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E-Book

Durch die Wildnis der Rocky Mountains

Allein unter Goldgräbern und Desperados

AutorIsabella Bird
VerlagEdition Erdmann in der marixverlag GmbH
Erscheinungsjahr2017
Seitenanzahl240 Seiten
ISBN9783843805452
FormatePUB
KopierschutzWasserzeichen
GerätePC/MAC/eReader/Tablet
Preis17,99 EUR
Die Engländerin Isabella Bird ist 23 Jahre alt, als ein Arzt ihr Reisen gegen ein hartnäckiges Rückenleiden empfiehlt. Ihr Vater schickt sie 1854 mit dem Schiff zu Verwandten nach Nordamerika. Von dort aus zieht Isabella auf eigene Faust weiter. Sie fährt von San Francisco mit der Eisenbahn zum Lake Tahoe, schwingt sich auf ein Pferd und reitet im Cowboysattel durch unerforschte Bergwelten und erobert die Rocky Mountains. Ein einziger wilder Ritt durch raue, gänzlich unzivilisierte Gegenden, in die sich bisher kaum ein Mann, geschweige denn eine Frau gewagt hatte. In England noch stets kränkelnd, meistert Isabella in der abenteuerlichen Fremde alle Herausforderungen bei bester Gesundheit. Eine Frau mit Fernweh! Isabella Birds Reisebeschreibungen werden zu Klassikern der Reiseliteratur.

Isabella Bird, Entdeckerin, Schriftstellerin, Fotografin, wurde 1831 in der englischen Grafschaft Yorkshire geboren. Die Tochter eines Pastors hat schon früh Reisen als Heilmittel für ihre angeschlagene Gesundheit entdeckt. Sie führten sie nach Japan, Tibet, Persien, Kurdistan und in die USA. Sie veröffentlichte acht Bücher. 'A Lady's Life in the Rocky Mountains' erschien 1879 bei John Murray in New York und London und wurde sofort zum Bestseller - heute zählt das Buch zu den Klassikern unter den Reiseberichten. Isabella Bird wurde 1892 als erste Frau in die Royal Geographical Society aufgenommen. Klaudia Ruschkowski, geboren 1959 in Dortmund, lebt in Volterra, Italien und in Berlin. Sie ist Dramaturgin, Autorin, Kuratorin und Übersetzerin. Sie übersetzte aus dem Italienischen und Englischen, zuletzt Etel Adnan, Guiseppe Zigaina und Vincenco Latronico. Susanne Gretter, studierte Anglistik, Romanistik und Politische Wissenschaft in Tübingen und Berlin. Sie lebt und arbeitet als Verlagslektorin in Berlin. Sie ist Herausgeberin der Reihe 'Die kühne Reisende'.

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Leseprobe

VORWORT


Isabella war kaum vier Jahre alt, da saß sie schon auf dem Pferd, vor ihrem Vater, und begleitete ihn auf seiner täglichen Runde durch die Gemeinde. Pastor Edward Bird und seine Frau Dora folgten den Ratschlägen des Arztes, ihre älteste Tochter, die von klein auf an einer Wirbelsäulenerkrankung litt, viel an der frischen Luft und in Bewegung zu halten. Mit sechs ritt Isabella ihr eigenes Pferd.

Isabella Lucy Bird kam am 15. Oktober 1831 in Borough-bridge Hall zur Welt, einem kleinen Ort in der englischen Grafschaft Yorkshire. Im darauffolgenden Frühjahr erhielt ihr Vater eine Stelle als Vikar in Maidenhead bei London, doch schon zwei Jahre später nahm er, vom Lärmen der Stadt gesundheitlich angegriffen, eine Pfarrstelle im ruhigen, ländlichen Tattenhall südöstlich von Chester an. Hier, inmitten von Gärten, Wiesen und Weiden, wuchsen Isabella und ihre fünf Jahre jüngere Schwester Henrietta, genannt Hennie, auf. Die Ausritte mit dem Vater wurden bestimmend für Isabellas Form der Wahrnehmung, für ihre Sicht auf die Welt. Er lenkte die Aufmerksamkeit des Kindes auf die Vielfalt der Natur, ließ es Bäume, Blumen und Gräser bestimmen, zeigte ihm die umliegenden Farmen mit den Ställen für das Vieh, führte es in die Wirtschaftsgebäude, erklärte ihm jedes einzelne Ding und befragte es minutiös nach allem, was es gesehen hatte: »Während wir daher ritten, ließ er mich das Getreide auf den Feldern, die Schwungrichtung der Wasserräder oder die Aufhängung der Gatter beschreiben, die Insekten benennen, die wir sahen, und die Tiere, denen wir begegneten.« Die leidenschaftliche Liebe zur Natur, die auch in ihren detaillierten Landschaftsbeschreibungen zum Ausdruck kommt, sollte Isabella ihr Leben lang begleiten.

