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Die Verjüngung indigener Shola-Baum- und Straucharten unter exotischen Kiefernplantagen in den Palanibergen, Südindien

AutorBirgit Einhellinger
VerlagGRIN Verlag
Erscheinungsjahr2016
Seitenanzahl109 Seiten
ISBN9783668241497
FormatPDF/ePUB
Kopierschutzkein Kopierschutz/DRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis34,99 EUR
Diplomarbeit aus dem Jahr 2011 im Fachbereich Forstwirtschaft / Forstwissenschaft, Note: 2,0, Fachhochschule Weihenstephan; Abteilung Freising, Veranstaltung: Forstwirtschaft, Sprache: Deutsch, Abstract: Ziel dieser Arbeit war es, die natürliche Verjüngung indigener Shola-Baum- und Straucharten unter exotischen Kiefernplantagen in den Palanibergen (Südindien) bezüglich Artenzusammensetzung, Zustand und Verjüngungsdichte durch stichprobenartige Vegetationsaufnahmen zu dokumentieren und durch vergleichende Analyse verschiedener Standortfaktoren bestmöglich zu erklären. Dazu wurden Gelände- und Bestandesdaten in 9 Kiefernplantagen erhoben und jeweils auf 5,5% der Gesamtfläche je Plantage Shola- Verjüngung und Bodenvegetation anhand von Vegetationsaufnahmen (5m x 5m) untersucht. Anschließend wurde anhand von Regressions- und Korrelationsanalysen untersucht, welche Faktoren nachweislich einen Einfluss auf Artenzusammensetzung und Dichte der Verjüngung hatten. Es sollte außerdem geklärt werden, welche Rolle wildlebende Herbivoren wie der indische Bison für die Verjüngung spielte, wie sich die Konkurrenzsituation für die Verjüngung derzeit darstellte und welchen Einfluss die begleitende Bodenvegetation auf die Verjüngung hatte. Es sollten Prognosen möglich werden, ob in Zukunft eine erfolgreiche Besiedelung der Plantagenflächen durch Sholaspezies auch ohne künstliche Pflanzung zu erwarten ist.

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Leseprobe

1. Einleitung


 

1.1 Ökozonen und Waldbiome Indiens


 

Durch das Zusammenspiel abiotischer und biotischer Umweltfaktoren und den daraus resultierenden evolutionären Entwicklungen entstand im Laufe der Zeit die heutige Pflanzenwelt; es kam zum derzeitigen Verbreitungsbild der einzelnen Arten auf der Erde. Eine Gliederung der globalen Pflanzenwelt ist nun nach zwei Gesichtspunkten möglich, dabei wird entweder die Vegetation[1] oder die Flora[2] in den Mittelpunkt gestellt.

 

Übertragen auf Indien und ausgehend von der Flora wird der Subkontinent dem (westlichen, indoafrikanischen) paläotropischen Florenreich (auch: Paläotropis) zugerechnet, welches die Tropen und Subtropen der Alten Welt umfasst, also den Großteil Afrikas, Vorderasiens, Indiens, Südostasiens und der pazifischen Inseln. Es ist das artenreichste und zweitgrößte der insgesamt 6 Florenreiche (vgl. fukarek et al., 1995). Nach olson, dinerstein et al. (2001) wird das Festland sogar in 7 geographische Florenreiche und 14 Biome unterteilt. Diese wesentlich detailliertere Unterteilung soll eine genauere Erfassung der Biodiversität ermöglichen sowie eine repräsentativere Darstellung der Artengemeinschaften bieten. Nach dieser neueren Einteilung werden folgende Florenreiche unterschieden: Oceania, Nearctic, Neotropic, Afrotropic, Palearctic, Indo- Malay und Australasia.

 

Ausgehend von der Vegetation lässt sich die Pflanzenwelt in Vegetationszonen bzw. (noch differenzierter) nach Ökozonen[3] unterteilen, die weitgehend den Klimazonen entsprechen, da sich die natürliche Vegetation den jeweilig herrschenden Klimabedingungen anpasst. Die entscheidenden Einflussfaktoren sind dabei Temperatur sowie Niederschlag und vor allem deren regionale Schwankungen.

