasst.
Blick ins Buch
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis3
Einleitung5
1. Terminologie, Definition und Begriffskritik8
1.1. Überlegungen zum Begriff „Verbale Entwicklungsdyspraxie“und „-apraxie“8
1.2. Historischer Exkurs9
1.2.1. Die erste Erwähnung des Begriffs der „DevelopmentalArticulatory Dyspraxia“9
1.2.2. Der erste in der Literatur beschriebene Fall von verbalerEntwicklungsdyspraxie10
1.3. Das Sprachproduktionsmodell von CARUSO undSTRAND11
1.4. Zur Einordnung der Störung14
1.5. Exkurs: Neurogen erworbene Apraxie17
1.5.1. Eine kurze Darstellung des Störungsbildes Apraxie17
1.5.2. Eine kurze Darstellung des Störungsbildes Sprechapraxie18
1.6. Zur Problematik des Begriffs „verbale Entwicklungsdyspraxie“19
2. Symptomatik der verbalen Entwicklungsdyspraxie24
2.1. Zur Häufigkeit und dem Geschlechterverhältnis24
2.2. Zur genetischen Disposition24
2.3. Zum neurologischen Hintergrund26
2.4. Ausschlusskriterien29
2.5. Nichtsprachliche Auffälligkeiten30
2.6. Auffälligkeiten der Sprache und des Sprechens33
2.6.1. Artikulatorische Auffälligkeiten35
2.6.2. Prosodische Auffälligkeiten39
2.6.3. Oraler Befund40
2.6.4. Weitere Auffälligkeiten41
2.7. Verbale Entwicklungsdyspraxie in Verbindung mitanderen Störungsbildern43
3. Diagnostik46
3.1. Zur Problematik der Diagnose und Differentialdiagnosebei verbaler Entwicklungsdyspraxie47
3.2. Klinische Untersuchungsmethoden53
3.3. Anamnese54
3.4. Prüfverfahren zur Erfassung einer verbalenEntwicklungsdyspraxie56
3.4.1. Beurteilung der Spontansprache56
3.4.2. „Screening zur Erfassung der artikulatorischen undsprechmotorischen Komponenten bei Verdacht auf verbaleEntwicklungsdyspraxie“ zusammengestellt vonDITTSCHEIDT12959
3.4.3. „Verbal Motor Production Assessment for Children“ nachHAYDEN und SQUARE13161
3.5. Prüfverfahren zur Erfassung anderer Störungsbilder,die mit VED einhergehen können72
3.5.1. Beobachtungsbogen zur Feststellung von Praxie oder einermotorisch-apraktischen Schwäche72
3.5.2. Standardisierte Verfahren zur Feststellung einermotorischen Entwicklungsdyspraxie74
3.5.3. Feststellung einer oralen Apraxie76
3.5.4. Feststellung einer Störung der temporellen Verarbeitung77
3.6. Zusammenfassung78
4. Therapie der verbalen Entwicklungsdyspraxie80
4.1. Allgemeine Überlegungen zur Therapie einer verbalenEntwicklungsdyspraxie80
4.2. Verschiedene Therapieansätze83
4.2.1. Therapieansätze zur Verbesserung der motorischen Planung83
4.2.2. Intensiver Drill84
4.2.3. Übungsmaßnahmen auf rein oromotorischer Basis84
4.2.4. Das Einüben von Bewegungssequenzen85
4.2.5. Das Einüben kontrollierter Sprechgeschwindigkeit86
4.2.6. Die Einbeziehung prosodischer Aspekte in die Therapie87
4.2.7. Das Ansprechen verschiedener Modalitäten88
4.3. Spezifische Therapiemethoden88
4.3.1. Die Melodische Intonationstherapie88
4.3.2. Das PROMPT System91
4.3.3. Die Assoziationsmethode nach MCGINNIS94
4.3.4. Die totale Kommunikationstherapie95
5. Resümee97
Quellenverzeichnis102

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