Edward Bird, der nach dem Willen seines Vaters Rechtswissenschaften studiert und 1825 eine Anwaltskanzlei in Kalkutta übernommen hatte, war vier Jahre später, nach dem Tod seiner jungen Frau und seines Erstgeborenen, als gebrochener Mann nach England zurückgekehrt. Er fand Trost in Gott. Nachdem er 1830 die Priesterweihen der anglikanischen Kirche erhalten hatte, verschrieb er sich der Verbreitung des »rechten Glaubens«. Im selben Jahr heiratete er in Boroughbridge Isabellas Mutter, Dora Lawson, eine taktvolle, gebildete, reservierte Frau, die sich in der Sonntagsschule engagierte und die Erziehung ihrer beiden Kinder selbst in die Hand nahm: »Niemand war in der Lage, so zu unterrichten wie meine Mutter. Alles erschien so wunderbar und interessant, wir saßen wie verzaubert, wenn sie uns die Dinge erklärte.« Von beiden Eltern erbte Isabella einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit, vom Vater und den Großeltern väterlicherseits eine Form von missionarischer Religiosität, die sie kurz vor ihrem Lebensende veranlasste, an das christliche England zu appellieren, »in die heidnische Welt zu ziehen und deren unglückliche Millionen dem Erlöser zuzuführen«.

Isabella stieß bereits als Kind mit ihren religiösen, sozialen und politischen Überlegungen bei Familie und Freunden auf Gehör und sorgte für Erstaunen. Da sie häufig krank war und immer wieder für längere Zeiten das Bett hüten musste, las sie viel, interessierte sich für Naturwissenschaft und Ökonomie und verschlang historische Bücher, darunter Archibald Alisons Schriften zur Französischen Revolution. Querelen um sein scharfes Verbot der Sonntagsarbeit veranlassten Edward Bird um 1842, Tattenhall zu verlassen und eine Pfarrstelle in Birmingham anzunehmen. Isabella hatte die Pflicht, in der Sonntagsschule zu unterrichten. Sie machte das Beste daraus, indem sie, die recht gern sang, einen Chor gründete. Zu jener Zeit litt sie unter furchtbaren Rückenschmerzen, hatte Abszesse an den Füßen und konnte kaum laufen. Allen Krankheiten und Gebrechen zum Trotz bildete sie sich unaufhörlich weiter, schlug in einer Gesellschaft, die einer intelligenten, ambitionierten jungen Frau wenig Möglichkeiten bot, konsequent ihren eigenen Weg ein und begann zu schreiben. Mit sechzehn verfasste sie ihren ersten Essay, eine Analyse von Freihandel und Protektionismus, der in einer kleinen Privatauflage in Huntingdon erschien.

1850 wurde ihr ein Tumor an der Wirbelsäule entfernt. Die Operation gelang nur teilweise, Isabella litt an Schlaflosigkeit und Depressionen. Die nächsten Sommer verbrachte sie im schottischen Hochland, doch ihr Zustand besserte sich erst, als ihr Vater sie 1854 auf ärztlichen Rat hin auf eine Seereise schickte, zu Verwandten nach Kanada. Ausgestattet mit hundert Pfund Sterling nutzte sie die Gelegenheit zu einer mehrmonatigen Tour durch die Vereinigten Staaten und den Osten Kanadas, sah Boston, Chicago und Detroit, Toronto und Montreal, verbrachte einige Wochen auf Prince Edward Island vor der kanadischen Küste, reiste durch Cincinnati und fuhr den Mississippi entlang. Die Briefe, die sie an ihre Schwester Hennie schickte, bildeten die Basis für ihr erstes Reisebuch, »The Englishwoman in America«. Isabella schrieb es bei Nacht, eine Gewohnheit, die sie beibehalten sollte. Es erschien im Januar 1856 in dem angesehenen Verlag von John Murray, New York und London, und erhielt begeisterte Rezensionen. Die erste Auflage war bereits im selben Jahr vergriffen, und Isabella bekam von Murray einen beachtlichen Scheck, ihr erstes Einkommen als Schriftstellerin. Diese frühe Reise, der in den nächsten Jahren mehrere andere nach Nordamerika und in den Mittelmeerraum folgten, war ein Vorgeschmack auf die Art von furchtlosem, unkonventionellem Reisen, wie Isabella es sich vorstellte, das Initial zur Veränderung ihres Lebens. Isabella, kaum größer als einen Meter fünfzig, scharfsinnig und gebildet, humorvoll, mitunter sarkastisch, ebenso schlagfertig wie mutig, geplagt von Schmerzen und depressiven Schüben, zuweilen verzweifelt, ja lebensmüde, sollte durch das Reisen der viktorianischen Enge, die ihr die Luft zum Atmen nahm, entkommen und zu sich selbst finden. Indem sie sich schwer zugänglichen Landstrichen aussetzte, gewann sie an physischer Kraft und geistiger Klarheit.