 

Der Nordwesten Indiens wird nach schulz der Ökozone „tropische/ subtropische Trockengebiete“ zugerechnet, der (süd-) östliche Teil Indiens der Ökozone „sommerfeuchte Tropen“:

 

 Die tropischen/ subtropischen Trockengebiete sind mit 31 Mio. km² und damit 20,8 % der Festlandfläche die größte Ökozone. Hier dominieren im Allgemeinen Wüsten und Halbwüsten, gefolgt von Dorn- und Trockensavanne.

 

 Die sommerfeuchten Tropen erstrecken sich von den Regenwäldern des Äquators über Feuchtsavannen bis zu den Trockensavannen der tropisch/ subtropischen Trockengebiete. Ihre Fläche beläuft sich auf 25 Mio. km², was einem Festlandanteil von 16 % entspricht (vgl. schulz, 2010).

 

Tabelle 1: Ökozonen nach schulz

 

 

Diese zonale Einteilung ist insgesamt jedoch als Modell zu betrachten, da zum Beispiel die verschiedenen Höhenstufen, welche Flora und Fauna vor Ort stark determinieren, unberücksichtigt bleiben und auch keine Zone darstellen.

 

Bedingt durch die weite räumliche Ausdehnung (3.287.590 km²) und die enormen Höhenunterschiede innerhalb dieses Staates mit dem Himalaya als natürliche Grenze im Norden, bietet Indien vielfältige Standorte, die zur Ausbildung der verschiedensten Waldbiome und Waldtypen geführt haben. Champion (1936) und Seth (1968) klassifizierten für Indien 16 verschiedene Haupt- Waldtypen (siehe Tab.2), darunter die kühlen Kiefern- und Zedernwälder in den Hochlagen des Himalayas, immergrüne und halbimmergrüne Feucht- und Regenwälder (auch in montan temperierter Form), laubabwerfende Feucht- und Trockenwälder, immergrüne Trockenwälder, Moor- , Küsten- und Dornenwälder sowie Zwischen- und Sonderformen, und an der Ostküste sogar Mangrovenwälder (vgl. Agarvala, 1990). Allein für die Westghats beispielsweise, die ursprünglich weithin von Regenwald bewachsen waren und die für diese Arbeit von Bedeutung sind, lassen sich heute je nach (Höhen-) Lage 4 Ökoregionen unterscheiden: (1) die Ökoregion laubabwerfender Regenwälder der nördlichen Westghats, (2) die Ökoregion Berg-Regenwälder der nördlichen Westghats, (3) die Ökoregion laubabwerfender Regenwälder der südlichen Westghats und (4) die Ökoregion laubabwerfender Ebenen-Trockenwälder des südlichen Dekhan (vgl. World Wildlife Fund, 2001).

 

Tabelle 2: Champion & Seth: Klassifizierung der Waldtypen Indiens

 

 

(”The most abundant types are Tropical Moist and Dry Deciduous forests, occupying over 70% of the country’s forest area, followed by the Tropical Thorn forest (6,9%), Tropical Wet Evergreen forest (6%) and Sub- tropical Pine forest (5%).” Khosla & Sehgal (1988))

 

Der Mensch hat jedoch großräumig starken Einfluss auf die ursprüngliche Vegetation genommen, so dass in weiten Teilen Indiens heute Kulturlandschaften und degradierte Dornbuschsavannen dominieren. Die natürliche Vegetation, die für die jeweilige Ökozone hauptsächlich zu erwarten wäre ist heute nur noch innerhalb weniger, meist schwer zugänglicher Gebiete erhalten. (Näheres zur Vegetation in Kap. 1.4.4 unter „Vegetationszone und p.n.V.“)

 

1.2 Exoten in den Palanibergen


 

Mit der Gründung britischer Siedlungen im frühen 19. Jhd. begann die Übernutzung der Sholas, wie die ursprünglichen, montanen Wälder der Palaniberge lokal genannt werden, durch die ständig wachsende Bevölkerung. 1841 wurden erstmals Maßnahmen zum Schutz der Sholas ergriffen und Versuche unternommen, den Holzeinschlag staatlich zu regeln. Zu diesem Zeitpunkt waren jedoch schon viele Sholas verschwunden, während zur selben Zeit der Anbau sogenannter „Exoten“ in Monokulturen auf seinem Höhepunkt war (vgl. T. N. Forest Department, 2007).

