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Die Welt der Habsburger

Glanz und Tragik eines europäischen Herrscherhauses - Ein SPIEGEL-Buch

VerlagDeutsche Verlags-Anstalt
Erscheinungsjahr2010
Seitenanzahl304 Seiten
ISBN9783641041625
FormatePUB
KopierschutzDRM
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis9,99 EUR
Von Wien in die Welt - eine Geschichte der Habsburger
Kaum eine Dynastie hat Europa so geprägt wie die Habsburger. Nach dem zielbewussten Aufbau einer Hausmacht in der Alpenregion wuchs ihr Territorium durch Heiratspolitik und glückliche Erbfälle, bis sie weite Teile des Kontinents, ja sogar Kolonien in Übersee beherrschten. In einem opulenten Panorama erzählen SPIEGEL-Autoren und renommierte Wissenschaftler die Geschichte des Hauses Habsburg vom Mittelalter bis zur Gegenwart.

»Kriege mögen andere führen, du, glückliches Österreich, heirate!« Auch wenn der Satz zunächst als Spott gemeint war, beschreibt er doch treffend den Aufstieg der Habsburger zu weltpolitischer Geltung. Weniger durch gewaltsame Eroberung als mit vorausschauender Heiratspolitik gelang es der weitverzweigten Adelssippe, von einfachen Anfängen im Aargau zur bedeutendsten Herrscherdynastie Europas aufzusteigen.
Berühmte Gestalten wie Maximilian I., Karl V., Maria Theresia oder Franz Joseph mit seiner Gattin Elisabeth (»Sisi«) haben nicht nur politisch bestimmend gewirkt - auch Kunst, Musik und Literatur sind vom langen Regiment der Habsburger bis weit ins 20. Jahrhundert hinein geprägt worden. Gemeinsam mit Historikern und Wissenschaftlern erzählen SPIEGEL-Autoren farbig vom beispiellosen Aufstieg der Habsburger und fragen nach dem Erbe der Donaumonarchie.

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Leseprobe
Kaum ein mittelgroßer Ort in Mitteleuropa, an dem man nicht auf ihre Spuren stößt, kein Buch über die Weltgeschichte, in dem ihr Name fehlen dürfte: Unter den vielen Herrschersippen der Menschheit sind wenige in ihrer historischen Langzeitwirkung so unangefochten wie die Habsburger. Hütet diese Familie ein Geheimnis - oder hat sie einfach seit dem Mittelalter sehr viel Glück gehabt? Wie konnte ein Grafengeschlecht aus dem Aargau zur weltweit mächtigen, jahrhundertelang regierenden Dynastie aufsteigen? Genügten monarchische Zähigkeit, Geld und diplomatische Finesse, oder waltet hinter der erstaunlichen Beharrungskraft und Prachtliebe dieses Hauses gar eine Art Regenten-Gen?
In vielen Porträts und Geschichten versuchen SPIEGEL-Autoren auf den folgenden Seiten, Erklärungen für das erstaunliche Phänomen zu finden - auch mit der Hilfe namhafter Kenner wie Brigitte Hamann, Sigrid Löffler und Eberhard Straub. Kleine Seitenblicke und historische Zeugnisse beleben die Erzählung; immer wieder fangen Nahaufnahmen - von der Seeschlacht bei Lepanto bis zu den noch heute standesbewussten Wiener Hoflieferanten - etwas vom Flair des Herrschergeschlechts ein. Bereitwillig ließ sich derjenige befragen, in dessen Hand mittlerweile das ideelle Erbe der Habsburger liegt: Karl von Habsburg, Enkel des letzten Kaisers Karl I. und Sohn des Politikers Otto von Habsburg, der sich mit seiner Paneuropa-Union früh für die Integration des Kontinents einsetzte. Souverän weiß der heutige Chef des etwa 600-köpfigen Hauses zu begründen, warum es »nur logisch« ist, »dass ein Habsburger sich als Europäer versteht«.
Natürlich sollen die finsteren und fatalen Seiten der Geschichte nicht verschwiegen werden: Die Chuzpe, mit der Rudolf der Stifter im intellektuell zerrissenen, von Krieg heimgesuchten 14. Jahrhundert den Titel »Erzherzog« und entsprechende Vorrechte für die Seinen sicherte, ist Teil der wechselvollen Chronik, aber auch die üblen Erbfolgen fortgesetzter Verwandtenehen oder das kaum je von Milde geprägte Regime in Ungarn. Die geistigen Traumwelten Rudolfs II. und der geradezu verbissene Reformeifer Josephs II. gehören ebenso zum Gesamtbild wie der tragisch scheiternde Versuch des Erzherzogs Maximilian, als Kaiser von Mexiko zu regieren.