Nach dem Tod des Vaters 1858 zogen Isabella und ihre geliebte Schwester Hennie mit der Mutter nach Edinburgh und verbrachten einige Monate im schottischen Hochland. Dort verfasste Isabella, sie hatte es dem Vater versprochen, einen Essay über die Aspekte der Religion in den Vereinigten Staaten, der 1859 in Buchform erschien. Sie unternahm Touren durch die Highlands, forschte zu Archäologie und Geschichte, Chemie und Biologie und schrieb neben ihren Büchern auch Artikel für verschiedene Zeitschriften, unter anderem das in London erscheinende vielgelesene Wochenmagazin »The Leisure Hour«, wodurch sie ihren Lebensunterhalt bestritt. Mit ihrer Gesundheit ging es jedoch immer weiter bergab. »Ich fühle mich«, notierte sie 1864, »als verginge mein Leben mit der unwürdigen Beschäftigung, mich ausschließlich um mich selbst zu kümmern, und stelle fest, dass ich Gefahr laufe, in vollkommener Selbstbezogenheit zu verkrusten.« Ihre Krankheit ermöglichte es ihr eben auch, ungeliebten gesellschaftlichen Pflichten und langweiligen Menschen aus dem Weg zu gehen, sich früh zurückzuziehen, nachts zu schreiben, spät aufzustehen. Sie isolierte sich mehr und mehr, legte ihre unbändige Vitalität regelrecht still.

Der Knoten platzte 1872, Isabella war vierzig Jahre alt. Am 11. Juli brach sie auf Drängen ihres Arztes von Edinburgh aus zu einer Reise auf, die achtzehn Monate dauern sollte, verzweifelt über ihre Schwäche, doch diesmal fest entschlossen, über sich selbst hinauszuwachsen. Das erste Ziel: Australien. Dora Bird war 1868 gestorben. Zurück im westschottischen Tobermory blieb Henrietta, die Empfängerin sämtlicher Briefe, die Isabella als Fundus für ihre folgenden Bücher dienten. Im September zog sie sich auf See eine schwere Lungenentzündung zu. Man fürchtete um ihr Leben, doch sie erholte sich und ging am 5. Oktober in Melbourne an Land. Fast zwei Monate durchquerte sie den Südwesten Australiens, unternahm Ausflüge in den australischen Busch und erforschte die dortige Pflanzenwelt. An Bord eines kleinen, mit Menschen und Tieren überfüllten Dampfschiffs fuhr sie Ende November über die Tasmansee weiter nach Invercargill, einem Hafen an der Südspitze Neuseelands, getrieben von der Sehnsucht nach Territorien jenseits des ihr bekannten Horizonts. Hitze und Staub schlugen ihr entgegen, sie hatte die schlimmste Jahreszeit erwischt. Am 1. Januar 1873 legte sie, wie ihre Biografin und Freundin Anna Stoddart berichtet, auf der »Nevada«, einem reichlich ramponierten Schiff, von Auckland nach Hawaii, den damaligen Sandwichinseln, ab. Der Dampfer geriet nach kurzem in einen heftigen Hurrikan, der ihn wie Treibgut hin und her schleuderte. Die Mannschaft meuterte, die Passagiere verzweifelten – und Isabella war zum ersten Mal in ihrem Element. Sie kümmerte sich um die seekranken Mitreisenden, las Tennyson, half, die unzähligen Kakerlaken zu erschlagen, und vergnügte sich beim Scheibenwerfen. Am 25. Januar traf sie in Honolulu ein. Dort ereignete sich, wonach sie sich ihr Leben lang gesehnt hatte: Sie fühlte sich frei. Es war überwältigend: »Endlich liebe ich, und der alte Meeresgott hat...

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