 

Nun wird die Bedeutung des Begriffs „exotisch“ meist mit „fremdländisch“, „ausgefallen“, „unbekannt“ oder „unüblich“ angegeben, oft verbunden mit einem gewissen positiven Reiz. Für Biologen hingegen ist dieses Wort häufig negativ belegt und bezeichnet eine ursprünglich aus einem fernen Land stammende Tier- oder Pflanzenart, die Fauna oder Flora eines Landes verfälscht, mit ihr konkurriert oder heimische Arten aggressiv verdrängt. Indes sind die meisten Pflanzen in ihrer Verbreitungsgeschichte zunächst exotisch: ab welchem Zeitpunkt eine Art als „heimisch“ bezeichnet werden kann und ihren Exotenstatus verliert, ist nicht genau festgelegt. Das Bundesamt für Naturschutz beispielsweise bezeichnet in entsprechenden Veröffentlichungen diejenigen Arten als (in Deutschland) heimisch bzw. indigen, „(...) die in unserem Gebiet seit dem Ende der letzten Eiszeit vorhanden sind, es aus eigener Kraft besiedelt haben oder hier entstanden sind“ (Bundesamt für Naturschutz, 2011). Gelingt es einer fremdländischen Art jedoch, sich nicht nur auf stark degradierten Standorten wie beispielsweise an Straßenrändern oder in anthropogen stark modifizierten Landschaften zu etablieren, sondern über einen Zeitraum von mindestens 10 Jahren hinweg auf weiten Flächen selbstständig, d.h. ohne menschliches Einwirken, reproduzierende Populationen aufzubauen, auch in großer Distanz von der Mutterpflanze, so wird diese Art nach Richardson & Rejmanek, (2011) als invasiv bezeichnet. In der von ihnen entworfenen “Summary of invasive trees and shrubs in 15 geographical regions of the world and representation of selected taxonomic groups“ sind entsprechend für den asiatischen Raum 36 invasive Baum- und 30 invasive Straucharten aufgelistet, darunter Acacia-, Pinus- und Eucalyptus- Arten. Daneben gibt es weltweit ähnliche Artenlisten, z.B. der IUCN (Näheres dazu im folgenden Kapitel), und in der Fachliteratur auch weitere, unterschiedliche Definitionen zum Begriff der biologischen Invasion. So ist beispielsweise nach Randall (2007) unter anderem die potentielle Ausbildung von Monokulturen eines der Kriterien, die eine Art als invasiv klassifiziert (vgl. Richardson & Rejmanek, 2011).

 

Nach der iucn ist zu unterscheiden zwischen „alien species“ und „invasive alien species.“: Erstere sind Arten, die durch anthropogenen Einfluss in ein fremdes Gebiet eingeschleppt wurden, während das Attribut „invasiv“ Arten bezeichnet, die in ihrem neuen Lebensraum bereits heimische Arten verdrängen (vgl. iucn; daisie[4], 2009).

 

Auch der Begriff Plantage bzw. Pflanzung bedarf einer Erklärung: Laut Definition der FAO (2001) bezeichnet der Überbegriff „Wald“ („forest“) sowohl natürlich entstandene als auch angepflanzte Wälder; entscheidend dabei ist nicht die Entstehung, sondern vielmehr eine Mindestausdehnung von über 0,5 ha sowie eine geschlossene Kronendecke bzw. Überschirmung durch Bäume auf mindestens 10% der so deklarierten Fläche (vgl. Global Forest Resource Assessment 2000; FAO, 2011). Demnach ist eine Industrieholz- oder Obstbaumplantage jedem Urwald in einem Naturschutzpark zumindest begrifflich gleichgestellt. Die ökologischen Funktionen und Leistungen sind bei beiden Waldformen annähernd gleich. Allerdings sind...

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