Jahrhunderte kaiserlichen Prunks lassen die Hauptstadt Österreichs bis heute als Habsburger-Metropole erscheinen - Kaffeehauskultur und Fiaker-Nostalgie inbegriffen.
In der Summe allerdings wirkt das Porträt-Mosaik dennoch erstaunlich eindrucksvoll - vor allem wohl dank der überdauernden Kulturleistungen im Namen Habsburgs. Schlösser und Gemälde, Dichtungen und prachtvolle Musik lassen den drückenden Alltag von einst vergessen. Die schon rein physisch exorbitanten Leistungen des »letzten Ritters« Maximilian I., des Weltregenten Karl V., von dem weit über IOO OOO Briefe bekannt sind, oder der gütig-energischen Maria Theresia können auch überzeugten Antimonarchisten Respekt abnötigen. Selbst das vielfach unglückliche, isolierte Leben der angeheirateten Elisabeth (»Sisi«) wird seit kurzem in einem eigenen Trakt der Wiener Hofburg museal aufbereitet.
Mehr als eine möglichst reichhaltige historische Spurensuche will dieser Band nicht anbieten: Bündige Urteile in Sachen Habsburg, wenn dergleichen überhaupt möglich sein kann, wird jeder Leser für sich finden müssen. So oder so aber begibt er sich dabei auf den Weg historischen Verstehens, das im Kern ein Nachdenken über Identität bleibt. Ob das heutige Europa von Habsburg kulturell, vielleicht sogar politisch noch etwas lernen kann, ist eine der Fragen, die sich vor solchem Hintergrund stellen. Neugier und Sachkunde dafür möchte das bunte Historien-Panorama dieses Buches vermitteln.

Hamburg, im Frühjahr 2010Dietmar Pieper Johannes Saltzwedel

TEIL I MYTHOS HABSBURG

WELTFIRMA MIT CHARAKTER

Was machte Habsburg groß? Maßgeblich für den Erfolg war wohl die gelassen österreichische Mischung aus Pracht und Menschlichkeit, in der Nostalgie und Spott gleichermaßen erlaubt sind.
Von Johannes Saltzwedel

Ein Gedränge wie an diesem Morgen des 12. Juni 1908 hatte die Ringstraße noch nicht erlebt. Karten wurden verkauft, Tribünen füllten sich, auf Balkons prüfte man die Sicht, während 24 Militärkapellen Stimmung verbreiteten. Tausende waren angereist, so manche Familie hatte seit Mitternacht auf ihrem Ausguckposten kampiert. Schließlich säumte über eine halbe Million Menschen Wiens majestätischen Boulevard. Alle wollten miterleben, wie sich Habsburg feierte.
Fast ein Jahr war der »Kaiserhuldigungsfestzug« zum 60. Thronjubiläum des greisen Franz Joseph akribisch geplant worden; neben den Wünschen des Monarchen hatten Organisatoren und Künstler sogar Leserbriefe berücksichtigt. Nun formierte sich seit Tagesanbruch im Prater ein sieben Kilometer langer Zug aus 12 000 Darstellern, der bis zum frühen Nachmittag in Glanz und Gloria den Stadtkern Wiens umrundete.
Erntewagen, Hochzeitsgruppen, Hofjagden, Winzer- und Schützentrupps aus allen Winkeln der Donaumonarchie defilierten vorbei, säuberlich choreografiert und in originalem Kostüm. Vom Salzburger Glöcknerlauf bis zur slowenischen Heimatsage reichte das üppig-exakte Panorama der Kulturen.
Tschechen, Kroaten, Ruthenen, Huzulen, alle begrüßten den Kaiser in ihrer Muttersprache. »Es war eine Völkerparade, wie sie reicher und mannigfaltiger sich nicht denken lässt und wie sie sicher kein anderer Staat der Welt aufzuweisen hat«, jubelte die tonangebende »Neue Freie Presse« tags darauf und feierte patriotisch das »Gefühl der Zusammengehörigkeit«, das der dreistündige Vorbeimarsch ausgelöst habe.
Einmütigkeit inmitten der Vielfalt, so die propagandistisch-festliche Botschaft, war das Hauptverdienst des jahrhundertelangen Habsburger-Regiments. Seine wichtigsten Etappen stellte das vordere Drittel des gewaltigen Umzugs nach. Acht berittene Fanfarenbläser intonierten zum ersten Tableau: König Rudolf mit Rittern und Gefolge. Nach ihm, Habsburgs erstem Throninhaber Ende des 13. Jahrhunderts, porträtierte der Zug den Glanz des Hauses Österreich, der zeitweilig mächtigsten Dynastie Europas, in vielen bedeutenden Episoden.
Da wurde vom Kampf gegen Raubritter unter König Albrecht I. und der Grundsteinlegung des Stephansdoms durch Rudolf den Stifter erzählt. Friedrich III., Habsburgs erster Kaiser, entfaltete Herrscherpracht; Maximilian I. setzte mit der Doppelhochzeit seiner Kinder noch eins drauf. Wiens zweimalige Belagerung durch die Osmanen und die Eroberungen auf dem Balkan waren zu sehen, aber auch die Söldnerheere des Dreißigjährigen Krieges. Gleich in mehreren Szenen erschien Maria Theresia als gütig-energische Landesmutter.
Selbst der Siebenjährige Krieg, die Schlacht bei Aspern -einziger echter Sieg über Napoleon -, Andreas Hofers Tiroler Landsturm und das bunt-gemütliche Wien der Kongress- und Biedermeiertage bekamen ihren Auftritt; natürlich durfte der beliebte Feldmarschall Radetzky zum Schluss nicht fehlen. Zentrum der Parade aber war Prinz Eugen, Kulturmäzen und Sieger über die Türken.
Dass man ausgerechnet diesen Nicht-Habsburger besonders feierte, hätte einen Franzosen oder Engländer sicher verwundert. Doch für Bewohner des k. u. k. Reiches, ob bäuerlich oder intellektuell, war die Entscheidung plausibel. Habsburg, das war eben mehr als eine alte Dynastie angestammter Regenten oder eine Adelsfamilie mit zäher Fortune.

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